Bewertung

Review: #2.13 Unter dem Eis

Foto: Melissa Roxburgh, Manifest - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Melissa Roxburgh, Manifest
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Da ist es nun, das Finale der zweiten Staffel von "Manifest". Ich muss sagen, dass mir ein wenig die Worte fehlen. Es war keine schlechte Episode, gleichermaßen kann ich aber auch nicht behaupten, dass ich wahnsinnig angetan davon war. Die zweite Staffelhälfte war sehr durchwachsen, weshalb ich mich vorab bereits gefragt hatte, wie man diese Staffel zu einem zufriedenstellenden Ende bringen will, das gleichzeitig als Staffel- und auch als Serienfinale fungieren könnte – denn über eine Verlängerung um eine dritte Staffel wurde bisher noch nicht entschieden. Einerseits freut es mich, dass man den roten Faden des Todesdatums nicht verloren hat und es schaffte, dieses Thema mit einem Aufatmen abzuschließen. Andererseits war der Weg dorthin nicht sonderlich fesselnd. Wenig Charakterarbeit, viel Hin und Her, zu viele aufgegriffene und dann doch wieder vergessene Fragen prägen diese Episode.

Saanvi

Fangen wir bei Saanvi an, die wieder einmal fernab von allen anderen agiert und auf eigene Faust versucht, das Leben von Zeke zu retten. Für sich genommen gefällt mir diese aufopferungsvolle Figur, doch alles rund um Saanvi scheint sich meilenweit von den anderen Geschichten abzuspielen, was mich jedes Mal wieder stört, weil Saanvis Stellenwert durch ihre Losgelöstheit immer mehr in Vergessenheit gerät. Ihr verzweifelter Versuch, durch Major an eine Rettung zu kommen, geht auf grandiose Weise nach hinten los. Ich hätte nicht gedacht, dass wir Major noch einmal wiedersehen werden und habe dann kurz gehofft, dass man wenigstens etwas Gutes aus ihrem Auftritt macht. Wie bisher bleibt Major aber sehr blass und eindimensional, nur ein Schurke ohne jeglichen Tiefgang. Saanvis Tat hingegen wusste dann doch ein Wechselbad der Gefühle auszulösen. Mit dem – wenn auch unbeabsichtigten – Mord an Major befindet sich die ohnehin schon labile Saanvi an einem sehr verwundbaren Punkt, den ich gern näher ergründen würde. Ich befürchte jedoch, dass man diese Gelegenheit ähnlich wie in Staffel 2 verstreichen lassen wird, falls man in Staffel 3 die Chance dazu bekommt, weshalb es sich so anfühlt, als würden wir uns im Kreis drehen. Alles in allem steht die Geschichte sehr für sich allein und es würde auch nicht auffallen, wenn Robert Vance Saanvi einfach untertauchen lässt und niemals mehr ein Wort von ihr erwähnt wird. So wie diese Staffel aufgezogen war, würden es die Stones nicht einmal mitbekommen, denn es fehlt hinten und vorne an Verknüpfungspunkten.

Cal

Den zweiten und wesentlich bedeutenderen Schwerpunkt bildet das Kidnapping von Cal durch Jace, Pete und Kory. Diese Geschichte stellt das Zugpferd des Staffelfinales dar, was mich sehr gestört hat, da es doch eigentlich Auflösungen rund um das Todesdatum, Al Zuras, Saanvis Recherche und, und, und sind, die man gern beantwortet hätte. Für mich sieht die Kidnapping-Aktion ähnlich wie die Storyline rund um James Griffin in Staffel 1 aus, mit der man den Eindruck vermittelt hat, Zeit schinden zu wollen. Jace, Pete und Kory wurden als die wichtigsten Figuren der zweiten Staffel angepriesen, aber sie bleiben Mittel zum Zweck. Es wird weder erklärt, was ihre Motive sind, noch einmal auf den Schatten in Cals Zeichnung eingegangen, noch darf ein Mitglied der Familie Stone bei der Rettung Cals glänzen. Alle sind vollkommen aufgeregt, gleich zwei Mal versuchen die Autoren es mit dem Kniff, die Polizei außenvor zu lassen, nur um dann doch auf deren Hilfe zurückzugreifen und bis auf die Schlussszene, in der Ben, Eden, Cal, Olive und Grace im Bett liegen, fehlt es total an emotionaler Verbundenheit. Nicht weniger enttäuscht war ich von der Auflösung der Geschichte und dem Blitzschlag, der in den See einschlägt. Sollte das ein Zeichen der Visionen sein, dass sie die Stones beschützen? Tut mir leid, aber das hat bei mir seine Wirkung auf ganzer Linie verfehlt. Es sah einfach nur albern aus, wie der Blitz gefühlt genau in Jaces Kopf einschlug und das Eis brechen lies.

Zeke

Das meiste rausgeholt hat man dann tatsächlich bei der Story rund um Zeke. Für mich hätte diese Geschichte das Herzstück des Finales sein sollen, aber leider lief sie wegen der Kidnapping-Aktion nur so nebenbei her. Ich verstehe durchaus, dass man das Kidnapping wählte, um Michaelas unerfüllte Vision mit der erfüllten Zekes nebeneinander stellen zu können, um aufzuzeigen, dass die Menschen belohnt werden und ihr Todesdatum überleben, die den Visionen folgen. Dennoch hat es mir nicht gefallen, dass das Ganze gefühlt in einem Nebensatz abgehandelt wurde.

Rein dramaturgisch hätte ich es tatsächlich schöner gefunden, wenn Zeke als Held gestorben wäre. Mit der Bestätigung, dass man das Todesdatum bei Erfüllung der Visionen überwinden kann, ist die zukünftige Geschichte und das Bangen um das Überleben der Stones doch nun eigentlich hinfällig. Viel interessanter wäre es gewesen, wenn man Zeke hätte sterben lassen – vielleicht mit der Begründung, dass er medizinische Hilfe von Saanvi erhalten hat und sich somit gegen die Visionen gestellt hat. Das hätte nicht nur wieder die Türen für Michaela und Jared geöffnet, sondern auch den Stones mehr Drang verschafft, den Sinn hinter den Visionen zu erfragen und ihnen nicht nur blind zu folgen, wie sie es nun scheinbar tun wollen.

Kleine Überlegung am Rande: Wurden die Leichen der drei Kidnapper nicht gefunden, da sie irgendwie gebraucht wurden, um Zeke wieder zum Leben zu erwecken?

Das Flugzeug

Zum Schluss wird noch eine weitere Frage in den ohnehin schon viel zu großen See von Ungewissheiten geworfen. Was hat es mit der Tragfläche auf sich, die das Fischerboot aus dem Meer fischte? Wie kann sie ein Teil von Flug 828 sein, obwohl das Flugzeug doch in #1.01 Pilot explodiert und nicht im Ozean untergegangen ist? Mit dem Blick auf eine dritte Staffel macht es nach der Entscheidung, die man bei Zeke getroffen hat, Sinn, einen neuen Fixpunkt aufzuzeigen, mit dem man sich beschäftigen will. Was jedoch wenig logisch erscheint, ist das ganze drumherum, das nämlich nicht die Neugierde weckt, sondern eher die Frage aufwirft, ob sich die Autoren nicht selbst ein Bein stellen und vergessen, welche Geschichte sie eigentlich erzählen wollen.

Nicht beantwortete Fragen

Mit nicht beantworteten Fragen kann "Manifest" sich mittlerweile geradezu brüsten. Hier mal ein paar, deren Nichtbeantwortung mich nach dem Staffelfinale etwas mürrisch zurücklässt:

Was ist aus Fiona Clarke und Captain Bill Daly geworden? Es stört Ben also, dass er nicht weiß, was die Vision vom explodierenden Flugzeug bedeutet, doch der Wasserspeier, den Grace gesehen hat, interessiert niemanden mehr? Hat Ben eigentlich erkannt, dass der Mann, der ihn eingestellt hat, der Kopf der Xer war? Welchen Mehrwert hatte Graces Schwangerschaft? Wo ist Adrian, warum hat er die Schatten gesehen und was ist mit ihm geschehen? Jetzt, wo Zeke das Todesdatum hinter sich gelassen hat, muss TJ trotzdem noch nach Ägypten? Hat Saanvi noch Visionen? Ist nach #2.12 Call Sign niemandem aufgefallen, dass die drei Kidnapper nicht im Gefängnis angekommen sind?

Fazit

Auf der fesselnden Grundidee hat "Manifest" sich schon viel zu lange ausgeruht und rings herum Geschichten dazuerfunden, die leider nicht annähernd so packend waren, wie das Rätsel von Flug 828. Leider knüpft auch das Staffelfinale an diese Verfahrensweise an und beschäftigt sich viel mehr mit uninteressanten als mit den wirklich faszinierenden Aspekten der Serie.

Marie Florschütz - myFanbase

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