Eddard "Ned" Stark

"The man who passes the sentence should swing the sword."

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Sean Bean, Game of Thrones
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Lord Eddard Stark, der Lord von Winterfell, ist in vielerlei Hinsicht der moralische Ankerpunkt im Figurengefüge von "Game of Thrones". Er verwaltet das größte der Sieben Königreiche, ist Lehensherr und oberste Gerichtsbarkeit dieser Provinz – und dennoch auch ein Vasall der Krone. Aufgewachsen mit dem simplen, aber auf Gerechtigkeit und Aufrichtigkeit basierenden Ehrenkodex der Starks, die den Norden seit Jahrtausenden regieren, stellt Eddard stets einen hohen Maßstab an jede seiner eigenen Handlungen – und erwartet das gleiche auch von seinen Mitmenschen. Mit seiner Frau, Catelyn, einer geborenen Tully, führt er eine harmonische Ehe; die beiden haben fünf gemeinsame Kinder.

Einziger Makel auf seiner ansonsten reinen Weste (und gleichzeitig einziger Konfliktstoff in der Beziehung zu seiner Frau) ist die Existenz seines unehelichen Sohnes, Jon Schnee, über dessen Herkunft er sich beharrlich ausschweigt. Wer die Mutter seines Bastards war und unter welchen Umständen er gezeugt wurde, behält Ned stur für sich.

Alles, was Eddard Stark vom Leben erwartet, ist ein ruhiges Dasein ohne nennenswerte Vorkommnisse. Macht, Geld, Ruhm und das Spiel der Throne interessieren ihn nicht. Ehre und Pflichtgefühl zwingen ihn dennoch ein Spieler zu werden, als die rechte Hand des Königs plötzlich verstirbt und der Monarch einen neuen Mann für den Posten braucht. Robert Baratheon ist als König der Sieben Königreiche nicht nur befehlsberechtigt, er ist auch Eddards ältester Freund. Die beiden wurden gemeinsam erzogen, zogen zwei mal gemeinsam in den Krieg und errangen während eines Bürgerkriegs gemeinsam die Krone, die seit siebzehn Jahren Roberts Kopf ziert. Gemeinsam mit seinen Töchtern Arya und Sansa sowie einigen vertrauenswürdigen Gefolgsleuten folgt Ned Robert schließlich in die Hauptstadt Königsmund – wenn auch widerwillig und zu Catelyns Missfallen.

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Den eloquenten Wortgefechten am Hof, den Intrigen und tödlichen Schachzügen seiner Gegenspieler hat der aufrichtige Eddard wenig entgegenzusetzen. Das Lügen und Verschleiern, was zentralen Spielern wie Schatzmeister Kleinfinger, Königin Cersei Lannister oder Geheimdienstchef Varys in die Wiege gelegt worden zu sein scheint, enzieht sich dem rauhen Bartträger aus dem Norden gänzlich.

Nachdem Eddard das Geheimnis um die Herkunft von Roberts Kindern entdeckt – nämlich, dass es sich bei ihnen mitnichten um die Kinder des Königs handelt, sondern um Ergebnisse der twinzestuösen Beziehung von Cersei und Jaime Lannister – zieht sich die Schlinge um seinen Hals weiter zu. Ned kommt nicht mehr dazu, Robert von seinen Erkenntnissen zu berichten, da der König bei der Jagd eine tödliche Wunde erleidet. Neds klarer Ehrenkodex verbietet es ihm, Joffrey Baratheon, den erstgeborenen von Cerseis Inzestkindern, als rechtmäßigen Erben Roberts und damit neuen Regenten auf dem Eisernen Thron anzuerkennen. Die Lannisters rufen daraufhin lauthals "Hochverrat", und da sie die richtigen Einflussfaktoren wie die königliche Garde auf ihrer Seite wissen, rufen sie mit Erfolg: Geschichte wird eben auch in Westeros stets von Siegern geschrieben.

Vor den Göttern und der Welt gesteht Eddard schließlich auf den Stufen der Great Sept of Baelor, ein Verräter zu sein – ein falsches Geständnis, dass ihm kaum über die Lippen zu gehen scheint, und zu dem er sich nur hatte durchdringen können, da das Leben seiner Töchter auf dem Spiel stand. Der Hof ist versammelt und erwartet Joffreys Urteil, ein Leben an der Mauer für Ned soll es sein, so war es ausgemacht. Doch Joffrey hat andere Pläne. Entgegegen der Erwartungen aller Anwesenden gibt es keine Gnade für Eddard Stark, der Psychopath von einem neuen König fordert: "Ser Ilyn – bring me his head."

Und Eddards Kopf trennt sich von seinen Schultern.

Rabea K. - myFanbase