Bewertung

Review: #2.09 Spielraum

Nach dem großen Zeitsprung muss man sich erst einmal neu in die Geschichte einfühlen. Um den Übergang gelassen zu gestalten, wartet man in dieser Episode nicht mit nervenaufreibenden Einsätzen auf, sondern lässt die Sache langsam angehen und besinnt sich auf emotionale Momente. Dadurch plätschert die Folge etwas seicht vor sich hin, lediglich zum Ende hin kommen ein paar bedeutsame Szenen.

Zuletzt stellte man sich viele Fragen und leider knüpft die Episode nicht unbedingt an diesen Punkten an, sondern scheint in der Erzählung bereits einen Schritt voraus zu sein. So ist Jack nun zurück im Dienst, Sullivan steht ebenfalls in den Startlöchern und das Techtelmechtel von Andy und Ryan hat sich wieder zu einem Beziehungswirr ausgewachsen. Es ist etwas schade, dass man so einfach über die Genesung von Jack und Sullivan hinweggesprungen ist, besonders die Storyline von Jack schwang sehr lange mit und gerade als sie auf dem Höhepunkt angekommen ist, zieht man hier den Stecker und hakt das Ganze mal so nebenbei ab. Hat Jack nun sein Trauma überwunden? Wie liefen seine Therapiesitzungen ab? Warum schließt er Dean erst aus, nur um am Ende der Folge dann eine Kehrtwende hinzulegen? An jedes dieser Themen hätte man anknüpfen können, aus unerfindlichen Gründen kommt die Geschichte von Jack jedoch leider – wie schon so häufig – viel zu kurz. Mich hätte besonders interessiert, wie sich seine Freundschaft zu Dean in der letzten Zeit verändert hat, schließlich wohnen die beiden noch immer zusammen und so kann man davon ausgehen, dass Jack Dean bereits seit Monaten die kalte Schulter gezeigt hat. Der Zeitsprung hat der Handlung in diesem Fall nicht sonderlich gut getan.

Etwas zufriedenstellender geht man die Handlung rund um Sullivan um. Zwar wer der Einsatz, zu dem er gemeinsam mit Jack und Ben aufbrach, nicht sonderlich ereignisreich, doch er öffnete Sullivan in vielerlei Hinsicht die Augen. Bereits vor der Winterpause begann man damit, Sullivan aus seinem Schneckenhaus zu holen und nun zeigt er sich mit jedem Mal zugänglicher. Er nimmt sich die Ratschläge von Pruitt zu Herzen und zeigt sehr viel Einfühlungsvermögen. Dass er verstanden hat, dass das Dasein als Feuerwehrmann für die Crew von Station 19 mehr als nur ein Job ist, spiegelt Sullivan wider, indem er Ripley darum bittet, Maya nicht auf Station 23 zu versetzen. Dies ist eine sehr selbstlose Geste von ihm und in seinen Worten fließt genau der Teamgeist mit, durch den Station 19 so gut zueinander hält. Sullivans Worte über Maya und auch den Rest seiner Crew sind sehr warm und es tut gut, diese Figur weiterhin dabei zu begleiten, wie sie über ihren Schatten springt.

Über ihren Schatten springen muss auch Vic, die ihre Beziehung mit Ripley Travis anvertrauen möchte. Leider haben die Szenen aus dem Vorjahr auch hier nicht sehr gut mit denen nach dem Zeitsprung harmoniert. Zum einen scheint Ripley zu seiner Beziehung mit Vic zu stehen, schließlich hat er seiner Schwester von ihr erzählt, dann versetzt er Vic jedoch einen massiven Dämpfer, als er es mit einem Lachen abtut, dass sie jemandem von Station 19 von sich beiden erzählt haben könnte. Es war ein großer Schritt für Vic, die Beziehung vor Travis zuzugeben, zum einen, weil Ripley ihr Chef ist und zum anderen, weil sie sich dadurch ihre eigenen, tiefer gehenden Gefühle eingestehen musste. Ripleys Kommentar ist dadurch ein harter Schlag für Vic, durch den man die Figur, die einem erst durch Vic sympathisch wurde, nun doch wieder mit kritischen Augen betrachtet. Zwar ist es verständlich, dass eine Beziehung mit einer Untergebenen für Ripley problematisch werden könnte, genau so wird die Gerüchteküche über Vic brodeln, wenn das mit den beiden öffentlich wird. Doch warum Ripley sich darüber wundert, dass Vic ihre Beziehung jemandem anvertrauen will, macht wenig Sinn, schließlich war er es, der in dieser Angelegenheit den ersten Schritt tat. Auch an dieser Stelle hätte ich den Zeitsprung lieber ausgelassen und wäre gern dabei gewesen, um zu sehen, welchen Lauf die Liebesgeschichte von Vic und Ripley in den letzten Monaten genommen hat.

Dann haben wir da noch Andy, deren Auf und Ab mit Ryan mich nicht in seinen Bann ziehen kann. Die beiden befinden sich an der gleichen Stelle, wie in Staffel 1 und wieder einmal zeigt Andy, dass sie nur ein lockeres Miteinander sucht und auf Spaß aus ist. Sie hat sich seit dem Beginn der Serie leider keinen Deut weiterentwickelt, wodurch ich immer weniger Interesse an ihren Storylines aufbringe.

Randnotizen

  • Pruitt scheint die Chemotherapie sehr gut weggesteckt zu haben, wenn er nun seit vier Monaten Station 19 geleitet hat.
  • Es freut mich, dass man Mayas Geschichte nicht nach Station 23 auslagert. Zu einem viel späteren Zeitpunkt würde der Serie frischer Wind dieser Art vielleicht guttun, jetzt hätte es jedoch nicht gepasst.
  • Ryans Storyline mit seinem Vater wurde noch einmal kurz angeschnitten. Auch hier greift man das Motto 'Mitgefühl' auf, das sich durch die ganze Folge zieht.
  • Bens Worte, nun nicht mehr länger als Feuerwehrmann arbeiten zu wollen, werden wieder angesprochen. Was ich von einem erneuten Karrierewechsel halten soll, weiß ich noch immer nicht. Zum einen kann ich mir nicht vorstellen, dass man ihn schon wieder aus einer Handlung herausschreibt, zum anderen macht es auch keinen Sinn, einen Wechsel zu Medic One anzudeuten, wenn er dann doch nicht stattfindet.

Fazit

"Seattle Firefighters" befindet sich nach der Rückkehr aus der langen Winterpause noch in der Findungsphase und kann fast keinen Handlungsstrang zufriedenstellend weiterführen. Allein Sullivan sticht einem in dieser Episode positiv ins Auge und steht wieder einmal für eine solide Entwicklung.

Marie Florschütz - myFanbase

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