Bewertung

Review: #4.10 Die Kinder

Die vierte Staffel von "Game of Thrones" verging wie im Fluge und schon sind wir am Ende der zehnten Episode #4.10 The Children angelangt. Und wie der Episodenname schon ausdrückt, stehen die Kinder im Vordergrund. Und mit Kindern ist der Begriff sehr weit gefasst.

Die Kinder des Waldes

Was in dieser Staffel nicht so gut gelungen ist, wie in der dritten Staffel, ist die Screentime-Einteilung. Nach dem Beinahetreffen zwischen Jon und Bran haben wir den jungen Stark lange nicht mehr zu Gesicht bekommen. Jetzt, im Staffelfinale, wurde ihm genug Zeit eingeräumt, um seine Reise Jenseits der Mauer weiterzuführen. Doch da kommt schon der nächste Paukenschlag. Bran und seine Gefährten werden von Skeletten angegriffen, wobei Jojen ums Leben kommt. Ein weiterer trauriger Verlust, hat man vor allem Thomas Brodie-Sangsters Darstellung als Jojen trotz geringer Screentime ins Herz geschlossen. Besonders in Brans Storyline merkt man, wie die magischen Elemente die Serie nun dominieren. Neben den Weißen Wanderern hat man nun lebendige Skelette gesehen, die schon sehr an "Fluch der Karibik" erinnert haben. Und hält man sich die grandiosen CGI-Effekte der Drachen oder der Mauer vor Augen, enttäuschen die Skelette und die darauffolgenden Feuereffekte. Die Rettung in der letzten Sekunde geht von einem weiteren magischen Geschöpf aus: Ein Kind des Waldes, ein Verfechter der alten Götter Endlich kommt Bran dem Geheimnis der dreiäugigen Krähe auf die Spur, aber genau als es spannend wird, bricht die Szene ab, was wieder typisch "Game of Thrones" ist. Insgesamt findet Brans Geschichte in dieser Staffel einen guten Abschluss, auch wenn er viel mehr Screentime benötigt hätte.

Dasselbe gilt für Stannis und Melisandre in dieser Staffel. Nachdem sich im Staffelfinale der dritten Staffel angekündigt hatte, dass ihr Ziel an der Mauer liegt, treffen sie dort nun endlich ein. Das war auch bitter nötig, denn schon fast hätte man vergessen, dass es Stannis überhaupt noch gibt. Mir gefallen die Szenen zwischen Jon und Stannis auf Anhieb gut, doch Melisandres merkwürdiger Blick durch die Flammen zu Jon lässt schon wieder Dunkles ahnen. Die Wildlinge sind endlich besiegt und Mance Rayder geschlagen. Von ihm und der Wildlingsstoryline bin ich leider sehr enttäuscht diese Staffel. Wenn sie mehr Screentime gehabt hätten, hätten sie überzeugender wirken können, aber ehrlich gesagt hat mich die Geschichte um die Wildlinge von Anfang an nicht gefesselt und ich bin letztlich froh, dass David Benioff und D.B. Weiss diesen Part so schnell wie möglich abgehandelt haben. Auch die episch angekündigte neunte Folge war nur halb so episch wie erhofft. Für die fünfte Staffel erhoffe ich mir mehr Spannung im Norden und vor allem mehr von den Weißen Wanderern zu erfahren.

Diese Folge ist das Aufeinandertreffen vieler Hauptcharaktere. Nach Jon und Stannis machen nun endlich Brienne und Arya die Bekanntschaft. Sie wären sicherlich ein ebenso tolles Duo wie Arya und Sandor Clegane gewesen, da sie vieles verbindet. Es ist allerdings verständlich, dass Arya Brienne nicht über den Weg traut. In einer spektakulären Kampfszene kommt es dann zum Showdown zwischen Brienne und dem Bluthund. Und hier ertappt man sich dabei, wie man beiden die Daumen drückt und flehentlich vor dem Bildschirm sitzt, hoffend, dass niemand stirbt. Beide Charaktere hat man ins Herz geschlossen. Aber "Game of Thrones" zieht es durch und so gewinnt Brienne den Kampf. Vielleicht hatten Arya und der Bluthund zu viel Screentime in dieser Staffel, konnten aber immer überzeugen und nun ist es bitter, Sandor Clegane zu verabschieden. Und Aryas Abschied hätte nicht charaktertypischer sein können. Trotz der gemeinsamen Zeit und den vielen Erfahrungen gewährt sie ihm nicht die letzte Gnade, denn er war schon seit Beginn ein Name auf ihrer Todesliste. Es ist einzigartig, wie es kein weiß und schwarz in dieser Serie gibt und wie sehr man Charaktere ins Herz schließt, die eine große Wandlung vollzogen haben. Dass diese Staffel mit Arya endet, hätte ich nicht erwartet. Sie strebt nun also Braavos an und das "Velar Morghulis" am Ende zu der perfekten Musik lässt nochmals tolle Stimmung aufkommen. Denkt man aber an die episch inszenierten Finale der letzten drei Staffeln zurück, so ist man etwas irritiert von der letzten, leisen Szene. Ist das ein Zeichen, dass in der fünften Staffel die Starks wieder mehr in den Fokus rücken? Ich würde es jedenfalls begrüßen.

Die Drachen-Kinder

Mit den Kindern sind natürlich auch Danys Kinder gemeint, und zwar die Drachen. Wir erinnern uns an ihre glorreichen Finale in der ersten und dritten Staffel zurück. Vergleicht man diese mit ihrer Storyline in Staffel 4, so muss man feststellen, dass Dany eine sehr schwierige Zeit in Essos durchmacht. Nicht nur, dass die Freiheit der Sklaven durch das System der Meereener auf der Kippe steht – Dany muss sich mit etwas noch viel persönlicherem auseinandersetzen. Drogon hat bei seiner Jagd ein Kind erwischt und Jorahs Vermutung aus der ersten Folge der vierten Staffel hat sich bestätigt: Die Drachen sind nicht mehr unter Kontrolle zu bringen. So muss Dany schweren Herzens zur Vorsichtmaßnahme ihre Kinder einsperren. In einer sehr emotionalen und effektiven Szene zwischen der Mutter der Drachen und ihren Kindern leidet man mit, als Dany unter Tränen ihre zwei Drachen selbst in Ketten legt und einsperrt. Für Dany stellt diese Staffel genau das Gegenteil zur dritten dar und ihre letzte Szene rundet ihre Storyline irgendwie passend ab. Es sind diese Auf und Abs und die kontrastreichen Szenen, welche "Game of Thrones" perfekt zu inszenieren weiß. Man darf sehr gespannt sein, wie sich die Situation im Süden entwickelt.

Die Lannister-Kinder

Für die beste Szene sorgt, wie könnte es anders sein, Tyrion Lannister. Doch zuvor bekommen wir eine starke Cersei zu sehen, die sich gegen ihren Vater Tywin auflehnt und das erste Mal wieder zu Jaime steht. Diese Beziehung war von Anfang an zum Scheitern verurteilt, doch beide kämpfen gegen die Verdammnis an und bekommen ihren kurzen Moment des Glücks im Staffelfinale. Denkt man an die heiß diskutierte Szene in #4.03 Sprengerin der Ketten zurück, ist man dennoch irritiert über die Zuneigung zwischen den beiden. Aber so ist ihre Beziehung nun mal: eine Achterbahnfahrt.

Als käme der plötzliche Befreiungsakt von Jaime nicht schon überraschend genug, nutzt Tyrion seine letzten Stunden in Königsmund, um ein Denkmal zu hinterlassen. Nicht nur, dass er Shae, dessen Verrat mit Tywin überraschend kam, eigenhändig erwürgt. Der große Showdown gipfelt auf der Toilette. Eine kuriose Szene, in der Tyrion vor Tywin steht und dieser alles versucht, damit Tyrion ihn nicht erschießt. Der Moment, indem Tywin sogar meint, Tyrion sei schon immer sein Sohn gewesen, ja sogar ein Lannister. Tyrion und die Zuschauer erkennen jedoch sofort seine Fassade und mit einem traurigen Abschlusswort, dass Tyrion schon immer Tywins Sohn war, erschießt er seinen Vater. Irgendwie auch ironisch, da die Armbrust an Joffrey und dessen Ableben erinnert. Zwei Lannisters sind dieser Staffel nun zum Opfer gefallen, aber man könnte nicht behaupten, dass man besonders traurig darüber wäre. Geschockt definitiv, wehleidig über den Ausstieg der Schauspieler ganz bestimmt, aber traurig darüber, dass Tywin und Joffrey nicht mehr terrorisieren können ist man nicht.

Diese Szene in Königsmund war zweifellos die beste dieser Episode und der wichtigste Wendepunkt. Tywin Lannister, der mächtigste Mann und Vater der Lannisters, ist tot. Das bringt die Machtverhältnisse abermals ins Wanken. Es ist und bleibt ein Spiel der Throne und eine einzige Episode kann alles verändern. Wie wird es im Norden weitergehen, da Stannis nun eingetroffen ist? Wie geht es mit Dany und ihren Drachen im Süden weiter? Wer wird die Macht in Königsmund an sich reißen und welches Schicksal erwartet die Stark-Kinder? Werden sie sich jemals wiedersehen? Jetzt heißt es, sich erst einmal auf eine lange Wartezeit einzustellen.

Ich möchte abschließend hinzufügen, dass die vierte Staffel auch die meisten Änderungen zur Romanvorlage aufweist. Doch die ganzen Diskussionen, was im Buch anders war, was alles im Finale hätte drankommen müssen – all diese Diskussionen sind sinnlos. "Game of Thrones" als Serienformat wird nie eins zu eins die Bücher widerspiegeln können. Und das ist auch gut so, denn ein Film und ein Buch sind zwei unterschiedliche Welten.

Fazit

Es war nicht das ganz große Finale wie erwartet. Erwartungsgemäß sind Hauptcharaktere gestorben. Es gab große Wendungen im Norden, ein spannendes Duell in den Flusslanden, eine eher traurige Wendung im Süden und viele weitere Fragezeichen, vor allem was die Zukunft der Starks angeht. Keine Frage, #4.10 The Children war eine ereignisreiche Episode, doch für ein "Game of Thrones" –Finale hatte ich mir ein bisschen mehr erhofft. Nichtsdestotrotz war es eine großartige vierte Staffel, obwohl die erste Hälfte stärker war als die zweite.

Tanya Sarikaya - myFanbase

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