Bewertung

Review: #2.03 Das neue Toastament

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Als ich mitbekommen habe, dass "Glee" eine Episode über Gott und Religion macht, bin ich mit gemischten Gefühlen an die Folge gegangen. Es ist ein schwieriges Thema, weshalb ich wirklich positiv überrascht wurde.

Über den Einstieg musste ich sehr lachen. Finn Hudson macht sich ein Sandwich, sieht das Gesicht von Jesus, wird auf einmal religiös und fängt an zu beten. Natürlich wird sein Gebet erhört und das Footballteam gewinnt. Erst dachte ich, wenn sie es den Zuschauern so einfach machen, dann wird das eine lustige Episode. Als Finn versucht zu erklären, dass er zu Jesus gefunden hat, sind natürlich alle überrascht. Erst denken sie, dass er schwul geworden ist, was Kurt Hummel und Puck schockiert. Doch als er ihnen beibringt, dass er zu Gott gefunden hat, kann das nur eine Wende nehmen. Die Diskussion startet, wer an Gott glaubt und wer nicht. Hier wird eine Spaltung der Gruppe deutlich, allen voran Kurt, der nicht an Gott glaubt. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass er derjenige ist, der nicht an Gott glaubt, und war deshalb ziemlich überrascht.

"Only the good die young"

Dass Puck zu der Geschichte etwas zu sagen hat, war fast klar. Auf witzige Weise macht er deutlich, dass er denkt, die Menschen sollten das Leben genießen, mit dem sie gesegnet worden sind. Deshalb sieht er Gott jedes Mal, wenn er mit einem neuen Mädchen rummacht. Für Rachel Berry und auch für mich macht das absolut gar keinen Sinn. Trotzdem war ich über die Performance von ihm erfreut. Er schafft es mal wieder, alle außer Kurt mitzuziehen und gute Laune zu verbreiten. Ich kannte das Lied "Only the good die young" nicht, war aber sofort begeistert davon.

Mit der nächsten Szene habe ich absolut nicht gerechnet. Kurts Vater Burt Hummel hat einen Herzinfarkt und liegt im Koma. Kurt ist, wie ich und sicher alle anderen Zuschauer, total geschockt und ich kann es anfangs gar nicht glauben. Um so etwas zu verdauen, braucht man etwas Abwechslung. Das schafft wieder Finn, indem er erneut betet, diesmal darum, dass er bei Rachel zum Zug kommt und ihre Brüste anfassen kann. Eine sehr lustige Szene, in der man sich fragt, warum jemand für so etwas betet. Hier wird klar, dass Finn die Jugendlichen in seinem Alter verkörpern soll, für die Sex eine wichtige Rolle spielt.

Um diesen Wechsel von Tragödie und Komödie aufrechtzuerhalten, werden immer wieder lustige Momente eingebaut, die die Situation etwas auflockern. Das ist sehr wichtig und ich finde es klasse, wie die Drehbuchautoren das gemeistert haben. Brittanys Einwurf, dass sie einen Aufsatz über Herzinfarkte geschrieben hat und Kurt diesen den Ärzten geben soll, bringt einen zum Lachen, obwohl man mit Kurt weinen könnte. Überraschend fand ich die Auseinandersetzung zwischen Finn und Kurt. Finn ist sauer, dass er so spät von Burts Herzinfarkt erfahren hat, und Kurt ist das alles eigentlich egal. Ich finde die Reaktion seltsam, da er doch so lange Zeit in Finn verliebt war, ihm seine Meinung jedoch inzwischen komplett egal ist. Man fragt sich hier, wie die Beziehung zwischen den beiden sich weiterentwickelt.

"I Look to You"

Die Art und Weise, wie Mercedes Jones ihre Gefühle vermittelt, finde ich super. Manchmal findet man nicht die richtigen Worte, die man durch Musik gut übermitteln kann. Mercedes zeigt wieder einmal, wie toll sie singen kann, und legt genau dar, was sie sagen will - dass es jemanden gibt, an den man sich wenden kann, wenn man einen Tiefpunkt erreicht hat. Die Reaktion von Kurt dagegen zerstört alles. Er hat keinen Glauben an Gott und vertritt seine Meinung standhaft. Seine Aussage, dass er die Gebete der anderen nicht haben wolle, wirkt kalt und man sieht ihm an, dass er verzweifelt ist und den Glauben an alles verloren hat.

Sue Sylvester darf in der Episode natürlich nicht fehlen. Sie vertritt die gleiche Meinung wie Kurt und versucht mit seiner Hilfe dem Glee-Club zu verbieten, religiöse Lieder zu singen, die von Gott handeln. Zuerst dachte ich, dass Sue natürlich dagegen sein muss, was der Glee-Club macht, jedoch wird diesmal auch eine gute Begründung geliefert, die wirklich Sinn ergibt. Dass Sue darum gebetet hat, dass ihre Schwester nicht mehr grauenvoll behandelt wird, ihre Gebete jedoch nicht erhört wurden und sie deshalb den Glauben verloren hat, lässt Mitleid für Sue zu. Dieses Mal hat sie einen triftigen Grund für ihr Handeln und das wird nicht ins Lächerliche gezogen, was mir sehr gefallen hat.

Nachdem der Glee-Club keine spirituellen Lieder mehr singen darf, entsteht eine große Kluft zwischen Kurt und den anderen. Es ist erstaunlich, wie die Überzeugung von Kurt es schafft, seine Meinung so stark von den anderen zu übertreffen. Im Endeffekt stehen 11 Meinungen gegen ihn und trotzdem gewinnt er die Aufmerksamkeit. Hier kann man sehen, wie der Glaube, bzw. Nicht-Glaube, an Etwas, eine ganze Gruppe aufrütteln kann.

"Papa, Can You Hear Me"?

Da Rachel ihr Lied nicht mehr im Glee-Club singen durfte, singt sie es vor Finn und später vor Burt im Krankenhaus. Ich finde es toll, wie sich jemand aus jeder Religion versammelt hat, um für Burt da zu sein. Alle wollen ihm durch ihren eigenen Glauben helfen, nur Kurt ist ein Außenseiter und steht deshalb nur nebenan. Er beharrt so auf seiner Meinung, dass die anderen nicht verstehen können, wieso sie ihm nicht helfen können.

"I Want To Hold Your Hand"

Um sich zu rechtfertigen, erklärt Kurt, warum er nicht an Gott glaubt. Selbst die Gebete und netten e-Mails seiner Freunde haben bisher keine Besserung seines Vaters bewirkt. Kurt erklärt, dass er nur die Hand seines Vaters braucht, um zu wissen, dass seine Welt nicht auseinander fällt. So war das damals bei dem Tod seiner Mutter. Um dies zu verstärken singt er "I want to hold your Hand". Das Lied hat mich wirklich zu Tränen gerührt. Kurt vermittelt seine Gefühle so gut, dass man einfach nur mit ihm leidet und ihn aber irgendwie befreien möchte. Auch die Einblendungen des jungen Kurt, der wirklich perfekt dafür ausgesucht wurde, bewegen einen sehr. Ich finde, in dieser Szene beweist Chris Colfer wirklich hervorragendes Schauspieltalent.

"Losing My Religion"

Nach diesem ergreifenden Moment muss man sich erst mal erholen. Das schafft Finn, indem er Emma Pillsbury beichtet, wofür er alles gebetet hat, und dass es in Erfüllung gegangen ist. Er ist ganz aufgewühlt und Emma versucht ihm rational klarzumachen, warum diese Dinge geschehen sind. Dass Finn enttäuscht ist, kann man nachvollziehen. Er hat sich als jemand Besonderes gefühlt, der erhört wurde, und nun muss er feststellen, dass er doch wie jeder Andere ist und die gleichen Antworten sucht. Dass er so schnell seinen Glauben verliert, ist eher unwahrscheinlich, führt jedoch zu einer Wende in der Episode, da Finn nach der klasse Performance von "Losing my Religion" sich gar nicht mehr so sicher ist, ob es einen Gott gibt, der über ihn wacht. Für Jugendliche in dem Alter ist es sicher schwer, an etwas zu glauben, und jeder für sich muss selber herausfinden, woran er glaubt und warum er an das glaubt.

"Bridge Over Troubled Water"

Überrascht war ich ebenfalls, dass Kurt doch zugestimmt hat, mit Mercedes in die Kirche zu gehen, nachdem er so auf seiner Meinung beharrt. Klasse finde ich, wie Mercedes zu ihm spricht und nicht versucht, Kurt von ihrem Glauben zu überzeugen, sondern nur dass es etwas Heiliges geben muss, woran er im Leben glauben muss, weil das Leben zu hart ist. Man könne es ohne Glauben an Etwas oder Jemand nicht alleine überstehen. Eine sehr wichtige Aussage, die durch das Lied "Bridge over troubled water" hervorgehoben wird. Der Gesang von Mercedes ist einfach super und ich hab mich sehr über ihren zweiten Auftritt gefreut. Während des Auftrittes sieht man Kurt an, dass er begreift, was Mercedes meint.

Auch Sue kämpft weiterhin mit dem Thema. Sie holt sich Rat bei ihrer Schwester, die sie davon überzeugt, dass Gott keine Fehler macht. Sie möchte Sue in ihre Gebete einschließen und in dem Moment sieht man, wie Sue langsam zu ihrem verlorenen Glauben wiederfindet.

"One Of Us"

Und auch Kurt hat letztendlich seinen Glauben gefunden. Zwar nicht an Gott, aber an die Beziehung zwischen ihm und seinem Vater. Dass sein Vater danach aus dem Koma erwacht, ist zwar vorhersehbar, aber es hat mir sehr gut gefallen, weil es zu einem Happy End eine sehr ernsten, traurigen und schönen Episode führt. Auch die Performance der Gleeks am Schluss ist wirklich super, weil sie alle wieder vereint sind und niemand mehr mit seiner Meinung ausgeschlossen, sondern so akzeptiert wird, wie er ist und woran er glaubt.

Fazit

Die Episode hat mich wirklich umgehauen. So ein wichtiges Thema zu vermitteln, ist nicht einfach, und ich hätte nicht gedacht, dass es den Drehbuchautoren so gut gelingt. Auch die Leistung der Schauspieler ist wirklich hervorragend, allen voran Chris Colfer. Die Auswahl der Lieder ist sehr gut und es gab diesmal viele Performances, was mich als Zuschauer immer freut. Sehr gut fand ich auch, dass in der Episode alles vertreten war. Diejenigen mit Glauben, diejenigen ohne Glauben und die, die ihren Glauben verloren haben, ihn jedoch wiedergefunden haben. Besonders gut gefallen hat mir, dass keine Religion im Vordergrund stand, sondern alle einfach auf ihre Art und Weise für einen Freund da sein wollten. Es gibt wenige Episoden einer Serie, die mich zum Lachen bringen und gleichzeitig zu Tränen rühren, aber diese hat es geschafft.

Alex Olejnik - myFanbase

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