Bewertung

Review: #4.07 Code Orange

Der Titel "The Poison Inside Us" fasst den Kern dieser Episode sehr passend zusammen. Das Krankenhaus wird durch einen Giftgasanschlag aus seiner Alltagsroutine gerissen. Dieser Umstand hat mich sehr gespannt auf diese Folge werden lassen, da bereits #3.18 Blutbad, in der ein Amoklauf für Chaos gesorgt hat, großartig inszeniert war. Kann diese Episode in die Fußstapfen treten?

Ich habe den Giftgasanschlag als sehr interessanten Rahmen für diese Folge empfunden, da so mehrere Ausnahmesituationen kreiert wurden, die wirklich hochspannend zu verfolgen waren. Dr. Ethan Choi zu einem Opfer zu machen, war natürlich ein cleverer Schachzug, da man über ihn natürlich auch sehr emotional in das Geschehen gebunden war. Leider hat dieser Aspekt aufgezeigt, warum ich "Chicago Med" qualitativ durch "Chicago Fire" und "Chicago P.D." so sehr abgehängt sehe. Wenn in den anderen beiden Chicago-Serien einer der Hauptdarsteller von einem Unglück betroffen ist, rücken alle anderen zusammen, da sie in ihrem Hoffen und Bangen vereint sind. Bei "Chicago Med" geschieht das jedoch immer nur in sehr kleinem Kreis, weswegen ich den Hauptcast nicht so sehr als Familie empfinde.

Als nun Ethans Leben am seidenen Faden hängt, ist letztlich nur April Sexton mit ihren Nerven am Ende, während Sharon Goodwin und Dr. Will Halstead die Angelegenheit nur durchweg professionell behandeln. Professionalität ist natürlich nötig, um trotz emotionaler Belastung immer noch rationale Entscheidungen treffen zu können, aber Sharon und Will habe ich als sehr kalt empfunden und für die anderen Hauptcharaktere spielte es sogar gar keine Rolle. Was wiederum authentisch gelöst war, war die Begründung, warum Sharon und Will Ethan die einzige Medikamentendosis verwehrt haben. Dem Verursacher des Giftes geht es deutlich schlechter, so dass er diese Dosis erhält. Es ist auch absolut richtig, dass Ethan ganz genauso gehandelt hätte. Bei Ethan kann man immer viel diskutieren, warum er wie handelt, aber was solche Vorschriften angeht, hält er sich immer streng an die Regel und es gibt auch wirklich keinen selbstloseren Charakter als ihn, von daher war dieser Konflikt logisch aufgelöst.

Das Bangen um Ethans Leben wurde natürlich auch dafür genutzt, um sich nun nach einigen Episoden mal wieder seiner und Aprils Beziehung zu widmen. Durch die Aufmerksamkeit, die Emily eingefordert hat, wurde ihrer Beziehung eine Pause verordnet. Da Emily mitsamt Bernie nun endgültig gen Las Vegas aufgebrochen ist, steht dieses Hindernis nicht mehr zwischen ihnen. Prompt wird die Stimmung zwischen ihnen angespannt und vor allem April versucht diesem Thema Maggie Lockwood gegenüber auszuweichen, um sich ihren Gefühlen nicht stellen zu müssen. Ethans Zusammenbruch zwingt sie daher dazu, sich ihren Gefühlen zu stellen und so sehr wie sie für ihn gekämpft hat, waren ihre Gefühle überdeutlich. Aber statt dass man den beiden nun einen neuen Versuch gönnt, ihre Beziehung zu ergründen, taucht Vicky Glass wieder auf. Dies kam für mich wirklich sehr überraschend, aber dass sie noch sein Notfallkontakt ist, war natürlich logisch. Da ich Vicky auch immer sehr mochte, ist es natürlich nun schwer, ihr Auftauchen grundsätzlich zu verurteilen. Ich bin wirklich sehr gespannt, welche Richtung man hier einschlagen wird.

Schon in meiner letzten Review habe ich den Wunsch geäußert, dass bei Dr. Connor Rhodes und Dr. Ava Bekker doch endlich alle Fakten auf den Tisch kommen. Das wird in dieser Episode fast zu 100% abgeliefert. Durch Cornelius Rhodes' Aufnahme in den Aufsichtsrat kommt heraus, dass er der edle Spender des OPs – auf Avas Drängen hin – war. Es bleibt einzig offen, was genau sie möglicherweise als Gegenleistung bringen musste, aber das wissen ja selbst wir Zuschauer nicht. Durch die Evakuierung, die Connor und Ava im drucksicheren OP gefangen hält, muss er sich seines Ärgers ihr gegenüber stellen. Man hat richtig gemerkt, wie viel Ava daran lag, ihm zu beweisen, dass sie aus gutem Grund ihr Wissen verborgen hat. Normalerweise steht sie auch dafür, dass sie medizinisch immer die sichere Methode wählt, während Connor der risikofreudige ist. Diesmal erleben wir regelrecht vertauschte Rollen, da sie mit ihrer Blutspende an einen Patienten, dem die Milz entfernt werden muss, ihr Leben riskiert. Die Szenen zwischen den beiden haben mir wirklich gut gefallen, vermutlich auch, weil ich ahnen konnte, worauf es am Ende hinaussteuert: Ava steht endlich zu ihren Gefühlen und die beiden küssen sich. Die Drehbuchautoren haben es uns wirklich schwer mit den beiden gemacht, da es eigentlich nie einen Schritt vorwärts gab. Nun wurde aber ein sehr großer Schritt gemacht. Endlich! Hoffentlich wissen die Autoren diesen zu nutzen.

Bei dieser Folge, die schon so viel Explosives parat hatte, hatte ich wirklich gehofft, dass auch bei Will und Dr. Natalie Manning alles aufgedeckt wird. Das ist leider nicht der Fall, aber auch hier kommen wir einen Schritt vorwärts, weil Will zunehmend unter seinen Lügen zu leiden hat. Es mag ja sein, dass Geschwüre bakteriell verursacht werden, aber Stress gepaart mit einem schwachen Immunsystem wird sowas definitiv bedingen, daher merkt man schon deutlich, dass er immer mehr an seine Grenzen gelangt. Positiv finde ich auf jeden Fall, dass er sich so deutlich mit seiner medizinischen Verantwortung durchgesetzt hat, denn wie gesagt, ein toter Ray Burke bringt niemandem etwas.

Als spannende Kombination erweisen sich auch Natalie und Dr. Daniel Charles. Natürlich zieht sie ihn schon mal öfters für ein psychiatrisches Konzil hinzu, aber dennoch ist ihre Zusammenarbeit eher selten. Die beiden haben mir jedenfalls sehr, sehr gut gefallen, wie sie den schwierigen Umständen geschuldet, außerhalb eines OPs einen Kaiserschnitt durchführen müssen. Daniel war immer schon ein Mentor vom Feinsten und das kann er Natalie gegenüber wunderbar beweisen, da sein Vertrauen in sie, sie gute Arbeit abliefern lässt. Ich hatte ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass der Anruf mit einer entsprechenden Operateurin nur gestellt war, obwohl die Anzeichen mit dem eigentlich fehlenden Empfang und dem nicht laut Stellen doch offensichtlich waren. Ich fand diesen Zug aber wirklich sehr geschickt, weil Natalie so auch ganz viel über sich selbst gelernt hat. Sie ist als Notärztin eine Wucht, aber so konnte sie begreifen, dass sie auch außerhalb der Notaufnahme ein Können hat, das nicht zu unterschätzen ist.

Abschließend komme ich noch auf eine ganz kurze Szene zu sprechen: wir erfahren, dass Gwen Garrett schwanger ist und das bereits im zweiten Trimester. Diese Entwicklung ist so nebensächlich, dass sie fast schon untergeht, aber ich denke, sie wird im Fortgang der Staffel noch von großer Bedeutung sein. Ich könnte mir gut vorstellen, dass man vielleicht Komplikationen dazu nutzt, um ihre Sichtweise auf ihre Arbeit zu ändern. Das könnte sehr, sehr interessant werden!

Fazit

"Chicago Med" liefert eine sehr dramatische Episode auf, die aber leider nicht gänzlich überzeugen kann. Der Umgang mit Ethans gesundheitlichen Problemen zeigt leider deutlich auf, dass der Familienaspekt in dieser Chicago-Serie nicht sehr groß geschrieben wird. Dafür kommt es zwischen Ava und Connor endlich zu einem zwischenzeitlichen Happy End. Zudem werden mit Vickys Auftauchen und Garretts Schwangerschaft neue interessante Storylines angestoßen.

Lena Donth – myFanbase

Die Serie "Chicago Med" ansehen:

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