Bewertung

Review: #19.08 Großer Name

Foto:

Nach der Abreise von Meredith in der letzten Folge, stehen in #19.08 All Star die Patientenfälle im Vordergrund. Im Zentrum des Ganzen ist die Knie-OP des Starfootballers Jermaine. Jetzt im Nachhinein hätte ich mir eigentlich denken können, dass nicht alles glatt gehen kann, so euphorisch und optimistisch, wie alle waren. Aber ich habe Link einfach diesen Erfolg so sehr gegönnt. Er arbeitet eh schon in einer Fachrichtung, die selten große Schlagzeilen bringt. Meistens ist es dann doch Kardio oder Neuro, die bahnbrechende Operationen durchführen dürfen. Und dann gibt es endlich mal einen Orthopädie-Fall, der aufgehypt wird – und es endet im Desaster. Jermaine wird als richtig sympathischer Kerl vorgestellt. Er macht gute Miene zum Medienrummel rund um seine Person und die ganzen Fans, obwohl es mir ein Rätsel ist, wieso dermaßen viele Unbeteiligte kurz vor seiner wichtiger Operation zu ihm gelassen werden. Trotz allem ist er überhaupt nicht abgehoben, unterhält sich mit Simone über deren Eisskating-Vergangenheit und erzählt von seinem Weg zum Ruhm. Ein typisches Beispiel für den American Dream, von einem benachteiligten Jungen, dessen Talent erkannt wird und der es in den USA zu etwas bringt. Leider gibt es bei diesem Traum kein Happy End. Das Schicksal sieht es anders, bei Jermaine kommt es im Nachhinein zu Komplikationen und am Ende stehen alle als Verlierer da. Jermaine, der doch nur noch einige erfolgreiche Jahre spielen und seine Familie nach so langer Zeit endlich zu sich holen wollte und nun mit gerade mal 22 Jahren verstorben ist. Winston, der trotz seiner Fähigkeiten als Kardiologe Jermaines Herz nicht mehr zum Schlagen bringen konnte (hier nur ganz kurz, da mich die beiden gerade sowieso nerven: Maggie konnte mal wieder ihr fehlenden Feingefühl im Bezug auf Winston zeigen, als sie ihn nach der Operation auf andere Gedanken bringen wollte. Irgendwie wundert es mich allmählich, wie die beiden je zusammengekommen sind.) Simone und Blue, die ihn vor allem auch von seiner privaten Seite kennengelernt hatten. Und natürlich Link, der die Schuld an allem auf sich nimmt.

So wie die Folge gelaufen ist, hätte man sie auch "Links richtig mieser Tag" nennen können. Er verliert seinen Patienten, der noch sein ganzes Leben vor sich gehabt hätte. Er steht plötzlich im direkten Schussfeld der Medien, die Antworten wollen, warum ihr Starplayer nun plötzlich tot ist. Und dann ist da noch Jo. Jo, die wirklich ihr Bestes gegeben hat, um Link zu unterstützen und zu motivieren, vom liebgemeinten Frühstück bis zum Pep-Talk kurz vor der OP. Nur tat sie das eben als seine beste Freundin und hier sind wir wieder beim grundsätzlichen Problem der beiden. Sie würden perfekt harmonieren, sind schrecklich sympathisch, lustig und unterhaltsam anzuschauen – aber da ist eben immer dieser Elefant im Raum. Link der mehr will und Jo, die zufrieden mit dem ist, was sie haben. Von dem her war es klar, dass Links Annäherungsversuch auf der Couch keine gute Idee ist und natürlich lehnt Jo ihn ab. Da bin ich tatsächlich auch froh, denn viel schlimmer wäre es gewesen, wenn sie jetzt aus lauter chaotischen Gefühlen und zur Ablenkung die Nacht miteinander verbracht und es am nächsten Morgen bereut hätten. Trotzdem tat die Abfuhr weh und wirft zwangsläufig die Frage in den Raum, wie es jetzt mit den beiden weitergeht. Mal wieder.

Während der Tag für Link die absolute Vollkatastrophe war, konnte Jo dafür Gutes tun, dank Jules, die in dieser Episode mal ein bisschen mehr im Vordergrund war. Das freut mich sehr, denn sie scheint ein sehr mitfühlender und liebenswürdiger Mensch zu sein. Genau deswegen sieht sie nicht nur, dass Sierra mit ihrer Situation überfordert ist, sondern sie entschließt sich auch zu bleiben und ihr zuzuhören. Etwas, was bestimmt nicht jeder Arzt oder jede Ärztin getan hätte, vor allem in der Chirurgie, wo es nur zu oft darum geht, möglichst schnell an möglichst spannende Operationen zu kommen. So erfährt sie Sierras Geschichte und die ist nicht weniger ergreifend als die von Jermaine. Weiter bleiben die Reproduktionsrechte bei "Grey's Anatomy" ein großes Thema. In diesem Fall entscheidet sich Sierra für ihre eigene Gesundheit und die Möglichkeit, eine gute Mutter für ihre beiden Kinder sein zu können. Dabei wird sie von niemandem gedrängt oder verurteilt und wir begleiten sie, wie Jo und Jules den Eingriff gleich danach gemeinsam machen und sie Schritt für Schritt hindurchführen. Schnell, unkompliziert, ohne Wertung und dabei gleichzeitig sehr unterstützend. Alleine die Erleichterung, die wie eine sichtbare Last nach dem Eingriff von Sierras Schultern fällt, zeigt deutlich, wie wichtig es ist, dass jede Frau eben genau diese Entscheidung für sich selbst treffen darf, egal was ihre Gründe auch sein mögen. Sehr schön war auch, dass Jo Jules danach noch für ihren Einsatz gelobt hat. Die beiden haben tatsächlich einige Parallelen in ihrer Geschichte und ich bin gespannt, ob sie vielleicht häufiger zusammenarbeiten werden.

Abgesehen von den tollen Patientenfällen haben mir mal wieder die neuen Anfänger am besten gefallen. Der gemeinsame Einzug in das Grey-Haus hat nicht nur als Staffelübergabe gewirkt, sondern auch gleichzeitig dazu geführt, dass sich alle ein bisschen näher gekommen sind. Blue taut weiter auf und konnte heute richtig Pluspunkte sammeln, als er aufrichtig Simone beigestanden hat, als die Jermaines Mutter anrufen musste. Lucas und Simone bekommen einen typischen Aufzugmoment - nur zu schade, dass sich hier die ersten Gewitterwolken zusammenziehen. Denn das ganz am Ende war doch Simones Ex-Verlobter, den sie zurückgelassen hatte.

Gleichzeitig mit Merediths Weggang wurde natürlich auch die Chefarzt-Position frei. Nachdem sich Teddy in der letzten Folge ja so irgendwie beworben hat (irgendwie aber auch nicht), war klar, dass diese Geschichte weitergehen muss. So richtig begeistert war ich von ihrer Idee schon letzte Folge nicht und das hat sich heute nicht gebessert. Denn von Vornherein klang ihre Bewerbung mehr nach einem spontanen Einfall statt eines durchdachten Plans. So startet sie sehr zögerlich, will ihre Bewerbung erst auch gar nicht offiziell machen, sondern es sich noch bis kurz vor Schluss überlegen. Immerhin geht es hier um die Führung eines Krankenhauses, das alles andere als sicher dasteht. Da muss ich schon überzeugt sein, dass ich dem Job gewachsen bin, und zwar mit allem, was er beinhaltet. Baileys Unterstützung fand ich dabei recht amüsant, immerhin weiß sie ja wohl mit am besten, was die Vor- und Nachteile an dem Job sind. Und sie hat auch prinzipiell recht, dass man als Bewerber für eine Stelle, die dringend gesucht wird, auch wieder Dinge verlangen darf. Nur was genau sind denn Teddys Qualifikationen, abgesehen davon, dass sie irgendwie die einzige aktive Bewerberin zu sein scheint? Richard hatte die jahrelange Erfahrung und war Ausbilder, Bailey hat ebenfalls viel im Krankenhaus gemanagt, genau wie Meredith und bis zu einem gewissen Grad auch Owen in der Notaufnahme. Aber zusammen mit ihrer sehr zögerlichen Bewerbung kommt mir Teddy jetzt nicht gerade wie die Traumkandidatin für den Job vor. Da hätte mir Amelia besser gefallen, auch wenn das nur eine Taktik war. Wie dem auch sei, nun ist Teddy Chefärztin und darf sich gleich zu Beginn mit einem riesigen Medienskandal herumschlagen. Das kann ja was werden.

Fazit

Mit starken Patientenfällen startet die Serie in ihre Post-Grey-Ära. Dabei können vor allem auch wieder die neuen Assistenzärzt*innen überzeugen, die inzwischen wunderbar miteinander harmonieren und einen guten Kontrast zu den eher festgefahrenen Geschichten der Alt-Stars liefern.

Denise D. - myFanbase

Die Serie "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" ansehen:


Vorherige Review:
#19.07 Ich folge der Sonne
Alle ReviewsNächste Review:
#19.09 Liebe kostet nichts

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier mit anderen Fans von "Grey's Anatomy" über die Folge #19.08 Großer Name diskutieren.