Bewertung

Review: #5.11 Reisen

Foto: Caitriona Balfe & Sam Heughan, Outlander - Copyright: RTL / 2019 Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved
Caitriona Balfe & Sam Heughan, Outlander
© RTL / 2019 Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved

An der letzten Episode habe ich hauptsächlich aufgrund des Timings Kritik geübt. Da durch #5.10 Mercy Shall Follow Me ein bedeutender Handlungsstrang abgeschlossen wurde, kam es für mich somit wenig überraschend, dass #5.11 Journeycake nun so wirkt, als würde man ein vollkommen neues Kapitel – oder im Fall von "Outlander" ein neues Buch – aufschlagen. Es ist ein deutlicher Einschnitt zu merken, was nicht nur daran liegt, dass Bonnets Schatten plötzlich nicht mehr über der Geschichte hängt, auch Nachwehen seines Todes sind den Figuren nicht anzumerken. Stattdessen geht man dem Alltag nach und beginnt damit, so kurz vor dem Staffelfinale Banalitäten abzuhandeln, die irgendwie Fehl am Platz wirken. Sowohl der Weggang von Roger, Brianna und Jemmy als auch die Entführung Claires wirken so kurz vor dem Schluss etwas merkwürdig und werfen große Zweifel daran auf, ob die Staffel zu einem runden Ende zu bringen ist.

"Even though I may never see any of you again, you have made my life whole."

Von der ersten Minute der fünften Staffel an hing die Frage in der Luft, ob Brianna und Roger irgendwann in ihre Zeit zurückkehren würden. Das war stets ein Teil der Geschichte, den ich im Hinterkopf hatte, aber nicht so recht an mich heranlassen wollte, weil ich mir nicht sicher war, ob dies wirklich eine Überlegung für die nähere Zukunft ist. Nachdem ich bereits vergangene Woche von der schnellen Abhandlung rund um Bonnet überrascht wurde, hat mich dieser weitere massive erzählerische Schritt aufs Neue kalt erwischt. Da ist der Moment nun also, den ich irgendwie nie kommen sehen wollte: Brianna und Roger reisen mit ihrem Sohn durch die Steine. Diese Entscheidung bringt viele Facetten mit sich und ich möchte ganz vorne beginnen, mit der Entdeckung, dass Jemmy durch die Zeit reisen kann. Die Szene kam für mich vollkommen unverhofft, dennoch war mir beim immer lauter werdenden Summen und den verstörten Gesichtern von Claire, Brianna und Roger sofort klar, was wir hier für ein Geräusch hören. Es ist das selbe, das wir in #1.01 Sassenach, in #2.13 Dragonfly in Amber, in #3.05 Der Entschluss und in #4.05 Savages vernommen haben. Verbunden mit einer Gänsehaut, die langsam die Arme hochkriecht bis hoch zu den Nackenhaaren braucht es nicht vieler Worte, um dem Zuschauer zu verdeutlichen, was für ein Zeichen uns hier geschickt wird. Mit ihrer simplen Eindrücklichkeit hat mir diese Szene sehr gefallen und sie stellte für mich den Höhepunkt der Handlung dar, die dann leider sehr rasch abgewickelt wurde. Wie bereits in der letzten Episode bleibt wenig Zeit, das Gesehene zu verdauen, Schlag um Schlag treibt man die Handlung voran, so als hätte man es äußerst eilig, dieses Kapitel so schnell wie möglich abzuschließen. Ich habe mich regelrecht überrumpelt davon gefühlt, dass die tränenerstickte Umarmung zwischen Claire und Brianna tatsächlich deren Abschied sein sollte. Ein wenig mehr Worte gab es zum Glück zwischen Jamie und Brianna, doch auch der Abschied zwischen diesen beiden wurde viel zu wenig ausgekostet. Über die fehlenden Abschiedsworte zwischen Roger und seinen Schwiegereltern braucht man gar nichts zu sagen, es ist für mich der pure Ärger, dass ihnen nicht einmal eine Sekunde gewidmet wurde.

Doch damit ist es nicht genug, in Windeseile sind Brianna und Roger dann auch schon bei den Steinen angekommen und berühren sie, bereit für eine neue Reise durch die Zeit. Der Cliffhanger an dieser Stelle erscheint etwas merkwürdig und ich hoffe sehr, dass er im Staffelfinale noch ansatzweise aufgeklärt wird. An sich gibt es nur drei Optionen, wo sie gelandet sein könnten:

  • In ihrer Zeit. Das würde allerdings nicht die verwunderten Gesichtsausdrücke erklären.
  • In einer anderen Zeit. Da stellt sich die Frage, ob sie weiter in die Vergangenheit oder in die Zukunft gereist sind.
  • Sie sind gar nicht gereist.

Zum Thema Zeitreise ist natürlich auch noch Ian zu erwähnen, der nun auch in das Geheimnis eingeweiht wurde und darauf recht gelassen reagierte. Bisher lasse ich mich was Erklärungen zu seiner Zeit bei den Mohawks angeht durchaus gern noch ein klein wenig auf die Folter spannen. Doch im Staffelfinale sollte es bei Ian dringend eine Offenbarung geben, diese vielen kleinen Hinweise wären sehr ärgerlich, sollte man bis Staffel 6 auf eine Antwort warten müssen.

Die restlichen "Zurückgelassenen" nehmen den Weggang von Brianna und Roger ebenfalls nur mit Tränen in den Augen hin. Ich habe es genossen, dass sowohl das schwesterliche Band zwischen Brianna und Marsali als auch die Vertrautheit zwischen Brianna und Lizzie kurz erwähnt wurde. Im Gegensatz dazu standen die fehlenden Anker, die Roger in der Vergangenheit halten, wodurch noch einmal um einiges deutlicher wurde, dass genau dies den Grund für den Weggang der beiden darstellt.

Zuletzt hätten wir da noch den finalen Cliffhanger rund um Claire. Ich bin mir nicht sicher, ob nun ihr eigenes Tun als Dr. Rawlings zu Claires Entführung geführt hat, oder ob es Jamies Weigerung war, sich Richard Brown anzuschließen. An sich bietet die Entführung durchaus die Möglichkeit, ein spannungsgeladenes Staffelfinale zu erzählen, doch betrachtet man den Stellenwert der doch recht spontanen und unpersönlichen Entführung, dann hätte ich für das Finale definitiv die Rache an Bonnet vorgezogen. Den Abschluss der Episode bildet die Entzündung des Kreuzes, das Jamie im Staffelauftakt aufgestellt hat. Im Gegensatz zur Entführung hat diese Geste eine viel größere Bedeutung, da Jamie schwor, das Kreuz nur in der größten Not zu entflammen. Diese sah er weder bei der Suche nach Männern im Kampf gegen die Regulatoren noch kurz vor der Schlacht von Alamance. Stattdessen ist es mit der Entführung seiner Frau etwas Persönliches, was ihm sehr am Herzen liegt, weshalb er nun bereits ist, ohne Rücksicht auf Verluste in den Krieg zu ziehen. Das lässt mich auf ein emotionsgeladenes Staffelfinale hoffen.

Randnotizen

  • Ich hatte bisher gar nicht daran gedacht, dass Jamie Brianna noch nicht von ihrem Halbbruder erzählt hatte. Dies war ein schöner Vater-Tochter-Moment. Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie Brianna in ihrer Zeit tatsächlich nach Willie sucht. Vielleicht ist sein Schicksal ja ein späterer Grund, noch einmal in die Vergangenheit zu reisen?
  • Auch wenn man das Summen als Zeichen dafür deuten kann, dass Jemmy Rogers Sohn ist, finde ich weiterhin, dass er Bonnet wie aus dem Gesicht geschnitten aussieht.
  • Welch Zufall, dass Lord John Grey pünktlich auftaucht, um sich von Brianna verabschieden zu können. In den letzten Staffeln hatte seine Figur allerdings mehr Gewicht, als es in dieser bisher der Fall war. Dennoch präsentiert er sich auch dieses Mal wieder von seiner wärmsten Seite und stellt Ulysses eine Zukunft in Aussicht.

Fazit

Nach einem harten Einschnitt ist von den Ereignissen der letzten Episode nichts mehr zu spüren, stattdessen konzentriert man sich nun auf zwei vollkommen unabhängige Handlungen. Nur mit einem Murren ist man bereit, sich so schnell einer Kursänderung hinzugeben. Ich kann mir noch nicht recht vorstellen, weshalb man so kurz vor dem Staffelfinale noch einmal mit etwas ganz Neuem anfangen musste und zweifle, ob sich dieser Schritt gelohnt hat, da vielleicht man besser bis zur nächsten Staffel gewartet hätte.

Marie Florschütz - myFanbase

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