Bewertung

Review: #3.06 Der Aufstieg

#3.06 The Climb setzt an verschiedenen Standorten mit besonderem Augenmerk auf Königsmund und der Mauer fort, was in den vorherigen Episoden bereits begann. Zwar erhaschen wir keinen Blick auf Daenerys und ihre Armee auf dem Weg nach Yunkai und auch Hauptcharaktere wie unter anderem Margaery und Stannis treten nicht in Erscheinung, dennoch werden durch einige Szenenwechsel viele Charaktere gezeigt und die Handlung so vorangetrieben.

"Me? It's my fault?" - "First time I met her, she put a knife to my throat." - "First time I met you, you held a knife at me."

Bran und jene, die ihn auf dem Weg zur Mauer begleiten, sind in letzter Zeit wenig zu sehen, was ich ein bisschen schade finde, da Bran mit zu meinen Lieblingen gehört. Wie er versucht den Streit zwischen Osha und Meera zu schlichten, ist zwar nett anzusehen, dennoch vermisse ich etwas mehr Kontext. Zum Beispiel was es genau mit Jojens Visionen auf sich hat. Jene scheinen zwar einen Tribut zu erfordern, aber mehr erfahren wir nicht wirklich. Zumindest bietet seine neueste Vision einen guten Übergang zu den Geschehnissen jenseits der Mauer, von denen wir zumindest schon einen kleinen Einblick durch die erste Szene mit Gilly und Sam erhielten, in der jedoch nichts weltbewegendes geschah, uns jedoch verriet das es den beiden soweit gut geht.

"It's you and me that matters to me and you. Don't ever betray me." - "I won't." - "'Cause I'll cut your pretty cock right off and wear it 'round my neck."

Die Wildlinge haben also nun die Mauer erreicht und Jon weiß immer noch nicht, an welchem Abschnitt jener sie sich genau befinden. Denn auch wenn Tormund ihn anscheinend mag, wirkliches Vertrauen hat er zu Jon nicht. Wenigstens zeigt er es nicht ganz so offen, anders als Orell oder auch Ygritte, die ganz genau weiß, dass Jon immer noch eine Krähe ist. In dieser Episode fällt kein einziges Mal der sonst so übliche Satz "You know nothing, Jon Snow", worüber ich dankbar bin, weil es irgendwann langweilig wird, wenn sie ihn immer wieder an seine angebliche Unwissenheit erinnert. Ihre Beziehung hat sich seit der intimen Begegnung in der Grotte verändert und Ygritte macht nur allzu deutlich, dass sie von Jon erwartet, ihr gegenüber loyal zu sein. Verständlich, denn auch wenn die Beziehung der beiden keinen so großen Raum in der Serie einnimmt, muss sie doch für Jon sehr intensiv sein. Ygritte ist seine erste Liebe, doch wirkt er für mich etwas gequält, als er ihr versichert, sie niemals zu verraten.

Auch wenn wir die Mauer schon früher zu Gesicht bekommen haben, wirkt sie immer wieder überwältigend, sodass es nicht schwer fällt, den Legenden zu glauben, dass Bran der Erbauer die Riesen mithilfe von Magie versklavte, damit sie jene für ihn bauten. Der Anblick der Wildlinge, welche wie kleine Ameisen die Mauer erklimmen, ist ein gut gewählter Einstieg für die Kletterpartie. Dass jene nicht ohne Verluste vonstatten geht, schien von Anfang an klar und doch habe ich keinen Augenblick geglaubt, dass es Ygritte und Jon erwischt, als Orell an dem Sicherungsseil zu säbeln begann. Denn obwohl George R. R. Martin keine Skrupel kennt, in seinen Romanen auch Hauptcharaktere sterben zu lassen und die Serienmacher dementsprechend diesem Beispiel folgen, wäre dies ein ziemlich nutzloser Tod gewesen. Nachdem uns in der ersten Hälfte der Staffel bereits ein paar Charaktere verlassen mussten und die Situation ziemlich schnell aufgelöst wurde, blieb zudem kleine Zeit wirklich in Sorge zu geraten.

Während manche wohl den Anblick des sich küssenden Pärchens auf der Mauer kitschig finden dürften, gönne ich Ygritte und Jon diesen Moment von ganzem Herzen. Sie haben sich dieses kleine persönliche Glück sowie den wunderbaren Ausblick auf Westeros mehr als verdient. Auch in Anbetracht dessen, dass sich Jon sicherlich irgendwann entscheiden muss zwischen der Liebe zu Ygritte und seinem Eid als Bruder der Nachtwache.

"I see a darkness in you. And in that darkness, eyes staring back at me... brown eyes, blue eyes, green eyes. Eyes you'll shut forever. We will meet again."

Während Arya, welche immer noch besessen von ihrem Hass ist, das Bogenschießen übt und von Anguy wertvolle Ratschläge erhält, eröffnet sich uns, warum Melisandre ihren König Stannis Baratheon verlassen hat. Kenner der Romanvorlage wird dies verwundern, da Melisandre diese Reise in den Büchern nicht antritt und sich auch Gendry niemals in ihrem Gewahrsam befand. Die Enthüllung, dass der Priester Thoros kein wirklicher Gläubiger war und nur durch Berics erstem Tod zu jenem fand, ist interessant in die Begegnung der beiden integriert. Scheinbar ist Stannis nicht der einzige König, welcher zum Glauben an R'hllorbekehrt werden sollte, denn den gleichen Auftrag bekam auch Thoros, welcher sich damals wohl wesentlich weniger Mühe als Melisandre gab.

Gendrys Enttäuschung und Aryas Wut, dass die Bruderschaft Roberts Bastard einfach so für Gold verkauft, ist mehr als nachvollziehbar, eröffnet aber auch interessante Möglichkeiten für die künftigen Episoden und geben so Gendry die Möglichkeit mehr am Geschehen teilzunehmen. Fast hat es mich gewundert, dass Arya nicht heftiger versucht hat ihrem Freund zu helfen, aber sie hätte sowie keine Chance gehabt. So kommt es eben nur zu einem kurzen Gespräch zwischen Arya und Melisandre, in denen die Priesterin neben einem weiteren Treffen noch etwas anderes in Aryas Augen erblickt. In der Dunkelheit verschiedene Augenpaare, welche Arya für immer schließen wird. Klingt fast so, als könne Arya in Zukunft doch noch ein paar Namen von ihrer Liste abarbeiten, welche genau das sein werden, bleibt abzuwarten.

"You win the game if you can figure out who I am and why I'm torturing you and I win the game if you beg me to cut off your finger."

Ich bin kein großer Fan von Folterszenen, aber ich kann einfach nicht anders als mich auf jede Szene mit Iwan Rheon zu freuen, welcher bereits zu meinen Lieblingen in "Misfits" gehörte. Natürlich ist das Spiel, welches er mit Theon da treibt, mehr als grausam. Auch wenn Theon einige Sympathiepunkte mit der Eroberung von Winterfell verspielte und jene auch nicht vollständig zurückerhalten konnte, als er schließlich gestand, dass sein wirklicher Vater in Königsmund seinen Kopf verlor, verdient er das sicherlich nicht. Wie perfide und mit welcher Freude Rheon seinen Charakter agieren lässt, ist von der schauspielerischen Leistung her trotzdem faszinierend. Dennoch hoffe ich darauf, dass Theon noch eine andere Rolle zukommt als jene des Opfers und Rheon die Möglichkeit erhält, andere Seiten seines Charakters zu zeigen.

"And there's something else." - "We will do whatever we can to give Lord Frey what he needs." - "Not what, whom."

Was gibt es viel zu der Begegnung zwischen den Freys und Robb in Schnellwasser zu sagen? Wirkliches Mitleid kann ich mit Edmure nicht empfinden, welcher sich gern die hübscheste Tochter aussuchen würde, wenn er schon eine von ihnen ehelichen muss. Klar ist das irgendwie nachzuvollziehen, jedoch heiratet er im Endeffekt doch eh eine Fremde. Dass der Schwarzfisch, welcher seinen Neffen anscheinend eh nicht sonderlich mag, sich sofort auf Robbs Seite stellt, war vorherzusehen, genau wie die Erinnerung an sein Versagen mit dem Berg. Schade ist, dass Tobias Menzies, welcher mir noch gut aus "Rom" als Brutus in Erinnerung ist, in "Game of Thrones" eine blasse Vorstellung abgibt. Wie dem auch sei, da Edmure schlussendlich widerwillig zustimmt und sich Robb wenigstens bei seinem Onkel entschuldigt, dürfen wir uns wohl schon bald auf eine Hochzeit freuen.

"I would have hoped you'd learned your lesson about overplaying your position."

Jaime, Brienne und Roose Bolton beim Abendessen zu beobachten, vor allem wie selbstverständlich Brienne und Jamie mit- und füreinander agieren, war recht aufschlussreich und stimmig inszeniert. Besonders Brienne in dem altrosa Kleid brachte mich für einen Augenblick zum schmunzeln. Lord Bolton verfolgt also seine eigenen Interessen und will Jamie seinem Vater übergeben, während er Brienne bei sich behält, damit sie für ihren Verrat die Bestrafung erhält. Was an sich ironisch ist, da Bolton mit Jamies Freilassung selbst einen Verrat begeht. Es wäre schade, wenn die Dynamik zwischen Brienne und Jamie, welche sich in den letzten Episoden so wunderbar entwickelt hat, so endet. Auch wenn es seltsam klingt, beide tun sich gegenseitig sehr gut und bringen Seiten an dem jeweils anderen zum Vorschein, welche sie zu besseren Menschen machen. Während das bei Jamie auf den ersten Blick ersichtlich ist, gilt es ebenfalls für Brienne. Für meinen Teil erscheint es so, als ob die Herausforderung, welche Jamie darstellt, ihr dabei hilft mehr aus sich herauszukommen und zu begreifen, dass nicht alles schwarz oder weiß ist, sondern es sehr viele Grautöne dazwischen gibt.

"So, shall I draw up the order? Or do you consent to this marriage?" - "It's a rare enough thing... a man who lives up to his reputation."

Olenna ist mittlerweile zu einem meiner Lieblingscharaktere avanciert, denn sie ist eine herrlich biestige und direkte Frau, welche ihre Umgebung mit jedem Wort so schockiert, dass sie ihr scheinbar alles durchgehen lassen. Wie sie mit Tywin Lannister redet und diesen in Bedrängnis bringt, ist einfach nur amüsant anzuschauen. Genau wie sie für ihren Enkel und gleichzeitig für das Überleben ihres Familiennamens kämpft und sich dabei nicht von der Macht der Lannisters einschüchtern lässt. Natürlich droht ihr Tywin, der solchen Widerstand nicht gewohnt ist. Auch leugnet er nicht direkt die Anschuldigungen des Inzest, sondern erwähnt wie nebenbei, was dies für die Ehe zwischen Joffrey und Margaery bedeuten würde. Ich bin mir noch nicht sicher, wie ich Olennas letzten Satz und das Zerbrechen der Schreibfeder richtig interpretieren soll. Es scheint, als würde sie sich eher für Hochzeit entscheiden, als dass sie Loras in der Königsgarde sehen möchte.

Loras ahnt unterdessen nichts von alldem und unterhält sich mit Sansa, die ihn anhimmelt, über die Hochzeit. Da wir als Zuschauer wissen, dass Loras Männern zugeneigt ist, kann ich nicht anders als für Sansa Mitgefühl zu empfinden. Während sie glaubt, ihren Ritter in glänzender Rüstung gefunden zu haben, welcher sie aus dem schrecklichen Königsmund fortbringt, wäre die Ehe mit Loras doch nur eine andere Art von Lüge. Schön ist der Übergang von den beiden am Teich zu Tyrion und Cersei, welche die beiden vom Fenster aus beobachtet und den wohl nicht ganz spaßhaften Vorschlag macht, dass sie der jeweiligen Hochzeit entkommen könnten, wenn sie beide töten lassen.

Schön war es die Geschwister im gegenseitigen Leid vereint zu sehen und keine weitere Szene vorgesetzt zu bekommen, in welcher Cersei ihren Bruder für den Tod der gemeinsamen Mutter verantwortlich macht. Dass Joffrey für den Mordanschlag während der Schlacht am Schwarzwasser verantwortlich ist, kam für mich etwas überraschend, da ich mich glaube zu erinnern, dass auch Lord Varys meinte, dass jener der Königin zuzuschreiben sei. Es passt jedoch zu Tyrion, dass er sich über die Dummheit seines Neffen aufregt, anstatt ernsthaft wütend sein. Zumindest in absehbarer Zeit dürfte Tyrion sicher sein, da selbst Joffrey sich nicht traut, gegen seinen Großvater zu agieren.

Ein wenig enttäuscht bin ich davon, wie Tyrion anschließend seiner zukünftigen Braut und jetzigen Geliebten erzählt, dass eine Hochzeit bevorsteht. Welche Worte er findet, um es gleichzeitig Sansa und Shae so schonend wie möglich beizuspringen, wäre sehr interessant gewesen.

"Chaos isn't a pit. Chaos is a ladder. Many who try to climb it fail and never get to try again. The fall breaks them. And some are given a chance to climb, but they refuse. They cling to the realm or the gods or love. Illusions. Only the ladder is real. The climb is all there is."

Worauf ich mich durch die Bank ganz besonders freue, sind diese unterschwellig maliziösen Gespräche zwischen Varys und Kleinfinger, welche ich mir immer und immer wieder anhören könnte. Dass Kleinfinger für einen Mann seiner Stellung große Pläne hat, wussten wir schon, aber dass er scheinbar das Chaos mutwillig vorantreibt, um so eine Möglichkeit für den weiteren Aufstieg zu bekommen, ist noch einmal etwas ganz anderes. Wie er es schafft, all die Bewegungen auf dem Spielbrett um den Eisernen Thron im Auge zu behalten und trotz scheinbarer Niederlagen einen Gewinn daraus zu ziehen, spricht für seine Intelligenz. Der Verrat von Ros, welche Varys schließlich seine Pläne mit Sansa offenbarte, brachte Kleinfinger nicht wirklich in Bedrängnis, sondern bescherte ihm die Möglichkeit Ros als Gefälligkeit Joffrey zu überlassen und so in dessen Gunst zu steigen. Nachdem wir bereits eine Folterszene hinter uns hatten, bin ich froh das nicht gezeigt wurde wie Joffrey Ros genau tötet. Stattdessen erfolgt mit dem Voice Over von Kleinfingers Stimme, welcher das Chaos als Möglichkeit anpreist, die Szene der weinenden Sansa sowie der toten Ros, bevor passenderweise Ygritte und Jon den letzten Teil des Aufstiegs hinter sich bringen.

Fazit

Neben dem Tod eines Nebencharakters erhalten wir verschiedene Informationen, welche sich noch als wichtig erweisen könnten für die zukünftigen Geschehnisse. Zwar gab es sehr viele Szenenwechsel, aber auch mit jenen war es nicht möglich alle Hauptcharaktere unterzubringen. Wären da nicht die liebevoll ausgearbeiteten Übergänge zwischen den verschiedenen Schauplätzen, hätte die Episode an sich sehr schnell überladen wirken können. So jedoch kommt diese Folge zwar nicht ganz an beispielsweise #3.04 And Now His Watch is Ended heran, hinterlässt bei mir jedoch einen positiven Gesamteindruck und lässt mich mit Spannung auf die nächste Episode warten.

Charleen Winter - myFanbase

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