Bewertung

Review: #3.06 Drei Schatten

Foto: Jack Messina, Manifest - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Jack Messina, Manifest
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Nachdem mich der erste Teil der Doppelfolge nicht sonderlich überzeugen konnte, sieht es mit diesem zweiten schon ganz anders aus. Die in #3.05 Water Landing geleisteste Vorarbeit entfaltet nun ihre Wirkung und es wird klar, wo der große Unterschied zu den in Staffel 1 und Staffel 2 vorgestellten Rückkehrern liegt.

"They all came back together and now they're all being judged together."

Man lässt nichts anbrennen und startet sofort mit der Konfrontation von Michaela und Jace. Zwar erscheint es ein wenig unglaubwürdig, dass es nun plötzlich taghell ist und die beiden scheinbar stundenlang um einander herumgeschlichen sind, doch abgesehen davon nutzt man die zuvor aufgebaute Spannung gut aus, ohne den Spannungsbogen abflachen zu lassen. Dieses Gefühl zieht sich durch die gesamte Episode, denn in jeder Szene bekommt man den Druck zu spüren, der auf den Figuren liegt.

Die Auseinandersetzung zwischen Jace und Michaela findet ein jähes Ende, als klar wird, dass Jace gar nicht wirklich an ihr, sondern viel mehr an Cal interessiert ist. An dieser Stelle musste ich leider noch einmal kurz mit den Augen rollen, da die von Tarik losgetretene Aktion mit dem Restaurant tatsächlich dafür sorgt, dass Jace ohne Probleme den Weg zu Cal findet. Für einen Moment stellt sich der Eindruck ein, dass alles viel zu schnell und unkompliziert verläuft, da das Haus von Tarik sowohl von Ben als auch von Michaela und Jace innerhalb kürzester Zeit zu erreichen ist. Doch als am Schluss alle im Wald aufeinandertreffen, ist klar, dass das große Finale nun gekommen ist und dass Jace, Pete und Kory nur noch wenige Augenblicke bleiben. Der Weg zu diesem Punkt verläuft etwas holprig, denn auch wenn man sich bemüht, den Spannungsfaktor hoch zu halten, setzt man ab und an auf etwas melodramatische und übertrieben Elemente – wie die unerwarteten Schüsse von Jace, die wenig überraschend nur den Agent niederstrecken, die blutverschmierte bewaffnete Grace oder den wasserspuckenden Jace. Abgesehen davon macht es Spaß mitzuverfolgen, wie die Puzzleteile an ihren jeweiligen Platz gesetzt werden. Während Pete weiterhin an seiner guten Seite festhält und in Angelina eine liebevolle Stütze findet, hat auch Kory sich besonnen und Cals Singsang unterbrochen, wodurch Jace ihn nicht länger aufspüren kann. Jace macht sich in seiner Rolle als großer, uneinsichtiger Bösewicht ebenso gut und verkörpert die Aussichtlosigkeit seiner Lage äußerste überzeugend.

Weniger überzeugen kann dagegen wieder einmal Ben, der für mich ein immer größerer Unruhe-Pol wird. Sobald er auf der Bildfläche erscheint, überschlagen sich die Ereignisse: Erst sitzen Grace und Co. sicher im Bunker, dann laufen sie aufs Bens Rufe hin durch den Wald zum Haus, kurz darauf schickt Ben sie wieder zurück. Dann rennt Ben hier hin und dort hin. Was ihn angeht, kann man sich gern ein wenig zurücknehmen.

Ähnlich wie in der vorangegangenen Episode gefällt mir auch dieses Mal wieder der Part, den Olive einnimmt. Wie durch Zauberhand kommt sie an das fehlende Stück Papyrus und kann in letzter Sekunde die dramatische Botschaft entschlüsseln. Denn kurz nachdem wir Zeuge wurden, wie Jace erneut ertrinkt, während Kory und Pete aufgrund ihrer guten Taten verschont bleiben, wendet sich das Blatt. Da wir es bisher jeweils nur mit einem Rückkehrer zu tun hatten, stellte sich bisher nicht die Frage, was geschehen würde, wenn eine Gruppe von Menschen eine zweite Chance erhält, aber nicht alle die Visionen nutzen, um ein aufopferungsvolles Leben zu führen. Wie sich herausstellt, wird nicht nur danach entschieden, wie die einzelne Person gehandelt hat, die Rückkehrer werden als Gruppe beurteilt. Das ist ein schrecklicher Schlag für Kory und Pete, die nun durch die Uneinsichtigkeit Jaces ebenfalls zum Tod verurteilt sind. Während es mir um die drei nicht sonderlich leidtut, ergeben sich für den Rest der Figuren jedoch unerwartete Konsequenzen. Wir können davon ausgehen, dass auch alle Passagiere von Flug 828 gemeinsam beurteilt werden, was dramatischer kaum sein könnte. In dieser großen Gruppe von Leuten wird es zahlreiche Beispiele dafür geben, wie man auf falsche Weise mit den Visionen umgeht – ganz so, wie es uns Eagan in #3.03 Wingman bewiesen hat. Mit diesem großen Twist haben weder die Stones noch wir als Zuschauer gerechnet und ich freue mich sehr, dass man es am Ende dieser Doppelfolge geschafft hat, mit etwas genauso Unerwartetem wie Bedeutsamen um die Ecke zu kommen.

Fazit

Der zweite Teil der Doppelfolge konnte deutlich mehr überzeugen, als es der erste tat. Ohne zu viele Verwirrungen und Ungereimtheiten steuert man relativ geradlinig auf einen großen Cliffhanger zu und die Offenbarung, dass bei den Rückkehrern als Gruppe entschieden wird, ob sie ihr Todesdatum überleben, hat es in sich. Ich bin äußerst gespannt darauf, wie die Stones mit dieser Neuigkeit umgehen werden und in welche Richtung sich die Geschichte nun entwickeln wird.

Marie Müller - myFanbase

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