Bewertung

Review: #6.05 Die ewigen Kritiker

Foto: Desperate Housewives - Copyright: 2010 ABC Studios
Desperate Housewives
© 2010 ABC Studios

Zu Beginn dieser Episode hatte ich das erste Mal in dieser Staffel die Befürchtung, dass ich es mit einer eher schlechten Folge zu tun haben werde. Andererseits hatte ich mich schon fast ein wenig gefreut, endlich mal nicht so hohe Punktzahlen vergeben zu müssen, nachdem es nach meinen durchweg positiven Reviews der ersten vier Folgen schon den Anschein hatte, dass ich heimlich Geld von ABC bekomme, nur, damit ich die Folgen gut bewerte. Doch ich denke, dass meine guten Bewertungen nicht zu weit hergeholt sind, da schließlich auch bei den Fernsehkritikern und anderen Fans dieser Serie die sechste Staffel bisher sehr gut aufgenommen wird.

Aber um zurück zu dieser Folge hier zu kommen: Ja, ich hatte diese Befürchtungen, die sich letztlich nicht bewahrheitet haben. Damit meine Befürchtungen jedoch neutralisiert wurden, musste ich erst einmal durchhalten, da der Anfang der Folge recht schleppend verlief.

It is in our Nature to judge the People around us...

Ich möchte ungern übertreiben, aber ich würde mal behaupten, dass es die beste Entscheidung der Autoren war, Katherine zu einer Stalkerin werden zu lassen. Denn das bringt einige Vorteile mit sich. Erstens bekommt Katherine endlich wieder eine ordentliche Storyline und sinnvolle Screentime, zweitens bekommt Susan dadurch automatisch ebenfalls eine witzige Storyline und drittens und letztens sorgt es für Szenen, die einem gerne in Erinnerung bleiben werden.

Diese Folge wurde Susan also letztlich voll integriert in Katherines Geschichte, da sie von ihrer Besessenheit von Mike erfährt. Und da die Folge, abgesehen von einem bissigen Schlagabtausch zwischen Susan und Katherine, anfangs nichts sonderlich erwähnenswertes mehr zu bieten hatte, kommen wir doch gleich zum "Abschuss" dieser Episode: Susan schießt Katherine an! Ich kann gar nicht sagen, was ich am besten an diesen Szenen fand. Entweder Susans entsetztes Gesicht, Katherines Hysterie, die Kommentare von Lee oder das Zweifeln der Anwesenden daran, dass das wirklich ein Unfall war. Alles herrliche Momente im besten "DH"– Manier, die fast über die Schwachpunkte der Episode hinwegsehen lassen konnten. Aber eben nur fast.

Da durch Angies Einsatz am Ende der Folge Katherine jetzt wahrscheinlich vollends der Überzeugung ist, dass Mike noch was für sie empfindet, wird diese Storyline noch lange nicht zu Ende sein und bin schon gespannt darauf, was die Macher noch für uns auf Lager haben.

If they ignore our Wishes, we believe they are disrespectful...

Was bitte veranstalten die Autoren mit Lynette? Ich kann mich eigentlich schon gar nicht mehr erinnern, wann sie eine wirklich feste Storyline hatte, die sich über mehrere Episoden gezogen hat. Die letzte, die mir in Erinnerung ist, ist die Story rund um Porters Affäre mit Anne Schilling. Und diese Storyline ist allerspätestens mit der Episode #5.12 Ungehorsam beendet worden. Das heißt, seit 16(!!) Folgen, diese hier nicht mitgezählt, wird der wohl beste und stärkste Charakter mehr oder weniger durch Stand–Alone–Folgen gequält. Am Ende der fünften Staffel, wo das Problem extrem vorhanden war, hatte ich allerdings gehofft, dass Lynette wieder, durch die Schwangerschaft bedingt, ein wenig mehr Tiefe verliehen bekommt, Felicity Hoffman wieder mehr ihr Talent beweisen kann und wir verflixt noch mal endlich wieder eine schöne Storyline geliefert bekommen. In den ersten beiden Episoden mag das noch funktioniert haben, aber bereits nach der dritten Episode war irgendwie die Luft raus.

Und so ist es auch in dieser Folge der Fall. Diesmal wurde sogar ganz verzichtet, die Schwangerschaft zu thematisieren. Stattdessen stand letztlich gesehen die Ehe zwischen Tom und Lynette im Vordergrund, was ich im Prinzip dann doch ganz nett fand. Allerdings dann, wie so vieles in der Episode, erst am Ende, da ich anfangs mit dem ganzen Theater um Roy und dass dieser lieber Tom gehorchen will als Lynette nicht viel anfangen konnte. Als dann noch das Thema aufkam, dass Lynette ihren Mann unterdrückt und ihn im Prinzip entmannt (oder wie Roy es so schön nannte, dass sie ihm die "Nüsse knackt"), war ich zunächst wirklich gelangweilt, da wir das Thema schon mal hatten und wir nach sechs Jahren wissen, dass Tom ein Pantoffelheld ist und er voll und ganz unter Lynettes Kontrolle steht. Doch da glaubt man, man kennt die Charaktere nach so langer Zeit mittlerweile, da überraschte uns Tom mit einer wirklich plausiblen aber dennoch nicht zu erwartende Erklärung, weshalb er sich von Lynette so kontrollieren lässt. Und dieser Schlussdialog zwischen ihm und Roy ließ die gesamte Story in dieser Folge dann plötzlich in einem ganz anderen Licht erstrahlen und man denkt: Oh, so übel war das ja gar nicht. Nur dumm, dass man das noch nicht am Anfang der Folge wusste und ich deshalb über weite Strecken sehr gelangweilt war.

Dicker Bonuspunkt ist allerdings der Charakter Roy, der mir wirklich sympathisch wird und ich ihn mir perfekt als bleibender Nebencharakter an der Seite von Karen McClusky vorstellen kann, da so ein älteres Paar sicherlich für amüsante Szenen sorgen könnte. Karen sorgte bei mir auch schön für einige Lacher als sie Lynette von ihrem Sexualleben erzählt hat, obwohl Lynette sichtlich abgeneigt von der Vorstellung war.

If they don’t watch their Children, we conclude they’re unfit Parents..

Hm, das war ja dann irgendwie Lückenfüller Nummer Zwei in dieser Folge. Auch von Gaby hatte ich mir nach dem Staffelfinale der fünften Staffel mehr erwartet, speziell was Ana betrifft, die sicherlich ein interessanter Charakter sein könnte. Vielleicht wäre es besser gewesen John doch noch für einige Folgen bleiben zu lassen und eine Beziehung zwischen Ana und ihm zu bilden. Auch wenn das bei weitem nicht die innovativste Idee gewesen wäre, wäre das sicherlich spannender geworden als das, was uns in dieser Folge geboten wurde.

Okay, so schlimm war es dann doch nicht, schließlich waren gegen Ende einige wirklich lustige Momente dabei, das streite ich gar nicht ab. Aber diese ganze "Gaby ist eine schlechte Mutter"-Kiste ist nicht gerade spannend. Und letzten Endes gesehen wollte Gaby eigentlich mehr den anderen Müttern beweisen, dass sie eine gute Mutter ist, als ihrer Tochter selbst.

Am Anfang hatte ich die Hoffnung, dass Laura Miller eine Art neue Unruhestifterin werden könnte und sie Gaby möglicherweise über mehrere Folgen hinweg das Leben schwer zu machen versucht. Schließlich sind solche "Feindinnen" immer ganz gut, um ein wenig Schwung in eine Storyline zu bringen. Nach dieser Folge macht es jetzt zwar nicht den Anschein, dass die Autoren noch größeres mit der Figur planen, aber vielleicht werde ich, wie schon des Öfteren in dieser Staffel, positiv überrascht.

If we catch some cheating, we’re assured we know their Reasons..

Groß kamen wir, was das Staffelgeheimnis betrifft, in dieser Folge nicht weiter. Doch das muss es auch nicht, denn wir haben noch viele Folgen vor uns und ich finde es besser, wenn die Zuschauer nur kleine Happen hingeworfen bekommen, wir dafür nach jeder Folge ein wenig mehr munkeln dürfen, als wenn wir über mehrere Folgen nichts Neues erfahren und stattdessen in einer Episode alles rausgehauen wird. So wird das Staffelgeheimnis einfach spannender ... wobei ich hier gerne nochmals erwähnen würde, dass ich nach der fünften Folge noch immer keine Ahnung habe, was die Bolens für ein Geheimnis haben. Wenn ich das mal mit der fünften Staffel vergleiche (was ich ja gerne mache), dann wären wir bei der Folge #5.05 Ein Blick in den Spiegel, in der herauskam, dass sich Dave an einen Mann rächen möchte. Und spätestens weitere fünf Folgen später war das Geheimnis auch schon mehr ein Witz, als ein Geheimnis. Insofern bin ich echt froh, dass uns die Autoren mit Angie nicht nur einen tollen neuen Charakter in die Wisteria Lane gebracht haben, sondern mit ihr auch ein spannendes und noch undurchschaubares Mysterium.

Meine Güte, habe ich jetzt um den heißen Brei herumgeredet. Denn eigentlich wollte ich nur den kleinen Happen erwähnen, den wir dieses Mal vorgeworfen bekommen haben. Nämlich der kleine und dezente Satz von Nick, dass Angie auch nicht immer ein Engel in ihrer Ehe war. Ich habe zwar keine Ahnung was ich damit anfangen soll, aber es interessiert natürlich, was Nick damit gemeint hat.

But what happens when we finally stop for a Moment to judge our own Lives? It can be painful to step back and see what we’ve been doing. And even more painful to realise, we have no Intention of stopping.

The same procedure as every episode?!

Bree war mal wieder mein Liebling in der Folge und hatte die mit Abstand beste Story. Denn der Streit mit dem Zimmermädchen und Brees verzweifelte Versuche, deren Verständnis für ihre Affäre zu gewinnen, waren durchweg gelungen und sorgte gegen Ende sogar dafür, dass ich selbst einmal überlegen musste, ob ich es jetzt eigentlich gut finde, dass Bree

Orson betrügt. Denn über die gesamte Zeit hinweg, in der Bree die Affäre mit Karl hat, kam mir nie in den Sinn, wieder Sympathie gegenüber Orson zu empfinden, weshalb er mir alles andere als Leid tat.

Und dieses Mal? Nun, ich muss gestehen, dass ich tatsächlich ein wenig Mitleid mit ihm hatte. Denn es hat den Anschein, dass Orson sich wieder geändert hat, die ganze unsinnige Kleptomanie– und Neidgeschichte mit ihm ein Ende hat und er im Glauben ist, dass seine Ehe noch zu retten ist. Ich bin zwar immer noch pro Bree/Karl, aber man muss auch einmal bedenken, was für ein guter und sympathischer Charakter bzw. Ehemann Orson in Staffel vier noch war.

Was ich noch toll fand, war Brees Geständnis gegen Ende der Folge. Seit sie die Affäre hat, hat man eigentlich keine wirkliche Reue bei ihr erkennen können für das, was sie tut. Teilweise hat mich das schon ein wenig irritiert, weil man das von Bree einfach nicht gewohnt ist. Doch hier konnten wir endlich sehen, dass es ihr sehr wohl nicht einfach fällt, einen Mann zu betrügen, der sie anscheinend noch liebt und auch sie mit Schuldgefühlen zu kämpfen hat. Bei dieser recht emotionalen und toll gespielten Szene schlug mir, einem bekennenden Marcia Cross–Fan, das Herz höher.

Fazit

Die Folge startete recht mühselig und manche Stories konnten anfangs überhaupt nicht überzeugen. Erfreulicherweise haben sich die meisten aber überraschend gut entwickelt und fanden dann gegen Ende einen schönen und gelungenen Abschluss, wobei die letzten Minuten noch einmal einen besonders unterhaltsamen Akzent setzen konnten. Es heißt doch immer, dass bei einem Dinner das Dessert bzw. das Ende besonders gut gelingen muss, damit das gesamte Essen einem in guter Erinnerung bleibt. So wie es aussieht, scheint das auch für eine Serienepisode zu gelten.

Manuel H. - myFanbase

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