Bewertung

Review: #3.02 Dunkle Schwingen, Dunkle Worte

In der hiesigen Episode werden wir erneut mit vielen voneinander getrennten Handlungssträngen konfrontiert, die jedoch stetig durch grandiose Übergänge miteinander in Verbindung gebracht wurden. Sei es Margaerys Aussage darüber jemanden beim Sterben zuzusehen, kurz bevor der Schnitt zu einem gefolterten Theon gemacht wird oder auch Catelyns aufwühlender Monolog über ihre abwesende Liebe für Jon, bevor man seine Geschichte nördlich der Mauer aufgreift. Es gibt nur wenig zu bemängeln, wenn eine Episode nicht nur inhaltlich, darstellerisch, sondern auch von ihrer Machart her überzeugen kann. Und genau dies ist der Fall bei #3.02 Dark Wings, Dark Words.

"Some people will always need help. That doesn't mean they're not worth helping."

Um mir die jeweilige Wartezeit auf die nächste Staffel zu verkürzen und gleichermaßen in den Genuss von 'neuem Material' zu kommen, lese ich die Romanvorlage immer nach der jeweiligen Staffel. Entsprechend ist das Auftauchen der beiden Geschwister Jojen und Meera Reet für mich nichts Neues, da sie bereits im zweiten Buch auftauchen. Dort sind sie jedoch schon in Winterfell zu Gast, bevor Theon und seine Eisenmänner dies in ihren Besitz bringen und fliehen letztlich gemeinsam mit Bran und Hodor gen Norden, während Osha und Rickon einen anderen Weg einschlagen.

Die Einführung der beiden Charaktere unterscheidet sich entsprechend von der Romanvorlage, ist jedoch nicht minder interessant. Erstmals bekommen wir eine Erklärung für Brans Träume und das Versprechen, dass wir damit erst am Anfang stehen und noch viele spannende und magische Momente auf uns warten dürften. Jojen erklärt seinem neuen Weggefährten, dass dieser jemand sei, der in den Geist eines Tieres eindringen kann - ein Warg, deutet jedoch gleichermaßen an, dass Bran noch mehr als nur das ist. Er selbst hat auch eine Fähigkeit, welche "der grüne Blick" genannt wird und bedeutet, dass die Person vergangene, gegenwärtige und zukünftige Ereignisse sehen kann. Im Buch wird diese Fähigkeit als etwas beschrieben, was die Kinder des Waldes inne hatten, ein geschichtlicher Aspekt, den man in der Serie (zunächst) nicht erwähnt. Für mich besonders spannend an dieser Fähigkeit ist vor allem, dass uns dadurch ein Weg bereitet wird, welcher dazu führen könnte, dass wir durchaus mit einer Art Rückblick konfrontiert werden könnten. Zuallererst ist mir dabei in den Sinn gekommen, dass diese Fähigkeit dazu führen könnte Jons wahre Mutter zu identifizieren, da ich – wie viele andere – der Meinung bin, dass er der Sohn von Lyanne Stark und Rhaegar Targaryen ist und Ned dieses Geheimnis all die Jahre für sich bewahrt hat, da nicht nur König Robert sonst umgehend den Tod von Jon eingefordert hätte. Da mittlerweile jedoch niemand mehr leben sollte, der die Wahrheit wirklich kennt, scheint der grüne Blick wie geschaffen dafür Licht ins Dunkel zu bringen.

Brans Handlungsstrang in der vorliegenden Episode ist nicht nur durch die Einführung der beiden neuen Charaktere ungemein interessant gewesen. Sondern vor allem auch durch die Eingangsszene der Episode, die eine direkte Spiegelung der ersten Szene seines Charakters im Piloten von "Game of Thrones" gewesen ist. Wunderschön inszeniert mit seinen beiden Brüdern an seiner Seite und der Stimme von Sean Bean aus dem Off, was einem direkt eine Gänsehaut verschaffte. Und es ist unglaublich, wie groß Isaac Hemstead-Wright inzwischen geworden ist. In jungen Jahren wachsen Kinder wirklich schnell heran...

"I imagine it must be so exciting to squeeze your finger here, and watch something die there."

Den absoluten Höhepunkt erreichte die Episode mit der Szene zwischen Joffrey und Margaery. Margaery stellt derzeit einfach den interessantesten (weiblichen) Charakter der Serie für mich dar und Natalie Dormer verkörpert diese so perfekt, dass selbst die grandiose Lena Headey diesmal neben ihr blass wirkte.

Wie kann man nun die Szene zwischen dem ekelerregend sadistischen König und seiner gewitzten Verlobten am besten zusammenfassen? Wahrscheinlich als das kurioseste Vorspiel, was es jemals im Fernsehen zu sehen gab. Nachdem Joffrey sich von seiner Mutter doch hat beeinflussen lassen und er seine Macht gekonnt versucht gegen Margaery auszuspielen, nutzt diese ihr Wissen, welches sie zuvor in einem urkomischen Zwiegespräch zwischen der immer noch unglaublich naiven Sansa und Matriarchin Lady Olenna erlangt hat. Es ist herrlich mitanzusehen, wie Margaery zum einen ihre weiblichen Reize einsetzt und zum anderen vorgibt in Joffreys Fängen zu stecken, während man als Zuschauer genau weiß, dass sie diejenige ist, die die Fäden in der Hand hält. Vor allem als sie dann so liebreizend davon spricht, welch Faszination es sein müsste jemandem beim Sterben zu beobachten und man in Joffreys Gesicht in diesem Moment genau erkennt, dass gerade seine absolute Traumfrau vor ihm steht und seine Mutter nun machen kann, was sie will, denn er ist Margaery einfach vollkommen verfallen. Jack Gleeson und Natalie Dormer liefern hier eine brillante Darstellung ab, bei der man als Zuschauer angewidert, entzückt und fasziniert zugleich ist.

"He preferred curly haired little girls like Loras Tyrell."

Mit Margaerys kontinuierlicher Eroberung von Joffrey, bleibt natürlich auch ihre letzte Ehe nicht unkommentiert, was dazu führt, dass in dieser Episode diverse Anspielungen auf Renlys Homosexualität gemacht wurden. Es erschließt sich mir nicht ganz, warum dieses Thema hier so ungemein ausgebreitet wurde, jedoch hat es dennoch zu einigen spannenden und unterhaltsamen Szenen geführt. Am bedrohlichsten wirkte natürlich vor allem die Aussage von Joffrey, Homosexualität mit dem Tode zu bestrafen. Mir erscheint dies jedoch weniger eine Andeutung auf Loras' eventuelles Schicksal, als vielmehr als ein weiteres Stilmittel, um die Beziehung von Margaery und Joffrey zu verdeutlichen. Während sie natürlich jeden Grund dafür hätte, sich gegen eine solche Idee des Königs aufzulehnen, bleibt sie ruhig und gibt Joffrey einmal mehr genau das, was er will: Bestätigung seiner Herrschaft. Geschickt kommentiert sie nicht die Aussage an sich, sondern lediglich Joffreys Ansicht, dass er als König ein solches Gesetz verhängen könnte. Einmal mehr zeigt sich in diesem kurzen Moment, wie berechnend und intelligent Margaery ist.

Für den unterhaltsamen Teil in Bezug auf die Anspielung auf Renlys Homosexualität sorgt natürlich Jamie Lannister und man kann nicht anders als lauthals lachen, als er vollkommen trocken behauptet: "It's a shame the throne wasn't made out of cocks. They'd have never gotten him off of it.". Doch so sehr sich Jamie natürlich auch über Renlys sexuelle Vorlieben lustig macht, verdeutlicht er im gleichen Atemzug, dass er keinerlei Probleme mit selbigen hätte. Fast schon romantisch wirken seine Worte, als er meint, dass man sich eben nicht aussuchen kann, wen man liebt... Hier wird einem bewusst, dass Cersei und Jamie sich wirklich schon Ewigkeiten nicht mehr gesehen haben und man ist fast gewillt so etwas wie Mitleid für die inzestuösen Zwillinge aufzubringen. In diesem Sinne bekommt Cersei auch mal wieder einen wunderbaren One-Liner: "Give it to Margaery for her wedding gown. It should be more than enough fabric".

"Girl! What in seven hells are you doing with a Stark bitch?"

Ebenso erfreulich wie die vielen guten One-Liner dieser Episode, war für mich persönlich die Erkenntnis, dass man Joe Dempsie nun in die Riege der Hauptdarsteller befördert hat. Die Chemie zwischen seinem Charakter Gendry und – der mittlerweile unglaublich weiblich gewordenen – Arya stimmt einfach und er ist für mich eine wahre Bereicherung in ihrer Storyline. Dies zeigt sich u.a. für mich dadurch, dass er die sehr 'selbstsüchtige' aber eben effektive Vorgehensweise von Arya in Frage stellt, nachdem er erfährt, was Jaqen H'ghar für sie getan hat. Außerdem wirkt er für mich nun wie ein potenzieller Charakter dafür, den Zuschauern einen guten Bezug zur Handlung um die Bruderschaft zu geben. Arya wird sicherlich nicht ewig bei dieser bleiben, sondern ihren ganz eigenen Weg bestreiten, doch Gendry könnte dort durchaus Anschluss suchen, sodass man als Zuschauer durch ihn einen leichten, nicht überhasteten Zugang zur entsprechenden Handlung und deren Charakteren bekommen könnte.

Von der Bruderschaft und der Storyline um diese bin ich in jedem Fall schon mal sehr angetan. Bereits in der zweiten Staffel haben wir von dieser erfahren, als Tywin Lannisters Männer alle möglichen Personen gefoltert haben, um an Informationen zu gelangen. Seither ist sie uns im Verborgenen geblieben und nun werden wir mitten in diesen Haufen trinkfreudiger und großmäuliger Männer geworfen. Neben einigen unterhaltsamen Wortgefechten, liefert uns dieser Handlungsstrang am Ende natürlich eine riesige Überraschung: Nicht nur bekommen wir endlich wieder den Bluthund zu sehen, sondern er enttarnt auch gleich mal die kleine Arya. Eigentlich würde ich mir wünschen, dass sie nicht schon wieder in eine grausame Gefangenschaft gerät, doch auf der anderen Seite, waren diese Gegebenheiten bisher immer äußerst unterhaltsam und Arya wächst mit jeder Gefahr über sich selbst hinaus. Komme was wolle. Dieser Handlungsstrang gehört zu denen, auf die ich mich besonders freue!

"And everything that's happened since then, all this horror that's come to my family... it's all because I couldn't love a motherless child."

Was eine eventuelle erneute Gefangenschaft von Arya bedeuten könnte, wäre natürlich auch, dass Robb endlich erfährt, dass seine jüngste Schwester längst nicht mehr in Königsmund ist. Gute Neuigkeiten würde der König aus dem Norden in jedem Fall vertragen, schließlich trifft ein Rabe nach dem nächsten bei ihm ein, um diverse Schicksalsschläge zu verlautbaren. In all diesem Trubel sucht er Trost bei seiner neu angetrauten Königin, wobei sich die Frage stellt, warum Robb so offenherzig mit seiner Ehe umgeht. Immerhin hat er damit einen Pakt gebrochen, was Walder Frey mittlerweile auch erfahren haben dürfte und sicherlich alles andere als begeistert davon sein wird. Robb sollte sich derzeit keine Feinde schaffen, sondern eher Verbündete suchen und ich befürchte, dass ihm seine letzten Entscheidungen jegliche Chancen auf einen Platz auf dem Thron verwehrt haben.

Doch nicht nur Robb, sondern auch seine Mutter leidet unter den neusten Nachrichten. So rührend Catelyns Monolog auf den ersten Blick erscheinen mag, so lächerlich wirkt er letztlich im Nachhinein. Wir haben hier eine intelligente und starke Frau vor uns, die nun plötzlich der Auffassung ist, dass ihre Abneigung gegen Jon Grund für all das Übel ist, welches ihrer Familie zugestoßen ist? Wirklich? Nicht etwa ihre Rachegefühle gegen die Lannisters? Die Anstachelung ihres Mannes gegen diese Familie? Die Entführung von Tyrion? Die Freilassung von Jamie? So traurig ich ihre Beziehung zu Jon auch finde, es ist ein wenig zu melodramatisch, darin die Schuld für alles Übel zu suchen.

Persönliche Eindrücke und Randnotizen

Ich hoffe inständig, dass Sam sich bald berappeln wird, denn bereits mit der Einführung des Charakters war absehbar, dass er auf kurz oder lang eine wahre Heldentat vollbringen wird. Ihn deshalb jetzt stetig als schwächstes Glied darzustellen, erscheint mir ein wenig überflüssig, da dies jedem Zuschauer deutlich ist und man eigentlich eh nur darauf wartet, dass er dann bald den Tag retten und als Held gefeiert wird. Gleiches gilt derzeit für Ygritte, deren einzige Dialogfetzen daraus bestehen, Jon darauf aufmerksam zu machen, wie unerfahren er doch ist. Diese One-Liner kann man sich auch getrost sparen.

Ganz anders ergeht es mir bei Sansas konstanter Naivität, die man gut und gerne noch die gesamte Staffel aufrecht erhalten kann. Ihr unbedarftes Gespräch mit Olenna Tyrell war einfach eine pure Freude, vor allem da sie einen so unglaublichen Kontrast zu Margaery darstellt. Außerdem scheint sie das schlechteste Gespür für Männer in ganz Westeros zu haben, oder hat jemand etwas anderes gedacht, als sie Loras Tyrell schmachtende Blicke zugeworfen hat und er krampfhaft versuchte zu behaupten, dass er sich noch daran erinnern würde, ihr beim Tunier damals eine Rose geschenkt zu haben? Mal sehen welchen unpassenden Mann sie sich als nächstes aussuchen wird. Die eher überflüssige Szene zwischen Tyrion und Shae, bei der man sich nur über Shaes Leichtsinnigkeit aufregen konnte, verspricht zumindest, dass Sansa in dieser Staffel mehr Interaktion mit den beiden bekommen wird. Und wo wir gerade dabei sind - was zum Henker treibt eigentlich Varys?

Ganz und gar nicht überflüssig, fand ich jede Szene zwischen Brienne und Jamie, da allesamt durchweg unterhaltsam waren. Die Dialoge zwischen den beiden haben enormen Unterhaltungswert, was vor allem daran liegt, dass sie so unglaublich unterschiedlich sind. Umso erfreulicher ist es, dass man das ganze Hin und Her zwischen den beiden mit dieser Episode soweit abgehandelt hat und sie nun einem gemeinsamen "Feind" gegenüber stehen. Jetzt wird hoffentlich daran gearbeitet, dass sich eine Art Freundschaft zwischen den beiden aufbaut, mit Hilfe derer beiden Charaktere mehr Tiefe verliehen wird und aus der noch spannende Wendungen entstehen, die eventuell ihre derzeitigen sehr gegensätzlichen Ansichten in Frage stellen.

Nur sehr kurz, jedoch nicht minder intensiv, bekommen wir in dieser Episode Theon zu Gesicht. Trotz all seiner bisherigen Taten, empfinde ich nichts als Mitleid für Theon. Als Mündel nach Winterfell geschickt, von seinem Vater verstoßen, von niemandem anerkannt, von allen verspottet und nun grausam gefoltert. Was muss dieser junge Mann noch alles mitmachen? Und wann wird er endlich mal einen Sinneswandel durchleben und erkennen, dass sein bisheriger Weg der absolut Falsche war? Die große Frage ist natürlich auch, wer Theon in seinen Fängen hat? Ich würde mich nicht wundern, wenn sein eigener Vater meint seinem Sohn mal eine Lektion erteilen zu müssen...

Fazit

Eine weitere Episode, die uns auf allen Ebenen zeigt, welch großartige Unterhaltung dem Zuschauer mit "Game of Thrones" geboten wird. Dennoch gibt es immer ein paar wenige Dinge, welche den Gesamteindruck der Episode schmälern. Zum einen sind es die enorm vielen Schnitte und Szenenwechsel, welche die Episode vor allem zu Beginn ein wenig gehetzt wirken lassen. Zum anderen ist es die Tatsache, dass ein Großteil der Charaktere derzeit unterwegs ist, wir ihnen also beim Laufen zusehen, was zusätzlich noch Unruhe in die relativ hektische Episode bringt. Es fehlt nicht mehr viel, damit die dritte Staffel uns eine durchweg perfekte Episode liefert und so erhoffe ich mir für die kommende Woche: Weniger Laufen und gleichbleibende Bewegung in den Handlungssträngen!

Annika Leichner - myFanbase

Die Serie "Game of Thrones" ansehen:

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