Bewertung

Review: #1.07 Herzschlag

Foto: Athena Karkanis, Manifest - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Athena Karkanis, Manifest
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Während man in den ersten Episoden ziemlich im Dunkeln tappte, wenn es um die Frage nach dem Hintergrund des Verschwindens von Flug 828 ging, hat man nun immer mehr das Gefühl, dass die Antwort ganz nah ist. Mit dem ersten Hinweis auf UDS und nun auf das Singularitätsprojekt weiß man zumindest schon einmal, dass wir uns in Richtung der experimentellen Forschung bewegen und man versuchen wird, das Geheimnis mit wissenschaftlichen Mitteln aufzulösen. Dieser Ansatz gefällt mir sehr gut und mit Saanvi und nun auch Fiona gibt es zwei Personen, die für Antworten sorgen können. Gleichzeitig gelingt es der Episode, die Beziehungen der Stones weiterzuentwickeln und uns aufzuzeigen, wo es in Zukunft Probleme geben wird.

JP Williamson – Singularity Project – Unified Dynamic Systems

Mit großen Schritten schreitet Ben zur Tat, denn nachdem er bereits in #1.06 Off Radar seinen Tatendrang unter Beweis stellte, will er nun endlich wissen, was es mit den Passagieren und der mysteriösen Verbindung zwischen Cal und Marko Valeriev auf sich hat. Einerseits gefällt es mir gut, dass Ben das Zugpferd der Geschichte ist, andererseits stellt genau diese Suche eine große Schwäche dar, wenn es um die zwischenmenschlichen Bindungen geht. Während man ohne Probleme sagen kann, dass Ben, als Mensch, der nicht an übernatürliches glaubt, für Cal nach einer logischen Erklärung des ganzen sucht, wird auch klar, dass zwischen ihm und Grace alles immer mehr ins Wanken gerät. Das deutete sich bereits in der vorangegangenen Episode an, als Grace erst versicherte, dass Ben sich ihr anvertrauen kann, seinen Worten dann aber keinen Glauben schenken wollte. Natürlich ist es schwer zu verstehen, was geschehen ist, doch Fakt ist nun einmal, dass mit den nicht gealterten Passagieren das Unerklärliche eingetreten ist, egal ob Grace das nun hinnehmen möchte oder nicht. Mit der Wand im Keller, auf der Ben Hinweise sammelt und Graces Ablehnung baut sich zwischen ihnen eine immer stärker werdende unsichtbare Barriere auf, die sicher bald undurchdringlich sein wird. Die Entfremdung des Ehepaares wird dabei nicht richtig thematisiert und man schenkt uns leider keinen Einblick in die Gefühlswelt von Grace, lediglich Bens Drang nach Antworten scheint den Autoren wichtig zu sein.

Dieser Drang führt Ben nun zu JP Williamson, wo er ein neues loses Ende des Rätsels zu fassen bekommt und auf Fiona Clarke aufmerksam gemacht wird. Mit Saanvi Wissen – sie hat bereits festgestellt, dass sich im Blut und auf den Hirnscans der Passagiere Anomalien zeigen – und den neuen Erklärungen, die Fionas Forschung rund um die Vernetzung von Gehirnen mit sich bringt, scheint des Rätsels Lösung immer greifbarer zu werden. Denn dass es tatsächlich so eine Vernetzung gibt, hat man uns bereits durch Cal und Marko bewiesen. Die Frage, wer hinter dem ganzen steckt und ob das Verschwinden des Flugzeuges und dass der Passagiere mit den gleichen Personen in Zusammenhang steht, wird sicher erst zum Ende der Staffel beantwortet.

Für Ben steht nicht nur die Ehe auf wackeligen Beinen, auch seine Beziehung zu Olive ist etwas angespannt. Ich finde es sehr schade, dass Ben sich so wenig Mühe mit den beiden Frauen in seinem Leben gibt und frage mich immer wieder, wie das Familienleben vor dem Verschwinden von Flug 828 aussah. Führte Bens Fixierung auf Cal dazu, dass er und Grace sich immer mehr entfremdeten oder sah es bereits vor Cals Erkrankung nicht allzu rosig für die beiden aus? Wie war das Vater-Tochter-Verhältnis früher und war es Grund dafür, dass Olive sich so leicht auf Danny als Vaterfigur einlassen konnte?

Bisher wurde uns NSA-Direktor Robert Vance als Gegenspieler präsentiert, nun lenkt man die Geschichte allerdings in eine vielversprechende andere Richtung. Denn auch Vance scheint mit den minimalen Fortschritten der geheimnisvollen Suche nicht einverstanden und tritt in die Fußstapfen von Ben, indem er auf eigene Faust mit den Ermittlungen beginnt. Inwieweit sich Vance und als Konkurrent entpuppen wird, wird sicher spannend, denn er hat als Kopf der NSA ganz andere Mittel bei der Suche und könnte die Handlung daher auf interessante Weise erweitern. An dieser Stelle unterstreicht man auch zum wiederholten Mal in der Serie Cals gesonderte Stellung. Denn mit dem Bild am Kühlschrank und den Worten über Vance zu Ben scheint Cal wieder etwas mehr zu wissen als alle anderen.

The Calling

Von Bens analytischen Vorgehensweise grenzt man Michaela immer mehr ab, denn sie hat sich mittlerweile vollkommen auf die Stimme in ihrem Inneren eingelassen. Ich finde es interessant, dass man uns diese beiden Ansichten erzählt und bin gespannt darauf, wie sich die Dynamik zwischen den Geschwistern dadurch verändern wird. Auch sehr gut gelungen finde ich den Gegensatz zwischen Ben und Grace auf der einen Seite und Michaela und Jared auf der anderen. Denn Jared scheint Michaelas neue Fähigkeiten zu akzeptieren, auch wenn er sie nicht versteht und es schweißt das ehemalige Paar zusammen. Grace hingegen rückt dadurch immer weiter von ihrem Mann ab, was die Ehe der beiden bröselig werden lässt.

Der Fall der Woche stand dieses Mal sehr schön im Einklang mit Michaelas Verunsicherung bezüglich der Berufung, denn mit der Verknüpfung zu Evies Herz scheint sie nun vollkommen überzeugt davon, dass die innere Stimme Gutes bringen wird.

Um die spannungsgeladene Suche nach Antworten etwas aufzulockern, baute man ein Abendessen mit Michaela, Jared und Lourdes ein. Es hat sehr gut funktioniert, an dieser Stelle für ein paar wohlige Minuten zu sorgen, denn die drei harmonieren als Freunde sehr gut. Ausgelassen konnte sie in Erinnerungen schwelgen und Lourdes wirkt in Interaktion mit Michaela viel glücklicher, als man sie bisher zu Gesicht bekommen hat. Von solchen freundschaftlichen Momenten wünsche ich mir eigentlich mehr, glaube jedoch, dass das in Bezug auf das Liebesdreieck schwer werden wird.

S.N.A.F.U.

Die Abkürzung war mir erst kein Begriff, passt aber recht gut zu den Situationen der Hauptfiguren. "Situation normal. All fucked up." spiegelt die Ehe von Ben und Grace genau so gut wieder, wie das Liebeswirrwarr zwischen Michaela, Jared und Lourdes.

Fazit

Da man sich bemüht, immer mehr Licht ins Dunkel zu bringen und gleichzeitig geschickt mit der Beziehung von Michaela und Jared hantiert, hat die Folge fast alles, was man sich wünschen kann. Kritik möchte ich lediglich bei Bens Privatleben äußern, da er einen eigenartigen Tunnelblick hat, wenn es um die Beziehungen zu Grace und Olive geht und sich bei den beiden keine Mühe gibt.

Marie Florschütz - myFanbase

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