Bewertung

Review: #5.02 Zwischen zwei Fronten

Mit dem Staffelauftakt deutete man bereits an, worauf sich die Zuschauer in der fünften Staffel von "Outlander" freuen und was sie gleichzeitig befürchten dürfen. Dieser Kurs wird nun noch einmal verdeutlicht.

Between Two Fires

Der Episodentitel ist vortrefflich gewählt und man schafft es, diesen durch das Gefühlsleben jeder einzelnen der zentralen Figuren zu übermitteln. Die ersten Minuten von #5.02 Between Two Fires sind durch die brutalen Taten der Regulatoren geprägt, wodurch der Zuschauer sofort in Alarmbereitschafft versetzt wird. Denn anders als man noch am Ende von #5.01 The Fiery Cross dachte, zieht Murtagh sich mit seinen Verbündeten nicht still und leise zurück, sondern vertritt seine Meinung noch um einiges ausdrucksstärker. Es ist ein bewundernswerter Charakterzug an Murtagh, sich so enthusiastisch für das Wohl der einfachen Leute einzusetzen, doch aus der Perspektive Jamies bringt Murtaghs Tat eine schwierige Gratwanderung mit sich. Während Jamie auf der einen Seite versuchen möchte, seinem Patenonkel vor der Festnahme zu bewahren, muss er andererseits vor Lieutenant Knox seinen Mann stehen und sich als majestätstreu beweisen. Dieser komplizierte Balanceakt ist nicht nur von der Umsetzung her schwer, auch Jamies eigene Wert- und Moralvorstellungen lassen den Highlander zwischen den beiden Feuern besorgt hin- und herschauen. Man kann Jamie dabei beobachten, wie er Murtagh sacht und dennoch entschlossen unterstützt, ohne sich selbst ins Kreuzfeuer zu begeben. Für den Moment mag dies gut gehen und stellt ein interessantes Katz-und-Maus-Spiel mit Knox dar, perspektivisch kann man gleichzeitig auf einen anhaltenden Nervenkitzel hoffen. Ähnlich sieht dies bei Murtagh aus, der sich auf der anderen Seite des einen Feuers befindet, wodurch Jamie seinen Familienfrieden bedroht sieht. Denn während Murtagh die Regulatoren ganz offenkundig mit anführt, so wird das Handeln und die Zugehörigkeit seines Patensohnes in Frage gestellt, wodurch Murtagh in Erklärungsnot gerät. Ich bin sehr gespannt, in welche Richtung sich diese Rebellion in Bezug auf das freundschaftliche Band zwischen Jamie und Murtagh entwickeln wird, das durch diese politische Streitigkeit stark strapaziert wird.

Nicht weniger drastisch sieht es bei Claire aus, die sich nach der letzten Episode, in der man sie hauptsächlich als liebende Mutter zu Gesicht bekam, ganz ihrer Rolle als Ärztin hingeben darf. Vom Anblick der von ihr durchgeführten Autopsie war ich wahrscheinlich sogar noch mehr erschüttert, als über den der Männer, die geteert und gefedert wurden. Schon häufig wirkte Claires Handeln in Anbetracht der Zeitgeschichte viel zu radikal, dieses Mal hat sie den Vogel jedoch abgeschossen, denn selbst ihre eigene Tochter fand die Autopsie alles andere als zeitgemäß. Auch Claire befindet sich zwischen zwei Feuern, denn sie will ihr medizinisches Wissen ausleben, ohne dabei im 18. Jahrhundert über die Stränge zu schlagen, was schier unmöglich ist. Highlight der Handlung rund um Claire war für mich ganz eindeutig der Schritt, den Claire auf Marsali zu getan hat. Ganz ohne Worte hat man als Zuschauer verstanden, was sich in Claires Kopf abspielte und hoffte nur, dass Marsali nicht die Engstirnigkeit ihrer Mutter an den Tag legen würde, sondern Claire mit Unvoreingenommenheit begegnet. Zum Glück ist Marsali ganz anders als Laoghaire. Sie scheint Claire schon lange als Mutterersatz akzeptiert zu haben, blickt zu ihr auf und so durchströmt einen ein Gefühl von Wärme, als Marsali einwilligt, Claires Lehrling zu werden. Für Marsali schien es daher recht leicht, sich zwischen den beiden Fronten zu entscheiden, mit denen sie sich konfrontiert sah.

Viel schwieriger sieht dies bei Roger aus. Denn auch das stetige Betonen, dass die Frasers nun auch seine Familie sind, scheinen Roger den Gedanken, für immer in der Vergangenheit zu bleiben, nicht schmackhafter zu machen. Auf der einen Seite möchte er Brianna unterstützen und sie nicht von ihren Eltern trennen, doch genau so stark brennt der Wunsch in ihm, in seine eigene und vertraute Zeit zurückzukehren. Wie unwohl sich Roger im 18. Jahrhundert fühlt, wurde durch die Jagdszene mit Brianna, bei der Roger jegliches Talent abzusprechen ist, eindeutig unter Beweis gestellt. Genau so unmissverständlich wurde durch sein Zusammensein mit Jeremiah gezeigt, wie wichtig Roger seine kleine Familie ist. Ein sehr deutliches Bild davon, dass das Leben für Roger all das bereithält, was er sich nie gewünscht hat, wird außerdem gemalt, indem man ihn nach der Hochzeit nicht etwa in den mit Liebe erfüllten Flitterwochen antrifft, sondern auf der erfolglosen Jagd. Weniger schwer hat es indes Brianna, die zwar ebenfalls zwischen den Fronten steht, jedoch eher die Rolle einer Vermittlerin einnimmt.

Ein Feuer der ganz anderen Art bietet uns das Ende der Episode. Ich hätte nicht gedacht, dass Stephen Bonnet so schnell wieder auf der Bildfläche auftauchen würde. Nicht überrascht hat mich dagegen, dass Ed Speleers es augenblicklich wieder verstanden hat, die Antipathien gegen Bonnet in der Erinnerung zu rufen. Diese etwas verblassten Gedanken an Bonnet werden im Verlauf der Episode ganz langsam wieder an die Oberfläche geholt, indem man Brianna beim Malen seines Gesichts sieht, das in Briannas Werk sehr düster ist. Anschließend begleiten wir Roger dabei, wie er die finsteren Zeichnungen entdeckt und schließlich begegnen wir dem Gegenspieler der Frasers persönlich und werden gleich wieder mit Bonnets blutrünstiger Seite konfrontiert. Es ist den Autoren meisterhaft gelungen, gleich wieder den alten Hass gegen Bonnet zu schüren, wodurch man gleichzeitig darauf brennt und die Augen vor dem Wiedersehen Bonnets mit den Frasers verschließen will.

Kurze Eindrücke

  • Es war eine Erleichterung, dass die Hauptfiguren nicht gleich alle voneinander getrennt wurden. Dennoch denke ich nicht, dass Jamie allzu bald nach Fraser's Ridge zurückkehren wird.
  • Roger scheint sich immer dann am wohlsten zu fühlen, wenn er singt. Dass die Lieder stets aus seiner Zeit sind, unterstreicht sein Heimweh.
  • Ich kann mir nicht vorstellen, dass es Claire gelingt, Penicillin herzustellen.

Fazit

Die im Staffelauftakt angekündigten Handlungsstränge kommen ins Rollen, wodurch der Übergang in diese Episode sehr angenehm ist, auch wenn bisher nichts Großes passiert ist. Man schürt weiterhin die Feuer und lässt den Zuschauer voller Vorfreude und Bangen auf die kommende Episode zurück.

Marie Florschütz - myFanbase

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