Bewertung

Review: #11.05 Aus der Asche

Foto: Jeffrey Dean Morgan & Lauren Cohan, The Walking Dead - Copyright: Josh Stringer/AMC
Jeffrey Dean Morgan & Lauren Cohan, The Walking Dead
© Josh Stringer/AMC

Ich beschwere mich ja gerne mal darüber, dass in "The Walking Dead" so gut wie nichts passiert innerhalb einer Episode, außer, dass man ein paar Charaktere durch die Gegend laufen sieht und zwischendurch ein paar Beißer im Weg sind. Diese Episode ist in jeder Hinsicht das komplette Gegenteil und voller, überwiegend interessanter Fortschritte.

Plan B für Alexandria

Die Bewohner von Alexandria müssen immer wieder mit kleinen Nackenschlägen leben, weil die Angriffe die Festung haben instabil werden lassen. Hinzu kommt auch noch, dass es auch intern leichte Querelen gibt. Dass Judith hier von den größeren Jungs geärgert wird, ist erst mal fehl am Platze, zumal die Freunde von Judith zahlreich sind und nicht richtig klar ist, wieso es hier diese Platzkämpfe gibt. Judith spielt sich leider etwas übertrieben und mit sehr blasser Synchronstimme zur Anführerin auf und nimmt den Jungs den Spaß. Diese reagieren so, wie Jungs in dem Alter eben sind. Sie stänkern. Wahrscheinlich wird hier etwas für die kommenden Episoden aufgebaut. Da die Episode aber inhaltlich recht voll war, hätte ich auf diesen Teil verzichten können, auch wenn das Gespräch zwischen Judith und Rosita äußerst gelungen war.

Während die Kinder also streiten, macht sich eine Gruppe um Carol, Lydia und Aaron nach Hilltop auf, um irgendwas Hilfreiches dort noch aus der Asche zu holen. Interessanterweise entdecken sie nur Flüsterer, die übrig geblieben sind und wie eh und je geheimnisvoll bleiben. Lydia organisiert den diplomatischen Weg, doch es bleiben zu viele Lügen. Selbst wenn sie aus einer Not und Angst heraus getätigt wurden, so finde ich es doch sehr dumm, dass Aaron angelogen wird. Ideal ist es aber auch nicht, dass er nur mit den typischen Drohgebärden reagiert, auch wenn sein Traum aus der Einstiegssequenz deutlich macht, wie sein Innenleben aussieht und wieso er da so schwarz/weiß denkt. Es bleibt aber problematisch von beiden Seiten. Dass hier Carol eine entscheidende, äußerst emphatische Rolle einnimmt, hat mich positiv überrascht. Zuletzt war sie gefühlt vollkommen unnütz und jede Szene wirkte schon fast wie Verschwendung. So wie dieses Mal ist es aber jede Minute wert gewesen. Ihre Worte an Aaron waren sehr gelungen und das gerechte Universum antwortet auch prompt mit der Info, dass Connie noch leben müsste. Wenn das mal kein Karma ist und Carol fast schon euphorisch macht. Ich hoffe sehr, dass in der nächste Episode keine größeren Probleme auftreten, um Connie heil nach Alexandria zu bringen.

Bleibt noch die Frage, wie es in Alexandria weitergehen soll. Der Erfolg in Hilltop ist überschaubar. Vielmehr ist klar, dass die Flüsterer auch wieder eine Gefahr werden können. Also wird vielleicht doch das Commonwealth ein Hoffnungsschimmer werden?

"Solange du dich an die Regeln hältst"

Eugene, Princess, Ezekiel und Yumiko haben Zutritt zum Commonwealth erhalten und bekommen ihren Nutzen zugeschrieben. Doch Eugene bleibt bei seinen Zielen und da er nicht so viel Zeit hat, macht er genau das, was er nicht tun sollte. Er überschreitet eine Regel und damit seine Kompetenzen. Dass ihm Stephanie sofort dabei hilft, verstehe ich noch nicht ganz. Unabhängig vom witzigen Werbevideo (wozu gibt es das?) kann man schon behaupten, dass die Struktur des Commonwealth so erst mal funktioniert und sogar Wachstum zulässt. Das alles trotz des Zeitdrucks komplett zu ignorieren und die eigenen Regeln mitzubringen, ist schon wieder etwas größenwahnsinnig. Man sollte sich besser erst mal einen Eindruck machen, statt in einer neuen Gruppe gleich unangenehm aufzufallen. Auf der anderen Seite ehrt es Eugene natürlich auch, dass er seine Freunde immer an oberster Stelle sieht und diese retten will. Das kurze Funk-Gespräch mit Rosita und Judith hatte was sehr Warmes. Nun hatte ich wirklich gedacht, dass man im Commonwealth direkt keine Zukunft mehr hat, doch erneut ist es Stephanie, die es irgendwie schafft, Gnade zu erwirken. Warum bekommt Eugene diese Sonderbehandlung?

Yumiko trifft derweil tatsächlich auf ihren Bruder und könnte entsprechend Gründe haben, sich von Eugene und Co zu entfernen und in einen Interessenkonflikt kommen. Oder ist sie vielmehr eine weitere Schnittstelle zu internen Informationen über das Commonwealth und die echten Absichten/Machenschaften der Gruppe? Eigentlich fände ich es nett, wenn es einfach mal eine Institution gibt, die in der Postapokalypse tatsächlich ein dauerhaft funktionierendes System gefunden hat, ohne repressiv und ausbeuterisch zu sein und auf Angst und Druck zu setzen. Aber das ist vielleicht auch nur eine naive schöne-heile-Welt-Vorstellung, die es wohl einfach gar nicht gibt. So oder so bleibe ich neugierig, was hier nun noch kommen wird.

"Bei der Einstellung frage ich mich, warum du mich noch nicht umgebracht hast."

Weiterhin die spannendste und beeindruckendste Storyline ist für mich der Konflikt zwischen Negan und Maggie, die zusammen arbeiten müssen. Maggie ist bei jedem Schritt anzumerken, wie sie mit sich kämpft, ihre Wut auf Negan nicht gewinnen zu lassen und ihn einfach zu töten. Negan spürt das natürlich und sucht einen Mittelweg zwischen Konfliktentschärfung und seiner Persönlichkeit. Er denkt immer noch mit, stellt Entscheidungen in Frage und hat ein Stück weit realistische, selbsterhaltende Argumentationen, die eigentlich mehr Weitsicht haben, aber gegen das Grundprinzip von Maggie, Hoffnung bis zum Schluss, verstoßen. In diesem Konflikt stehen die beiden Charaktere nun. Negan meint es irgendwie gut, kann sein Vergehen von früher aber nicht kompensieren und sieht eigentlich auch immer noch nicht ein, dass es aus seiner Perspektive falsch gewesen sein soll. Insofern bleibt es spannend, dies weiter zu verfolgen, weil das dünne Band zwischen Maggie und Negan jederzeit reißen kann. In dieser Episode soll Maggie recht behalten und das Warten wird belohnt. Ob die Mission dadurch erfolgreicher sein wird, steht noch auf einem anderen Blatt. Mobiler ist die kleine Gruppe nicht geworden.

Fazit

Ich bin immer noch fast überfordert, ob ich der Menge an Entwicklungen, die in dieser Episode parallel stattgefunden haben, gerecht geworden bin. Nach fast zwei Seiten Review habe ich noch immer das Gefühl, nicht alles Wichtige erwähnt zu haben, wo ich mich sonst teilweise regelrecht quäle, überhaupt eine halbwegs passable Review hinzubekommen, weil kaum mehr passiert, als 45 Minuten lang deutlich zu machen, dass beispielsweise Carol erst mal wieder ihren Platz in Alexandria finden muss. So darf es jedenfalls gerne weiter gehen, denn diese Episode bringt viel Fortschritt mit sich, vergisst aber nicht die emotionalen Nuancen und charakterlichen Eigenheiten.

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Emil Groth - myFanbase

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