Bewertung

Review: #5.01 Liebe, Liebe, Liebe

Foto: Blake Jenner, Glee - Copyright: 2013 Fox Broadcasting Co.; Adam Rose/FOX
Blake Jenner, Glee
© 2013 Fox Broadcasting Co.; Adam Rose/FOX

Um ganz ehrlich zu sein, hatte ich große Angst vor diesem Staffelauftakt. Nach dem Tod von Cory Monteith diesen sommer habe ich einen großen Bogen um "Glee" gemacht, weil ich mir einfach nicht vorstellen kann, wie diese Serie ohne Finn Hudson funktionieren soll. Es hat weh getan, sich vorstellen zu müssen, dass der Cast zur Arbeit kommt und weitermachen muss, als ob nichts gewesen wäre. Deshalb bin ich auch ohne Erwartungen und mit großer Vorsicht an diese Episode gegangen und im Nachhinein kann ich sagen, dass die Macher den richtigen Weg gewählt haben, mit der Beatles-Episode bzw. sogar mit zwei Beatles-Episoden anzufangen, bevor sie eine Folge in Gedenken an Cory drehen. Denn obwohl diese Folge viele Punkte hat, die nicht funktionieren, wird einem das erst nach dem Schauen bewusst, da die Musik viel zu gut funktioniert und man gar nicht drum herumkommt, sich schlecht zu fühlen oder darüber nachzudenken.

"So, Kurt Hummel, my amazing friend, my one true love, will you marry me?"

Wir befinden uns immer noch mitten im Schuljahr und Will initiiert zwei Beatles-Wochen. Als großem Fan der Beatles war von Vornherein klar, dass mich die Musik mitreißen wird und dass ich daran großen Spaß haben werde. Und so ist es letztlich auch gekommen. Und da spielte in diesem Moment auch gar keine Rolle, dass die Storys teilweise viel zu überstürzt oder lächerlich waren. Die Musik hat ihre Arbeit getan und war gut. Zu einer dieser überstürzten Handlungen zählt selbstverständlich der Heiratsantrag von Blaine. Wir alle sind Fans von Blaine und Kurt und es war unvermeidlich, dass die beiden wieder zusammen kommen. Doch dass ihre Wiedervereinigung direkt zu einem Heiratsantrag führen muss, ist absurd. Zuerst sprechen sie in Ruhe darüber, werden ein Paar, das sich öffentlich auf dem Schulhof küsst, und anschließend sammelt Blaine all die Gegner der New Directions ein, um Kurt den wohl übertriebensten Heiratsantrag aller Zeiten zu machen. Diese Entwicklung kommt einfach viel zu früh und viel zu schnell, schließlich war Kurt vor kurzem noch mit Adam (den ich gerne wiedergesehen hätte!) zusammen und konnte immer noch nicht vergessen, dass Blaine ihn betrogen hat. Und auf einmal soll alles wieder gut sein? Das passt einfach nicht zusammen und wenn man darüber nachdenkt, sollten die beiden erstmal getrennte Wege gehen, ein wenig leben, sich selbst finden und dann, wenn alles passt, wieder zusammen kommen. Das entspricht meiner Meinung nach dem richtigen Weg und die beiden kurz nach der Wiedervereinigung mit einem Ring am Finger zu sehen, passt einfach nicht.

Dennoch ist es den Machern gelungen, dass man all diese Gedanken zunächst beiseite schiebt. Bei ihrem ersten Auftritt auf dem Schulhof ist man erfreut darüber, dass sich Blaine und Kurt am Ende vor allen küssen. Ein richtiger "Awww"-Moment. Dann folgt mit "Help!" eine schnelle Nummer, bei der man nicht still sitzen kann und dabei spielt überhaupt keine Rolle, dass die Gegner der New Directions sofort mit dabei sind. Das ergibt nicht viel Sinn, doch man ist von der Musik und dem Tempo so mitgerissen, dass das überhaupt keine Rolle spielt. Am Ende kommt dann wohl einer der aufwendigsten Heiratsanträge aller Zeiten und obwohl alles dagegen spricht, lässt man sich auch hier vollkommen mitreißen und freut sich mit allen anderen in dieser Szene, weil es gar nicht anders geht. Die Freude, die Stimmung überwiegen hier und allein alle Charaktere auf einem Haufen zu sehen erwärmt das Herz. Alle - bis auf einen: Den Bruder des Bräutigams. Das wird einem erst am Ende bewusst und schon ist der Zauber dieser Folge verflogen. Auch dass Mercedes nicht zum Einsatz kam und nur als Statist mit dabei war, ist am Ende sehr schade, aber die Freude bei diesem Antrag überwiegt dann doch. Es ist unglaublich, wie die Macher das geschafft haben, denn obwohl sich alles in mir dagegen sträubt, habe ich mich gefreut wie ein kleines Kind und hatte wahnsinnigen Spaß beim Zuschauen.

Auch Burts Rede an Kurt ist wundervoll gelungen, da er wie immer Recht hat und die besten Ratschläge gibt. Kurt ist erwachsen und muss seine eigenen Entscheidungen treffen. Außerdem kann er als Mann, der seine Frau verloren hat, genau die richtigen Worte finden und Kurt somit auch helfen, auch wenn es zeitlich einfach nicht passt. Burt ist immer wieder ein Gewinn für die Serie und er funktioniert nach all den Jahren genauso gut wie damals.

"We're basically working actresses."

Neben Blaine und Kurt steht Rachel im Vordergrund und das ist eine Storyline, die gut gelungen ist, auch im Nachhinein. Hier hat nicht nur die Erzählung gepasst, sondern auch die Musik. Der Cliffhanger, ob sie die Rolle bekommen hat, wurde aufgelöst und so sehen wir sie bei einem Vorsprechen an der Seite von Peter Facinelli und Ioan Gruffudd, zwei Schauspieler, die ich sehr gerne habe. Dass es ihr nicht von Anfang an leicht gemacht wird, war verständlich und wenn man bedenkt, was auf sie zukommt, ist es besser so, da sie sich auf diese Weise weiterentwickeln und wachsen kann. Ihre Version von "Yesterday" hat sofort für Tränen gesorgt, da es nicht nur ein wunderschönes Lied ist, sondern auch die Lyrics sofort ihre Wirkung zeigen. Man kommt nicht drum herum, an Finn bzw. Cory zu denken und steigt sofort mit einem traurigen Gefühl in die Folge, das einem Gott sei dank sehr schnell wieder genommen wird.

Rachel steht nun Santana in einem Diner an der Seite und versucht Geld zu verdienen, damit sie sich ein Leben in New York leisten kann. Das ist an sich keine schlechte Idee, da es wahrscheinlich vielen Studenten so geht, die ihre Karriere und das Studentenleben unter einen Hut bekommen wollen. Rachel wird sicherlich noch einige Probleme durchmachen müssen und es ist gut, dass man ihr nicht alles schenkt, sondern dass sie dafür arbeiten muss. Das absolute Highlight war dann ihr Auftritt im Diner, gemeinsam mit allen anderen Kellnern. Hier hat die Stimmung perfekt gepasst, man fühlte sich wohl und Rachel hat das bewiesen, was sie beweisen wollte: Sie ist ein Star und sie kann perfekt singen und entertainen. Ob es geholfen hat, wird man sehen, doch die Idee ist perfekt geglückt.

"No wonder Tina broke up with you. And Brittany and Sugar and the girl in the wheelchair with the disturbingly massive boobs."

Eine weitere Storyline, die im Vordergrund stand, konnte leider nicht so punkten, das lag diesmal aber nicht nur an den Charakteren, sondern auch an der Musik, die hier von Artie und von Kitty nicht sehr gut getragen werden konnte. Hier kam die richtige Stimmung nicht wirklich auf und die Geschichte, dass Kitty ihre Beziehung geheim halten möchte, kommt einem sehr bekannt vor und muss nicht wirklich sein. Wir alle wissen, dass die Cheerleader ungern zugeben, mit jemandem aus dem Glee-Club zusammen zu sein, da dies nunmal Loser sind. Das war bei Kitty nicht anders und war im Laufe der Folge einfach nur nervig, da man das Gefühl hatte, all das schonmal gesehen zu haben. Auch die nervige Cheerleaderin, die Kitty das Leben schwer machen will, hatten wir schon und es wird Zeit, dass die Autoren sich eine neue Story ausdenken. Das Ende hingegen, als Kitty Artie geküsst hat und ihre Beziehung öffentlich verkündet hat, war dann wieder süß, doch das hätte auch ohne all das Drama passieren können. Schauen wir mal, was die Autoren aus dieser Entwicklung machen.

Dazu beigesteuert hat auch Tina, die immer noch unerträglich ist und aus ihrer Depression nicht wirklich herauskommt. Es ist unverständlich, warum die Autoren diesen Charakter so an die Wand gefahren haben, da es keinen Spaß mehr macht, Tinas Gezicke anzuschauen. Irgendwann ist ja gut. Und dass schließlich ein Auftritt der Jungs dafür sorgen sollte, dass Tina erkennt, dass sie zu hart ist, ist auch lächerlich. Warum soll sie genau das gebraucht haben? Warum ist sie nicht selbst auf die Idee gekommen, etwas zu ändern? Fakt ist, dass Tina sich schleunigst ändern sollte, da sie vom Lieblingscharakter zum nervigsten Charakter mutiert ist und das hat kein Glee-Charakter verdient. Hut ab jedoch für die Performance der Jungs, die sehr unterhaltsam war und einen ebenfalls mitreißen konnte. Der größte Pluspunkt geht hier an Marleys Outfit!

Eine weitere, jedoch kleine Nebenhandlung, war die Beförderung von Sue zur Direktorin. Wir alle wussten, dass Sue zurückkehren wird und so wie es eben sein muss, kam sie mit einem großen Knall. Direktor Figgins musste darunter leiden und der Gedanke, dass er erstmal der neue Feind von Sue ist, gefällt mir bisher ganz gut. Beide sind schräge Charaktere, bei denen man sicherlich viel zu lachen bekommt, wenn sie gegeneinander antreten. Auch dass Sue den New Directions und Coach Roz helfen möchte, ist eine Wendung, mit der man nicht gerechnet hat, und die Idee an sich klingt ganz vielversprechend. Sue von ihrer besten Seite neben Will könnte funktionieren, aber das wird sich erst noch herausstellen.

Fazit

Eines haben die Autoren mit dieser Folge geschafft: Für Stimmung gesorgt. Die Trauer um den Charakter Finn war erstmal vergessen und die Beatles-Songs haben einen von Anfang bis Ende mitgerissen. Das Tempo war schnell und man konnte trotz der überstürzten Entwicklungen erstmal wenig Negatives finden, das einem die Episode kaputt gemacht hat. Einzig Arties und Kittys Story sowie Tinas Verhalten waren beim Schauen nicht zufriedenstellend. Ansonsten hatte man ein gutes Gefühl und das war wohl der richtige Schritt der Macher. Im Nachhinein ergibt jedoch Kurts und Blaines Verlobung keinen Sinn und ist viel zu überstürzt, doch dank der Musik und dem Tempo kam man gar nicht erst dazu, das Negative zu sehen. Deshalb konnte die Folge im Großen und Ganzen überzeugen und auch unterhalten. Das Gefühl beim Nachdenken darüber lasse ich deshalb aus der Bewertung raus, da mich die Folge gut unterhalten konnte.

Alex Olejnik - myFanbase

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