Bewertung

Review: #13.06 Aus heiterem Himmel

Foto: Jason George, Grey's Anatomy - Copyright: 2017 ABC Studios
Jason George, Grey's Anatomy
© 2017 ABC Studios

Ach, du heilige Heuschrecke! Leah Murphy ist zurück! Einigen wird die junge Ärztin, der wir zuletzt im Finale der 10. Staffel dabei zusehen durften, wie sie einen neuen Lebensabschnitt beginnt, sicherlich noch als DER Konfliktbringer in Erinnerung sein: Affären mit Arizona und Alex, Fehler im OP sowie die Klage gegen das Krankenhaus, die ganze Beziehungen in Gefahr brachte. Damit gehört ihre Rückkehr wohl zu denjenigen, die sich kaum ein Fan gewünscht hat. Doch ich muss sagen: Diese neue Leah ist mir sehr sympathisch! Ausgeglichen und professionell lässt sie sich nun zu den Top-Assistenzärzten zählen und ist, ähnlich wie einst Nathan , dem Ruf einer gewissen Maggie Pierce zurück ins Grey + Sloan Memorial Hospital gefolgt. Leah hat nun ein festes Ziel: Sie will Herz-Thorax-Chirurgin werden. Sehen wir nun eine neue Cristina vor uns oder wird Leah wieder in ihre klammerhaft-neurotischen Züge zurückfallen? Die Begegnungen mit Arizona sind ja allesamt awkward verlaufen, doch ich vermute stark, dass Leah sich als das angekündigte Love Interest für Arizona entpuppt. Ein richtiger Schritt, wie ich finde, da man so auf bereits Bestehendes setzt und nicht extra einen neuen Charakter einführt. Insgesamt bin ich also sehr gespannt auf Leahs Storyline – vor allem, weil Leahs Rückkehr auch zu einem Umschwung im Krankenhaus beiträgt.

Catherine will nämlich, angetrieben von ihrem ursprünglichen Wunsch, Alex feuern zu lassen, das Ausbildungsprogramm am Grey + Sloan Memorial ändern lassen. Ein Programm, das, wie sie selbst sagt, öfters zweite Chancen verteilt, als diese Fehler von vornerein zu vermeiden. Zwar sind Fehler nun generell menschlich, aber Catherine hat durchaus einen Punkt. Nehmen wir nur mal Jo: Sie wird immer wieder aufs Extremste benachteiligt und darf nicht ihr Talent zur Schau stellen oder wird angeleitet, um sich zu verbessern. Sie hat nicht mal ein Fachgebiet, in dem sie hervorstechen könnte. Stattdessen wird Stephanie dauernd von Meredith, Amelia und Maggie bevorzugt und wurde zuletzt wie eine Trophäe zwischen den Ärztinnen herumgetragen, anstatt dass dies auch andere Assistenzärzte unterrichtet hätten. Wir hatten zwar Ähnliches bei der ersten Anfänger-Generation, als Meredith von ihrem Feund/ Ehemann gefördert wurde und Cristina bei Burke oder Teddy einen Stein im Brett hatte. Doch darf ich an das letzte Mal erinnern, als Assistenzärzte so benachteiligt wurde? Da hatten die begonnen an sich selbst herum zu schnippeln!

Ob die Ärztefehler, die Catherine anspricht, tatsächlich verhindert werden können, sei dahingestellt, sind sie doch meistens der temporären Situation entsprungen (wie Bens Kurzschlussreaktion) oder den Umständen darum herum (wie Merediths Verbindung zu Richard und Adele). Das Ausbildungsprogramm, das nun schon so lange das GSMH bestimmt, ist dennoch mehr als fragwürdig und so halte ich es für den richtigen Schritt, dieses in den Fokus der nächsten Folgen zu rücken. Und wenn wir schon bei Anspielungen an Staffel 5 sind – diese neue Situation erinnert doch allzu stark an ihren Beginn. Damals hatte Richard ein neues Programm gestartet, um das Krankenhaus vor dem Qualitätszerfall zu bewahren. Nun ist es sein eigenes Programm, das umgekrempelt werden muss. Der nächste Ehestreit zwischen Catherine und Richard lässt wohl nicht lange auf sich warten und meine Freude darüber ist sicher nicht zu überlesen.

Ein anderer Handlungsstrang beginnt dagegen gerade erst so richtig interessant zu werden. Es war zwar abzusehen, dass Amelia doch eher noch Vorbehalte gegenüber dem Kinderkriegen hat und noch nicht Owens Vorfreude und Hoffnungen teilen kann. Ihre Vergangenheit ist ein schweres Kreuz für sie und holt sie nun wieder ein – der Verlust ihres Kindes belastet sie immer noch sehr stark, weswegen die Vorstellung ein neues Kind zu bekommen, sie komplett verängstigt. Ihre Ängste, Owen würde sie hassen sowie die Erleichterung, nicht schwanger zu sein, sind komplett nachvollziehbar und verständlich. Interessant ist aber auch, dass sie angibt ihrer ganzen Familie nichts vom Tod ihres Kindes erzählt hat – und es macht Sinn, da zeitgleich zu diesen Ereignissen in "Private Practice" der Flugzeugabsturz in "Grey's Anatomy – Die jungen Ärzte" passiert ist. Auch ihre Aussage, Owen nicht alles von ihrem Kind erzählt zu haben, ist durchaus wichtig: Sie hatte zwar Owen darüber erzählt, aber nichts von den Umständen und ihren Gefühlen dazu. Eins ist aber auch sicher: Es kommt wieder Drama auf Owen und Amelia zu, aber ich bin mir sehr sicher, dass dieses Problem von den beiden gelöst werden kann. Vor allem wenn eine Caterina Scorsone so wunderbar aufspielen und brillieren kann und mit ihrer Darstellung von Amelia einen abermals in den Bann zieht!

Dazu trug auch der etwas kontroverse Fall des Vaters und des Sohns bei, bei dem kein Auge trocken blieb – dieser einfache Fehler, der schlussendlich zu Robbies Tod führt und damit einfach nur herzzerreißende Reaktionen hervorbringt. Neben Robbies Mutter und deren verständliches und verzweifeltes "It should be you!", stechen natürlich vor allem Amelias Zusammenbruch im OP sowie die wunderbar berührende Szene mit Alex hervor. Obwohl die beiden nicht wirklich die dicksten Freunde sind, kann Amelia sich Alex anvertrauen und Alex zeigt sich wieder als der tröstende Fels in der Brandung, der er in den letzten Staffeln geworden ist. Richtig gefreut hat es mich ebenfalls, wie Alex Amelia vor Meredith später verteidigt hat – bitte mehr von der Freundschaft von Amelia und Alex!

Alex war aber sowieso wieder großartig in dieser Folge. Seit seiner Attacke auf Andrew, die ihn wieder ganz unten ankommen hat lassen, hat Alex stetig Sympathiepunkte gesammelt und demonstriert in dieser Folge abermals, was für ein großartiger, engagierter und passionierter Arzt er ist! Zwar war das Hin und Her bei Bailey und ihm durchaus nervig, doch man kann es ihr verzeihen, da sie mit Strenge versucht hat, ihn in seine Schranken zu verweisen, um ihn vor dem Rauswurf zu bewahren. Da Bailey aber dadurch in ihrer eigentlich sehr guten Meinung von Alex bestätigt wird, konnte ich das durchaus verkraften. Da schadet es auch nicht, dass er in Veronica eine wunderbare Patientin hatte, die zunächst so locker-frech wirkte und so herrlich redete, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, dass man sie gleich ins Herz schloss. Die Krebsdiagnose und ihre Bereitschaft, für ihr Baby zu sterben, ist natürlich typisches Grey's-Kino, aber da mir Veronica sowie ihr bester Freund Jeremy so überaus sympathisch waren und uns ein ganz besonderer, emotionaler Fall geliefert wurde, war ich einfach nur begeistert von diesem Patientenfall.

Dazu lassen sich durchaus Parallelen zwischen Veronica und Jeremy und Meredith und Alex ziehen, da die Gefühle hier über eine reine Freundschaft hinausgehen und eine platonische, geschwisterliche Liebe stattdessen zwischen den beiden herrscht. Die gemeinsamen Szenen von Meredith und Alex sind eigentlich automatisch Highlights einer jeden Folge und insbesondere die letzte in dieser Folge war einfach nur großartig. Wie Alex vor seiner vermeintlichen Inhaftierung nun jeden Sonntag Waffeln mit Meredith, den Kindern, Amelia und Maggie haben will und Meredith daran erinnert, eine bessere Bindung zu ihren Schwestern aufzubauen, demonstriert nicht nur, wie sehr er Meredith liebt, aber auch, wie sehr er gereift und gewachsen ist. Ironischerweise hat diese Storyline, die zu Beginn scheinbar Alex' Entwicklung demolierte, ihn im Gegenteil noch weiter reifer und erwachsener werden lassen. Gerade deswegen vermute ich nicht, dass Alex tatsächlich inhaftiert wird und bin mir sehr sicher, dass Alex sich durch seinen "redemption act" selbst gerettet hat. Aber, es ist immerhin "Grey's Anatomy" und wie einst der Titelsong verraten hat: Nobody knows where they might end up.

Dafür allerdings vermute ich, dass er stattdessen in ein neues Liebesdreieck schlittert: Andrew steht offensichtlich auf Jo und ist eifersüchtig, als er sie und Alex miteinander reden sieht. Was Alex und Jo da besprechen, hören wir leider nicht, doch man kann wohl tatsächlich vermuten, dass es wirklich nichts Privates war. Ich habe ehrlich gesagt immer weniger das Gefühl, dass man Jo und Alex wieder zusammenbringen wird. Die wenigen gemeinsamen Szenen in dieser Folge und in den letzten sind allesamt unterkühlt und es gibt kaum eine Andeutung, dass Alex und Jo noch Gefühle füreinander haben. Andrew hingegen zeigt offenes Interesse an Jo und rein optisch wären sie auch ein tolles Paar – obwohl Jo damit vermutlich ein noch unsympathischerer Charakter werden würde, als sie es ohnehin schon ist. Das ganze Potenzial, das sich im Finale der 12. Staffel für Jo bereitmachte, ist meiner Meinung nach mittlerweile leider fast schon verpufft. Ob ihre Vergangenheit noch thematisiert wird – ich glaube es immer weniger. Nach den fünf Jahren, in denen Camilla Luddington mittlerweile zum "main cast" gehört, ist das alles sehr frustrierend und lässt wirklich fragen, ob diese Figur überhaupt noch eine Daseinsberechtigung in der Serie hat.

Kurze Eindrücke

  • Es ist einfach nur witzig, die Antipathie zwischen Leah und Stephanie zu betrachten, wenn man weiß, dass Tessa Ferrer und Jerrika Hinton im realen Leben beste Freundinnen sind!
  • April und Jackson gewinnen erneut das Preis für das süßeste frisch geschiedene Paar! Langsam dürfen die Autoren uns den glücklichen Anblick der beiden nicht mehr so unter die Nase halten, ich will die Wiedervereinigung!
  • Nathans und Maggies Umgang miteinander ist ebenfalls wieder komplett freundschaftlich geworden: Nach den ganzen Torturen des Liebesdreiecks ist es einfach nur großartig, Maggies spitzen Kommentare sowie dem Fehler jeglicher Peinlichkeiten zwischen den beiden zu sehen und ich hoffe inständig, dass das Love Triangle damit gegessen ist.
  • So sehr ich Meredith mag - es tut der Serie gut, wenn sie ab und zu zurücktritt, vor allem, weil sie mir in dieser Staffel bereits so oft suspekt war. Es gibt sowieso zu viele Hauptcharaktere. Vielleicht sollten die Figuren alle mal abwechselnd aussetzen?

Fazit

So langsam nimmt diese Staffel Farbe an, beginnt Handlungsstränge aufzuzeigen und Spannung aufzubauen, was nach den etwas trägeren letzten Folgen auch bitter nötig war. Mit Leahs Rückkehr, Catherines Ruf nach Änderung und Amelias Ängsten hat man potenzialvolle und mitreißende Geschichten geliefert, die wieder Vorfreude auf mehr machen. Dazu korrigiert man Fehler der ersten Folgen, indem das Liebesdreieck um Meredith, Nathan und Maggie nicht thematisiert wird und Alex eine großartige Entwicklung durchmachen darf, die ihn einfach zum momentan besten Charakter der Serie machen lässt. Einzig und allein Jos Charakterstagnierung ist ein Schmutzfleck in diesem ansonsten reinen Bild dieser Folge, was einfach nur noch frustrierend und sehr enttäuschend ist.

Lux H. - myFanbase

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