Review: #21.18 How Do I Live
Wow, was für ein Finale! Schon die ganze Staffel 21 über hat man gemerkt, dass die Serie nach einigen eher durchwachsenen Jahren wieder neuen Schwung bekommen hat. Durch die Budgetkürzungen war der Hauptcast zwar nicht mehr in jeder Episode zu sehen, das schien dem allgemeinen Storytelling aber sogar geholfen zu haben. Denn jetzt konnte man sich immer im Wechsel auf einzelne Handlungsstränge konzentrieren und das war auf jeden Fall zuträglich für den Fluss der Geschichte. Alles wirkte abwechslungsreicher und kurzweiliger, die Handlungen wurden bis auf wenige Ausnahmen nicht mehr unnötig in die Länge gezogen und überhaupt spürte man frische Energie in der Serie.
Dass die Geschichten in dieser Staffel tatsächlich zielführend waren, hat sich in #21.18 How Do I Live ausgezahlt. Hier laufen alle Storylines zusammen und all das in einem spannungsgeladenen Staffelfinale, das an die alten Glanzzeiten von "Grey's Anatomy" erinnert.
Im Zentrum der Episode stand natürlich die Geiselnahme durch Jenna Gatlin. Hier muss ich zuallererst einmal ein großes Lob an Piper Perabo aussprechen, die die Rolle der verzweifelten Mutter einfach grandios gespielt hat. Wenn ich an Geiselnahmen in Serien denke, kommt mir automatisch der legendäre Amoklauf von Gary Clark im Staffelfinale von Staffel 6 in Erinnerung. Das sind bis heute die bestwertesten Episoden von "Grey's Anatomy" und das absolut zurecht. Jenna konzentriert sich zwar nur auf Dylans Ärzteteam, trotzdem hat sie eine unglaubliche Präsenz und auch wenn sie hier gewissermaßen der 'Bösewicht' der Folge ist, so kann man ihr Handeln doch auch irgendwie nachvollziehen, wenn auch nicht gutheißen. Aus ihrer Perspektive stehen die Ärzt*innen nur um ihre Tochter herum und wollen abwarten, während sie gleichzeitig anderen helfen. Als ihr letztes Flehen an Monica Beltran dann auch nicht erhört wird, sieht man schon, wie sie sich deutlich abschottet. Und plötzlich steht Jenna mit einer explosiven Gasflasche im Vorbereitungsraum vom OP. Inwieweit es realistisch ist, dass sie da so einfach hineinspazieren kann, sei mal dahingestellt. Überhaupt darf man diese ganze Aktion und ihre Nachbereitung durch die Einsatzkräfte nicht näher unter die Lupe nehmen. Schieben wir es mal wieder auf den Running Gag des schlechten Sicherheitssystems des GSMH. Ebenso fraglich ist es, wie Jenna sich vorstellt, dass die Ärzt*innen ihre Tochter sinnvoll operieren sollen, wenn sie unter Todesangst stehen. Aber wie Meredith Grey schon gesagt hat, haben wir es hier mit einer völlig verzweifelten Mutter zu tun, die findet, beim Schutz ihrer Tochter versagt zu haben und nun alles, wirklich alles, zu tun bereit ist, um sie zu retten. Dementsprechend nervenaufreibend läuft dann auch die Operation an Dylan ab und es ist ein Zeugnis an Amelia Shepherds Talent, dass sie diesen Eingriff tatsächlich durchgezogen hat. Ob Dylan nun wirklich gerettet ist, bleibt ja noch offen, andererseits würde es kaum Sinn machen, sie nach all dem Drama doch noch sterben zu lassen. Aber auch so war diese OP eine Meisterleistung.
Dann scheint die Gefahr erst einmal gebannt, Jenna meint, die Flasche wäre eh leer gewesen, allgemeines Aufatmen. Im Nachhinein hätte man im Geiste schon mitrechnen können, denn kein Patient ist bei den heutigen wichtigen Operationen gestorben – merkwürdig. Trotzdem schlägt das Gespräch mit Dylans Vater und die Erkenntnis, dass Jenna die Flasche wohl doch irgendwie geleert haben muss, dann wie ein Blitz ein. Während Lucas Adams rennt und wir die ganzen kurzen Szenen zu sehen bekommen, in den sich Charaktere links und rechts arglos voneinander verabschieden oder miteinander reden, läuft mein Gehirn auf Hochtouren: Wie, wann und wo wurde das Ventil geöffnet? Jenna wusste ja, dass die Flasche leer ist, sie kann sich also nicht versehentlich irgendwann während der OP geleert haben. Es würde ja auch keinen Sinn machen, Gas in den Operationssaal zu lassen, in dem die eigene Tochter gerade operiert wird. Abgesehen davon hätte die Polizei den Saal doch sicher erst untersucht, bevor er wieder freigegeben wird. Aber wo hat sie es dann rausgelassen? Im Nachbar-OP? In irgendein anderes Gefäß? Die Frage bleibt offen. Sicher ist nur, dass das Gas irgendwo war, wo es nicht hingehört, sich entzündet hat, und es zu einer großen Explosion kam. Was für ein Cliffhanger!
Jenseits von Dylans Operation sieht es bei Nora Young nicht viel rosiger aus. Auch hier können Teddy Altman und Winston Ndugu Wunder vollbringen und ihre Aorta erfolgreich überbrücken, Dabei hat Winston zwischenmenschlich überzeugen können, indem er Teddy Mut macht. Die ist nach wie vor in einer unglaublich blöden Situation. Als wäre der Stress einer solcher OP nicht schon genug, weiß sie doch ganz genau, wie es aussieht, wenn sie es ist, die den Tod von Nora zu verantworten hat. Doppelter Druck also, der auf ihr lastet. Nachdem Nora fürs Erste wohl überlebt hat, müssen sich Teddy und Owen Hunt nun den Konsequenzen stellen. Und hier scheint sich Teddy den Mut, den sie im OP bekommen hat, wohl gleich weiter zu Herzen zu nehmen. Denn sei es nun vor der Operation oder danach: Owen beteuert zwar, dass er Teddy wählt, die Ausdrucksweise der beiden, wenn sie ihre Gefühle bzw. ihre Beziehung beschreiben, ist aber eindeutig verschieden. Owen betont, dass er mit ihr verheiratet ist, dass sie die Mutter seiner Kinder ist und seine beste Freundin – irgendwie klingt das alles eher nach Verpflichtung, auch wenn da definitiv auch Gefühle eine Rolle spielen. Er gibt zu, Gefühle für Nora zu haben, will aber das Richtige tun und sie dann nie wieder sehen. Teddy wiederum beschreibt ihre Gefühle für ihn auf einem anderen Level. Wie sich ihr ganzes Leben verändert hat, wie sie Land und Job gewechselt hat, nur um bei ihm zu sein und wie er ihre fehlende Hälfte ist. Nicht, dass sie nicht auch ihre Fehler gemacht hat, da waren beide ähnlich unterwegs. Trotzdem erscheint diese Liebeserklärung viel bedeutender. Als sie sagt, dass sie ihn jedes Mal gewählt hat, kommen sogar Elemente von Merediths legendärem "Pick me, Choose me, Love me" durch. Umso überraschender ist aber ihre nüchterne Konsequenz: Egal, wie wichtig ihr Owen auch sein mag – heute wählt sie sich selbst. Eine starke Aussage. Was das nun letztendlich für sie bedeuten mag, ob sie sich tatsächlich trennen, oder ob die Explosion wieder alles durcheinanderwirft, bleibt abzuwarten.
Die große Frage ist nun: Wer war wo und wen hat es erwischt? Sicher sind (laut Interview-Angaben der Showrunnerin) eigentlich nur Ben Warren und Meredith, die die Explosion von draußen gesehen haben. Auf den ersten Blick scheint Atticus 'Link' Lincoln die schlechtesten Karten zu haben. Er hat operiert und einen Kauter verwendet. Aber eigentlich ist mir das fast zu offensichtlich. Abgesehen davon wäre das Jo Wilson gegenüber einfach grausam. Die beiden hatten noch so nette Flitterwochen-Szenen im Krankenhaus – so kann und darf das doch nicht enden! Jo hat sich aber trotzdem demonstrativ von Link verabschiedet und ihn zurück ins Krankenhaus geschickt – ebenso wie Ben bei Miranda Bailey. Die haben wir zuletzt im OP-Trakt gesehen. Aber eigentlich sollte sie sicher sein, falls sie der Zukunftssequenz in "Seattle Firefighters" treu bleiben. Und dann gibt es ja noch die ganzen anderen Charaktere, um die man nun alle bangen kann… Jetzt beginnt das Rätselraten und Theorien Spinnen – was glaubt ihr?
Randnotizen:
- Erneut setzt sich Ben über die Krankenhausrichtlinien hinweg und kann dadurch ein Leben retten. Er bleibt sich und seinen Überzeugungen damit also treu. Was wirklich niemanden überrascht. Schön fand ich dabei vor allem, dass diese Situation die Beziehung zwischen ihm und Bailey in keinster Weise gestört hat. Im Gegenteil sogar. Bailey hat nicht gezögert, ihrem Mann zur Seite zu stehen und schien ehrlich fasziniert von seinem Talent. Gleichzeitig zeigt er Teddy damit aber auch, dass er nicht vorhat, sich zu ändern. Eigentlich müsste seine Kündigung bzw. Vertragsauflösung damit ja endgültig sein. Wobei da noch nicht alles entschieden ist. Mal ganz davon abgesehen, dass man einen Ben, der sich irgendwie anders orientieren muss, eher schlecht in die Serie einbauen kann, ist er ganz zum Schluss, ohne zu zögern ins Krankenhaus gerannt, um zu helfen. Vielleicht ergibt sich im Staffelauftakt daraus ja eine Situation, die Teddy umdenken lässt…
- Kleiner Wermutstropfen in dieser Folge: Richard Webber, der schon wieder damit angefangen hätte, Meredith gegenüber eklig zu werden, weil die ihre Anteile am Krankenhaus verkaufen will. Zum Glück hat die Zeit gefehlt, um länger über diese Szenen nachzudenken und am Schluss hat sich alles wieder in Wohlgefallen aufgelöst. Denn die Diskussionen, ob Meredith nicht schon genug für dieses Krankenhaus getan hat usw. hatten wir nun schon oft genug. Trotzdem toll, dass man Ellen Pompeo weiterhin deutlich in die Serie integrieren wird!
- Da habe ich die Beziehung von Lucas und Simone Griffith schon vor dem Aus gesehen – und schon bringt sie die Nahtoderfahrung wieder zusammen. Blöd nur, dass Lucas noch nichts von dem kleinen One-Night-Stand von Simone in der Nacht zuvor weiß. Und doppelt blöd, dass sich genau der als super selbstbewusster neuer Anfänger entpuppt. Wie unangenehm. Immerhin dürfte damit Lucas eigentlich auch sicher sein, denn so eine Geschichte lassen sich die Writer bestimmt nicht entgehen.
- Apropos Beziehungen: Wem will Jules Millin eigentlich erzählen, dass das mit Winston für sie rein professionell ist? Ich kann ja absolut nachvollziehen, dass sie genervt ist, wegen so einer Sache karrieretechnisch zurückstecken zu müssen, aber ihre Behauptung da im Fahrstuhl passt ja mal so gar nicht zu den Beweisen. Alleine die Szene am Anfang im Zimmer – da war ihr Blick definitiv nicht nur auf Winstons Gesicht gerichtet. Nein, da wurde bestimmt noch nicht das letzte Wort gesprochen.
- Unsere Anfänger haben ihr erstes Jahr erfolgreich hinter sich gebracht! In all dem Trubel fand ich es trotzdem schön, dass man ein paar kurze Momente abgezweigt hat, um auch hier mit den Kitteln und den neuen Anfängern einen runden Abschluss zu finden. Man hat in den letzten Episoden so viel Wert daraufgelegt, zu zeigen, dass jeder von ihnen dazu gelernt hat und mit seinen Herausforderungen gewachsen ist – mehr als Recht also, das auch zu belohnen.
Fazit
Für mich war dieses Staffelfinale eine der stärksten Episoden der letzten Jahre. Man hat wieder eine Katastrophe ins Krankenhaus geholt, was ja eigentlich immer ein Garant für eine vielversprechende Folge ist. Gleichzeitig hat man es geschafft, die bestehenden Handlungsstränge sinnvoll um dieses Event herumzuspinnen. So geht Staffel 21 mit einem ordentlichen Cliffhanger in die Sommerpause, bei dem alles offen ist. Das macht das Abwarten bis zum Herbst nicht leicht. Fast jeden könnte die Explosion getroffen haben. Dass man dieses Ende so gestaltet hat, war nicht nur der Spannung geschuldet. Letztlich war es sicherlich auch eine Business-Frage. Denn die Budgetkürzungen bleiben bestehen. Fragt sich nun: Welcher Vertrag wird verlängert? Wer wird aus der Serie geschrieben? Ich hoffe wirklich, dass bei diesen Überlegungen nicht das Geld, sondern die Geschichte den Vorrang haben wird.
Denise D. - myFanbase
Die Serie "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" ansehen:
Vorherige Review: #21.17 ??? | Alle Reviews |
Diskussion zu dieser Episode
Du kannst hier mit anderen Fans von "Grey's Anatomy" über die Folge #21.18 How Do I Live diskutieren.
Informationen zur Episode
Englischer Titel: How Do I LiveErstausstrahlung (US): 15.05.2025
Erstausstrahlung (DE): kein Termin
Regie: Debbie Allen
Drehbuch: Meg Marinis
Links
Meistgelesen
Aktuelle Kommentare

11.06.2025 10:36 von Catherine
News: "Dept. Q" mit Matthew Goode erhält Trailer von Netflix
Das macht mir ja direkt noch mehr Lust auf die Serie.... mehr

10.06.2025 13:30 von Sonia
News: Michael Rosenbaum in "Superman"-Film dabei
Ich hätte ja jetzt vermutet dass er einen der Roboter... mehr