Bewertung

Review: #7.18 Der Talisman

In den letzten Episoden hat sich abgezeichnet, dass die Serie aktuell wenig mit kontinuierlichen Handlungsbögen arbeitet (höchstens mal zwei bis drei Episoden am Stück), so dass sich jede Woche eigentlich ein neues Bild für uns Zuschauer ergibt, was durchaus auch seinen Reiz hat, was andererseits aber auch den Reiz dämmt, immer weiterschauen zu wollen, weil es ja kaum offene Handlungen gibt, die man weiterverfolgen will. Nur gut, dass es aktuell die wieder leicht befeuerte Beziehung von Kelly Severide und Stella Kidd gibt.

Schon in der letzten Review hatte ich angesprochen, dass mir das aktuelle Tempo bei den beiden gut gefällt, da ihre Annäherung so sehr echt und keineswegs überstürzt wirkt. Diese Strategie wird nun auch in der neusten Episode verfolgt. Kelly sucht immer mehr Stellas Nähe, indem er auffällig oft das Molly’s aufsucht, wenn sie Schicht hat. Das fällt allen anderen auf, nur aber nicht Stella selber. Ich vermute mal, dass sie diesen Gedanken auch vehement nicht zugelassen hat, weil sie selbst gar nicht weiß, was sie damit anfangen soll. Ist sie schon bereit über einen neuen Versuch nachzudenken? Hat sich Kelly wirklich in Bezug auf die Aspekte verändert, die ihre Beziehung hat scheitern lassen? Da sind genug offene Fragen für Stella, die selbst wir Zuschauer auf neutralerem Grund nicht richtig beantworten können.

In jedem Fall war mein Highlight in dieser Storyline das Gespräch zwischen Kelly und Emily Foster. Die beiden haben nach dem Tod von Benny Severide eine Verbindung über den Verlust eines Elternteils aufgebaut und schon da hat sich ihre Beziehung durch klare Worte ausgezeichnet. Auch diesmal zögert Emily nicht, klar ihre Bedenken zu äußern, da Stella ihr inzwischen eine gute Freundin geworden ist. Und dabei bringt sie alles auf den Punkt, was auch mir als Zuschauerin ständig durch den Kopf geht. Er muss sich erst darüber klarwerden, wie er sich in der Beziehung ändern kann, denn Stella hat einen weiteren Fehlversuch nicht verdient. Es war auf jeden Fall schon einmal ein Schritt in die richtige Richtung, dass Kelly gegenüber Emily eingestehen kann, wie sehr er das Wir mit Stella vermisst. Solche Worte aus seinem Mund sind nun wahrlich selten! Mir gefällt aber auch, dass die Drehbuchautoren hier große Selbstreflexion beweisen, denn sie sehen, dass hier noch viel aufgebaut werden muss, damit Kelly und Stella wieder zu einem überzeugenden Paar werden können.

Sylvie Bretts Trennung von Chaplain Kyle Sheffield ist weiterhin kein Thema, was ich wirklich als sträfliche Vernachlässigung bezeichnen möchte, denn hier wird dort einiges Potenzial verschenkt. Das muss ich mal so deutlich sagen, da wir stattdessen in dieser Episode mit dem verschenkten Glücksbringer des Molly’s eine Spaßhandlung geboten bekommen, die mich nicht einmal lächeln ließ und die ich bei den überflüssigsten Handlungen ganz weit oben einordnen würde. War diese Handlung wirklich nur dazu da, dass man Kellys auffälliges Verweilen in der Bar verpacken konnte? Denn ohne diesen Zusammenhang verstehe ich wirklich überhaupt nicht, wo hier der Zweck lag. Natürlich kann man sich oft genug bei den Handlungen rund um das Molly’s oder um irgendeine Nebenbaustelle auf der Wache fragen, wohin hat uns das jetzt gebracht? Aber am Ende gibt es meist doch etwas, was man mitnehmen kann. Sei es ein herzhafter Lacher, sei es ein herzerwärmender Moment, sei es eine überraschende Wendung oder sei es eine Charakterentwicklung. Aber aus dieser Storyline nehme ich absolut nichts mit, außer Ärger, dass deswegen Sylvie auf der Strecke bleibt.

In der Crossover-Folge #7.15 What I Saw hat Joe Cruz sich undercover beweisen können. Zwar hat er die unauffälligen Recherchen in meinen Augen etwas plump erledigt, aber ohne Frage hat er dabei Mut und Courage bewiesen. Daher fand ich es sehr schön, dass diese Thematik noch einmal aufgegriffen wird, da Hank Voight ihn für eine Ehrung vorgeschlagen hat. Cruz schwebt nach dieser Nachricht auf Wolke 7, aber wer hätte das nicht? Dadurch wird er bei einem Einsatz übermütig und lässt sich hinterher stolz feiern, dass er und sein Slamigan zum Ziel geführt haben. Dabei hat er jedoch einen Befehl von Kelly ignoriert, was ihm hinterher eine Standpauke einbringt. Das fand ich auch durchaus angebracht, da man sich den Befehlen seines Vorgesetzen niemals widersetzt, außer man zweifelt seine Urteilskraft an, und sein Vertrauen darauf, dass sich die Schrauben eines Fenstergitters wirklich so einfach lösen lassen, das hätte wirklich nach hinten losgehen können. Dass Cruz daraufhin in eine persönliche Krise fällt, weil er seinem Urteilvermögen nicht mehr traut, passte wie die Faust aufs Auge auf seinen Charakter und ich habe mit ihm gefühlt. Am Ende fand ich es dann rund, dass Sylvie ihm bedingungslos beiseite steht und dass Kelly für die Laudatio auftaucht. Diese Geschichte war wirklich rund und fürs Herz erzählt. Und Cruz hatte die Auszeichnung in jedem Fall verdient!

Abschließend kommen wir noch zu einem größeren Handlungsbogen von Chief Boden, der an sich gut gedacht, aber nicht gut ausgeführt wurde. Personen aus der Vergangenheit der Hauptfiguren einzuführen, ist immer ein geschicktes Mittel, um Überraschendes und Entscheidendes über sie zu Tage zu bringen. Daher fand ich die Einbindung von Jasmine Lacey vom Prinzip her sehr gut. Es wurde ja auch einiges aus ihrer gemeinsamen Vergangenheit angedeutet, aber in die Tiefe durften wir nicht eindringen. Es gab keine Aufklärung darüber, warum er ihr das Herz gebrochen hat, warum sie den Kontakt verloren haben und warum er sie als wertvolle Unterstützung in seinem Leben bezeichnet.

Stattdessen wird eine Parallele zu Donna Robbins und dem gemeinsamen Sohn Terrence erzeugt, die sich mir nicht wirklich erschlossen hat. Offenbar sind sich Boden und Donna uneinig, wie sie Terrence erziehen wollen. Nachsichtig oder bereits im frühsten Kindesalter sehr belehrend? Dies belastet zunehmend ihre ansonsten so innige und vertrauensvolle Beziehung. Hier kommt nun Jasmine ins Spiel, die ein Geheimnis vor Boden verbirgt. Während man lange vermutet, dass ihr Ex-Mann vielleicht gewalttätig sein könnte, erweist sich schließlich ihr Teenager-Sohn Dex als gefährlich, der in seinem Drogenrausch nicht mehr zwischen richtig und falsch erkennen kann. Diese Entwicklung war sehr tragisch und mir hat es gut gefallen, wie Boden den richtigen Ansatz für den Umgang mit dem Jungen findet. Er erkennt dabei, dass Donnas einfühlsame Art mehr zum Ziel führt, so dass sie sich am Ende versöhnen. Zwar wird hier ein nachvollziehbarer Bogen gespannt, aber sowohl aus Jasmine und Boden und Bodens Beziehungsproblemen hätte man jeweils sehr viel mehr machen können, so dass ich es sehr schade finde, dass die Themen zusammengezogen wurden.

Fazit

"Chicago Fire" zeigt sich diesmal sehr reflexiv in Bezug auf eine Beziehung von Kelly und Stella und auch Cruz‘ verdiente Auszeichnung für seinen Undercover-Einsatz war ein Highlight. Bei der humorvollen Handlung wurde jedoch arg danebengegriffen und bei Bodens Handlung wurde zu viel Potenzial verschenkt. Daher kommt diese Folge über eine solide Unterhaltung leider nicht hinaus.

Lena Donth – myFanbase

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