Bewertung

Review: #4.02 Der Löwe und die Rose

Gleich nach dem Staffelstart der langersehnten vierten Staffel wird in der zweiten Folge mächtig aufgedreht. Spätestens nach der Roten Hochzeit ist es bekannt, dass das Brautpaar in "Game of Thrones" besonders gefährdet ist. Und es kommt, wie es kommen muss. Nur im Gegensatz zur letzten Hochzeit in der dritten Staffel, die uns geschockt im negativen Sinne zurück ließ, darf man sich diesmal auf die sogenannte lilafarbene Königshochzeit sogar freuen.

"I trained him, he was a slow learner but he learnt."

Die Eingangsszene ließ mich schon auf das Schlimmste vorbereiten. Doch glücklicherweise endet die Folge viel besser als sie anfängt. Ich kann nur inständig hoffen, dass es in dieser Staffel ein wenig bergauf mit Theons Storyline geht. Damit, dass er eine neue Persönlichkeit als Stinker hat, habe ich mich mittlerweile abgefunden. Was aber ein großer Minuspunkt für mich in der letzten Staffel war, war die unnötig in die Länge gezogenen und monotonen Folterszenen, welche die Grenze des Annehmbaren in einer TV-Serie schon überschritten. Wir wissen jetzt zu was die Boltons uns insbesondere Ramsay in der Lage sind. Hätte Ramsay in Iwan Rheon nicht einen begnadeten Schauspieler gefunden, so wäre für mich dieser Charakter ein völliges Desaster, aber so funktionieren die auflockernde Szene, in der Ramsay sich aufrichtig über Boltons neue Frau freut und anschließend verletzt ist, als er von seinem Vater an seinen Stand als Bastard in die Schranken gewiesen wird.

Die Frage ist nur, wohin ihre Storyline eigentlich hinführen soll. Während mich die Szenen zwischen Theon und Ramsay immer noch nicht begeistern können, wird es eindeutig spannender wenn Roose Bolton mit im Spiel ist. Die neuen Aufträge versprechen spannend zu werden und hoffentlich wird dieser Handlungsstrang nicht so eintönig und gewalttätig wie in der letzten Staffel, sodass das Zusehen Spaß machen kann.

"There is only one hell my princess. The one we live in now."

Genau so wie in Grauenstein kann Stannis Baratheons Handlungsstrang zu Beginn der Staffel nicht ganz überzeugen. Melisandres erneute Opferungsgaben und Stannis' blindes erinnern zu sehr an Staffel 2. Noch skurriler wird es beim Abendessen, als Selyse Baratheon ihre Bewunderung für Meliandre ausdrückt und sie auch noch auf ihre Tochter Shireen ansetzt. Stannis kann sich wie gewohnt nicht gegen die Frauen durchsetzen. Hier bleibt es ebenso zu hoffen, dass man aus dem Charakter Stannis etwas mehr hervorbringt. Denn Sympathieträger ist hier eindeutig Davos, der so oft es geht Stannis widerspricht und Shireen, die für ihr Alter sehr clever ist und Melisandres Götter in Frage stellt. Melisandre selbst ist und bleibt ein interessanter und höchst undurchschaubarer Charakter. Carice van Houten gibt eine angsteinflößende Darstellung ab und auch hier ist es ihrem Schauspiel gedankt, dass die Zuschauer weiterhin am Ball bleiben und das Rätseln um ihre Persönlichkeit aufrecht erhalten.

"If you' re trapped in Summer for too long, you'll forget what it means to be human."

Und Jojen hat völlig Recht mit dem Satz. Bran versucht aus der Realität zu fliehen und sieht die Gefahr nicht. Zum Glück hat er in den Reeds treue Gefährten gefunden, die ihn auf den Boden der Tatsachen zurückholen. Aber man muss sagen, dass Brans Fähigkeiten erstaunlich sind und er immer besser wird. Und endlich passiert sogar etwas ganz Unterwartetes in seiner Storyline! Wir sehen tatsächlich in einer Vision nicht nur Ned Stark aus Staffel 1 wieder, sondern auch einen wichtigen Hinweis zum dreiäugigen Raben. Damit nicht genug sieht man, wie ein Schatten von einem Drachen über Königsmund fliegt. Wenn das mal nicht genug Raum für Spekulationen offen hält. Jedenfalls scheint Bran seinem Ziel einen Schritt näher gekommen zu sein und glücklicherweise ist sein Handlungsstrang durch diesen Hinweis auf einen Schwung wieder um einiges spannender geworden.

"A toast to the proud Lannister children: the Cripple, the Dwarf and Mother of Madness."

Bis zu diesem Zeitpunkt hätte ich der Folge höchstens 5/9 Punkten gegeben. Doch was jetzt kommt ist mehr als sehenswert. Man ist von Königsmund gewohnt, dass dort der Dreh – und Angelpunkt von spektakulären Szenen ist. Und man wird nicht enttäuscht, im Gegenteil. Was hier passiert kommt nahe an die Geschehnisse aus #2.09 Schwarzwasser ran, wenn sie nicht gar übertroffen werden.

Während Shae Tyrion durch ihre Anhänglichkeit unter Druck setzt, zwingt sie ihn förmlich das zu tun, was er tun muss: Shae etwas vorspielen und sie verletzen, damit sie Abstand von ihm hält. Ehrlich gesagt ist sein Plan sehr vorhersehbar, aber Shae glaubt ihm und die beiden trennen sich nun endgültig. Es ist schade, dass ihre Beziehung, die sich nun über vier Staffeln lang zog, nun aufgrund Tyrions Notlüge kaputt geht. Denn beide haben Gefühle zueinander und das Thema ist sicher noch nicht gegessen. Besser gefallen haben mir aber Tyrions Szenen mit anderen Charakteren. Varys und Tyrion scheinen der Kopf von Königsmund zu sein und ihre Szenen sind wie gewohnt großartig, zumal sich eine Freundschaft zwischen ihnen zu entwickeln scheint.

Jaime ist nun endlich wieder in Königsmund und das enge Verhältnis zwischen ihm und Tyrion ist herrlich erfrischend, als wäre Jaime nie weg gewesen. Ebenso ist es schön zu sehen, dass Jaime durch Bronn wieder neuen Mut schöpft und sich bald wieder nützlich fühlen könnte. Es ist zwar klar, dass Jaime nie wieder derjenige sein wird, der er mal war, aber als Zuschauer wünscht man sich den alten Jaime nicht wirklich zurück. Vielmehr ist man gespannt darauf, wie sich Jaime mit den neuen Umständen in Königsmund schlägt. Cersei ist ihm dabei keine Hilfe. Ihre harsche Art Jaime gegenüber überrascht mich, da sie sehnsüchtig über zwei Staffeln lang auf seine Rückkehr wartete und nun, da sie endlich vereint sein könnten, ihn zurückstößt. Es zeichnet sich ein Liebesdreieck zwischen Jaime, Cersei und Brienne ab und derzeit wäre es wohl das gesündeste für Jaime, sich von seiner Schwester fern zu halten.

"My son. He did this. He poisioned my son. Take him! Take him!"

Aber diese grandiosen Szenen sind neben der Inszenierung der Hochzeit und den darauffolgenden Szenen nur das Sahnehäubchen des großen Desserts, was jetzt kommt.

Zu allererst muss man betonen, dass die Inszenierung der Hochzeit hervorragend ist. Die Kostüme und die Location hätten nicht besser ausgewählt werden können. Es sind viele Statisten beteiligt und man findet fast alle Charaktere aus Königsmund an einem Ort versammelt. Es steht schon jetzt fest, dass diese Folge etwas Außergewöhnliches sein wird.

Die Tyrells machen gute Miene zum bösen Spiel, während Prinz Oberyn Martell die gesamte Hochzeit mit Humor nimmt und sich einen herrlichen Schlagabtausch mit Cersei liefert. Das kurze Gespräch zwischen Tywin Lannister und Olenna Tyrell ist ebenso erwähnenswert wie die äußerst witzige Szene zwischen Loras und Jaime. Man kann nur immer wieder betonen, wie herrlich die Autoren dieser Serie es schaffen, die Dialoge spitzfündig zu schreiben und mit der richtigen Priese Humor zu versüßen. Noch dazu sind die Szenenwechsel fast fließend und man hat wirklich jeden Charakter in Königsmund unter einen Hut gebracht.

Makaber wird es dann, als Joffrey Gefallen am Zwergenschauspiel findet, worüber kein anderer Lachen kann und die bedrückten Gesichter Bände sprechen. Joffreys Verhalten erreicht einen neuen Höhepunkt, als er keine Gelegenheit auslässt, um Sansa und Tyrion vor der gesamten Belegschaft zu demütigen und wie schon so oft wünscht man sich, dass dieser Junge das bekommt, was er verdient. Nur wer hätte gedacht, dass genau das passieren würde?

In der ersten Minute noch grinsend seine Torte essend, verfällt Joffrey in der nächsten Minute in einen Hustenanfall und bleibt reglos auf dem Boden liegen. Cersei ist die einzige, die von Joffreys Tod sichtlich mitgenommen ist und wieder ein Mal kriegen wir hier eine facettenreiche Regentin zu sehen, der das Wohl der anderen Schnuppe ist, aber alles für ihre Kinder tun würde. Ich werde Jack Gleesons herrliche Darstellung vermissen, zählte er für mich als einer der besten Darsteller überhaupt aus "Game of Thrones". Joffrey stellte über vier Staffeln lang das personifizierte Böse dar und so viel Hass ihm auch entgegenkam, umso mehr Lob muss man Jack Gleeson aussprechen.

Jetzt fängt die große Diskussion an: Wer hat Joffrey getötet? Denn bis auf Cersei, die als einzige in Trauer über den plötzlichen Tod ihres Sohnes ausbricht, dürfte fast ganz Königsmund erleichtert über den Ausgang der Hochzeit sein. Eigentlich hat jeder ein Motiv, Joffrey zu töten. Am meisten zutrauen würde man es Varys, Kleinfinger oder den Tyrells. Nur Tyrion war es mit Sicherheit nicht und genau er ist der Leidtragende dieses Attentats. Die Folge fing eher bescheiden an, steigerte sich aber von Storyline zu Storyline und findet seinen großen Meister in der finalen Szene, die alle vom Hocker haut und auch alles verändert. Joffrey ist tot aber genau in dieser Minute fängt schon der Kampf um den Eisernen Thron an. Wie werden die Lannisters nun auf diesen Schock reagieren. Was werden die anderen Anwärter auf den Thron unternehmen? Wer hat Joffrey getötet? Und vor allem, was geschieht nun mit Tyrion?

Fazit

Obwohl in dieser Folge drei Handlungsstränge nicht ganz auf dem gewohnten Level von "Game of Thrones" liegen, kann der vierte in Königsmund vollends überzeugen und endet mit einem Knall, der alles verändert. Nach Joffreys Tod, auf den die Zuschauer schon seit der ersten Staffel gewartet haben, geht der Kampf um den Eisernen Thron in eine neue Runde. Denn eine Serie wie diese kann es sich leisten, einen weiteren wichtigen Charakter aus der Serie zu schreiben – und dabei hat die Staffel noch gar nicht richtig begonnen und wir sind schon Mittendrin.

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