Bewertung

Review: #4.08 Todeswunsch

Nach der sehr explosiven letzten Folge, die einiges Neues angestoßen hat, wie bspw. das Auftauchen von Vicky Glass, oder alten Storylines eine neue Wendung gegeben hat, siehe der Kuss von Dr. Connor Rhodes und Dr. Ava Bekker, gilt es nun zu bewerten, was diese Entwicklungen für die aktuelle Folge bedeuten.

Gleich vorneweg kann ich bereits festhalten, dass mir die Folge insgesamt mit zu vielen Teilhandlungen vollgestopft war. Da in der kommenden Folge das große 'Fall Finale' ansteht, kann ich nur vermuten, dass man einige Storys hinauszögern wollte und andere noch schnell aufgreifen musste, um sie dann schnell zum Höhepunkt zu treiben. Zur ersten Kategorie gehört definitiv die Undercover-Ermittlung von Dr. Will Halstead gegen Ray Burke und seine dadurch belastete Beziehung zu Dr. Natalie Manning. Bereits bei der letzten Folge war ich eigentlich schon an dem Punkt, wo ich dachte: Jetzt reicht's aber! Aber auch da wurde die Geschichte durch das Magengeschwür bei Will nur hinausgezögert. Diese Folge setzt das Ganze nahtlos fort, spitzt es nur etwas mehr zu. Durch ihren gemeinsamen Patientenfall, wo Vater und Tochter nach einem Autounfall eingewiesen werden, kommt es schließlich zu einer beruflichen Konfrontation, die Will aufgrund seiner psychischen und physischen Belastung durch die Situation mit Ray nahtlos auf seine private Beziehung zu Natalie überträgt.

Bei dem kleinen Mädchen wird der Gehirntod festgestellt, aber ihre Organe könnten gespendet werden, wenn der Vater entweder zu Bewusstsein kommt und zustimmt oder er stirbt und die Ärzte können alleine entscheiden. Natalie wünscht Will natürlich, dass die erste Situation eintritt, doch schnell zeigt sich, dass er möglicherweise geistig behindert und gelähmt sein könnte. Das Problem ist jedoch, dass Will zu sehr mit Rays Fall hadert und in seiner Konfusion – meiner Einschätzung nach zumindest – nicht mehr richtig zwischen den Patienten unterscheiden kann. Bei Rays MRT sind klare Anzeichen zu erkennen, dass er kurz vor einem Schlaganfall steht, doch er darf auf Anweisung des FBIs nicht eingreifen. Nun wird bei dem Vater wiederum über seinen Kopf hinweg entschieden, so dass er die Fassung verliert und Natalie blindlings vor den Kopf stößt, indem er ihre Heirat in Frage stellt. Am Ende kommt es wieder zur Versöhnung, weil Will zum Glück wieder einen klaren Kopf bekommt. Doch langsam wird mir dieser Konflikt einfach zu viel, so dass ich schwer hoffe, dass man in der nächsten Folge einen klaren Schnitt macht. Betonen möchte ich jedoch, dass sowohl die Streit-Szene als auch die Versöhnung am Ende grandios gespielt waren.

Eine kleine Storyline erleben wir zwischen Maggie Lockwood und April Sexton, die in meinen Augen jedoch etwas zu spät kommt. Bereits in #4.04 Backed Against The Wall hat sich Maggie dafür entschieden, dass sie sich Connors OP-Team anschließt. Dennoch behält sie die Stellung als leitende Schwester der Notaufnahme inne, um sie dann in Notfällen bei Connor, April zu überlassen. Nun also kommt Maggie plötzlich auf die Idee, dass ihre Freundin ja nicht so viel Erfahrung hat wie sie und meint sie bevormunden zu müssen. Die Geschichte an sich finde ich interessant, aber ich hätte sie einfach viel früher gebracht, so wirkt sie leider aufgesetzt. Ich konnte nämlich gut nachvollziehen, dass Maggie sich an der Ehre gepackt fühlt, dass April sie problemlos ersetzen kann. Ich würde mir aber dennoch wünschen, dass man bei der Jobverteilung eine klare Einteilung findet. Maggie gleich zwei so verantwortungsvolle Jobs zuzuweisen, finde ich auf Dauer zu riskant und ich fände es wirklich sinnvoll, wenn man sowohl ihr als auch April die neue Rolle dauerhaft zuweist, so dass man sie darin wachsen sehen kann. Maggie muss im OP noch vor viel mehr Herausforderungen gestellt werden und auch bei April könnte es spannend werden, wenn sie die Notaufnahme alleine übernehmen würde. Da würden sich auch für sie dann ganz schnell Herausforderungen herauskristallisieren.

Der Aspekt, dass Maggie scheinbar ersetzbar ist, war natürlich eine wunderbare Verknüpfung zu dem aktuellen Liebesdreieck von April, Vicky und Dr. Ethan Choi. Maggie und April versöhnen sich am Ende wieder, weil Erstere eben erkennt, dass ihre Freundin ihr Problem perfekt nachvollziehen kann, weil sie selbst gerade bei Ethan durch Vicky ersetzt wird. Ich hätte echt nicht gedacht, dass Ethan so problemlos umschwenkt und ich muss das definitiv wieder als romantisches Interesse betrachten, so wie er Vicky am Ende um ihre gute alte Tradition, die Laufrunde, gebeten hat. Auch sein Kommentar gegenüber Dr. Daniel Charles, dass man manchem Jucken nachgeben muss, ist doch als eindeutiges Zeichen zu werten. Das überrascht mich doch sehr, vor allem weil er April gegenüber auch sehr kühl agiert. Ihre bissige Reaktion auf Vicky hat regelrecht Eifersucht geschrien und seine plumpe Antwort, was sie damit aussagen will, war wirklich lächerlich. Ja, es war April, die sich von ihm getrennt hat, weil sie mit seinem Umgang mit seiner Schwester Emily nicht einverstanden war, dennoch stand sie ihm stets treu bei allem zur Seite und jetzt soll das Thema mal so eben durch sein. Bei der Angelegenheit bin ich definitiv auf Aprils Seite.

Ethan mag mir in seinen privaten Angelegenheiten nicht so gut gefallen haben, dafür war sein Patientenfall gemeinsam mit Daniel höchst interessant. Keegan leidet seit drei Jahren unter einem ständigen Jucken an einer Stelle der Kopfhaut und während Ethan und der Neurologe Dr. Sam Abrams das zunächst operativ lösen wollen, ist Daniel schnell überzeugt, dass es sich um ein neurologisches Problem handelt, das nicht durch eine Operation gelöst werden kann. Sein Experiment dazu war wirklich sehr interessant und hat mich an einige interessanten Fragen erinnert, die ich mir selbst manches Mal zur menschlichen Gehirnleistung stelle. Es war also insgesamt ein Patientenfall, der vielleicht mit keinen Charakterentwicklungen einherging, der aber an sich eine echte Faszination bei mir auslösen konnte.

Abschließend kommen wir noch zu Ava und Connor, die in dieser Folge gar nicht so viele Momente miteinander teilen, was mich nach der letzten Folge doch sehr überrascht hat. Am Ende gab es noch einen intimen Moment zwischen den beiden, aber ansonsten hat man mal wieder Connors Machtkämpfe in den Fokus genommen, die er aufgrund seines Egos gerne ausficht. Bei dem Konflikt zwischen ihm und Sharon Goodwin, ob man den OP auch für reguläre OPs nutzen sollte, war ich ehrlich gesagt etwas überfordert, zu welcher Seite ich halten sollte. Auf der einen Seite kann ich den Gedanken nicht ertragen, dass Krankenhäuser vor allem mehr Wirtschaftsunternehmen als Heilstätten sind, aber auf der anderen Seite ist es absolut logisch, dass ein teurer OP seine Kosten durch ein oder zwei OPs am Tag nicht wieder reinholt. Daher will ich mich bei den beiden gar nicht auf eine Seite schlagen. Aber definitiv negativ festhalten möchte ich Connors Verhalten, als ein Notfallpatient eingeliefert wird, der eilig operiert werden muss. Ava betont sogar noch, dass er es locker zu den oberen OPs schaffen könnte, doch Connor will unbedingt seine Macht ausleben und genießt es, dass er Dr. James Lanik seines OPs verweisen kann. Am Ende kommt es so wie immer: Connor riskiert das Leben seines Patienten, wagt einen riskanten operativen Eingriff und ist am Ende der Held. Dessen werde ich langsam müde, so dass ich mir tatsächlich wünsche, dass Connor mal wieder einen Patienten verliert. Man kann ihm eigentlich wahrlich nicht vorwerfen, dass er seine Patienten nicht als Menschen sieht, aber dennoch riskiert er grundsätzlich viel zu viel und das stets aus egoistischen Motiven.

Fazit

Diese Folge hatte insgesamt zu viele Storylines, so dass die Qualität der einzelnen stark geschwankt hat. Wills Geheimniskrämerei vor Natalie muss dringend enden und auch Connor möchte ich nicht ständig als Überarzt sehen, der nur das Glück stets auf seiner Seite hat. Maggie und Aprils Geschichte war gut, aber kam inhaltlich zu spät. Richtig faszinierend war Ethan und Daniels Patientenfall. Für eine durchweg überzeugende Folge brauche ich aber definitiv mehr gleichwertige Storylines!

Lena Donth – myFanbase

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