Bewertung

Review: #6.01 Neue Ordnung

Das Staffelfinale #5.22 Homecoming bot ein regelrechtes Feuerwerk an Handlungen. So mussten wir uns von Alvin Olinsky verabschieden, doch die Trauer um ihn fiel bei mir etwas zu knapp aus, wir sind Denny Woods hoffentlich ein für allemal losgeworden und haben miterleben müssen, wie Hank Voight den Auftraggeber des Mordes an Alvin eiskalt erschießt und wie das seine Karriere aufs Spiel setzt und wie das für Streitigkeiten innerhalb der Intelligence Unit sorgt. Da gerade die Handlungsbögen rund um Hanks Schicksal und was das für die Unit bedeutet, so offen geendet haben, konnte ich die Auftaktepisode zur sechsten Staffel kaum erwarten.

Viele Antworten werden sehr früh geliefert. Antonio Dawson hat sich bei seiner offiziellen Anhörung für die Wahrheit entschieden und zu Protokoll gegeben, dass er die Schüsse von Hank auf Carlos, der Alvin tot sehen wollte, nicht gesehen hat. Damit ist das Verdachtsmoment gegen Hank, ein eiskalter Mörder zu sein, noch nicht vollends widerlegt, weswegen auch weiterhin in der Internen gegen ihn ermittelt wird. Daran beteiligt ist Deputy Superintendent Katherine Brennan, die womöglich die erste Widersacherin der sechsten Staffel darstellen soll. Brennan tritt sehr forsch auf, ist politisch sehr involviert, kennt also auch das Geschäft der Korruption und Manipulation bestens, setzt aber auch auf Allianzen. So setzt sie Hank zunächst ins Abseits und entzieht ihm, für die Dauer der Ermittlung gegen ihn, die Leitung der Intelligence Unit. Am Ende jedoch sucht sie den Schulterschluss mit Hank, bietet ihre Hilfe an und fordert dafür im Gegenzug gute Aufklärungsarbeit und Unterstützung im politischen Wahlkampf. Mir gefällt es sehr gut, dass wir es mal mit einer weiblichen Widersacherin zu tun haben. Zwar haben wir Emma Crowley schon in der Rolle der toughen Führungspersönlichkeit erleben dürfen, aber letztlich war sie doch eher eine Verbündete aus Überzeugung. Brennan wirkt aber, als ob es ihr vor allem um ihre eigenen Interessen geht und da bin ich schon sehr gespannt, was ihre Figur wohl so zu bieten hat.

Antonios Aussage heizt wie erwartet die Stimmung innerhalb der Unit an. Da Hank den neusten Fall nicht als leitender Ermittler angehen darf, überträgt er die Verantwortung Antonio, was vor allem Adam Ruzek sauer aufstößt. Für ihn war Alvin der Mentor schlechthin, weswegen er genauso wie Hank gehandelt hätte und daher nicht verstehen kann, dass Antonio nicht gelogen hat, um die Ermittlungen so zu beenden. Der Konflikt zwischen den beiden schwelt die ganze Folge über immer wieder auf, bis es sogar zu einer Prügelei kommt. Diesen Konflikt fand ich wirklich großartig, auch weil er nochmal die zentralen Charaktereigenschaften von Antonio und Adam betont. Adam ist nun mal eher der Hitzkopf, der vor allem in der letzten Staffel, wo er von Woods durch Erpressung als Maulwurf installiert wurde, ein sehr enges, loyales Verhältnis zu Hank aufgebaut hat. Generell steht bei ihm Loyalität über alles, wodurch er aber aus den Augen verliert, auch einmal nach rechts oder links zu schauen. So belügt er Hailey Upton angesichts eines Informanten, die dadurch vor Antonio als Mitwisserin da steht und erweckt bei Kevin Atwater den Eindruck, dass aktuell auf ihn als rationaler Polizist kein Verlass ist. Gerade das klärende Gespräch mit seinem langjährigen Partner zeigt schließlich, dass Adams Handeln von seiner Trauer um Alvin so überdeckt ist, dass er vielleicht auch psychologische Hilfe gebrauchen könnte.

Bei Antonio wiederum wird unterstrichen, wie sehr er danach strebt, als Polizist die Gesetze zu befolgen. Er wird Hanks Gründe für den Mord nachvollziehen können, hält diesen Weg aber nicht für richtig. Daher vermute ich auch, dass bei ihm der unbändige Wille entstand, den Drogenring, der für das verunreinigte Heroin, das zahlreiche Drogentote forderte, nach seinen Methoden zu zerschlagen. Genau da pfuscht ihm Adam rein, der heimlich mit Hank zusammenarbeitet und das natürlich typischerweise nach den unlauteren Methoden, und liefert auch tatsächlich die entscheidenden Beweise, um den Fall zu lösen. Ich kann absolut verstehen, dass Antonio das gefuchst hat. Aber es führt zu einer ganz tollen Szene, wo er Hank konfrontiert und dieser ihm erklärt, dass er ihn für seine Art und Weise sehr wertschätzt und daher auch nicht in dieser Rolle in seinem Team verlieren will. Auch hier zeigt sich wieder, dass Antonio mit Hank eigentlich einen tollen Draht hat, zumal er auch weiß, dass Hanks Art und Weise Ergebnisse liefert. Daher heißt er ihn schließlich auch wieder als Leiter der Unit willkommen und willigt einer Umarmung demonstrativ ein, um zu zeigen, dass es sie beide für gute Arbeit braucht.

Anfangs war ich von dem Fall der Woche wenig begeistert, zumal wir verunreinigte Drogen, die Todesopfer fordern, schon öfters gesehen haben. Aber dieser Fall war perfekt auf die aktuelle Situation zugeschnitten. Die Ermittlungen waren nicht so aufwendig, so dass genug Zeit vorhanden war, um die internen Konflikt alle zu Tage zu fördern und für tolle, emotionale, aber auch brisante Momente zu sorgen. Der Drogenfall war natürlich auch noch perfekt, weil Hank ja jahrelang in dieser Abteilung tätig war und es somit logisch war, dass er seine Kontakte und seine Erfahrung nutzen kann. So merke ich dann auch, dass es nicht immer eines spektakulären Falls bedarf. Es reicht schon, wenn dieser genug Raum lässt, damit sich private Probleme oder aber eben berufliche Fehden besser entfalten können.

Mein Highlight dieser Folge ist aber ganz klar der Block rund um Alvins Tod. Wie bereits erwähnt, fiel mir ja die Trauer im Finale der vorangegangenen Staffel zu knapp aus. Daher fand ich es gut, dass uns dieses Thema nun im Auftakt omnipräsent begleitet. Sei es eben durch Adam oder durch Hank, der ein lädiertes Gesicht aufweist. Ganz am Ende dann steht die offizielle Beerdigung an. Es wurde nur gezeigt, wie der Sarg aus der Kirche getragen wird und wie sich die Polizei offiziell von ihm verabschiedet. Aber diese wenigen Momente waren total ergreifend und haben mir eine Gänsehaut bereitet. Zumal es dann auch noch Jason Beghe großartig macht. Hank ist nämlich von Alvins Frau Meredith von der Beerdigung verbannt worden und schaut abseits zu. Die Emotionen auf seinem Gesicht waren nur durch ganz wenig Mimik überdeutlich abzusehen und das hat mich total mitgerissen. Nun bin ich zufrieden und kann endlich guten Gewissens sagen: Mach es gut, Alvin, es war schön mit dir!

Fazit

"Chicago PD" kommt mit einer richtig guten Auftaktfolge aus den Startlöchern. Alvin erhält endlich den Abschied, den er verdient. Mit Katherine Brennen wird eine weibliche Widersacherin eingeführt, die bestimmt für viel Unruhe sorgen wird und mit dem Konflikt Antonio/Adam haben wir toll anzusehende interne Spannungen, die einem eher unspektakulären Fall der Woche das gewisse Extra verleihen. Auf eine gute sechste Staffel!

Lena Donth - myFanbase

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