Bewertung

Review: #11.12 Überstehen ist alles

Foto: Randy Flagler, Chicago Fire - Copyright: 2022 Open 4 Business Productions LLC. All Rights Reserved.; Adrian S Burrows Sr/NBC
Randy Flagler, Chicago Fire
© 2022 Open 4 Business Productions LLC. All Rights Reserved.; Adrian S Burrows Sr/NBC

Mit elf Staffeln hat "Chicago Fire" schon einiges auf dem Buckel und irgendwie ist es dabei auch natürlich, wenn dann und wann mal die Luft raus ist bzw. die Autor*innen nicht genau zu wissen scheinen, in welche Richtung man die Charaktere entwickeln möchte, was dazu führt, dass man auf der Stelle tritt. Genau dieses Gefühl habe ich auch aktuell gerade bei dieser Staffel. Irgendwie scheint man keine richtigen Handlungsbögen schreiben zu können. Vielleicht ist das auch einfach die Vorbereitung auf etwas Großes, was ich persönlich nur noch nicht erkennen kann.

Ehrlicherweise muss ich sagen, dass ich mir bei den meisten Storylines nicht sicher bin, welchen Zweck sie genau erfüllen sollten. Fangen wir mal mit dem Einsatz an, bei dem es zwischen Drehleiter und Rüstgruppe zum Streit kam, den ich zwar nicht als ausufernd fand, aber er sollte wohl die Diskussion zwischen Kelly Severide und seiner Ehefrau Stella Kidd befeuern. Wie gesagt, die Diskussion der beiden Parteien fand ich nicht ausufernd, weil es auf mich eher so wirkte, als sei das nicht so ernst – zumindest am Anfang nicht – bis eben Chief Boden ein Machtwort gesprochen hat und man da schon mal zusammenzucken kann. Viel anstrengender fand ich da das Verhalten zwischen der Eheleute und ich hatte das Gefühl, man wolle auf Biegen und Brechen dafür sorgen, dass Kidds Sturheit und Severides angeblich fehlende Empathie wieder auf den Tisch kommt. Bereits zum Ende von Staffel 10 gab es schon mal eine verdammt ähnliche Diskussion zwischen den beiden und von dieser war ich ebenfalls genervt. Zu diesem Zeitpunkt ging es darum, dass Kidd sich immer durchsetzen und recht behalten will. Wie gesagt, war ich da schon genervt, da die beiden damals noch gar nicht verheiratet gewesen sind. Dementsprechend war ich froh, dass es offenbar geklärt war und es nicht mehr zu Sprache kam. Allerdings habe ich mich getäuscht.

Ich konnte gut verstehen, dass sich Kidd Gedanken gemacht hat, dass ihr Mann vielleicht etwas zu leichtsinning an den Einsatz herangegangen ist. Allerdings hat Severide einfach auch in dem Job mehr Erfahrungen als sie, was sicherlich auch zu berücksichtigen ist. Allerdings weitete sich der Streit noch aus und es war eben der Ärger im Paradies. Mir war klar, dass es zwischen den beiden sicherlich Meinungsverschiedenheiten wegen des Jobs geben wird, aber diesmal fand ich es eben auch an den Haaren herbeigezogen, weil es Kidd fast schon überdramatisiert hat. Vor allem fand ich es absolut nicht richtig von ihr, dass sie ihm vorgeworfen hat, ein Roboter zu sein. Sie hat sich zwar entschuldigt dafür, hätte es aber auch entschieden besser wissen müssen. Schließlich war Kidd es, die Severides harte Schale förmlich geknackt hat und kürzlich sah man ja erst, dass er einen absolut weichen Kern hat, als er sich um seine Frau sorgte und die ganze Zeit an ihrem Bett gewacht hat. Severide ist einfach ein anderer Schlag, der eine andere Art hat, die Dinge zu verarbeiten. Und wie Kidd letztlich richtig erkannt hat, muss sowas zwischen den beiden bleiben. Mit zwei unterschiedlichen Schichten hätte ich mich zwar auch anfreunden können, aber wir sind eben bei "Chicago Fire" und das bedeutet eben auch, dass es familiär zugeht, weswegen sie eben nicht nur in derselben Schichten bleiben, auch wenn ich das persönlich nicht machen würde, sondern es wurde eben auch zum Anlass genommen, damit wir endlich mal wieder eine schöne Zusammenkunft haben und dabei auch Matt Casey irgendwie anwesend ist.

Als weiteres Füllmaterial für diese Episode empfand ich die Datingtipps von Violet Mikami für Sylvie Brett und Blake Gallo. Mal ganz davon abgesehen, dass ihre Datingtipps auch kürzlich nicht funktioniert haben, fand ich es diesmal ziemlich angestrengt. Ich war ja zunächst nicht wirklich begeistert, dass Brett mit Dylan ein neuen Liebespartner bekommen sollte. Für mein Empfinden ist Brett auch so eine starke Persönlichkeit, die nicht unbedingt einen Mann an ihrer Seite haben muss, um stark zu wirken. Ich muss aber sagen, dass mir die Paarung gut gefallen hat und mir auch das langsame Herantasten gefiel. Genau aus diesem Grund fand ich es viel zu abgehackt, dass es vorbei ist, weil sie Unterschiedliches wollen bzw. wollten. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass sie es alleine geregelt bekommen hätten, hätte sich Mikami nicht eingemischt. Sehr schade irgendwie. Genau deshalb ist es oftmals besser, wenn sich nicht noch jemand in die Beziehung einmischt. Ich denke Gallo sieht das ähnlich, obwohl ich es da absolut nicht schlimm finde, dass es mit Kayla nicht geklappt hat. Es hatte den Anschein, als wolle man ihm nur wieder eine Frauengeschichte andichten, um ihn als Weiberheld dastehen zu lassen. Auch wenn ich die Einführung von Kayla wirklich gut fand und man dadurch noch einmal das Glück von Joe Cruz angesprochen hat, finde ich doch, dass sich Gallo mit den Staffeln so toll entwickelt hat, dass man ihm andere Geschichten geben kann.

Kommen wir also zum emotionalsten Teil, von dem ich schon seit der letzten Episode davon ausgehe, dass das nicht mit einem Fingerschnipsen erledigt sein wird. Bereits bei der Bekanntgabe, dass Cindy Herrmann an Lungenkrebs erkrankt ist, hat man bei Christopher Herrmann gesehen, wie sehr ihn das zu schaffen macht und es erinnerte mich daran, dass er ziemlich ähnlich reagiert, wenn Kinder involviert sind. Dann zieht er sich anfangs auch zurück und spielt alles herunter und genauso hat er es jetzt auch gemacht. In gewisser Weise kann ich das sogar verstehen, denn es ist genauso, wie Herrmann gesagt hat: Es wird real. Ich fand es aber großartig von Boden, dass er nicht locker gelassen hat, und sich damit als wahrer Freund erwiesen hat, der Herrmann auch Mut gemacht hat, damit dieser genügend Kraft hat, um das durchzustehen. Es war nämlich für mich klar, dass eine OP nicht ausreichen wird, dafür hat man diesen Handlungsbogen bereits zu groß aufgezogen. Dass Cindy nun auch noch Chemo und Bestrahlung braucht, macht das Ganze noch emotionaler, es deutet aber auch darauf hin, dass es wirklich übel ausgehen könnte und ich bin mir nicht sicher, ob ich das wirklich sehen will.

Fazit

So richtig zur Hochform aufgelaufen ist "Chicago Fire" in dieser Staffel noch immer nicht, was mir ein bisschen Sorge bereitet. Diesmal wirkten auf mich die einzelnen Teile noch mehr als Füllmaterial, was die Serie eindeutig besser kann. Ich hoffe einfach darauf, dass man doch noch zur alten Stärke zurückfinden wird.

Daniela S. - myFanbase

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