Bewertung

Review: #3.10 Sieben lange Wochen

Foto: Chris Sullivan, This Is Us - Copyright: 2019 Twentieth Century Fox Home Entertainment
Chris Sullivan, This Is Us
© 2019 Twentieth Century Fox Home Entertainment

Sieben Wochen sind seit dem Herbstfinale von "This Is Us" vergangen und auch die Handlungen setzen zu Beginn der neuen Episode sieben Wochen nach den letzten Ereignissen ein. Ein nettes Gimmick, das bei mir jedoch nicht über den Status gut gemeint hinauskommt. Ich bin einfach kein Freund von Zeitsprüngen, insbesondere dann, wenn zuletzt so viele Handlungsstränge offengeblieben sind, die viel Spannung versprochen haben und deren Entwicklung man gerne intensiver verfolgt hätte. Warum macht man sich eigentlich die Mühe, einen solchen Spannungsbogen aufzubauen, wenn man ihn dann derart zu Ende führt? Nun wurden ja zugegebenermaßen, die Geschichten in Rückblenden dennoch erzählt, aber der Zeitraffer und damit das Vorenthalten der eigentlichen Handlungsentwicklung, stoßen mir dabei sauer auf. Ich hatte dadurch große Schwierigkeiten, mich den Charakteren und ihren Handlungen richtig nahe zu fühlen, geschweige denn sie wirklich zu verstehen. So blieb bei mir über weite Strecken trotz Auflösung und neuer Informationen eine seltsam emotionslose Distanz. Lediglich der Handlung um Kate und Toby gelang es noch, mich zu berühren. Interessanterweise war aber auch gerade diese die einzige, die im Herbstfinale nicht mit einem offenen Ende zurückblieb.

"I want John Stamos back."

Es waren solche Referenzen an Serien wie "Full House" und die wirklich witzige Szene im Büro des Militär-Archivs mit der verschrobenen Angestellten, die Kevins "Game of Thrones"-Vergleich ernsthaft und ohne jedes Augenzwinkern parierte und richtig stellte, die den Handlungsstrang um Kevin und Zoe eine unterhaltsame Note verleihen konnten. Dagegen blieb für mich das vermeintliche emotionale Drama um ihre Beziehung und vor allem Zoes Problematik damit ziemlich blass und ließ mich seltsam kalt und unberührt zurück. Es ist nicht das erste Mal, dass ich Zoe als Figur kritisiere und mir fällt es einfach weiterhin schwer, sie an Kevins Seite zu akzeptieren. Mir fehlt jegliche Beziehung zu ihr und da kann Justin Hartley noch so sehr dagegen anspielen. Ich nehme ihm Kevins Zuneigung zu ihr ja durchaus ab, aber es fehlt einfach an Chemie im Zusammenspiel mit Melanie Liburd alias Zoe, die ja nun auch keine schlechte Darstellerin ist. Es hapert glaube ich einfach an der Anlage ihres Charakters. Ihre Liebesbekundung gegenüber Kevin am Ende hat mich für ihn gefreut und ist als Erklärung ihres Zögerns hinsichtlich ihres unvollendeten Einzugs bei Kevin zwar nachvollziehbar, aber es zeigt sich eben auch in Szenen wie dieser, dass durch den Zeitraffer die Einbeziehung des Zuschauers in den eigentlichen Konflikt nicht ausreichend aufgebaut wurde. Stattdessen lässt mich die ganze Story ziemlich kalt und genauso wenig hat es mich wirklich interessiert, warum die Situation beim Aufeinandertreffen von Zoe und ihrem Ex-Freund so komisch war. So blieb bei dieser Geschichte neben dem bereits erwähnten Comic Relief wenigstens noch die Erkenntnis, dass die beiden auf der Suche nach dem Verbleib von Nick einen Schritt weiter gekommen sind. Wenn nicht sogar zwei, denn nun gibt es eine Adresse in den USA und, viel interessanter, das Wissen, dass Jack wusste, dass Nick noch am Leben war, es seiner Familie aber vorenthalten hat. Hier könnte es vielleicht noch interessant werden, ob Rebecca nicht eventuell doch davon wusste. Das ist aber nur eine Vermutung, denn Anzeichen gibt es dafür bislang keine.

"Too close to call."

Gibt es in den USA eigentlich noch Wahlentscheidungen die nicht "too close to call" sind? Nun also auch bei Randalls Wahlentscheid und dass, obwohl es vor sieben Wochen noch danach aussah, dass die Wahl quasi nicht mehr zu gewinnen war. Bei dieser Storyline hat mich der Zeitsprung mit den Rückblicken besonders geärgert, denn eigentlich hätte ich nicht nur diese Aufholjagd gerne ausführlicher mitverfolgt, sondern vor allem auch die zunehmend bröselnde Ehe von Beth und Randall. So aber bleiben nur kurze Szenen, in denen dieser Konflikt doch recht plakativ gezeigt wird und ein paar Worte von Jae-Won den Wahlkampf betreffend. Im Hinblick auf den im Herbstfinale gezeigten Flash Forward, der vermuten lässt, dass die Ehe von Randall und Beth in die Brüche gehen wird, wäre es doch gerade jetzt spannend zu sehen gewesen, wie sich die beiden aufgrund des Wahlkampfs und Beths Ultimatum weiter entzweien. Stattdessen kommt nach einer für mich recht lahmen Entschuldigung von Randall, die mir in Verbindung mit dem Aufeinandertreffen von ihm und dem Pfarrer im Diner einfach viel zu pathetisch und bedeutungsschwanger daherkam, tatsächlich wieder eine Annäherung der Eheleute zustande. Bitte nicht falsch verstehen, ich bin ein großer Anhänger der beiden als Paar schon seit Serienstart. Aber wenn schon so eine elementare Krise heraufbeschworen wird, dann kann man das doch nicht mit so billigen Mitteln innerhalb einer Folge, die einen so langen Zeitraum abdeckt, wieder über den Haufen werfen. Das hat mich wirklich geärgert und erinnert mich ein wenig daran, wie sehr man in Staffel eins und zwei immer wieder die Erklärung für Jacks Tod hinausgezögert hat. Immerhin gab es aber auch noch die Flashbacks des Teenie-Randall mit Jack und in diesen konnte einmal mehr Jack seine vorbildliche Vaterrolle ausspielen und seinem für sein Alter schon so reifen Randall wichtige Ratschläge für seine Zukunft mitgeben. Das wurde schließlich noch um eine Querverbindung zu Kevins Spurensuche nach Nick ergänzt, denn Randall junior und Jack sind in Washington an den Kriegsdenkmälern mit den Namen der im Krieg gefallenen und Jack verweigert die Suche nach Nicks Namen, weil es ihn angeblich zu sehr aufwühlen würde. Das mag zwar sein, aber wie wir nun wissen, nicht wegen dessen vermeintlichen Tod, sondern wohl eher im Wissen, dass Nick noch immer am Leben ist. Von daher bleibt zumindest die Klärung der Frage weiter spannend, was hier vorgefallen ist und natürlich wann Kevin (und eventuell auch die restliche Pearson-Familie) auf Nick treffen wird. Dass dies passieren wird, steht für mich außer Frage. Ach ja, Randall hat die Wahl gewonnen. Was genau ich davon halten soll, weiß ich aber noch nicht so recht.

"Is this a good cry?"

Am besten gefiel mir wie bereits angesprochen die Handlung um Kate und Toby. Es ist vielleicht etwas schade, dass man in Verbindung mit dem Herbstfinale zwar nebenbei erfuhr, dass Kate tatsächlich wieder ans College geht, aber wie es ihr dort ergeht, dann gar kein Thema war. Aber das wurde alles locker wettgemacht durch die erneut tolle Verbindung von komischen und emotional, gefühlvollen Momenten, die bei den beiden immer hervorragend funktionieren. Schön empfand ich auch die Tatsache, dass nach Kates früherer Fehlgeburt und der Unsicherheit bei der künstlichen Befruchtung die weitere Schwangerschaft nun so herrlich unkompliziert zu laufen scheint. Das scheint beiden sehr gut zu tun. Der Versuch, Tobys irrtümlich von Kate verkauften Star Wars-Figuren zurückzubekommen, war wirklich witzig, denn trotz Kates ihm drastisch vor Augen geführter dramatischer Lebensgeschichte, blieb der Nerd-Student davon gänzlich unberührt. Trotzdem endete all das gar nicht in einem Streit der beiden, sondern in einer erneuten unglaublich liebenswürdigen Aktion von Toby, der Kate eine Nachbildung ihres einst von Jack gebauten Football-Stadions präsentierte und ihr damit nicht nur ein Stück ihrer Kindheit und Erinnerung an Jack zurückgab, sondern auch etwas, dass sie ihrem noch ungeborenen Kind einmal aus ihrer eigenen Kindheit hinterlassen kann. Mit dieser tollen Aktion trieb er nicht nur Kate vor Freude die Tränen in die Augen.

Fazit

Der Zeitsprung und die Rückblicke im Zeitraffer haben mir leider überhaupt nicht gefallen und zudem Einiges an erzählerischem Potential liegen gelassen. Insbesondere der Konflikt zwischen Beth und Randall blieb dadurch auf der Strecke und löste sich am Ende für mich zu leicht auf, während mir die Beziehung von Kevin und Zoe weiterhin ziemlich egal ist. Auf der Habenseite stehen die Szenen mit Kate und Toby, der allgemeine Comic Relief und der kleine Fortschritt in Sachen Nick, der nun allerdings weitere Fragen offen lässt, denen sich hoffentlich bald gewidmet wird.

Jan H. – myFanbase

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