Bewertung

Avengers: Infinity War

"Schon bald werdet ihr erfahren, wie es ist, zu verlieren, fest daran zu glauben, im Recht zu sein und trotzdem zu scheitern. Fürchtet es. Flieht davor. Das Schicksal holt euch trotzdem ein."

Foto: Copyright: Walt Disney Studios Motion Pictures Germany
© Walt Disney Studios Motion Pictures Germany

Inhalt

Der skrupellose Titan Thanos (Josh Brolin) will das gesamte Universum ins Gleichgewicht bringen, indem er auf jedem einzelnen Planeten die Bevölkerung halbiert. Dazu benötigt er die sechs Infinity Steine, mit dessen geballter Macht er nicht nur die Zeit manipulieren, sondern mit einem einzigen Fingerschnipsen sein Ziel erreichen kann. Das versuchen die Avengers um Iron Man (Robert Downey Jr.), Captain America (Chris Evans), Spiderman (Tom Holland), Thor (Chris Hemsworth), Doctor Strange (Benedict Cumberbatch), Scarlet Witch (Elizabeth Olsen) und Black Widow (Scarlett Johansson) natürlich zu verhindern. Zumal Teamkollege Vision (Paul Bettany) einen der begehrten Infinity Steine bei sich trägt. Unterdessen bleiben auch die Guardians of the Galaxy um Peter Quill (Chris Pratt) und Thanos Ziehtochter Gamora (Zoe Saldana) nicht untätig.

Kritik

Seit Ende April klingelt es ordentlich an den Kinokassen, während im Internet hitzig diskutiert und darüber spekuliert wird, wie es nach DIESEM "Avengers"-Abenteuer weitergehen könnte. Schließlich wartet "Infinity War" mit einem Ende auf, mit dem wohl die wenigsten Cineasten gerechnet haben. Dabei wurden im Vorfeld schon etliche Theorien über Bösewicht Thanos und die sechs Infinity Steine aufgestellt. Angeheizt wurde die Vorfreude zusätzlich durch die Heimlichtuerei der Russo-Brüder, die bereits bei

"The Return of the First Avenger" und "The First Avenger: Civil War" fruchtbar Regie führten und nun selbst die Darsteller im Unklaren ließen. Man fragte sich nicht zuletzt: Warum fehlt Jeremy Renner als Hawkeye auf dem Plakat? Und er wird nicht als einziger vermisst!

Die "Viele Fragen aufwerfen, wenige Antworten geben"-Strategie ging auf. Denn der neunzehnte Film des Marvel Cinematic Universe legte kurz nach dem Kinostart global das beste Startwochenende aller Zeiten hin und verbuchte auch in Deutschland den bis dato erfolgreichsten Kinostart diesen Jahres. Dieses Ergebnis zu wiederholen, dürfte im April 2019 kein Problem werden, wenn mit "Avengers 4" die Fortsetzung in die Kinos kommt. Beide Filme wurden zeitgleich gedreht. Das erklärt auch, warum Jeremy Renner zwar bei den "Avengers"-Drehs gesichtet wurde und damit weitere Hypothesen um Clint Barton entfachte, in "Infinity War" aber lediglich kurz Erwähnung findet. Gleiches gilt für Paul Rudd, der im Juli 2018 in "Ant-Man and the Wasp" neben Evangeline Lilly als "Ant-Man" auf die Leinwand zurückkehren wird und dann im Sequel von "Infinity War" wieder zu den Avengers stoßen soll.

Zu viel über die Handlung soll an dieser Stelle nicht verraten werden. Fakt ist aber: Mit Thanos müssen die MCU-Helden diesmal einen nahezu übermächtigen Feind bezwingen. Dass dieser Kampf einige liebgewonnene Helden einfordern wird, ist von vorn herein kein Geheimnis. Dennoch dürfte einem das Herz in die Hose gleiten, wenn Thanos und seine Vollstrecker gleich zu Beginn einer geschätzten Figur das Leben aus dem Körper pressen und in "bester" Absicht ganze Völker halbieren. Beiläufig wird über die Vorzüge des Todes philosophiert. Gruselig! In der Theorie mag Thanos Motivation abgegriffen erscheinen. In der Praxis positionieren die Macher ihn jedoch als einen überzeugenden Gegner mit ideologischen Ansichten und reichlich Screentime. Was der Widersacher mit dem markanten Kinn vorhat, ist genauso wahnsinnig wie es auf dem Papier anmutet und ihm in "Infinity War" mehrfach vorgeworfen wird. Nichtsdestotrotz besitzt er eine authentische Achillesferse und den unbeirrbaren Glauben, das Richtige zu tun. Visuell strahlt der von Josh Brolin via Motion-Capture-Performance gemimte Antagonist ebenfalls die nötige Entschlossenheit und Stärke aus.

Stärke müssen auch die nun auf der Erde und im Universum verstreuten Avengers zeigen, die damit beschäftigt sind, die verbliebenen Infinity Steine zu verteidigen. Es ist schon bemerkenswert, was die Russo-Brüder hier auf die Beine gestellt haben. Die Vereinigung der "Avengers" und den"Guardians" ist ein Kunststück für sich, bedenkt man vor allem die enorme Größe des Personals. Da die einzelnen Helden innerhalb der vergangenen zehn Jahre ins MCU etabliert wurden und man folglich deren Background und Eigenheiten kennt, setzen die Macher das nötige Filmwissen voraus und gehen sofort zum Angriff über. Trotzdem überraschen manch zwischenmenschliche Veränderungen, da nach den Ereignissen von "Guardians of the Galaxy Vol. 2" und "Civil War" zwei Jahre verstrichen sind. Ein Highlight ist der inzwischen pubertierende Groot, der die heutige Jugend recht trefflich reflektiert. Als Gedächtnisstütze bietet sich Mark Ruffalo als Bruce Banner an. Da er wegen seiner "Thor"Odyssee einiges auf der Erde verpasst hat, stellt der "Hulk"-Mime viele nützliche Fragen.

Eine zentrale Handlungsfrage kreist natürlich um den Aufenthaltsort des bis dato unentdeckten Infinity Steines und wird mit einem emotionalen Konflikt beantwortet. Hier wird nochmals deutlich: Es kann wirklich jeden treffen! Und genau das macht "Avengers 3" derartig spannend und bis zum Ende hin unberechenbar. Zumal die abwechselnden Handlungsebenen kaum Langweile aufkommen lassen und beständig aufeinander aufbauen. Die episodenhafte Erzählstruktur baut mitunter zwar an Tempo ab, erschafft aber jene gefühlsbetonte Momente und Verschnaufpausen, die auf die finale Schlacht vorbereiten und dialogische Hinweise beinhalten, die am Ende wiederum zum Grübeln und Kombinieren anregen – vereinzelte Kopfschüttler inklusive! Denn auch Helden haben bekanntlich Schwächen und machen folglich Fehler. Neben all der dramatischen Entwicklungen kommt der Humor aber nicht zu kurz. Dazu tragen die interessanten Charakterkonstellationen bei.

Mit "Iron Man" und "Doctor Strange" treffen schon zwei egozentrische Persönlichkeiten aufeinander, während Star-Lord im Schatten vom göttergleichen "Thor" schmollen und "Spiderman" mit seinem Filmwissen punkten darf. Andere geschätzte Figuren haben hingegen das Nachsehen und müssen sich mit weniger Screentime zufriedengeben. So geht auch das lang erwartete Widersehen zwischen "Captain America" und Jugendfreund Bucky Barnes im Land des "Black Panther" recht flüchtig über die Bühne. Der Showdown in Wakanda setzt dem Heldenspektakel kämpferisch noch einmal die Krone auf, zeigt aber zugleich, dass es bei einer derartigen Heldenvielfalt schwierig werden kann, den Überblick zu behalten.

Denn auch visuell fordert "Infinity War" das Auge heraus und fährt auf, was man sich als Zuschauer nur wünschen kann – rasante Verfolgungsjagden, epische Kämpfe, verwüstete Städte wie Planeten und allerhand phantastische "Undenkbarkeiten" zwischen Raum und Zeit. Thor beeindruckt wiederholt mit seiner geballten Donner-Kraft, Spiderman und Iron Man dürfen mit ihren neuen (im Anzug integrierten) Gadgets angeben und Doctor Strange läuft in seinem Flattermantel zu magischer Höchstform auf. An der weiblichen Front stellen Scarlet Witch, Gamora und Black Widow erneut ihren Kampfgeist unter Beweis und punkten zum Teil mit innerer Stärke. Nach dem Abspann folgt (wie gewohnt) ein symbolischer Hinweis auf künftige "Avengers"-Unterstützung, die in Phase 3 noch eine tragende Rolle spielen wird. Man darf gespannt sein, in wie weit sich die noch fehlenden/vermissten Puzzleteile/Charaktere ins MCU-Gesamtbild einfügen und das in "Infinity War" Geschehene womöglich noch einmal gehörig auf den Kopf stellen werden.

Fazit

Nach DIESEM "Avengers"-Abenteuer ist die Fortsetzung im nächsten Kinojahr definitiv ein Muss. Bei der enormen Heldenvielfalt kommt vielleicht nicht jede liebgewonnene Figur zur vollen Geltung, dennoch überzeugt "Infinity War" mit einem starken Widersacher sowie Helden, die bis an ihre Grenzen gehen und nebenbei den Humor nicht verlieren – gute und böse Überraschungen inklusive!

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Doreen B. - myFanbase
13.06.2018

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