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Review: #19.07 Ich folge der Sonne

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Als "Grey's Anatomy" im Jahr 2005 an den Start ging, hätte wohl niemand damit gerechnet, dass es die Serie auf 19 Staffeln bringen würde und doch sind wir jetzt hier. Staffel 19 und bei einer Episode und einem Abschied einer Figur, bei der ich für mich persönlich nie gedacht hätte, dass es eine Episode sein würde, die ich für die Figur passend finde. Die Rede ist von Meredith Grey. Ich habe sicherlich kein allzu großes Geheimnis daraus gemacht, dass Meredith nicht wirklich mein Liebling ist und ich mir sicherlich auch ein paar 'Feinde' gemacht habe, dass ich die Figur, die den Serientitel quasi im Namen hat, nicht besonders mag. Ja, es stimmt und es stimmt auch, dass sie wohl nie einer meiner Favoriten werden wird und dennoch fand ich diese Episode sehr passend für Meredith. Damit stehe ich, wenn ich all die Kommentare im Internet lese, wohl ziemlich alleine da. Aber mir hat diese Abschiedsfolge tatsächlich gefallen und ich möchte gerne erklären, warum und damit einen enormen 'Widerspruch' geben.

Ähnlich wie beim Finale einer Serie erwartet man auch bei einem Abschied einer Figur aus einer Serie, dass es emotional wird – dabei ist auch völlig egal, ob es um Serientod oder eben Weggang geht. Jetzt wurde schon im August 2022 verraten, dass Ellen Pompeo bei der aktuellen Staffel deutlich kürzer treten würde. Dabei war aber nie die Rede von einem Ausstieg und ganz ehrlich? Wer könnte es ihr auch nach so einer langen Zeit übel nehmen. Allerdings wurde diese Nachricht, dass sie kürzer treten würde, so vermarktet und mit ihrer Abschiedsfolge angeteasert, dass die Erwartungen sehr vieler Fans hoch waren. Ich gehörte nicht dazu. Zum einen weil es kein Ausstieg war. Zum anderen aber auch, weil ich mir für diese Figur keinen solchen Abschied vorstellen konnte, wie sich viele diesen aber gewünscht hätten. Meredith hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert, ist erwachsener und reifer geworden und ich finde, dass es diese Episode gut eingefangen hat – angefangen beim Episodentitel. Mit 'I'll Follow the Sun' hat man in meinen Augen einen Titel gewählt, der einen schönen Bogen zum Staffel-10-Finale und den Worten von Cristina Yang schlägt. Sie hatte damals gesagt, Meredith sei die Sonne und für mich ergibt es daher Sinn, dass sie dieser eben folgen wird, weil Meredith eben reifer geworden ist und ich finde, dass man dies in sehr vielen Szenen gemerkt hat. Bezogen auf Cristinas Satz hatte sie ja damals Derek Shepherd gemeint – weil er sie förmlich in den Schatten gestellt hatte und ich bin der Ansicht, ein klein wenig hat das auch Nick Marsh versucht.

Nick und Meredith haben sich in Staffel 14 kennengelernt, als sie ihn operiert hat und damals fand ich die Chemie zwischen den beiden großartig und hätte sehr gerne mehr von den beiden gesehen. Somit war ich auch überrascht, als Scott Speedman plötzlich für die vergangene Staffel als Hauptdarsteller zurückgeholt wurde, was ich bis heute noch nicht begreife und das Schlimme für mich war auch noch, dass die Chemie der beiden verflogen ist. Vielleicht hat Meredith die ja damals mit wegoperiert. Wer weiß? Jedenfalls habe ich gehofft, dass ich dem Paar noch was Gutes abgewinnen kann bzw. sie wirklich als Liebespaar empfinden würde. Es war nicht so und irgendwie kann ich Meredith in dem Punkt auch verstehen, dass sie Nick nicht mit in ihre Entscheidung einbezogen hat, denn so wirklich hat sie das noch nie gemacht. Gelegentlich hat Meredith zwar ihre Gedanken mit anderen diskutiert, aber die Entscheidungen hat sie immer alleine getroffen und sie hat Nick eben auch erklärt, warum sie alleine entschieden hat. Das Gespräch zwischen den beiden im Büro war zwar etwas eisig, aber ich finde, sie hat ihren Standpunkt nur klar gemacht und ich finde das durchaus in Ordnung, da sie eben für sich selbst eingetreten ist und das zeigt einfach, wie sehr sie in all den Jahren gewachsen ist. In der zweiten Staffel der Serie hielt sie Derek die 'Pick me, Choose me, Love me'-Rede und damals fand ich, dass sie ihn um seine Liebe angefleht hat. Sie wollte von ihm geliebt werden. Jetzt hat man diese Rede nochmals aus ihrem Mund gehört, aber mit einem anderen Standpunkt bzw. einer anderen Perspektive und zwar auf sich selbst. Sie wählt sich und ihre Kinder und damit handelt sie eben wie eine Mutter, die sie mit Ellis Grey so nie hatte und Meredith bettelt nicht Nick um seine Liebe, was für mich auch nochmals unterstreicht, wie viel sie in den letzten Staffeln dazu gelernt hat. Wir reden hier von Meredith Grey, der Person, die zwar enorm gewachsen ist, sich aber nicht um 180° Grad gedreht hat. Sicherlich wäre eine richtige Abschiedsparty für Meredith großartig gewesen. Anderseits frage ich mich aber auch, ob das zu Meredith als Figur gepasst hätte und ich habe da wirklich Zweifel. Zwar wäre auch das ein oder andere Gespräch mit anderen und Flashbacks toll gewesen, aber ich hätte die ehrlich gesagt als zu viel empfunden, da wir sie erst im Finale der letzten Staffel hatten. Dafür fand ich das Gespräch mit Simone Griffith passend, vielleicht nicht mal, um den Staffelstab zu übergeben, sondern weil dieses Gespräch eher nochmal gezeigt hat, wie sehr Meredith sich weiterentwickelt hat und nun bereit ist, ihre Erfahrungen mit dieser Krankheit zu teilen und weiterzugeben, an einen Menschen, der sich ziemlich alleine fühlt, wie sie es eben einst tat. Für mich schließt sich dadurch auch einfach nochmals ein Kreis, was wichtig für Meredith gewesen ist.

Allerdings haben sich nicht alle Kreise geschlossen, zumindest nicht richtig, da der Beziehungsstatus zu Nick noch nicht geklärt ist. Ich kann aber gut verstehen, warum Meredith sein Liebesgeständnis nicht freudig aufgenommen hat. Ja, er hat ihr gesagt, was sie hören wollte. Aber auch mir hat die Art und Weise nicht wirklich zugesagt und da heißt es wohl abwarten, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass man das einfach so in der Luft hängen lässt, sonst hätte man sich eben auch ein paar Szenen sparen können. Dafür hätten wir aber auch die gigantische Szene zwischen Nick und Taryn Helm nicht sehen können. Ich finde ja auch, dass man bei diesem Charakter etwas Potenzial verschenkt hat, weil man Jaicy Elliot nicht zur Hauptdarstellerin gemacht hat, aber ihre Ansage an Nick hat echt gesessen und ich habe sie dafür gefeiert, weil sie genau das über Meredith gesagt hat, was sie am besten beschreibt und man in jedem Wort merken konnte, wie viel Respekt Taryn ihr gegenüber hat, was nichts mehr mit ihren Gefühlen für sie zu tun hat, weswegen sie Nick eben auch diese Ansage machen konnte. Man darf diese Seite von Taryn gerne öfters zum Vorschein bringen.

Zum Vorschein hat man auch wieder Amelia Shepherds Vergangenheit gebracht. Ich fand die Szene, in der sie dem verunsicherten Ehepaar von ihrem erstgeborenen Sohn Christopher erzählt und sie dadurch überzeugt hat, alles für ihren Sohn zu tun, sehr emotional und das nicht nur wegen des grandiosen Schauspiels von Caterina Scorsone. Ich kann mich noch sehr gut an die "Private Practice"-Episode erinnern, als Amelia den Kleinen zur Welt gebracht hat und es verschafft mir noch immer eine Gänsehaut.

Kurz möchte ich noch ein paar Worte zum Serientitel verlieren, weil ich in den letzten Tagen öfters gelesen habe, wie diese Serie funktionieren soll, wenn doch aber die Hauptfigur, die den Nachnamen trägt, nicht mehr da ist. Als ich so drüber nachgedacht habe, kam mir auch in den Sinn, dass vielleicht nicht alleine Meredith gemeint ist, denn es gab ja eben auch eine Ellis Grey und in den ersten Episoden dieser Serie waren alle Assistenzärzt*innen versessen darauf, die Techniken von Ellis und die Grey-Methode zu erlernen und mittlerweile haben auch Meredith und auch Maggie Pierce (die in meinen Augen auch eine halbe Grey ist) Techniken und Methoden entwickelt, die auch als Grey-Methoden angesehen werden dürfen. Dazu haben Jo Wilson und Levi Schmitt jeweils in Staffel 17 betont, dass Meredith eine großartige Mentorin ist und Levi hat bewiesen, dass er das Erlernte durch Meredith auch in die Tat umsetzen kann. Also für mich dürfte die Serie trotzdem noch funktionieren.

Randnotizen

  • Dass ein Teil der Assistenzärzt*innen ins Grey-Haus eingezogen sind, hat mir gut gefallen, weil das irgendwie den Kreis schließt, aber auch als neuer Anfang gedeutet werden kann.
  • Die heiße Affäre zwischen Benson 'Blue' Kwan und Jules Millin sagt mir jetzt bisher sehr zu.
  • Es ist unschwer zu erkennen, dass Maggie wohl einiges an Charakter von Ellis geerbt hat und es wurde ja schon mehrmals gesagt, dass sie ziemlich ehrgeizig sein kann. Das wiederum könnte aber auch ihrer Ehe mit Winston Ndugu gefährden, der durchaus eine Parallele zu Thatcher Grey hat und es zeigt sich auch, dass Maggie und Winston noch einiges übereinander herausfinden werden und sich zeigen wird, ob das die Ehe standhalten wird.
  • Ich bin mir nicht sicher, was ich von Atticus 'Link' Lincolns Aussage gegenüber Jo halten soll.
  • Teddy Altman hat sich quasi nun selbst in den Kreis für den Posten der Chefärztin geschmissen, wenn auch mit sehr viel Überredungskunst und einem Rückzieher.

Fazit

Ich denke, über diese Episode wird noch oft und vermutlich auch negativ diskutiert. Ich glaube aber, man hat hier für die Figur Meredith genau das richtige Maß gefunden, um sie (vorerst) so zu verabschieden, dass es passend ist.

Daniela S. - myFanbase

Die Serie "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" ansehen:


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