Bewertung

Review: #7.22 In guten wie in schlechten Zeiten

Vor einem Jahr waren die meisten von uns myFanbase-Lesern sehr ernüchtert vom Staffelfinale #6.23 Aus der Traum, das vor sich her plätscherte und seiner langlebigen Figur Gabriela Dawson ein unrühmliches Ende bescherte. Insofern hatte das diesjährige Staffelfinale keine große Hürde zu überspringen, um das letztjährige zu übertrumpfen.

Von Anfang an war klar, dass die Suche nach Carol Spears ein zentraler Bestandteil dieser Episode sein würde. Zum Glück wurden auch meine Hoffnungen erhört, dass Stella Kidd die entscheidende Hilfe an Kelly Severides Seite wird, weil sie ihre Zweifel für seine Motive wegschiebt und einfach so für ihn da ist, wie er es braucht. Es gab noch einige Wendungen in Bezug auf Carol und ich war daher etwas überrascht, als sie doch schon deutlich vor dem Ende gefangen werden konnte. Mich hätte es wirklich nicht gewundert, wenn man ihre Geschichte bis zu einem Cliffhanger hinausgezögert hätte. Dennoch fand ich ihre Gefangennahme spannend inszeniert. Zunächst war stark, dass die Autoren mit Stellas Erfahrungen mit Grant Smith gearbeitet haben. Das war genau die richtige Ansprache, aber auch genau die richtige Erinnerung für Kelly, wie ihr Partner nicht sein darf. Ich fand es auch toll, dass Stella sich so konsequent auf Carol gestürzt hat, als diese fliehen will. Kelly ist oft der Held der Stunde, der auch in Feuerwaffen springt. Nun mal Stella in dieser Rolle zu sehen, die einen Schnitt von einer Glasscherbe riskiert, das war absolut gelungen.

An einen Aspekt des letztjährigen Staffelfinals habe ich doch wehmütig zurückgedacht. Wir haben Kelly und Stella innig und vertraut erleben dürfen, gepaart mit der Ankündigung, dass sie Gabby und Matt Casey als stabiles Paar ablösen werden. Davon war in Staffel 7 doch kaum etwas zu sehen, umso glücklicher bin ich, dass sich die Drehbuchautoren wirklich Zeit genommen haben, das zarte Pflänzchen der Liebe zwischen ihnen wieder entstehen zu lassen. Die gemeinsame Zusammenarbeit gegen Carol war die perfekte Gelegenheit, um uns vor Augen zu führen, wie ähnlich sie sich doch auch sind und dass sie gut füreinander sind. Daher habe ich ihnen die romantischen Szenen in der Waldhütte sehr gegönnt. Thematisch wurde in dieser Episode aber auch noch einmal sehr deutlich angesprochen, dass das OFI Kelly als Brandermittler anwerben will. Das war schon öfters Thema, von daher würde es mich nicht wundern, wenn uns diese Thematik in der genehmigten Staffel 8 begleiten wird, aber hoffentlich nicht als Grund für neue Beziehungsprobleme.

Mit Matt und Sylvie Brett bin ich dagegen nicht so glücklich aus der Folge gegangen. Ich konnte gut damit leben, dass sie nicht auch sofort ein Happy End bekommen und erkennen, dass sie einem Kennenlernen auf romantischer Ebene eine Chance geben wollen. Ich finde es auch nur logisch, dass sich die Zufälle häufen, die sie voneinander fernhalten, sei es Christopher Herrmanns laute Ansprache an Ritter oder sei es eine falsch gedeutete Umarmung zwischen Sylvie und Kaplan Kyle Sheffield, denn sie haben beide gehörige Zweifel und wenn die im Spiel sind, dann läuft ohnehin nichts wie geschmiert. Aber mir hat die Entwicklung mit Kyles Heiratsantrag an Sylvie überhaupt nicht gefallen und das aus vielerlei Gründen. Dass er ihn ihr gemacht hat, das kann ich noch verstehen, denn wenn er für ein neues Jobangebot die Stadt verlässt, dann zählt sein Argument für die Trennung automatisch nicht mehr und auch seine Begründung, dass er sich wieder einmal erinnert hätte, wie schnelllebig das Leben ist, war nachvollziehbar.

Aber warum sagt Sylvie ja und warum freuen sich alle für sie? Sylvie selbst ist in Gedanken ständig bei Matt. Zwar ist sie unsicher, ob er es auch gerne mal mit ihr versuchen würde, aber sie empfindet etwas für ihn. Zudem ist sie glücklich in Chicago und ist durch und durch in der Familie 51 integriert. Wie kann es also sein, dass sie nicht einen Gedanken daran verschwendet, dass eine Heirat mit Kyle bedeutet, dass sie wegzieht? Zudem merkt man ihr hinterher an, dass sie mit ihrer Entscheidung auch nicht 100% glücklich ist, da sie hektisch nach einer Wasserflasche greift, um sich selbst zu beruhigen. Zudem wurde Sylvie bisher nie als jemand inszeniert, die einen Mann an ihrer Seite braucht, um sich wert zu fühlen. Also was hat sie zu dieser Entscheidung getrieben? Bei den anderen stört mich nun vor allem Emily Fosters und Stellas Reaktion. Beide wussten von Sylvies Gedankenspiel um Matt. Sogar in dieser Episode noch fordert Emily Sylvie ganz konkret auf, es mal mit dem Captain zu versuchen. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf verstehe ich nicht, wieso sie sich sofort als begeisternde Gratulanten in die Jubeltraube stürzten, zumal dieser Schritt ja eigentlich bedeutet, dass ihre Freundin die Stadt verlassen wird. Diese Entwicklung hat mich wirklich etwas ernüchtert zurückgelassen.

Ich war auch etwas verwirrt, was die Storyline von Herrmann und Ritter in dieser Finalfolge sollte. Herrmanns Versuche, seinen Anwärter dazu zu bringen, dass er gegen seine Kollegen mit Scherzen austeilen kann, ist für eine Episode mitten in der Staffel als humorvoller Beitrag sicherlich gerne gesehen. Aber ansonsten haben Finalfolgen immer etwas dramatisches, was eben durch diese Storyline immer wieder hart unterbrochen wurde. Zudem hatte ich das Gefühl, dass die Geschichte auch nicht konsequent zu Ende geführt wurde, weil sie mit dem Scherz gegen Chief Boden abrupt endete. Diese Szenen waren jetzt zwar kein No-Go, aber richtig passend waren sie eben auch nicht.

Die letzten zehn Minuten und damit der letzte Einsatz für diese Staffel waren richtig, richtig gut, da ich konsequent an den Bildschirm gefesselt wurde. Bereits Herrmanns unheilvollen Worten, dass in Fabriken in der Nähe vom Einsatzort verheerende Brände gewütet haben, drohen uns bereits an, was nun folgen wird. Es werden einige sehr dramatische Szenen präsentiert, das ganze Geschehen wirkt unheimlich realistisch und es war schwer, beim Zugucken nicht hibbelig zu werden. Zumal es von Minute zu Minute spannender wurde. Man spürte das Unheil kommen, sei es, wenn Herrmann Ritter anfleht zu gehen oder sei es wenn Boden mit Sylvie und Emily ins Gebäude geht, obwohl es eigentlich evakuiert werden müsste. Alle wichtigen Charaktere dieser Serie sind somit in diesem Gebäude und als schließlich ein Heizungsrohr platzt, endet die Episode einfach. Diesen Weg finde ich aber sehr gut, denn so bangt man nicht um einzelne Figuren, sondern um alle. Das gibt den Spekulationen über den Sommer noch mehr Nahrung und macht für die Autoren einiges möglich. Sie gehen jedenfalls mit einem gewaltigen Knall aus dieser Staffel 7, die mich trotz einiger nicht zu leugnenden Schwächen, erneut überdurchschnittlich unterhalten konnte.

Fazit

Insgesamt empfinde ich diese Episode eines Staffelfinals würdig, da es einige spannende Szenen und einen hoch dramatischen Einsatz mit Cliffhanger gegeben hat. Zudem gab es ein Happy End, das eine positive Emotion beisteuern konnte. Leider lässt mich ein Heiratsantrag kopfschüttelnd zurück, bei dem ich mich wirklich frage, was man sich dabei gedacht hat. Es ist also nicht die perfekte Folge, aber schon eine ziemliche gute.

Lena Donth – myFanbase

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