Bewertung

Review: #2.08 Spacewalker

Foto: Thomas McDonell, The 100 - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Thomas McDonell, The 100
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Jason Rothenberg versprach, dass #2.08 Spacewalker nicht nur eine Episode wird, welche die Fans das Ende der Winterpause herbeisehnen lässt, sondern auch gleichzeitig ein neues Licht auf den Charakter Finn und seine Vergangenheit als Spacewalker wirft. Dies sollte wohl jene versöhnen, welchen die Verwandlung von Finn innerhalb der ersten Staffelhälfte sauer aufgestoßen ist. Für mich hat dies leider nur teilweise funktioniert, worauf ich später noch genauer eingehe.

"We've all got a monster inside of us, Clarke, and we're all responsible for what it does when we let it out."

"The 100" scheut sich bekanntlicherweise nicht davor schwierige Themen anzuschneiden und die dunklen, beziehungsweise monströsen, Seiten der Charaktere zu erforschen. So blieb, nachdem Lexa in der letzten Szene von #2.07 Long Into an Abyss Finns Leben forderte, zunächst die Frage offen, wie Clarke und die anderen mit diesem Ultimatum umgehen. Da die Position der Arker deutlich geschwächt ist und sie nicht nur der Bedrohung durch Mount Weather entgegen sehen, sondern auch der schieren Übermacht der Clans, blieben nicht viele Optionen offen. Auch Lincoln, welcher sich scheinbar von seinem erzwungenen Drogenentzug ein wenig erholt hat, konnte und wollte ihnen keine Hoffnung auf eine andere Lösung machen, da jeder für seine eigenen Handlungen verantwortlich ist. Was dies für ihn selbst bedeutet, wurde nicht weiter erforscht, dürfte aber noch von Bedeutung werden.

"No offense, Marcus, but I'm keeping the job until this is over."

In dieser schwierigen Situation fiel dann erneut auf, dass Abby zunächst deutlich Position auf Clarkes Seite bezieht und weiterhin nicht davor zurückschreckt ihre alten Freunde (und ab und an auch Gegenspieler) Kane und Jaha zu übergehen. Dabei ist ihre Position als aktuelle Ratsvorsitzende nicht sonderlich gefestigt, weshalb es mich immer noch wundert, warum die Wachen auf ihrer Seite stehen. Auch wenn es diesbezüglich einen Part im Protokoll gibt, Jaha war zumindest der gewählte Ratsvorsitzende der Ark und Kane folgte nach ihm als Vize. Und so ganz kann ich Abbys neue Handlungsweise auch nicht nachvollziehen, war sie in der Vergangenheit durchaus bereit auch ihren Ehemann in Gefahr zu bringen, weil sie mit seinen Plänen nicht einverstanden war. Ob sie jetzt wirklich streng nach ihren moralischen Überzeugungen handelt oder versucht ihr Verhältnis zu Clarke nicht zu gefährden, sei erstmal dahingestellt. Denn der Zuschauer erfährt nicht, wie schlussendlich die Entscheidung der Erwachsenen ausgefallen wäre, da die Jugendlichen die Geschehnisse wiedereinmal selbst in die Hand nehmen.

"Finn, the things that we've done to survive ... they don't define us." - "What if you're wrong? What if this is who we are now?"

Als bei der Flucht aus Camp Jaha schließlich Clarke verletzt wird, muss Finn einsehen, dass er sich nicht verstecken kann und seine Taten in Lincolns Dorf letztendlich dazu führen könnten, dass Clarkes Leben in Gefahr gerät. Deshalb passt seine Entscheidung, sich selbst zu stellen, gut zu dem Charakter, welche innerhalb der ersten Staffel etabliert wurde. Finn wird damit zu dem Jungen, der nicht nur bereit ist für seine Überzeugungen zu kämpfen, sondern auch für sie zu sterben. Warum macht ihn mir sein Opfer also nicht wirklich sympathischer? Dies liegt nicht allein an dem Massaker oder daran, dass er Raven betrogen hat, da zumindest bei letztem einfach die Extremsituation mit eine Rolle spielte, sondern an den Rückblicken. Während #1.06 His Sister's Keeper, in welchem die Vergangenheit von Bellamy und Octavia gezeigt wurde, zu meinem Lieblingsepisoden zählt und wunderbar die komplizierte Beziehung der Geschwister näher beleuchtet, bringen die Rückblicke dieser Episode keine neuen Erkenntnisse bis auf eine: Raven war der Spacewalker. Was auf den ersten Blick vielleicht wie eine süße Idee wirkt um seine traurige Freundin aufzumuntern, ist schlussendlich nicht nur dumm, sondern auch gefährlich. Da die Ark zusammengeschustert und alt ist, kommt es schließlich wirklich zu einer Fehlfunktion und der anschließenden Entdeckung. Finn nimmt die Schuld auf sich, was rein logisch ist. Weiteres offenbaren die Rückblicke nicht, denn wie sehr Raven ihn liebt, wusste der Zuschauer bereits zuvor und allein die Szene, in welcher Raven Murphy mit einbezieht, um diesen als Notfallplan an die Grounder auszuliefern, beweist schon, wie weit ihre Liebe immer noch geht. Durch die Rückblicke wird es für mich umso schwerer nachzuvollziehen, warum Finn sich schlussendlich für Clarke entschied.

"I love you, too." - "I'm scared." - "You're gonna be ok. You're ok." - "Thanks, princess."

Während mir ausnehmend gut gefiel, wie unkompliziert die Autoren das Liebesdreieck zwischen Raven, Finn und Clarke ausspielten, bleibt doch die Frage, ob nicht gerade Finns Tod die Situation zwischen Clarke und Raven eskalieren lässt. Denn während Raven nicht nur bereit gewesen wäre, Murphy zu opfern, sondern in einer letzten verzweifelten Aktion auch Clarke bittet, Lexa zu töten, entscheidet sich Clarke für die Sicherheit ihrer Leute, einen möglichen Frieden und damit für Finns Tod. Während Raven wirklich nur Finn hat und diesen immer noch als Familie ansieht, ist Clarke stärker sozial vernetzt, was ihr dieses Entscheidung jedoch sicherlich nicht leichter machte. Aber wie es nicht anders von Clarke zu erwarten war, ist sie sich durchaus bewusst, welche Qualen Finn bevorstehen, da Lincoln recht eindringlich beschrieben hat, welche Strafe diesen erwartet und tötet ihn selbst kurz nach oder möglicherweise auch während dem Liebesgeständnis. Eine einmalige Szene, welche schockierender nicht sein könnte und grandios von Eliza Taylor und Thomas McDonell umgesetzt wird. Rein moralisch gesehen ist Clarkes Entscheidung eine Gratwanderung, weshalb ich an dieser Stelle nicht weiter auf sie eingehen werde. Aus Zuschauerschicht eröffnet sie aber vor allem eine Vielzahl an Möglichkeiten: Nicht nur durch das Bündnis und wie ihre Freunde, allen voran Raven sowie die Erwachsenen mit ihrer Tat umgehen, sondern vor allem was dieser Entschluss für Clarke selbst bedeutet.

"I spent time with your commander. She's a visionary." - "And that's why you're all still alive."

Kanes Rückkehr geht neben all diesen Ereignissen beinahe unter und dient scheinbar nur dazu zu verdeutlichen, dass Abby von ihrer aktuellen Machtposition nicht zurücktritt und Lexa äußerst aufgeschlossen ist. Leider erfahren die Zuschauer immer noch nicht, ob Lexa deshalb zum Commander geworden ist oder ihr diese Eigenschaft eher Feinde unter den eigenen Leuten schafft. Deutlich wird, dass obwohl sie die Macht in den Händen hält, Lexa sich ebenfalls den grundlegenden Ritualen und Gepflogenheiten ihres Volkes fügen muss und nur langsam Veränderungen einführen kann. Die Szenen zwischen ihr und Clarke gefallen mit außer der Reihe besonders gut, auch wenn sie quasi Anya ersetzt. Neben Dante Wallace, welcher mich von den neuen Charakteren der zweiten Staffel ebenfalls überzeugen kann, ist Lexa bisher der Charakter mit dem meisten Potential. Hoffentlich bedeutet das Casting von Alycia Debnam-Carey in dem potentiellen Spin-Off von "The Walking Dead" nicht, dass wir bald auf sie verzichten müssen.

Randbemerkungen und Notizen

  • Auch wenn Monty und Jasper diese Staffel wieder ein wenig mehr in die Geschehnisse involviert waren, fällt ihre Abwesenheit in dieser Episode kaum auf. Die gesamte Befreiung der 47 Jugendlichen verschiebt sich also auf die zweite Staffelhälfte, falls die Jugendlichen dann noch dort sind, denn nach Harpers Verschwinden könnten sie gezwungen sein ihre Fluchtpläne schneller voranzutreiben.
  • Gut gefiel mir die Szene zwischen Abby und Indra, auch wenn sie schlussendlich keine wirkliche Relevanz für die Episode hatte. Wie Lincoln schon andeutete, steht Indra den Neuankömmlingen nicht wohlgesonnen gegenüber und dürfte mit dem Bündnis auch weiterhin nicht einverstanden sein. Ob sich das zu einem Problem entwickelt, werden wohl erst die nächsten Episoden zeigen.
  • Lincoln fasst mit den Worten "If death has no cost, life has no worth. That's how we live." eindringlich die Mentalität der Clans zusammen. Allein wegen dieser Unterschiede wird eine Zusammenarbeit schwierig, genau wie die Beziehung zwischen Octavia und Lincoln. Bisher waren die beiden frisch verliebt, doch nach Lincolns Verwandlung in einen Reaper könnte ich mir vorstellen, dass dies eine weitere Belastung für sie darstellt. Ungewiss ist ebenfalls, ob die Erwachsenen ihn so einfach unter sich akzeptieren werden.

Fazit

Die Episode überzeugt zwar, da sie die Handlung in der Gegenwart konsequent und gewohnt schnell vorantreibt, aber die Rückblicke in die Vergangenheit von Finn und Raven wirken zu konstruiert. Sie scheinen nur den Zweck zu erfüllen, Finn in einem besseren Licht dazustehen zu lassen, was im Endeffekt sinnlos wird, da sein Ende besiegelt ist. Finns Tod jedoch stellt interessante Weichen für die zweite Staffelhälfte, vor allem was die Charakterentwicklung von Raven und Clarke angeht.

Charleen Winter - myFanbase

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