Bewertung

Review: #12.08 All the Dark

Foto: Chicago Fire - Copyright: 2024 Open 4 Business Productions LLC. All Rights Reserved.
Chicago Fire
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So sehr ich "Chicago Fire" auch mag, dennoch scheinen sie auch im zwölften Jahr immer noch die gleichen Fehler zu machen: Sie führen Charaktere ein, bauen eine interessante Handlung auf und dann scheint es so, als hätte man kein Interesse mehr und entledigt sich diesem Charakter. Diesmal scheint es Derrick Gibson zu sein, was ich schade finde. Ich glaube aber auch, dass uns bis zum Staffelfinale noch einige Veränderungen anstehen.

Kann sich noch jemand an Jessica 'Chilli' Chilton erinnern, die in der dritten Staffel kurz nach dem Weggang von Peter Mills eingeführt wurde und für die vierte Staffel sogar zur Hauptdarstellerin aufgestiegen ist? Ich kann mich noch sehr gut an sie erinnern, weil ich ihre lockere und lustige Art mochte und ihre beginnende väterliche Freundschaft zu Christopher Herrmann, die aber kurz nach der Beförderung bereits beendet war, bevor sie begonnen hat. Ich war damals ziemlich wütend auf die Autoren, weil sie so viel Potenzial bei dem Charakter verschenkt haben, gerade weil sie auch eine tragische Vergangenheit hinter sich hatte, die sie nie überwunden hat und ihr Umgang damit hat ihr auch den Job gekostet. Ich weiß noch, dass ich letztlich Chilli als den Charakter empfand, der mich am meisten enttäuscht hat, obwohl das Drehbuch schuld gewesen ist. Ich hätte mir damals wirklich sehr gewünscht, man würde ihren Genesungsweg als Zuschauer und Zuschauerin mitverfolgen können. Aber ich habe es letztlich einfach mal hingenommen. Nun sind wir aber bei Staffel 12, demnach sind weitere Jahre vergangen und man sollte meinen, man hätte was aus der Vergangenheit gelernt. Wenn ich mir aber die Geschichte mit Gibson ansehe, scheint das wohl nicht der Fall zu sein, obwohl ich noch immer die Hoffnung habe, dass es nicht das letzte Mal gewesen ist, dass wir ihn gesehen haben.

Gibson ist zwar 'nur' ein Nebencharakter, was vielleicht auch gut ist, sollten wir ihn tatsächlich zum letzten Mal gesehen haben, sein Potenzial wurde dennoch verschenkt. Als die Nachricht kam, man würde Rome Flynn in die Serie holen und man auch ein bisschen über seinen Charakter erfuhr, war ich mir zwar nicht ganz sicher, was mich mit ihm erwartet... aber dass man sich ihm so schnell schon wieder entledigen soll oder sollte, war mir nicht ganz klar. Man hat in einer der letzten Episoden bemerkt, dass ihn seine Vergangenheit als Boxer durch einen Einsatz wieder eingeholt hat und man hat auch erfahren, was ihm damals widerfahren ist und er über all das schweigen sollte. Dass Schweigen bei etwas, was einen seelisch extrem belastet, absolut nicht gut ist und in die andere Richtung gehen kann, das weiß wahrscheinlich jeder von uns und auch Gibson ist da keine Ausnahme. Was mich daran letztlich so aufregt, ist einfach, dass OneChicago vor dem Start angekündigt hat, man würde sich mit dem Thema mentale Gesundheit befassen, was ich in der heutigen Zeit umso wichtiger finde. Aber während sich "Chicago Med" und "Chicago P.D." offenbar deutlich intensiver damit zu befassen scheinen, habe ich bei "Chicago Fire" eher den Eindruck, man reißt es nur kurz an und schreibt den betreffenden Charakter dann einfach heraus. Und sollte das bei Gibson tatsächlich der Fall sein, finde ich es alles andere als gut und würde dann auch nicht verstehen, warum man ihn überhaupt eingeführt hat. Man könnte höchstens noch damit argumentieren, dass man somit Sam Carver eine kleine Aufgabe zugeteilt hat, die ich wichtig und gut fand, denn neben seinem sexuellen Abenteuer mit Violet Mikami scheint er ja auch nicht mehr viel zu melden zu haben, seitdem Kelly Severide wieder da ist. Gibsons Zustand und dass er wohl ausgeschieden hat, sorgt auch bei Stella Kidd dafür, dass sie an ihren Fähigkeiten als Lieutenant zweifelt, was ich nur bedingt verstehen kann. Kidd war es doch, die Carver in der vergangenen Staffel so extrem beigestanden und sich gegen Serverides Zweifel gestellt und jetzt zweifelt sie an ihren Fähigkeiten? Ich kann es insofern verstehen, als dass sie ihre Truppe gerne im Auge hat und sicherstellen kann, dass alles soweit okay ist. Sie hatte aber auch nicht groß Kontakt zu Gibson, wusste aber, dass Carver ein Auge auf ihn hat. Vielleicht wäre es einfach besser gewesen, wenn zwischen den beiden eine bessere und intensivere Kommunikation geherrscht hätte.

Dafür hat Kidd einen guten Riecher bei ihrem ehemaligen Ausbilder Charlie gehabt. Vielleicht baut man diese Geschichte weiter aus, auch wenn ich daran noch nicht so ganz glaube. Aber gerade bei Charlie und der Dialyse, die er nie gebraucht hat, schneidet man auch wichtige Themen an. Zum einen, dass man Ärzten nicht mehr allzu sehr vertrauen kann, aber auch, dass der Verdienst dieser eher schlecht als recht ist, weswegen sie halt solche Dinge tun, wie Landis getan hat. Hier würde ich mir tatsächlich noch ein bisschen mehr Tiefgang wünschen, zum einen, weil es wichtig ist, zum anderen aber auch, weil wir ein bisschen mehr aus Kidds Vergangenheit erfahren, was nicht schlecht ist, da es über die letzten Staffeln auch deutlich zu kurz gekommen ist und man darf das gerne noch ändern.

Mit Chief Robinson lag ich wohl dann doch etwas daneben, wie mir scheint. In der letzten Review hatte ich Vergleiche mit Gail McLeods Vorgehensweise gezogen. Man muss zugeben, dass die Ansätze in der vergangenen Episode durchaus vorhanden waren. Nach den Ereignissen in der jetzigen Episode stufe ich Robinson aber dahingehend ein, dass sie deutlich härter in ihrer Vorgehensweise ist und diesmal ist für mich auch unmissverständlich klar, dass sie noch nicht an ihrem eigentlichen Ziel angelangt ist. Sie mag zwar durch Chief Boden und Gloria Hill ausgebremst worden sein, aber das heißt ja nicht, dass sie nicht nochmal Anlauf nehmen wird. Außerdem hat sie quasi vor Boden schon eine Drohung ausgesprochen, die in meinen Augen durchaus darauf abzielt, dass er sich noch in Sicherheit wiegen kann, weil Hill noch da und auf seiner Seite ist, aber sich die Zeiten mit ihrem Weggang ändern werden. Mich würde außerdem nicht wundern, sollte Robinson schon jemanden in Aussicht haben, an den sie sich im HQ wenden kann. Ich glaube, diese Frau ist knallhart und würde auch zu Mitteln greifen, die nicht (ganz) rechtens sind, um an ihr Ziel zu kommen. Insofern stimme ich auch Boden zu, dass sie keine Rücksicht auf Verluste nimmt. Möglich wäre also, dass es letztlich doch Lennox war, der dafür eingestanden ist, damit die Beschwerden verschwinden. Eingeschüchtert genug scheint er gewesen zu sein.

Ein bisschen lustig war es dann auch mit Tony, Capp, Randall 'Mouch' McHolland und Herrmann. Wobei ich den Streich für Tony nicht so witzig fand, was aber eigentlich mehr seiner Reaktion als der eigentlich Aktion geschuldet ist. Tony ist eigentlich schon ein Spaßvogel, aber ich glaube, ihm gefällt es mehr, andere hereinzulegen, als dass er hereingelegt wird. Herrmann ist da anders und ich habe mich auch sehr köstlich über sein Gesichtsausdruck samt Geräusche amüsiert.

Fazit

"Chicago Fire" macht mir die Bewertung diesmal etwas schwer. Man merkt die Veränderungen, die Boden im Auftakt angesprochen hat, deutlich und das sind wahrscheinlich auch keine schlechten. Aber mir stößt die Sache mit Gibson total bitter auf, gerade weil mentale Gesundheit immer wichtiger wird und die Serie offenbar nicht in der Lage zu sein scheint, dies mal deutlicher auszuarbeiten und diesen Prozess zu zeigen.

Daniela S. - myFanbase

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