Bewertung

Review: #6.02 Gegen alle Regeln

Foto: Jon Seda, Chicago P.D. - Copyright: 2018 NBCUniversal Media, LLC; Matt Dinerstein/NBC
Jon Seda, Chicago P.D.
© 2018 NBCUniversal Media, LLC; Matt Dinerstein/NBC

Crossover-Zeit ist mir die liebste Zeit im Chicago-Universe! Die Überschneidungen zwischen "Chicago Fire", "Chicago P.D." und "menu=Chicago Med]13313[/menu]" können noch so klein sein, ich erfreue mich immer, wenn sich die einzelnen Charaktere untereinander begegnen. Beginnend mit #7.02 Going to War bei "Chicago Fire", fortführend mit #4.02 When to Let Go bei "Chicago Med" und endend mit #6.02 Endings bei "Chicago P.D." stand nun das große Crossover der Staffel an. Während "Chicago Fire" einen großartigen, dramatischen Hochhausbrand geboten hat, war "Chicago Med" eher als Enttäuschung anzusehen. Daher galt es nun herauszufinden, wie "Chicago P.D." das große Spektakel beenden kann.

Bereits in #4.02 When to Let Go kristallisierte sich heraus, dass der Brand vermutlich absichtlich gelegt wurde, um eine Straftat zu vertuschen. Die genaueren Umstände dieser Situation standen nun im Zentrum der Abschlussfolge des Crossovers. Letztlich stellt sich heraus, dass in einem Apartment ein mexikanischer Kartellchef residierte, der mitsamt seines Bodyguards und einer jungen Frau, die dabei war, ermordet wurde, damit sich der Täter in dem Kartell neu positionieren konnte. Hätte es sich um eine ganz normale "Chicago P.D."-Folge gehandelt, hätte ich diesen Fall durchaus als spannend bezeichnen können. Im Kontext des Crossovers muss ich aber sagen, dass ich doch etwas enttäuscht bin. Letztlich wirkt der Grund für den Brand irgendwie banal, zumal Daniel Mendoza, der Täter, der drei Menschen bewusst töten wollte und die restlichen Tode billigend in Kauf genommen hat, am Ende auch noch von einer Kugel getroffen nach seinem Papa weint. So eine Geschichte als Gerüst für drei Folgen zu nehmen, hat vor allem "Chicago P.D." und "Chicago Med" nicht gutgetan.

Wenigstens hatte diese Folge mehr Crossover-Momente zu bieten, da sich tatsächlich mal Vertreter alle drei Serien zusammenfinden, um den Fall aufzuklären. Bald schon haben wir es aber nur noch mit einer reinen "Chicago P.D."-Folge zu tun, bei der der längere Gastauftritt von Kelly Severide die Ausnahme bildet. Seine Involvierung war wirklich klug gewählt, weil er durch die Lebensgefahr für seine Freundin Stella Kidd noch am persönlichsten beteiligt war und dementsprechend natürlich großes Interesse hatte, den Täter hinter Gittern zu sehen. Die Zusammenarbeit von ihm und Jay Halstead war in diesem Umfang auch noch nicht gegeben und die beiden haben mir wirklich gut gefallen. Enttäuscht bin ich aber, wie wenig Dr. Will Halstead in dieser Folge involviert war. Schon in seiner eigenen Serie fand ich den Fokus auf Jay fast deutlicher und auch diesmal scheint er so unbeteiligt zu sein, dass er null Interesse an dem Fall zeigt und wie es seinem Bruder damit geht. Erst am Ende haben wir dann die Szene, wo die Brüder sich gemeinsam in der Wohnung ihres Vaters einfinden, um diese leerzuräumen. Aber auch dort gibt es keinen direkten verbalen Austausch. Ich hätte die beiden wirklich gerne zusammen trauern sehen.

Die Abschlussfolge entspricht wie das gesamte Crossover den Festspielen von Jay. In den ersten beiden Folgen konnte er schon seine Duftmarke setzen, in seiner Stammserie "Chicago P.D." verdichtet sich das Ganze noch mehr, so dass es zu einer sehr charakterzentrierten Episode wird. Dieser Aspekt der Folge ist dann auch mit drei Ausrufezeichen zu versehen, da er wirklich sehr, sehr gelungen ist!!! Jay weicht zunächst missmutig allen Beileidsbekundungen aus, aber jedem in der Intelligence Unit ist bewusst, dass er sich nur selbst etwas vormacht, indem er vorgibt, nicht um seinen Vater zu trauern. Denn alleine schon die Art und Weise, wie er sich in die Ermittlungen stürzt und alle Möglichkeiten ausprobiert, zeugt von seinem puren Willen, sich "rächen" zu wollen. Ich habe "rächen" bewusst in Anführungszeichen gesetzt, da er dieses Bedürfnis nicht einmal äußert und es auch hinterher vermutlich nicht zugeben würde, aber es liegt für alle auf der Hand.

Vor allem die letzten zehn Minuten der Folge sind ein wahres Feuerwerk an spannenden und emotionalen Momenten. Ausgehend davon, dass sich Jay mit Kelly zusammenschließt, wie er dann dem Täter alleine nachjagt, bis sie sich gegenseitig anschießen und Jay beschließt, für ihn einen Rettungswagen zu rufen. Es geht weiter damit, dass Hailey Upton und Adam Ruzek sie voller Entsetzen erblicken, in dem Glauben, dass Jay tot ist. Es folgt dieser grandiose Moment, wenn Hank Voight seinem Schützling eine deftige Strafpredigt hält, die unterstreicht, wie angegriffen alle noch von Alvin Olinskys Tod sind. Die Worte sind auch nicht einfach daher gesagt, sondern beweisen, dass Hank über jeden in seiner Unit die schützende Hand hält. Dann bricht Hailey in Tränen aus, nachdem sie sich selbst überzeugt hat, dass ihr Partner überleben wird und dabei von Adam aufgefangen wird. Der krönende Abschluss ist dann der Moment von Jay im Apartment seines Vaters, als er entdeckt, dass sein Vater sehr wohl stolz auf seine Ernennung zum Polizisten war. Diese Momente sind eines grandiosen Crossovers dann absolut würdig.

Abschließend muss ich natürlich auch noch einmal die Jay-Hailey-Szenen näher beleuchten. In der fünften Staffel gab es relativ früh eine Szene, wo Hailey gedankenlos eine Hand auf Jays Schulter legt, was ihn komisch gucken lässt. Von dem Moment an war ich überzeugt, dass die Drehbuchautoren uns schnell eine Liebesbeziehung aufdrängen wollen, doch diese Befürchtung hat sich über die Staffel hinweg nie bewahrheitet, da die beiden sich immer nur als unterstützende Arbeitskollegen beiseite standen. Nun haben wir eine neue Staffel, neue Möglichkeiten und diese Episode würde ich definitiv als Zeichen werten, dass wir eine private Annäherung der beiden erwarten dürfen und das scheinbar vor allem von Haileys Seite aus. Ihr war deutlich anzumerken, wie sehr es ihr weh getan hat, dass Jay in seiner Trauer immer wieder sie angefahren hat. Als sie dann auch noch denkt, dass er tot ist, sich erst für ihn zusammenreißt und dann in Adams Armen in Tränen ausbricht, ist für mich schon ein deutliches Zeichen, wie viel er ihr bedeutet. Natürlich könnte man jetzt argumentieren, dass sie möglicherweise auch noch sehr von Alvins Tod angegriffen war, aber ich bleibe bei meiner Theorie, dass wir uns bald einen Shipper-Namen für Jay und Hailey ausdenken müssen.

Fazit

Als eigenständige "Chicago P.D."-Folge hätte ich diese Folge wohl deutlich besser bewertet, als Teil des großen Staffelcrossovers kann ich aber eine gewisse Enttäuschung nicht leugnen. Die Hintergründe für den Hochhausbrand haben mir schlichtweg nicht gefallen und auch die Interaktionen verschiedener Figuren aus allen drei Serien fallen eher dürftig aus. Als großartig muss man aber die Zentrierung um Jays Trauer sehen, die in Rachegedanken münden, die dann vor allem in den letzten zehn Minuten an den Bildschirm fesseln. Dort gibt es endlich Spannung und wahre Emotionen. Diese Folge markiert also den Abschluss des definitiv nicht besten Crossovers des Chicago-Universe.

Lena Donth – myFanbase

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