Bewertung

Review: #7.04 Trouble Man

Es ist das Regiedebüt von Stefania Spampinato und natürlich wurde es im Vorfeld der Ausstrahlung besonders über Social Media beworben. Dabei fiel mir schnell die Ankündigung ins Auge, dass es auch ein spezielles Drehbuch gab, das es so in der Serie bislang selten gegeben hat. Das macht natürlich unweigerlich richtig neugierig, aber erzeugt auch angespannte Gefühle, denn Experimente können in einer Serie, die sonst vor allem auf altbewährte Strukturen setzt, durchaus schief gehen. Tauchen wir also zusammen ein, wie anders diese Episode war und wie das angekommen ist.

Ich hatte beim Gedanken an diese Review auf einmal das Wort 'bubbly' im Kopf, was vor allem Camila Mendes aus "Riverdale" zu verdanken ist, die in einem Promovideo für den gemeinsamen Film "Música" mit ihrem Lebenspartner Rudy Mancuso ihre eigene Persönlichkeit genau mit diesem Adjektiv beschrieb. Das Wort musste ich daher so präsent in meinem Kopf sofort für das heranziehen, was ich sonst so bei "Seattle Firefighters - Die jungen Helden" empfinde. Die Serie ist 'bubbly'. Sie hat natürlich auch ihre sehr tiefgründigen Emotionen und manchmal geht es ernster fast gar nicht, aber die allermeiste Zeit versprüht die Serie etwas, was ansteckt, was Laune macht. Und Robert Sullivan sagte es an einer Stelle selbst. Wache 19 hat ihm geholfen, weil es eine Truppe an Leuten ist, die weiß, dass nicht immer alles gelingt, die aber dennoch durchziehen, auch weil sie einander haben. Und in so einer Atmosphäre ist dann auch Witz erlaubt, auch wenn es eigentlich unangemessen scheint. Aber "Seattle Firefighters" ist grandios drin, einen Witz im undenkbaren Moment zu bringen und er funktioniert dennoch. Dementsprechend hat sich die Produktion von Shondaland eindeutig das Urteil erlaubt, dass sie mit ihren Geschichten immer mehr Positives als Negatives ausdrückt. Daher fiel diese Folge natürlich unweigerlich auf, denn hier wurden mehr negative Emotionen transportiert. Folglich eindeutig eine der belastendsten Episoden des ganzen Serienverlaufs, aber auch eine sehr, sehr sehenswerte.

Fangen wir mit Carina DeLuca und Maya Bishop an, die vom restlichen Geschehen völlig losgelöst waren, die aber dennoch mit ihrem dargestellten Lebensausschnitt ideal in die Stimmung passten. Zuletzt urteilte ich, dass man den beiden aktuell gerade ihr Glück gönnt und dass es eher Probleme von außen gibt, die zu bewältigen sind. Diesmal kommt der Konflikt aber in die Beziehung zurück, aber sehr nachvollziehbar, wie ich finde. Die beiden sind quasi von jetzt auf gleich Mütter geworden. Wo man sonst nach dem positiven Schwangerschaftstest idealerweise neun Monate Zeit hat, um einige grundlegende Aspekte zu klären, musste alles von heute auf morgen geschehen und nun zeigt sich einfach, dass sie verschiedene Erziehungsstile favorisieren und damit genau aneinander vorbeireden. Ich fand aber eine Aussage von Carina sehr entscheidend, dass sie beide so als Elternteile sein sollten, wie sie auch sind und nicht auf eine Weise, um nur ja nicht wie ihre eigenen Eltern zu handeln. Natürlich ist man im Kern das Ergebnis der eigenen Sozialisation, aber im Versuch gegen die eigenen Muster (oder die der Eltern) zu agieren, kann das schnell dafür sorgen, komplett ans andere Ende der Skala auszuschlagen und damit ist auch niemandem geholfen. Und Maya hat tatsächlich so gewirkt, als wolle sie Liam mit Liebe erdrücken, nur weil sie es so nicht gekannt hat. Aber auch wenn sie sich uneinig waren und Maya danach erstmal abgehauen ist, mir hat sehr gut gefallen, dass man in dem Konflikt ihre Entwicklung als Paar gesehen hat. Es war klar, dass sie sich immer noch streiten werden, aber der Grund ist nicht mehr, wie sehr Maya ihre Arbeit liebt, sondern was sie einander bedeuten und was sie aufgrund ihrer Vergangenheit sind und sein wollen. Deswegen fand ich es auch wichtig, als sich beide Frauen ihre Ängste anvertraut haben. Gemeinsam Angst haben kann durchaus der Schlüssel sein, diese zu besiegen.

Ansonsten haben wir das Geschehen auf der Wache und wir bekommen eine sehr, sehr belastende Schicht zu sehen. Wir sehen nur einen einzigen dieser Einsätze und dennoch haben auch die anderen Einsätze ihren Eindruck hinterlassen. Die Schicht ist mit einem noch recht positiven Eindruck gestartet. Sean Beckett ist das erste Mal wieder mit ausgerückt und hat sich gut präsentiert, aber dennoch sind auch da schon erste Konflikte rauszuhören. Victoria 'Vic' Hughes und Theo Ruiz haben sich im Umgang miteinander kaum noch im Griff und bei Ben Warren werden gesundheitliche Probleme angedeutet, die er aber vehement leugnet. Dennoch haben wir insgesamt noch eine recht typische Atmosphäre, denn Kate Powell ist wieder dabei, macht unangebrachte Witze und Vic lässt die Bombe platzen, dass sie etwas mit Theo unmittelbar nach der Trennung hatte. Die Empörung der anderen so eine typische urkomische Situation, was einfach passiert, wenn der Cast zusammen ist. Dazu dann noch ein weiterer Versuch von Sullivan mit einem Heiratsantrag an Natasha Ross, den er aber selbst angesichts ihrer Laune abbricht. Bis hierhin stimmte alles, aber dann wurde es doch ganz anders und mit Einsatz und Einsatz wurde die Stimmung drückender und belastender. Mich hat dabei zutiefst beeindruckt, dass nur die Eindrücke über Funk bzw. das, was wir als Zuschauer*innen nach der Rückkehr zu sehen bekommen, gereicht haben, um so ein inniges Gefühl dafür zu bekommen, was wohl passiert ist und was das mit den einzelnen Figuren macht. Besonders krass war natürlich der Einsatz mit den zahlreichen Toten, der in der Rückbetrachtung der Schicht der Genickbruch war. Wir haben nur die Funksprüche und dazu Natashas Gesicht und schwupps Gänsehaut. Nein, diesen Einsatz hätte ich in real nicht sehen wollen, denn es nur zu hören, das hat schon genug angerichtet.

Neben dieser Steigerung im Off haben wir dann die Bewältigungsstrategien der einzelnen Teammitglieder, die aber nicht nur das Akute aus dem Einsatz auf dem Buckel haben, sondern auch sehr persönlichen Ballast. Das haben wir natürlich eigentlich immer, aber ansonsten gibt es in den Episoden oft sehr stringente Figureneinteilungen. Das war hier aber völlig fließend. Viele Figuren haben im wilden Wechsel miteinander agiert und das hat mir in dem Sinne gefallen, dass diese Episode in keiner Weise vorhersehbar wirkte. Es war wirklich in jedem Moment etwas Neues zu entdecken. Darin haben sich auch echte Highlights versteckt. Überraschenderweise (das Wort habe ich in meinen bisherigen Reviews zu Staffel 7 schon oft benutzt, steuern wir auf einen neuen Rekord zu?) hatten die meisten davon mit Beckett zu tun. Ich mochte, dass Theo ihm seine Axt wiedergegeben hat, ich mochte, dass er sich nach dem Einsatz mit den Toten seiner Tränen nicht geschämt hat und wie er auch Sullivan reingelassen hat, so dass sie gemeinsam ihr AA-Meeting füreinander sein konnten. Aber ich mochte auch Travis, der nach seinem eigenen Tiefpunkt für seine Freunde da war. Auch wenn Vic nicht so offen für ihn war, aber dennoch war er da. So wie er auch für Theo da war, obwohl dieser zurecht befürchtet hat, dass vielleicht alles zwischen ihnen in Trümmern liegt. Aber Travis hat auch gelernt. Er mag verurteilend sein, wie er will. Er steht zu seinem eigenen Fehler und auch wenn es kurz humorvoll war, das Bedauern war bei beiden Männern sehr echt.

Bei den restlichen Highlights waren es weniger Emotionen, die das Herz aufgeregt hüpfen lassen, denn es waren alles thematisch sehr negativ behaftete Szenen, aber die grandios gespielt waren und die in ihrer Dramatik genau bei mir ankamen. Zuerst muss ich da Vic rausgreifen, die gerade ganz offenbar in eine tiefe Krise schlittert. Letzte Wochen hatten wir ihre Wut und hier ist es nun eine fast schon erschreckende Teilnahmelosigkeit, aber auch pure Überforderung. Sie tat mir unwahrscheinlich leid. Ihr Gespräch mit Kate war dann wiederum befriedigend, aber auch erschreckend. Die Ansage an Kate saß. Vor allem war es eine Kritik, die viele Ebenen hatte. Denn Kate wurde aufgezeigt, was sie mit ihrem Verhalten anderen antut, ohne etwas zu merken, aber es war auch ein gewisser Neid, den empathische Menschen wohl gut nachvollziehen können. Wenn man seine eigenen Gefühle und die anderer stets mit einberechnet und sich alles unbewusst auflädt, dann drückt das Gewicht manchmal so tief in die Erde, dass ein Loch entstehen muss. Da scheint purer Egoismus und Ignoranz gegenüber anderen wie das ideale Gegenprogramm. Das war bei Vic deutlich zu merken. Sie war für alle da, sie hat sich alles aufgeladen, aber jetzt kann sie nicht mehr. Schon Ende Staffel 6 bat sie Theo um eine Auszeit und seitdem gab es gefühlt tausende neue Wendungen. In dem Sinne wird Vics Weg hier konsequent fortgesetzt und ich könnte mir vorstellen, dass uns da noch einiges erwartet. Ich freue mich sogar darauf, denn ich kann sicher sein, dass Barrett Doss das großartig spielen wird. Schon hier war die Szene im Bett und dann das Erschrecken, dass sie ihre Kameraden im Stich gelassen hat, sehr intensiv.

Über die Episode verteilt haben wir viele Streitgespräche. Genervt hat mich dabei vor allem Ben, der sich sehr unverantwortlich verhalten hat. Vielleicht ist das nun der Anfang, um Jason George wieder bei "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" unterzubringen, weil er nun mal die Figur ist, die wegen Dr. Miranda Bailey am schwersten einfach rauszuschreiben ist. Aber es passt nicht auf die Rolle. Sich so Sorgen machend wegen Pru und dass sie nochmal einen Dad verlieren könnte, da kannst du dir gegenüber nicht so rücksichtslos sein und damit auch noch das Team gefährden. Wir haben aber vor allem auch Andy Herrera, die nach der Enthüllung mit den Kürzungen sehr kurz angebunden gegenüber allen wurde. Ihr konnte ich das aber nicht vorwerfen, denn nochmal: Sie ist so kurz Captain und es gibt bislang kaum Momente, die einfach losgelöst sind und wo sie quasi ihre Zeit als Captain haben kann, die sie sich ausgemalt hat. Deswegen steht sie unter großem Druck und dazu die Konflikte mit Natasha. Eigentlich wollen die beiden Frauen doch dasselbe, sonst wäre Natasha nicht auch ständig bei der 19, aber diese ist auch einfach schon gewiefter. Ihr Rat an Andy war auch berechtigt. Jeder, der schon einmal in einer Verantwortungsposition war, weiß, dass man im Job nicht mehr Freund als Chef sein kann. Natürlich ist das für Andy schwer, weil sie schon seit einigen Staffeln wirklich DIE Teamkämpferin ist, aber es ist dennoch nötig, damit es ihr eben nicht so gut geht, wie in dieser Schicht. Deswegen habe ich ihren Zusammenbruch am Ende sehr gut nachvollziehen können. Ich hoffe wirklich sehr, dass sie in dieser Staffel noch ihren losgelösten Moment bekommt, wo sie auch genau spürt, dass es der Stil ist, unter dem sie führen kann. Aber diese krasse Herausforderung war auch interessant anzusehen.

Mit Ben hatte ich schon eine mögliche Entwicklung für die Zukunft angesprochen und ich habe im Gefühl, dass es da generell viel an Bewegung gibt. Theo reicht am Ende seine Kündigung ein. Jack Gibson war zwei Episoden lang schon nicht zu sehen (was ich übrigens schade finde, dennoch ändert es nichts an der Qualität der jeweiligen Episode), Sullivan wirkt ohnehin kaum noch ambitioniert und sein Gespräch mit Natasha, ob sie das alles bewirken, schien auch eine echte Belastung zu sein. Maya ist aktuell mehr Mutter und Ehefrau als Feuerwehrfrau, weswegen ganz eindeutig das Gefühl da ist, die Absetzung muss jetzt schon in den Drehbüchern angekommen sein. Die Wache wird sicherlich nicht aufgelöst werden, aber dennoch blicken wir auf seine sehr vage Zukunft und es scheint Vorbereitungen zu geben. Da ist das Gute, dass die Episode trotz des ganzen Streits und der emotionalen Belastung für alle Beteiligte dennoch gezeigt hat, dass sie eine Einheit sind.

Fazit

Stefania Spampinato hat bei einer für "Seattle Firefighters" ungewöhnlichen Episode einen guten Job gemacht. Diese knapp 40 Minuten waren eher belastendes fiktives Material, aber die Wirkung hat dennoch eindrücklich funktioniert. Auch wenn am Ende die Stimmung im Keller ist, so ist das dennoch positiv zu sehen, denn es kommt nach einem intensiven Mitleiden, das für die Zukunft einige Möglichkeiten offen lässt. Gleichzeitig kommt die traurige Emotion hinzu, dass es das bald für immer gewesen sein könnte. Daher: #SaveStation19

Lena Donth – myFanbase

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