Bewertung

Review: #5.01 Kreaturen der Nacht

Foto: Holland Roden, Teen Wolf - Copyright: MTV/Matthew Welch
Holland Roden, Teen Wolf
© MTV/Matthew Welch

"Teen Wolf" ist nach einer schier endlos langen Pause endlich wieder zurück, und anders als im Staffel-4-Auftakt sind wir gleich wieder mitten drin in Beacon Hills, wie es sich gehört mitten in einer stürmischen Horrormovie-Vollmondnacht. Wir schlagen ein neues Kapitel auf. Unser Rudel beginnt das letzte Jahr auf der High School, und die neue Bedrohung durch die Steampunk-Doktoren scheint in keinem offensichtlichen Zusammenhang zu alten Masterplänen zu stehen. Der Staffelauftakt, wie immer von Team Jeff Davis / Russell Mulcahy inszeniert, ist wie eine Achterbahnfahrt und löst eine ganze Bandbreite an Gefühlen aus: Vorfreude, Schmetterlinge im Bauch, Spannung, Verwirrung, WTF, Schauder und übrig bleibt am Ende der Wunsch nach mehr!

"My friends, they are going to die."

Die Episode beginnt mit einer Rahmenhandlung, der ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge folge. Lydia befindet sich im Eichen House und Holland Roden darf volle fünf Minuten lang so richtig Gas geben. Und sie beide, Figur und Darstellerin, stecken alles, was ihnen über den Weg läuft, in die Tasche! Jeder einzelne der Horror-Pfleger und Amtsmissbrauch betreibende Wärter in dieser abscheulichen Einrichtung wird von Lydias Banshee-Schrei und ihren 1a-Fighting-Skills außer Gefecht gesetzt, zumindest für einen Moment. Und Holland Rodens Präsenz lässt mit ihrem wächsernen Ausdruck der Katatonie bis hin zu den geliebten Slowmo-Actionszenen (nasse Haare fliegen besser!) die durchaus gekonnte Darstellung sowohl der beinharten Krankenschwester als auch des sado-pädophilen Pflegers verblassen. Ein phantastisches Showcase für Holland Roden – aber Lydia ist wieder isoliert! Wieder ist sie alleine emotionaler Folter ausgeliefert, ähnlich wie in Staffel 4. Ich hoffe, das wird sehr schnell eine neue Richtung einnehmen.

Spannende Voraussetzungen sind durchaus gegeben. Lydia befindet sich in dieser Rahmenhandlung in der Gegenwart, die in einem unbestimmten zeitlichen Abstand zu den Ereignissen der restlichen Episode, die in der Vergangenheit liegen, geschieht. In dieser Gegenwart scheint das Eichen House in die Hand von Dr. Valack geraten zu sein, wodurch die Zustände in der ohnehin ausgesprochen fragwürdig geführten Klinik zu einem einzigen Alptraum mutiert sind. Dr. Valack, wir erinnern uns, ist einer der Insassen der geheimen Abteilung für übernatürliche Wesen. Der mit dem dritten Auge, über den Deaton sagte, man verlasse ihn zwar lebend, nicht aber bei Verstand. Im ersten Teil der Rahmenhandlung will Lydia verzweifelt ihre Freunde davor warnen, dass sie alle dem Tod geweiht sind. Im zweiten Teil, der Schlusssequenz, macht es den Anschein, als werden ihr diese Vorahnungen des Todes von Dr. Valack eingeimpft. Und nicht nur das, eingedrillt sollen sie werden. Kann man einer Banshee Todesahnungen künstlich einpflanzen und diese werden dann wahr?

Beim Stichwort Schädelöffnung jedoch fällt natürlich sofort auf, dass dem Dr. Valack aus diesen Szenen gegenüber jenem aus der letzten Staffel das eigene Loch in der Stirn fehlt. Haben wir es hier also insgesamt mit einer Halluzination Lydias zu tun? Und wie passt Lydias Vision von Aiden da hinein? Einmal abgesehen vom Mitwirken oder Nicht-Mitwirken der Schauspieler, wieso sollte Dr. Valack ihr in einer solch grässlichen Notlage als jemand erscheinen, den sie vergleichsweise nur kurz gekannt hat? Und wo ist überhaupt Zellengenosse Peter Hale?

"No second chances"

Gehen wir noch einmal zum ersten Bild der Episode zurück: Eine Krähe (Rabenvogel) landet auf dem Eingangstor des Eichen House'. Krähen und Raben haben in der Mythologie verschiedene Bedeutungen. Unglücksrabe, Galgenvogel..., und es heißt auch, dass Hexen und Zauberer sich in Krähen verwandeln können. Was ist Dr. Valack eigentlich? Und ist es Zufall, dass er ein Dr. vor seinem Namen trägt, während die neuen Schurken sich Doktoren nennen? Doktoren, die eine Art synthetische Wolverines zu erschaffen scheinen, die unsere Wolfspopulation ausrotten sollen. Und was entweicht dem gescheiterten, von den Doktoren zur Strafe geschlachteten Wolverine aus dem aufgeschlitzten Körper? Krähen!

Nach den Oni, dem Nogitsune und den Berserkern sind die Doktoren erneut ein optischer Leckerbissen! Grauenhaft-schaurig, angsteinflößend und dabei arschcool wie Hellboy im langen schwarzen Ledermantel. Wie sie Schwert-schwingend aus ihrem vor Nässe triefenden Zweiter-Weltkriegslabor aufmarschieren, geben sie ein beeindruckendes Beispiel von Mulcahys typischer Handschrift. Diese Steampunk-Doktoren werden unserem Rudel nicht nur in 5A das Leben schwermachen, sie werden sich entwickeln, wie Mulcahy versprochen hat. Ich bin zu gleichen Teilen besorgt und gespannt!

"No one gets left behind.

Neben den Mysterien rund um Eichen House und die Doktoren liegt der Schwerpunkt der Episode auf dem Erwachsenwerden unseres Rudels. Und hier zeigt sich wie immer die Stärke der Serie in der Freundschaft von Scott und Stiles aber auch ihren Beziehungen zu den weiteren Figuren. Stiles' Angst, seine Freunde nach der Schulzeit aus den Augen zu verlieren, ist so liebenswert wie sie nachvollziehbar ist. Im ersten Moment mag man ihn rütteln und ihm erklären, dass er und seine Freunde nicht mit normalen Schülern zu vergleichen sind, für die das Verlassen der Schule bedeutet, aus den Augen aus dem Sinn. Sie haben lebensgefährliche Situationen gemeistert, sie mussten Verluste hinnehmen und sind für einander eingestanden. Das schweißt doch zusammen! Aber Angst ist nun mal nichts Rationales. Für Stiles und seine Freunde bedeutete Abschied schon allzu oft Abschied für immer. Zudem haben wir schon bei "Speed" gelernt, "dass Beziehungen, die aus Extremsituationen entstehen, nie lange halten."

Stiles' Angst ist also nur allzu gerechtfertigt. Und Scott geht es nicht ganz unähnlich. Er rechnet seinerseits nach den sechs Monaten, die es in Beacon Hills ruhig war, eh schon damit, dass dies nur die Ruhe vor dem Sturm sein kann. Das sind Langzeitnachwirkungen eines Traumas, wie sie in ähnlichen Formaten fehlt. Und sie führen zu Herzensszenen, die mich auch in Staffel 5 darin bestätigen, warum ich dieser Serie treu bleibe. Es sind Gespräche wie das zwischen Malia und Stiles: "You don't wanna loose all your friends after senior year." - "And I hope they don't wanna loose me." Es ist das kleine stolze Lächeln, das Stiles' Lippen beim Anblick der Initialen seines Kumpels Derek umspielt. Es ist die Sehnsucht auf Scotts Gesicht, als er Allisons Initialen hinzufügt. Stiles' und Lydias Ausdruck, als sie feststellen "She would have been with us." - "She still is." Hallo Tränen!

Und gleichzeitig sind da all die unfassbar herrlichen Momente von Scott, Stiles, dem Jeep und dem Klebeband. Die Szenen, die uns nochmal verdeutlichen, dass diese beiden Jungs immer noch gelegentlich eine Spur zu arglos und eigentlich ganz normale Freunde sind, die über Mädchen und Autos reden. Und hier vollzieht sich die Parallele zwischen Zuschauer und Hauptcharakter. Scott erklärt Stiles in einem dieser schönen entspannten Freundschaftsmomente, was Dr. Deaton gesagt hat: Nichts kann immer nur gut oder immer nur schlecht sein. Die Freundschaft zwischen Scott und Stiles ist so ziemlich das einzige in "Teen Wolf", was immer nur gut war. Also werden wir uns in dieser Staffel wohl darauf gefasst machen müssen, dass auch diese Freundschaft mal in einen Sturm geraten wird. Bei der Leistung, die Tyler Posey und Dylan O'Brien mittlerweile abliefern, freue ich mich auf mitreißendes Drama!

Randnotizen

  • Tyler Hoechlin fehlt! Aber fehlte Derek innerhalb der Handlung? Nicht unbedingt. Ebenso wie Jacksons und Isaacs Fehlen in den jeweiligen Staffeln nach dem Aussteigen ihrer Darsteller durch die dichte Handlung kompensiert war, ist es auch hier wieder gelungen. In Staffel 4 blieb nach beinahe jeder Episode ein ungutes Gefühl in der Magengegend zurück, da Derek einfach nur so wenig (bedeutsame) Screentime bekam. Jetzt weiß man, Derek wird irgendwann kommen, und ich bin mir sicher, es wird phantastisch werden! Trotzdem, Tyler Hoechlin gehört zur "Teen Wolf"-Family, und er fehlt!
  • Gerade im Zusammenhang damit, dass Derek nicht da ist, fiel auf, wie gut sich Scott als Anführer macht und wie erwachsen er und Stiles mittlerweile wirken. Scotts Stärke liegt weiterhin in seiner vertrauensvollen, geduldigen und unterstützenden Art, mit der er seinen Beta Liam behandelt, und in seiner ruhigen Willenskraft und Güte, mit der er Wolverine besiegt und anschließend laufen lässt.
  • Liam hat in den vergangenen sechs Monaten in der Witzkiste übernachtet! Was ist aus dem wütenden, verstörten, argwöhnischen Teenager geworden, den wir in Staffel 4 kennengelernt haben? Er hat sich locker gemacht! Immerhin hat er seit sechs Monaten Scott und Stiles als Big Bros. Ganz das Comedy-Timing eines Dylan O'Brien oder auch Daniel Sharman hat Dylan Sprayberry zwar noch nicht drauf, aber ihm ein paar Comic-Relief-Szenen zu geben, halte ich für eine gute Entscheidung.
  • Hi Cody Christian! Du warst in "Pretty Little Liars" als Arias kleiner Bruder Mike weitaus creepier als hier als Werwolf! Da stimmt doch was nicht! Er hat jedoch gelbe Augen...
  • Sheriff Stilinski lässt Parrish Schreibtischarbeit machen, weil er ein nicht identifiziertes Wesen ist. Guter Mann! Parrishs Vision von Lydia war indes ausgesprochen interessant. Er war dem Tode nahe, also sah er die Todesfee? Kurz bevor es zum (todbringenden?) Kuss kam, wurde er jedoch gerettet und bald darauf setzte auch seine Selbstheilung ein. Lydias Hand in seiner offenen Wunde jagte mir einen Schauer über den Rücken. Der Beinahe-Kuss hinterließ bei mir jedoch keine Wirkung.
  • Kira, Kira, Kira. Hat man es mit diesem Charakter bereits endgültig vergeigt? Verzweifelt sucht man nach der Chemie, die zwischen Scott und ihr in Staffel 3 herrschte. Verzweifelt wedelt sie mit ihrem Katana herum. Verzweifelt fragt man sich, ob der Kuss in den Credits wirklich hatte sein müssen. Noshikos Geschichte von der "Wilden Jagd der Seelenjäger" lässt einen jedoch aufhorchen!
  • Malias Szenen waren alle Gold! Die Integration dieser neuen Figur hat wunderbar funktioniert. Ihre erfrischend direkte Art hat sie behalten, obwohl sie in den vergangenen sechs Monaten nicht nur schulisch sehr viel dazugelernt zu haben scheint. Die Rückkehr Mr. Tates verwunderte sicherlich, aber Todd Stashwick ist für mich immer ein willkommenes Gesicht. So darf man vielleicht doch eines Tages noch auf einen Schlagabtausch zwischen Malias Vätern hoffen.
  • Der brave beste Freund aus "Twisted" (Ashton Moio) droht Sheriff Stilinski! Das war sicher keine leere Drohung. Und niemand droht ungestraft Papa Stilinski!
  • Last but certainly not least: Dedicated to Cyndi Garcia-Posey und dann als erstes Bild Tylers / Scotts Blick gen Himmel. Da konnte ich gleich das erste Mal auf Pause schalten, um durchzuatmen.

Fazit

Ein ganz schön rasanter Staffelauftakt, der visuell besonders hinsichtlich der Schurken erneut eine Schippe drauflegt, seine Stärke aber wie immer vor allem in der Darstellung der Freundschaften und Beziehungen der Hauptcharaktere findet. Mit Ausnahme – leider – von Scott und Kira.

Nicole Oebel - myFanbase

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