Bewertung

Review: #2.03 Bluternte

Foto: Marie Avgeropoulos, The 100 - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Marie Avgeropoulos, The 100
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Die Macher von "The 100" gewähren dem Zuschauer weiterhin keine Atempause und ziehen das Tempo nach der Einführung in die zweite Staffel konsequent weiter an. So bietet die dritte Folge nicht nur eine dramatische Fluchtsequenz von Clarke und Anya aus dem abgeriegelten Mount Weather Stützpunkt, sondern auch an allen weiteren Fronten spitzt sich die Lage zu, was zu unliebsamen Entscheidungen und wohl folgenreichen Konsequenzen führt.

"Our best chance of making it out of here alive is together."

Nach der schockierenden Enthüllung am Schluss der letzten Folge, die einen ersten Eindruck von den Machenschaften hinter den Kulissen von Mount Weather gewährte und den Zuschauer dabei in horrorähnliche Gefilde katapultierte, knüpft diese Folge direkt daran an. Clarke entschließt sich dazu mit Anya zu fliehen. Die Schilderung dieser Flucht lässt einen schon in den ersten Minuten erschaudern und schafft es dabei gleichzeitig die Spannung kontinuierlich nach oben zu treiben. Um von der auftauchenden Dr. Tsing nicht gesehen zu werden, versteckt sich Clarke in Anyas Käfig und hat das Glück nicht entdeckt zu werden. Danach beginnt die eigentliche Fluchtaktion, die Clarke und die schwächelnde Anya in einen Leichenberg führt. Es ist immer wieder erstaunlich zu sehen, wie viel Grauen und Horror in diese Serie gesteckt wird, die sich vornehmlich an ein jüngeres Publikum richtet. Das Grauen nimmt dann erst mal auch kein Ende, folgt auf den Berg von Leichen doch gleich fast der Kontakt mit den nicht weniger grauenvollen Reapern, vor denen sich Clarke und Anya durch ein geschicktes Manöver aber noch verstecken können. Bisher ist noch relativ unklar was diese Reaper genau sind und wie sie zu diesen bestialischen Killern wurden. Immer mehr wird auch deutlich, dass die erste Staffel nur ein kleines Vorgeplänkel war und man erst jetzt langsam ein Gefühl für diese Welt und deren verschiedenen Gruppierungen und Bewohnern bekommt.

Clarke wird schließlich von den Reapern umzingelt, währenddessen Anya vorzeitig verschwinden konnte. Die Ereignisse überschlagen sich abermals, als plötzlich wieder die Soldaten auftauchen und Clarke vor den Reapern retten, sie dann aber wiederum in Gewahrsam nehmen. Die Fluchtsituation ist ein wildes Hin und Her, ein Kampf verschiedener Allianzen, die geknüpft sind an verschiedene Motivationen: Sowohl die Bewohner der Station, als auch Anya, die unbedingt ihre Leute aus den Käfigen befreien will und auch Clarke, deren primäres Ziel erstmal die Flucht aus dem Tunnelsystem ist, haben unterschiedliche Zielsetzungen. Dabei bekommt die oft als moralische Instanz aufgetretene Clarke weitere Schrammen, muss sie doch auch moralisch-schwierige Entscheidungen treffen, um schlussendlich ihre eigene Haut zu retten. So lässt sie die weiteren Gefangenen zunächst zurück und reist den Soldaten bei dem erneuten Fluchtversuch die Masken ab und nimmt dadurch schwere, lebensbedrohliche Verletzungen in Kauf. Nach all diesen Strapazen gelingt der Fluchtversuch schließlich durch einen waghalsigen Sprung einen Wasserfall hinunter. Die Allianzen verschieben sich dann erneut, als Clarke zum Schluss der Folge von Anya mit einem Stein niedergeschlagen und entführt wird. Vorher erinnert Anya Clarke aber noch daran, dass sie eine Mitschuld für den Tod von dreihundert Krieger trägt. Die Flucht von Anya und Clarke bildet am ehesten das Zentrum einer vollgestopften Folge und überzeugt durch zahlreiche Wendungen und ein extrem hohes Tempo, schafft es dann aber auch noch ein wenig Charakterarbeit zu leisten, die insgesamt aber in der gut inszenierten Action etwas zu kurz kommt.

"Again."

Abby muss sich in dieser Folge mit den Konsequenzen ihrer geheimen Unterstützung der Gruppe um Bellamy und Finn auseinandersetzten. Die Frage um die Art der Bestrafung dieser Auflehnung gegen direkte Befehle ist einbettet in die Beschäftigung damit, welche Gesetze auf der nun wieder besiedelten Erde eigentlich gelten und ob die auf der Ark herrschenden Strukturen direkt auf die neuen Gegebenheiten auf der Erde übertragen werden können. Dabei steht der neue Ratsvorsitzende Kane schnell unter Druck, als bei der Ankunft eines gefangengenommen Grounder eine Waffe losgeht und einen Mann aus den eigenen Reihen trifft, was Major Byrne dazu veranlasst härtere Regeln zu fordern, die dann auf grausame Art und Weise von Kane durchgesetzt werden und zu einer brutalen Auspeitschung von Abby führen. Gezeigt werden hier die schwierigen Bemühungen ein funktionierendes soziales Gefüge zu errichten und die damit verbundenen Opfer. Kane wird weiterhin als ambivalenter Charakter dargestellt, der um die Schwierigkeiten seines Amtes weiß und für das große Ganze auch brutale Entscheidungen in Kauf nimmt. Er teilt Abby dann aber schließlich mit, dass er eine Mission starten will, um den Commander der Grounder zu finden und dadurch eine friedliche Verhandlung einzuleiten. In der Zeit seiner Abwesenheit soll Abby sein Amt übernehmen. Eine Entwicklung die zeigt, welches Vertrauen Kane in Abby hat, die aber auch zu neuen Konflikten und Problematiken führen könnte, denn es erscheint als sicher, dass nicht alle die neue Übergangsratvorsitzende akzeptieren werden.

Während dieser Ereignisse befindet sich der Suchtrupp um Bellamy und Finn auf ihrer eigenen Mission und stoßen schließlich auf einige Grounder. Durch einen geschickten Trick gelingt es der Gruppe auch einen Grounder gefangenzunehmen, bei dem unter anderem Clarkes Uhr gefunden wurde. Finn verliert im Zuge des brutalen Verhörs mehr und mehr die Kontrolle, schafft es dann aber von dem Grounder eine Karte zu erhalten, die zeigt, wo sich Clarke und die Anderen momentan aufhalten. Anstatt den Gefangenen schlussendlich aber zu befreien, ist es schließlich Finn, der den Grounder mit einem gezielten Schuss tötet. Die Entwicklung des zu Anfang etwas unscheinbaren Anhängsels von Clarke hin zu jemanden, der fast alles bereit ist zu tun, um sein Ziel zu erreichen, wirkt immer bedrohlicher und lässt Finn immer mehr in Richtung Murphy driften. Die einzige wirkliche moralische Instanz stellt dann tatsächlich Bellamy dar, welcher wiederum selbst eine bemerkenswerte Entwicklung durchgemacht hat.

"Kill her."

Zuletzt muss auch noch kurz auf Octavia eingegangen werden, die sich momentan allein auf weiter Flur befindet und versucht im Alleingang Lincoln wiederzufinden. Sie geht dafür eine Allianz mit den Groundern ein und stellt sich als Köder für die Reaper zur Verfügung. Der Plan geht auf und die Reaper können mit tatkräftiger Hilfe von Octavia, die Indra sogar das Leben rettet, besiegt werden. Nur stellt sich raus, dass Lincoln sich nicht unter den Gefangenen der Reaper befindet. Stattdessen wird dem Zuschauer in der letzten Szene der Folge offenbart, dass sich Lincoln in die Gefangenschaft befindet und Teil des Zerberus-Programms werden soll. Was dieses Programm genau ist, zu dem nur ausgewählte Gefangene geschickt werden, bleibt unklar, wird aber wohl einige lose Storyfäden enger zusammenbringen. Trotzdem bleibt Octavias Kampf um Lincoln für mich weiterhin der klar schwächste und uninteressanteste Part der Serie, zu wenig kann ich mit Octavia als Figur und der reichlich unterentwickelten Liebesgeschichte weiterhin anfangen.

Fazit

Das vorher schon schnelle Tempo wird immer weiter angezogen, was "The 100" zu einem atemlosen Vergnügen werden lässt. In dieser Folge überzeugte vor allem die Darstellung von Clarkes Fluchtversuch, aber auch alle anderen Storylines hatten ihre Momente, welche die übergreifende Geschichte weiter vorantreibt. Mit dem hohen Tempo und der Zersplitterung der einzelnen Gruppen gehen aber auch Probleme einher, müssen die Autoren momentan doch mit vielen einzelnen Storylines hantieren und setzten vor allem in dieser Folge eher auf brisante Action und Schockmomente, als auf stillere Charaktermomente. Aufgrund der vielen Ereignisse, die in eine einzelne Folge gepackt wurden, ging dann auch die kleine Geschichte um Jasper etwas unter, der nun Liebe gefunden zu haben scheint. Leider fehlte die Zeit dies noch weiter ausbauen und auch die Entwicklung seiner Freundschaft zu Monty näher zu thematisieren. Die Serie bietet momentan zwar weiterhin ein großes Spektakel, übernimmt sich damit aber an machen Stellen doch ein wenig und lässt die emotionalen Charaktermomente und liebgewonne Interaktionen zwischen den unterschiedlichen Figuren zu sehr links liegen, was schlussendlich aber Kritik auf einem recht hohen Niveau ist.

Moritz Stock - myFanbase

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