Bewertung

Review: #1.04 Würstchen, Comics und ein Therapeut

Foto: Zoe Perry, Young Sheldon - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Zoe Perry, Young Sheldon
© Warner Bros. Entertainment Inc.

In der vierten Episode des erfolgreichen Neustarts "Young Sheldon" steht etwas mehr Inhalt im Fokus und man lernt auch die anderen Hauptcharaktere etwas besser kennen. Das ist unbedingt notwendig, aber irgendwie fehlte in dieser Episode auch der Pep.

"Sheldon is making faces to me."

Sheldon verschluckt sich beim Frühstück, kann aber nach mehreren Versuchen gerettet werden. Doch er nimmt das als traumatische Erfahrung mit und weigert sich fortan zu essen, aus Angst, dass er sich wieder verschlucken könnte. Schön war hier zunächst, wie Sheldon die Umgebung wahrnimmt, während er keine Luft mehr bekommt. Insbesondere seine Geschwister lassen sich gar nicht von dem Alltag abbringen. Im Fortlauf der Geschichte wird ziemlich viel über die Erziehung deutlich. Mary Cooper ist äußerst besorgt, versucht jeden Schritt zu hinterfragen und will unbedingt das Richtige tun, verstrickt sich dabei aber durchaus selbst in Widersprüche bzw. inkonsequentes Handeln, da sie schlichtweg überfordert ist. Die meint es gut, aber kann es nicht umsetzen. George Cooper hingegen ist eher gelassen, lässt alles auf sich zukommen und sieht nicht zwingend Handlungsbedarf, zumindest zerdenkt er nicht, was man alles tun könnte, müsste usw. Da sich die Situation aber nicht bessert und Sheldon das Essen nur noch püriert einnimmt, und zwar sechs Wochen lang, entscheidet man sich schließlich doch für einen Psychiater, der mit Sheldon reden soll. Dieser sollte, glaube ich, sehr witzig sein, aber irgendwie ist das nicht bei mir angekommen. Jedenfalls redet er mit den Eltern und Sheldon verschwindet, was dann allerdings die Storyline eigentlich beendet, weil dann der Fokus von den Eltern weg geht. Trotzdem war es die intensivste Auseinandersetzung mit Mary und George seit dem Serienauftakt und ich hoffe, dass man diese Ansätze auch in den nächsten Episoden verfolgt. Denn so interessant Sheldons Entwicklung auch sein mag, so interessant ist es auch, wie sich die Eltern mit der Erziehung mühen.

Auch Sheldons Großmutter ist wieder mit von der Partie, die erst die Idee mit dem Mixer hatte und während des Psychiaterbesuches auf die anderen beiden Kinder aufpassen soll, weil diese gar nicht wissen sollen, wo Sheldon hingeht (angeblich Friseur, wobei ich mir hier von Missy gewünscht hätte, dass sie hier in Frage stellt, warum sie dafür eine Betreuung brauchen). Das ermöglicht der Meemaw, sich mit Missy und Georgie einen schönen Nachmittag zu machen, der deutlich macht, dass die Großmutter nicht nur Sheldon gegenüber großzügig ist, sondern es generell genießt, dass sie nicht die Erziehung übernehmen muss. Von Sheldons Geschwistern erfährt man, dass sie sich vernachlässigt fühlen, weil Sheldon so viel Aufmerksamkeit erfordert. Meemaw schafft es aber geschickt, die Vorteile dieser Situation herauszustellen, womit beide durchaus zufrieden sein. Auch hier deutet sich an, dass Mary und George in Erziehungsfragen noch einige Aufgaben vor sich haben, die in der Serie hoffentlich noch eine Rolle spielen. Die Großmutter macht mit ihrer Einstellung jedenfalls Spaß.

"Feel free to read any of my comics."

Was Sheldon betrifft, so bringt der Besuch beim Psychiater wirklich etwas, auch wenn er ihn nur kurz sieht und sich mit Comics beschäftigen soll. Denn er kann diesem Kinderkram plötzlich doch etwas abgewinnen. Manchmal muss man eben auch ein Vorurteil überwinden. Jedenfalls liest er einen Comic und ist so neugierig, wie es weiter geht, dass er sich auf dem Weg zu einem Comicladen begibt. Mit dieser Geschichte wird quasi eine Grundlage geschaffen, die man in "The Big Bang Theory" fast wöchentlich genutzt hat, den Besuch im Comicladen. Das ist ein Grund, warum man als Zuschauer von "The Big Bang Theory" auch an "Young Sheldon" nicht vorbei sehen kann. Man ist eben neugierig, wo viele von Sheldons Verhaltensweisen herkommen. Und auch bei ihm sind manche Dinge eben ganz banal. Aus Langeweile hat er einen Comic gelesen, wurde von der Neugier auf den nächsten Teil gepackt und schon ist es eben passiert.

"You challange me, I like that."

Hinzu kommt, dass Sheldon mit Tam einen gleichgesinnten und quasi Freund gefunden hat, der Comics gerne liest und sie dieses Hobby fortan wohl teilen können. Doch Tam ist tatsächlich mehr, denn er bringt auch ein paar Eigenarten mit sich, die sich gut mit denen von Sheldon fügen. Tam ist gar nicht aufdringlich, macht sein Ding, fühlt sich aber offenbar auch wohl, wenn Sheldon in der Nähe ist, ohne dass er ihn benötigen würde. So passiert es quasi ganz nebenbei, dass Sheldon sich seinem Trauma stellt, ein kleiner Held sein möchte und Süßigkeiten haben möchte. Das löst sich fast zu einfach auf, aber die kindlichen Triebe funktionieren eben manchmal so. Ich bin jedenfalls noch sehr gespannt, wie man mit Tam und Sheldon umgehen wird. Im Prinzip hat er jetzt schon einen entscheidenden Anteil an Sheldons späteren Leben. Wurde es eigentlich irgendwann mal in "The Big Bang Theory" thematisiert? Das könnte man ja vielleicht mal noch machen. Insbesondere wenn es um die Hochzeit von Sheldon und Amy geht, könnte man Tam noch mal aufgreifen. Dann macht das nämlich alles Sinn.

Fazit

Irgendwie fehlte der Episode die Dynamik, um richtig zu überzeugen, obwohl mir vor allem die inhaltliche Richtung gefallen hat. Darauf aufbauend könnten sich noch viele interessante Situationen ergeben. Es gibt also allen Grund, dranzubleiben.

Emil Groth - myFanbase

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