Emmys 2017 - Die Gewinner und Gewinnerinnen der 69. Emmy-Verleihung

Bereits im Vorfeld der diesjährigen Emmy-Verleihung stand fest, dass es mit dieser 69. Ausgabe der traditionellen Awards-Zeremonie einige Überraschungen und Neuerungen geben wird. Zu den wichtigsten Fragen vor der Verleihung gehörten u.a., wer in Sachen Dramaserien das nicht angetretene "Game of Thrones" beerben wird? Wird dies einer der zahlreichen nominierten Streaming-Serien tun, und damit den ersten Haupt-Emmy für einen Streamingdienst einheimsen? Oder schafft mit "This Is Us" das erste Mal seit vielen Jahren eine Broadcast-Serie, den Preis wieder zu ergattern? Oder ist es doch wieder HBO, das für "Westworld" mit 22 Nominierungen ins Feld zog? Weitere Fragen drehten sich um Julia Louis-Dreyfus, die sich mit einem weiteren Sieg endgültig in die Emmy-Geschichtsbücher eintragen würde und ob "Big Little Lies" bei den Miniserien wirklich den Durchmarsch hinlegen würde, den viele Expert*innen profezeiten. Aber die größte Frage die es Vorfeld der Emmys gab war wohl die, wie sehr die aktuelle politische Lage in den USA unter Präsident Donald Trump den Ton bei dieser Veranstaltung bestimmen wird.
Die Antwort auf diese Frage gleich vorweg, sehr! Schon mit der Wahl des Gastgebers, Talkmaster Stephen Colbert war klar, dass man vor dem Thema Trump nicht weglaufen würde. Und im Großen und Ganzen hat der es auch geschafft, die Show zwar sehr politisch zu gestalten, aber das Thema die Sache doch nicht zu sehr beherrschen lassen. Mit einigen Abstrichen, denn die schockierende Rückkehr des kurzzeitigen Pressesprechers Trumps, Sean Spicer am Ende von Colberts Eröffnungsmonolog, war wohl doch eher unpassend. Das hatte doch zu sehr den Beigeschmack, dass bei aller Kritik Hollywood am Ende doch gerne mit den Verbrechern des Trump-Regimes lacht, die kurz zuvor noch die Schwächsten des Landes verspottet und verachtet haben. Für viele in Hollywood ist das drohende Endzeitszenario des neuen Regimes dann wohl doch noch zu abstrakt, um es nicht für einen billigen Gag zu nutzen.
Neben Trump war das zweite wichtige politische Thema natürlich der Schwerpunkt Diversity und Inklusion. Auch hier kann man von diesem Abend ein zweigeteiltes Fazit ziehen. Es gingen viele Preise an verdiente Akteure aus ansonsten viel zu wenig repräsentierte Gruppen, gleichzeitig hatte man bei all dem Lob für die Diversity-Bemühungen der TV-Branche doch das Gefühl, dass man sich vor allem selbst feiern wollte. Auch wenn die Statistiken vor und hinter der Kamera noch lange kein Grund sind, die TV-Industrie als besonders offen und inklusive zu bezeichnen.
Die Gewinner*innen der Kategorie Drama
Kommen wir aber nun zu einigen Gewinnern und Gewinnerinnen im Detail. Die große Story des Abends ist dabei sicherlich der Sieg der Romanadaption "The Handmaid's Tale" als Beste Dramaserie. Damit ist es also Hulu gelungen, als erster Streamingdienst einen der großen Emmys zu gewinnen. Richtig spannend wird es dann sicher erst, wenn nächstes Jahr die Serie voraussichtlich gegen den HBO-Favoriten "Game of Thrones" antritt, zumal die Serie dann auch ohne die Vorlage von Margaret Atwood arbeiten muss. "The Handmaid's Tale" hat hier aber ordentlich abgeräumt, neben dem Hauptpreis wurde auch Elisabeth Moss als Beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet (nachdem ihr diese Ehre für "Mad Men" noch verwehrt wurde), sowie Ann Dowd als Beste Nebendarstellerin. Zusammen mit Alexis Bledel, die bereits letzte Woche bei den Creative Arts Emmys als Beste Gastdarstellerin geehrt wurde, hat die Serie somit alle Schauspielerinnenpreise in der Dramakategorie abgestaubt. Eine beachtliche Leistung. Ebenfalls ausgezeichnet wurden zudem Serienmacher Bruno Heller für das Beste Drehbuch und Reed Morano für die Regie. Reed Morano war damit die erste Frau, die nach 22 Jahren diesen Preis gewinnen konnte, und erst die dritte Frau überhaupt.
Auch Sterling K. Brown schrieb mit seinem Sieg als Bester Hauptdarsteller für "This Is Us" Geschichte. Nicht gewann er seinen zweiten Emmy in Folge (letztes Jahr wurde er als Bester Nebendarsteller in einer Miniserie für "American Crime Story" ausgezeichnet), er war auch der erste Afro-Amerikaner seit 19 Jahren, der diesen Preis gewann. Hier wird wieder einmal deutlich, dass es zwar wunderbar ist, dass viele der heutigen Preise an diverse Gruppen verteilt werden, dass es aber eine Schande ist, wie lange diese auf sich warten ließen.
Bester Nebendarsteller in einer Dramaserie wurde John Lithgow für "The Crown", womit Netflix bei den Hauptpreisen am Ende nicht ganz leer ausging. Auch wenn man sich nach einer großangelegten Kampagne besonders für "Stranger Things" sicherlich insgesamt mehr erhofft hatte.
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Die Gewinner*innen der Kategorie Comedy
Bei den Comedys gab es ebenfalls einige wohlverdiente Überraschungen für junge und diverse Talente. Besonders Donald Glover sticht dabei hervor, der für seine Arbeit an der FX-Comedyserie "Atlanta" sowohl als Bester Hauptdarsteller, als auch als Regisseur ausgezeichnet wurde. Auch hier gibt es wieder einige historische Zahlen zu vermerken, denn Glover ist der erste Schwarze überhaupt, der als Regisseur ausgezeichnet wurde, und auch bei den Hauptdarstellern ist der letzte Schwarze Sieger vor 22 Jahren geehrt wurden. Neben Glover wurden aber auch Aziz Ansari und Lena Waithe für ihr Drehbuch der Serie "Master of None" ausgezeuchnet. Und man ahnt es schon, Lena Waithe ist die erste Schwarze Frau überhaupt, die für ihr Drehbuch gewürdigt wurde.
Eine der wichtigsten Shows dieser Emmys war aber auch "Saturday Night Live", welches nicht nur als Beste Variety-Sketch-Show mit einem Emmy ausgezeichnet wurde, sondern welche auch gleich vier Schauspielpreise einheimsen konnte. Nachdem letzte Woche bereits Dave Chappelle und Melissa McCarthy jeweils als Beste Gastdarsteller*innen ausgezeichnet wurden, gingen gestern Abend beide Nebendarsteller*innen-Kategorien an SNL: an Alec Baldwin und an Kate McKinnon, die den Preis bereits letztes Jahr gewann.
Die Siegerin des Abends war aber Julia Louis-Dreyfus, die zum sechsten Mal in Folge für ihren Part in "Veep – Die Vizepräsidentin" als Beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet wurde und nun über insgesamt acht Emmys für ihre Schauspielleistung verfügt. Das ist Rekord, sie konnte somit mit Cloris Leachman und deren acht Emmys gleichziehen und sie verfügt noch über die gute Chance, den Rekord nächstes Jahr ganz für sich zu gewinnen. Und obwohl "Veep" überraschend außer den Preis für die Hauptdarstellerin keinen weiteren Award gewann, wurde die HBO-Serie am Ende doch als Beste Comedyserie ausgezeichnet. Da wäre ein Sieg für ein anderes Projekt sicher die erfrischendere und wohl auch verdientere Wahl gewesen, unterm Strich wurden die Comedy-Emmys aber doch recht gleichmäßig verteilt, was die Sache dann doch wieder erträglich macht.
Die Gewinner*innen der Kategorie Miniserien und TV-Filme
Bleiben noch die Miniserien und TV-Filme, die es in Sachen Emmys zu besprechen gilt. Das diese von der Dramaturgie her besonders bedeutsam waren, zeigt schon die Tatsache, dass sie in der Verleihung recht weit nach hinten verlegt wurden, so dass alle Comedy-Preise vergeben wurden, als es an die Hauptpreise der Miniserien ging. Hier hoffte man wohl auf die Star-Power der Nominierten, was aber auch zu einigen eher unbeholfenen Momenten am Ende der Show führte. So wurde Sterling K. Brown recht derb in seiner sehr gelungenen Dankesrede unterbrochen und gezwungen, diese zu beenden, nachdem direkt zuvor einige Hollywood-Schönheiten die Chance hatten, in aller Ruhe ihren Dank der Welt kundzutun.
Dabei liegt die Schuld an dieser unschönen Szene sicher nicht bei Nicole Kidman, die als Beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet wurde oder bei Reese Witherspoon, die den Emmy für die Beste Miniserie für "Big Little Lies" entgegen nahm. Zumal beide auch ihre Chance nutzten, um auf wichtige Themen wie die Alltäglichkeit von häuslicher Gewalt gegen Frauen aufmerksam zu machen. Außerdem zelebrierte man gerade von Seiten des "Big Little Lies"-Cast immer wieder die Tatsache, dass es sich bei der Geschichte um eine sehr weibliche Perspektive handelte. Nichtdestotrotz war der Übergang zwischen dem "Big Little Lies"-Liebesfest und dem Umgang mit Sterling K. Brown doch sehr unschön und hätte so nicht passieren dürfen.
Der Siegeszug von "Big Little Lies" war aber ein nahezu kompletter. Neben Kidman wurden auch Laura Dern als Beste Nebendarstellerin und Alexander Skarsgård als Bester Nebendarsteller ausgezeichnet, sowie Jean-Marc Vallée für dessen Regie. Lediglich den Preis für das Drehbuch gab man hier ab, der ging an Charles Brooker und "Black Mirror", welches für die Episode "San Junipero" auch als Bester TV-Film geehrt wurde. Das war eine durchaus gelungene Überraschung, die größte Überraschung war aber wohl die, dass sich Riz Ahmed wohlverdient gegen die starke Konkurrenz bei den Hauptdarstellern durchsetzen konnte und einen Emmy mit nach Hause nahm. Er ist übrigens der erste Schauspieler asiatischer Abstammung überhaupt, dem das gelang (in allen Emmy-Kategorien).
Fazit
Es war ein gelungener Abend, an dem die 69. Emmy Awards verliehen wurden, auch wenn der Auftritt von Sean Spicer gleich zu Beginn einen schalen Nachgeschmack hinterlassen hat. Dennoch haben viele der Gewinner und Gewinnerinnen mit ihren Preisen Geschichte geschrieben und nun sollte sich die TV-Branche nicht zu sehr der Selbstbeweihräucherung hingeben, sondern lieber den positiven Trend nutzen und weiterhin daran arbeiten, mehr diverse Stimmen vor und vor allem auch hinter der Kamera zu fördern, so dass diese in der Zukunft ihre Chancen auf einen Emmy nutzen können.
Cindy Scholz - myFanbase
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