Bewertung

Review: #6.03 Alte Liebhaber

Foto: Beau Mirchoff & Teri Hatcher, Desperate Housewives - Copyright: 2010 ABC Studios
Beau Mirchoff & Teri Hatcher, Desperate Housewives
© 2010 ABC Studios

Vielleicht ist es etwas früh, solche Aussagen zu treffen, wenn wir gerade einmal bei der dritten Folge dieser Staffel angelangt sind. Aber ich würde fast behaupten, dass "Desperate Housewives" tatsächlich wieder zu alter Stärke gefunden hat. Ich zumindest hätte nach den miserablen letzten Folgen der vergangenen Staffel (ja, ich kann es einfach nicht lassen die fünfte Staffel zu kritisieren) nicht gedacht, dass die Serie wieder so einen qualitativen Sprung nach vorne macht. Es ist ziemlich lange her, dass ich von mir behaupten konnte, dass jede Storyline unserer Housewives meine Interessen weckt. Sicherlich, hier und da gibt es kleine Ernüchterungen, aber im Großen und Ganzen gibt es am bisherigen Gesamtpaket der Staffel rein gar nichts auszusetzen.

Abgesehen von dem eigentlichen Geschehen in der Wistiria Lane, freue ich mich auch, dass Mary–Alices Voiceover–Kommentare am Ende einer jeden Folge endlich mal wieder gelungen sind, da diese die Serie schließlich mitcharakterisieren. Und da sie mir so gut gefallen, frage ich mich, wieso ich sie eigentlich noch nie in meine Reviews mitintegriert habe. Ja, das muss ich wohl ändern!

On this Street, the Day begins with a Cup of Coffee. Some drink it while recalling a Lover, they once cared for...

Die Autoren müssen wohl großes Gefallen an der Figur des John Rowland haben, schließlich lassen sie ihn immer wieder zurückkehren. Abgesehen von der letzten Staffel, hatte er bisher in jeder anderen Season Gastauftritte, die eher als Füller dienten als irgendeine Storyline voranzutreiben. Anscheinend ist er immer wieder Mittel zum Zweck, um es zwischen Carlos und Gaby irgendwie kriseln zu lassen.

Ich weiß noch nicht, wie weit es in der Staffel geht, doch so ganz als Füller scheint seine Figur diesmal nicht ausgelegt zu sein, wenn man sich das Ende der Folge ansieht, in der Gaby sich lächelnd das Bild mit ihr und John anschaut. Bahnt sich da etwa eine Ehekrise zwischen Gaby und Carlos an? Wehe!

Generell fand ich Johns Rückkehr nicht dringend notwendig und man hätte sich vielleicht mehr um Ana kümmern sollen, bei der ich befürchte, dass sie eher zu eine Randfigur verkommt, als dass sie noch für eine spannende Storyline bei Gaby sorgt. Anderseits war es nicht zu übersehen, dass die Autoren anscheinend eine kleine Liaison zwischen ihr und John planen, was wiederum für Spannung sorgen könnte. Das hieße, John würde mit der minderjährigen Nichte derjenigen Frau herummachen, mit dem er eine Affäre hatte als er noch selbst minderjährig war. Irgendwie ironisch, findet ihr nicht?

Ganz nebenbei bemerkt finde ich, dass sich John sichtlich verändert hat. Nicht nur durch das Aussehen, sondern auch durch seinen reiferen Charakter wirkt er deutlich erwachsener. In diesen Momenten fällt mir dann immer wieder ein, dass es schließlich einen Zeitsprung von fünf Jahren gab und ich finde, bei den Nebenrollen merkt man diesen Zeitsprung generell mehr als bei den Hauptdarstellern, die sich eigentlich kaum verändert haben. Aber gut, das würde jetzt wohl wieder in die Kategorie "Kritik an der fünften Staffel" fallen, was ich mir ja abgewöhnen möchte.

... some pour it thinking about the Boss, they must lie to...

Bei meiner Einleitung dieser Review habe ich gesagt, dass mir zwar alle momentanen Storylines gefallen, es aber kleine Ernüchterungen gibt. Genau das ist bei Lynette der Fall, deren Schwangerschaft mich wirklich interessiert und viel Problempotential bereithält, in dieser Folge allerdings etwas schlechter gehandhabt wurde als in den vorherigen.

Zunächst einmal wissen nun die Kinder, dass ihre Mutter schwanger ist. Das Ganze wurde in einer kurzen Szene abgehackt, in der die Kinder etwas dumm aus der Wäsche schauen, sich dann über die Unachtsamkeit ihrer Eltern beschweren und letztlich die Küche verlassen. Fertig. Die Reaktion der Kinder hätte man eventuell etwas anders zeigen können, vielleicht hätte sogar eines der Kinder so etwas wie Hilfe oder Unterstützung anbieten können. Gut, von den Zwillingen kann man so etwas sicherlich nicht erwarten, aber zumindest von Porter, der in den ersten vier Staffeln ja immer so etwas wie die gute Seele der Familie war.

Lynettes Verheimlichung der Schwangerschaft geht indessen bei Carlos und der restlichen Firma weiter und das nur, weil sie einen neuen Posten versprochen bekommen hat. Liebe Lynette, irgendwann wird es schon auffallen, wenn dein Bauch wächst und deine Brüste aussehen als würden sie frisch aus dem OP kommen, nicht?

Insgesamt war ich von Lynette also weniger begeistert. Sicherlich, man muss aus der Schwangerschaft nicht immer emotionale Szenen herausholen, aber es geht bestimmt auch ohne diese besser. Einzig Tom und Lynettes Weinspielchen waren wirklich amüsant und der angeheiterte Tom herrlich mit anzusehen.

... some sip it contemplating a Man, they might be in love with...

Wieder einmal konnte mich Bree in dieser Folge voll und ganz überzeugen. Und das Beste: die Affäre zwischen ihr und Karl wird immer weniger eine Affäre als langsam aber sicher eine Beziehung. Ich kann mir das noch gar nicht richtig vorstellen wie das werden würde, wenn beide tatsächlich als ein Paar enden würden. Vor allem wie Susan darauf reagieren wird, interessiert mich wirklich brennend.

An dieser Stelle würde ich auch gerne ein kleines Zitat von Bree einbringen, dass sie in Folge #5.07"Begierde" zu Katherine gesagt hatte, als sie herausfand, dass Katherine eine Affäre mit Mike hat. Da hatte sie noch erwähnt, dass Susan schließlich Katherines Freundin sei und das es moralisch nicht richtig ist, mit dem Exmann einer guten Freundin eine Beziehung einzugehen. Tja, soviel dazu. Susans (Ex-)Männer scheinen ja wirklich anziehend auf die Frauen der Wistiria Lane zu wirken.

Mike hatte schließlich schon Beziehungen mit Katherine und Edie, Karl wiederum mit Edie und jetzt Bree. Ja, so kann’s gehen.

Ich finde es übrigens ziemlich ironisch, dass es letzten Endes Brees Nochehemann Orson war, der Bree unabsichtlich verdeutlicht hat, dass sie anscheinend mehr für Karl empfindet als angenommen. Er war es schließlich, der sie darauf aufmerksam gemacht hat, dass sich hinter der herrlichen Ölattacke eindeutig Eifersucht verbarg.

... But for one Woman on this particular Morning that Cup of Coffee has to wait...

Wow. Wer hätte gedacht, dass der "kleine" Krieg zwischen Angie und Susan für solch erstklassigen Szenen sorgen wird?

First of all: ich liebe Angies Charakter. Doch wie bereits in meiner vorherigen Review gesagt, liegt das wahrscheinlich mehr an der fabelhaften Drea de Matteo, die einfach wunderbar temperamentvoll spielt, aber dennoch mit ihren Gestiken immer wieder zu zeigen gibt, dass Angie auch verletzlich sein kann und in der Wistiria Lane einfach nur nach Freunden und einem Ort sucht, an dem sie endlich glücklich mit ihrer Familie leben kann. Doch auch Teri Hatcher beweist in dieser Staffel endlich mal wieder, dass sie das Talent hat, Drama toll rüber zu bringen und nicht nur die tollpatschige, naive Susan zu mimen. Da wird einem doch wirklich wieder bewusst, dass wir es hier schließlich mit einer "Golden Globe"– Preisträgerin zu tun haben.

Der wohl mit Abstand beste Moment der Folge und allgemein die Szene, die mir noch lange in Erinnerung bleiben wird, ist die Konfrontation (bzw. Eskalation) zwischen Susan und Angie als Susan auf eine überraschend brutale Art und Weise versucht, ein Geständnis aus Danny herauszupressen. Hat es eigentlich schon einmal so eine intensive Konfrontation zwischen zwei Housewives gegeben? Nicht dass ich wüsste. Abgesehen natürlich von der legendären siebten Folge der dritten Staffel, in der Carolyn Bigsby in einem Supermarkt Geiseln nimmt und das letztlich das Ende von Nora bedeutet und auch Lynette dem Tode nahe war.

Wie dem auch sei, die Konfrontation zwischen Angie und Susan war wahnsinnig spannend und hat gezeigt, wie weit diese zwei Mütter gehen würden, um ihre eigenen Kinder zu beschützen.

... Because she discovers a Neighbor in Trouble, she goes to help. Not only because it’s the right Thing to do, but because it’s the only Way she can think of to ask for Forgivness. And once it is given, the Day begins.

Mit diesen letzten Schlussworten von Mary – Alice endet diese Folge mit einer ebenfalls tollen Szene zwischen Susan und Angie.

Es ist schon hart, dass Susan diejenige ist, welche die gesamte Nachbarschaft gegen Angie und ihre Familie aufgehetzt hat. Vor allem da nun klar ist, dass Danny definitiv nicht der Täter war und die Bolens daher unschuldig gelyncht wurden. Nun ja, Danny zumindest wurde zu Unrecht beschuldigt. Denn mich beschleicht immer noch der Verdacht, dass Nick es war, der Julie stranguliert hat.

Die aller letzte Szene der Folge war noch einmal ein kleines Highlight für sich. Als ich gesehen habe, wie Angies Vorgarten randvoll mit Müll war, den die Nachbarn aus Protest auf ihr Grundstück geworfen haben, hatte ich echtes Mitleid. Umso schöner war es dann, dass Susan mit einem Müllbeutel stillschweigend zu Angie gegangen ist um ihr zu helfen. Und Angies zauberhaftes, zurückhaltendes aber sichtlich gerührtes Lächeln hat wohl zu bedeuten, dass sie Susans symbolische Entschuldigung annimmt, was ich wirklich eine tolle Geste fand – sowohl von Susan, als auch von Angie. Schweigen sagt eben mehr als tausend Worte.

Fazit

Nicht alle Storylines konnten mich in dieser Episode durchweg überzeugen, doch wegen den zahlreichen tollen und packenden Szenen zwischen Susan und Angie, hat diese Folge ihre acht Punkte mehr als verdient.

Manuel H. - myFanbase

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