Bewertung

Review: #21.08 Selbstüberschätzung

Foto: Grey's Anatomy - Copyright: 2025 Disney und seine verbundenen Unternehmen
Grey's Anatomy
© 2025 Disney und seine verbundenen Unternehmen

Es kommt einem so vor, als hätte Staffel 21 von "Grey's Anatomy" doch gerade erst begonnen und ehe man sich versieht, ist man schon beim Winterfinale angekommen. Nach einem kleineren Zeitsprung von sechs Wochen ist Frühling in Seattle eingekehrt und mit ihm eine Hitzewelle. Ich muss ehrlich sein, für ein Winterfinale ist dieses Setting etwas ungünstig gewählt gewesen. Dabei werden so viele Storylines gefahren, dass man kaum hinterherkommt.

Die Episode beginnt mit Mika Yasuda, die offensichtlich noch mitten in der Trauerphase steckt. Wie kann es also sein, dass sie wieder zum Dienst erscheinen darf? Obwohl sie gleich mehrfache Traumata erlitten hat - ihre eigenen Verletzungen durch den Unfall, den Tod ihrer Schwester und das Ganze ist auch noch an ihrem Arbeitsplatz passiert. Normalerweise müsste sie doch erst einmal das Okay eines Psychologen bekommen und würde vermutlich auch noch an ihrem ersten Arbeitstag beobachtet werden. Stattdessen vertraut man ihrer Einschätzung und lässt sie wieder normal arbeiten. Natürlich mag es stimmen, dass die Ablenkung durch Routine bei der Verarbeitung ihres Verlustes helfen kann, aber doch bitte nicht in einem Job, bei dem es um Menschenleben geht. Wie dem auch sei, es wird nicht vorweg die Reißleine gezogen und dementsprechend geht die Sache natürlich nach hinten los. Hier hat Midori Francis wirklich eindrucksvoll Mikas Gefühlswelt dargestellt. Wie sie erst fast mechanisch ihre Empfindungen unterdrückt und bewusst unbekümmert tut und diese Fassade dann eben doch im Laufe der Folge mehr und mehr Risse bekommt. Es sind die kleinen Andeutungen rund um das Thema Tod, ganz besonders die Szene im Leichenschauhaus, wo es mich fast geschaudert hat. Mikas Kommentar, welche Schublade wohl Chloes war und dass sie ihren Patienten auch umbringen würden – spätestens da hätten doch die Alarmglocken bei Jules Millin läuten müssen. Aber nein, Mika hat ihren Zusammenbruch mitten in der Notaufnahme, während Miranda Bailey versucht, ihrem Patienten das Leben zu retten. Es hat wehgetan zu sehen, wie viel Schmerz in Mika steckt und vor allem auch wie viele Schuldgefühle. Als sie Bailey anfleht, 'sie' zu retten, sich selber opfern möchte, das waren genau die Trauerszenen, die zu erwarten waren und die definitiv nicht enttäuscht haben. Interessanterweise waren es Simone Griffith und Bailey, die die zentralen Gespräch mit Mika hatten. Vielleicht auch deswegen, weil sie persönlich nicht so involviert sind wie Jules. Beide haben Mika dabei geholfen, ihre letztliche Entscheidung zu treffen. Simone, indem sie ihr offen sagt, dass es von nun an ein anderes 'normal' geben wird und sie sich an die neuen Bedingungen gewöhnen muss. Bailey, indem sie ihr klarmacht, dass die Arbeit nicht nur als Ablenkung dienen kann und sie Zeit braucht. Mikas Entscheidung, das GSMH zu verlassen, ist von dem her die einzig richtige. Zu sehr ist dieses Krankenhaus mit ihrer Schwester verbunden, zu viele Erinnerungen lauern in allen Ecken. Trotzdem ist es kein komplett deprimierendes Ende, auch wenn es mir leidtut, Mika so zu verlieren. Ich nehme mir mal Baileys Worte zu Herzen und hoffe inständig, dass sich Mika wieder fangen wird, diesen Verlust verarbeiten kann und weiter ihr Ziel verfolgt, Ärztin zu werden. Doppelt schade ist es, weil wir damit auch Mika und Jules verlieren, die ich sehr gerne zusammen gesehen habe und die auch in dieser Folge wieder eine tolle Chemie hatten. So ist es nicht nur Mika, die leidet, sondern auch Jules, die mir in dieser Folge ähnlich leidgetan hat, auch einfach deswegen, weil sie in diesem Moment völlig hilflos war. Sie kann Mika nicht vorschreiben, wie sie zu trauern hat, sie kann sie nicht aufhalten und auch wenn ich ihren verzweifelten Versuch, sich an Hoffnung festzuklammern, völlig verstehen kann – sie kann auch Bailey nicht die Schuld an Mikas Weggang geben. Am Ende ist Mika Yasudas Abschied aus der Serie um einiges trauriger als der von Levi Schmitt, nichtsdestotrotz aber gut geschrieben und nachvollziehbar.

Kaum ist der eine Handlungsstrang um Mika beendet, schon wird ein neuer aus ganz unerwarteter Richtung in den Raum geworfen. Bereits als ich den Trailer für die Episode gesehen habe, war ich absolut begeistert, dass die Serie wieder 'Ausflüge' aus dem Krankenhaus-Setting macht. So zum Beispiel eben Jo Wilson und Lucas Adams' Jagd nach dem letzten Eis, die in einem Überfall endet. Ich liebe diese Momente, die aus dem typischen Schema der Serie ausbrechen. Und vor allem gibt es hier auch noch einen Wink an frühere Ereignisse. Netterweise erzählt Lucas Jo (und den Zuschauern, die sich vielleicht nicht mehr erinnern) von dem großen Trauma der Shepherd-Familie, als Amelia Shepherd und Derek Shepherd im Kindesalter miterleben mussten, wie ihr Vater im Laden von einem Einbrecher erschossen wurde. Ahh, diese Parallelen. Ein Traum. Obwohl also gleichzeitig im Krankenhaus die Hölle los ist, liegt hier der Spannungshöhepunkt. Denn was passieren wird, ist völlig offen. Der Einbrecher ist unsicher und Gladys, die Kassiererin, alles andere als hilfreich. Gut möglich, dass ich zwischendrin mal "Gib ihm doch einfach das Geld!" zum Bildschirm gerufen habe. Und dann verrät sie die beiden auch noch mit ihren Blicken und eskaliert am Ende die Situation mit ihrem versuchten Angriff. Zum Haareraufen! Dazu kommt noch Jo, die plötzlich Probleme mit ihrer Schwangerschaft hat und die Spannung ist perfekt (ganz nebenbei hatte ich hier sofort unsere Reviewschreiberin Daniela im Kopf, die in ihren letzten Reviews schon immer prophezeit hat, dass das mit Jos Zwillingen vielleicht nichts wird). Es kommt, wie es kommen muss: Der Einbrecher dreht durch, Lucas versucht, sich die Waffe zu schnappen und in dem Gerangel löst sich ein Schuss. Ende.

Randnotizen:

  • Siehe da, es tut sich tatsächlich was bei Benson 'Blue' Kwan und Molly Tran. Nach der ewigen Unsicherheit, ob er seinen Gefühlen nun nachgehen soll oder nicht, nimmt sich Blue endlich ein Herz und gesteht Molly seine Gefühle. Alles Amelia sei Dank, deren Mut ihn inspiriert hat.
  • Während an einer Stelle Beziehungen erblühen, sieht es bei Towen mal wieder recht düster aus. Es war vom ersten Moment an klar, dass Cass Beckmans Erscheinen im Krankenhaus explosiv enden wird. Als die Owen Hunt dann aber im Laufe des Eingriffes immer mehr von sich überzeugen und die Wogen glätten konnte, dachte ich, dass wir wieder in sicheren Gewässern sind. Meine Güte, sie hatte sogar mit ihm Chemie. Aber nein, Mr. "Ich vertraue meiner Frau" zeigt am Ende mal wieder, dass er genau dies eben nicht tut. Ja, der "Grey's"-Fahrstuhl hat über die Jahre schon viel Action erlebt, trotzdem sollte eine simple Hand am Arm Owen nicht so einfach in die Flucht schlagen. Wieder kommen wir also darauf zurück, dass er Teddy Altman nicht traut. Mal sehen, wie lange sie damit noch leben kann.
  • Apropos Owen. Seine Eifersucht ist ja nichts Neues. Gleichzeitig frage ich mich, was da bitte mit ihm und Nora Young passiert. Die wurde bisher ja sehr dezent eingeführt und jetzt bringt er seine alte Bekannte während seiner Schicht (in einer Krisensituation!) erst einmal selber ins Hotel? Nora, die Owen für den absoluten Helden hält und Stress mit ihrem Ex hat. Hmm…
  • Falls die Geschichte von Skye Williams und Winston Ndugu nicht weitergesponnen wird, ist dessen Liebesleben in dieser Episode aber sowas von überflüssig gewesen. Mit dem Mutter-Tochter-Gespann hätte man auch ohne diese Verstrickung Emotionen aufbauen können.
  • Ach Amelia. Sie konnte (wie immer) voll überzeugen. Da bringt sie ein aussichtsloser Fall fast an ihre Grenzen und trotzdem gibt sie nicht auf. Trotzdem findet sie den Mut, es auf andere Art und Weise zu probieren, weil sie selbst weiß, wie es ist an der Stelle der Patienten zu sein. Und sie wächst mal wieder über sich hinaus und schafft das Unmögliche. Es wäre wirklich tragisch, sollte ihr eigentlich ja gelungener Fall jetzt an der Wiederbelebung scheitern. Hoffentlich überlebt Jackie!
  • So richtig wird Ben Warren seine Rolle als Feuerwehrmann noch nicht los. Trotzdem gut, dass er Teddy (wenn auch mit Übereifer) in dieser Notlage unterstützen konnte.

Fazit

Ein würdiges Winterfinale für eine starke Staffel 21. Es ist schon Jahre her, dass "Grey's Anatomy" über eine derart lange Phase hinweg überzeugende und unterhaltsame Episoden gezeigt hat. Die Handlungsstränge sind schnell getaktet, man zieht kaum etwas unnötig in die Länge und schafft es dabei auch noch, wirklich spannende und fesselnde Momente einzubauen, für die die Serie ja mal bekannt war. Von dem her ist es nur passend, dass wir das Winterfinale mit einem ordentlichen Cliffhanger verlassen. Ich kann kaum erwarten, wie es weitergeht!

Denise D. - myFanbase

Die Serie "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" ansehen:

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