Chuck me! - Review Staffel 2

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Verlorene Väter, verflossene Liebhaberinnen und die CIA

Inhaltlich spielen die Schatten der Vergangenheit, die plötzlich wieder ins Leben der Protagonisten drängen, eine außerordentlich große Rolle. Neben den wiederauftauchenden Elternteilen taucht auch Chucks Ex-Freundin Jill wieder auf, und man mag von der Beziehung der beiden und der Tatsache, dass Jill sich wenig überraschend als Fulcrum-Agentin entpuppt, halten was man will, fest steht, dass es wichtig für Chuck war, mit diesem Teil seiner Vergangenheit abzuschließen. Noch bedeutender für ihn ist aber das Wiedersehen mit seinem Vater Stephen, das sich mit seinem Bestreben, das Intersect wieder zu entfernen und dafür Orion, den Erfinder des Supercomputers zu finden, überkreuzt. Die Erkenntnis Chucks, dass Stephen Bartowski seine Kinder aus gutem Grund verlassen hat, dass Bryce von Stephen mit seinem Schutz beauftragt wurde, und dass er letztendlich nicht durch Zufall der Mann mit dem Supercomputer im Gehirn wurde, sondern ganz gezielt von Bryce und indirekt auch von Stephen dazu auserwählt wurde, ist der letzte Funken, der Chuck das nötige Selbstvertrauen verleiht, um sich zu Höherem berufen zu fühlen.

Jeffster und Kung-Fu

Foto: Joshua Gomez & Julia Ling, Chuck - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Joshua Gomez & Julia Ling, Chuck
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Aber neben einem äußerst gelungenen A-Plot hat uns die Serie auch ganz viele wunderbare Momente in der zweiten Reihe beschert. Besonders gelungen ist es dabei, die jeweiligen Nebenhandlungen der Episoden, entweder im Buy More oder mit Ellie und Awesome thematisch mit der Haupthandlung zu verknüpfen. Was bei Ärzteserien wie "Grey's Anatomy" und Konsorten oftmals wie mit dem Holzhammer wirkt, dass das Patientenschicksal der Woche genau das moralische Dilemma der behandelnden Ärzte widerspiegelt, ergibt bei "Chuck" wunderbaren Sinn, da durch den hohen Anteil an Selbstironie und der Tatsache, dass die Serie sich selbst zu keinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise ernst nimmt, alle Puzzleteile wunderbar ineinander greifen. Und wenn die beiden Plots am Ende ineinander übergehen, entstehen meist die besten Episoden. So bescherte uns diese Staffel das kongeniale 80er-Jahre-Retro-Cover-Duo Jeffster!, was für sich genommen schon ein Grund wäre, die Season zu vergöttern, und beschließt mit einem furiosen Auftritt von Jeffster! auf Ellies Hochzeit mit einem würdigen Finale die Staffel in einem Moment, der nur noch getoppt wird durch Chucks letzte Worte: "Guys, I know Kung Fu!".

Foto: Zachary Levi & Joshua Gomez, Chuck - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Zachary Levi & Joshua Gomez, Chuck
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Die zweite Staffel "Chuck" ist eine wilde Mischung aus actiongeladener Agentenserie und slapstickartiger Comedy, gespickt mit popkulturellen Parodien aus Musik, Film und Fernsehen, speziell aus Josh Schwartz' und Chris Fedaks Lieblingsepoche, den goldenen 80er Jahren. Angereichert wird diese Mixtur durch einen passenden Soundtrack und durch immer wieder gelungenes Casting der Gastdarsteller. Ob es die Besetzung der wichtigen Nebenrollen ist, wie die von Papa Bartwoski (Scott Bakula) und dessen Erzfeind und Fulcrum-Boss Ted Roark (Chevy Chase), Sarahs Vater (Gary Cole), Chucks Ex-Freundin Jill (Jordana Brewster), der neue Assistant Manager im Buy More Emmett Milbarge (Tony Hale) und der schon aus Staffel 1 bekannte Bryce Larkin (Matthew Bomer), oder die Kurzauftritte angefangen von Michael Clarke Duncan als Fulcrumhandlanger, Melinda Clarke als schwarze Witwe mit KGB-Vergangenheit, John Larroquette als heruntergekommene Agentenlegende, Carl Lumbly, die beiden 80er-Jahre-Ikonen Morgan Fairchild und Bruce Boxleitner als Ehepaar Awesome, Dominic Monaghan in einer perfekten Parodie seines Charlie Pace aus "Lost", Andy Richter und Jenny McCarthy als böswillige Vorstadtfulcrumagenten, "Battlestar Galactica"-Traumfrau Tricia Helfer als CIA-Agentin und selbst der skeptisch betrachtete Auftritt von Nicole Ritchie passen sich wunderbar ins große Ganze ein. Sie geraten nie zum bloßen Stuntcasting um der Publicity willen, vielmehr nutzt man das Image der Künstler, um den Rollen, die oftmals neben dem großen Hauptcast nur kurz angerissen werden, durch deren bloße Präsenz Tiefe zu verleihen.

Fazit

"Chuck" ist der würdige Nachfolger von Joss Whedons Kulthit "Buffy – Im Bann der Dämonen" in dem Sinne, dass aus einer lächerlich klingenden Grundprämisse (Teenagermädel jagt Dämonen gegenüber Computernerd wird zum Superspion) durch cleveres Geschichtenerzählen, zutiefst menschlichen Protagonisten mit Stärken und Schwächen etwas viel Größeres geschaffen wird. Trotz einiger Logiklöcher in der Geschichte, die manchmal bei genauerem Betrachten so groß sind, dass mindestens ein Elefant durchpasst, beschert die Serie dem Zuschauer so ungetrübte Freude, dass man jederzeit bereit ist, darüber hinwegzusehen. Und besonders diese zweite Staffel liefert eine derart gelungene Mischung aus Humor, Spannung, Gefühl und Herz, dass unterm Strich das perfekte Fernsehglück dabei herauskommt. 22 Episoden zum immer und immer wieder Ansehen für die Ewigkeit.

Cindy Scholz - myFanbase