Bewertung

Review: #4.17 Nach dem Feuer

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Geschmack ist subjektiv und eine Review ist das auch. Dem einen gefällt ein Song, schmeckt Brokkoli oder er/sie ist großer Star Wars-Fan. Warum ich das schreibe? Ich glaube zu dieser Folge von "This Is Us" gibt es wahrscheinlich nur völlig gegensätzliche Meinungen, man findet sie großartig oder saß wie ich (innerlich) schreiend vor dem Fernseher. Die folgende Review ist also (wie immer) meine persönliche Meinung.

Was wäre gewesen, wenn…?

Ich lebe gern im Hier und Jetzt, mache auch durchaus Pläne für die Zukunft, aber nicht unbedingt sehr weit vorausschauend. Was ich jedoch nie mache, oder zumindest nicht so detailliert wie Randall in diesem Fall, ist zurückblicken und mir die "Was wäre gewesen, wenn…"-Frage stelle. Das ist in meinen Augen völlig überflüssig, denn ich kann die Zeit nicht zurückdrehen und Entscheidungen, die ich getroffen habe, oder Ereignisse, die passiert sind, haben nun einmal Bestand. Schon die letzten Szenen der vorangegangenen Folge hätten mich erahnen lassen können, was uns dieses Mal bevorsteht. Meine myFanbase-Kollegin Marie hatte es in Ihrer Review schon vorausgesehen. Wir erleben also Randalls Sicht auf die Dinge, was wohl passiert wäre, wenn Jack nicht in Folge des Brandes ums Leben gekommen wäre. Da stellte sich mir schon direkt die Frage, warum das nun ausgerechnet eine Folge vor dem großen Staffelfinale erzählt werden muss, wo doch gerade so viele Handlungsstränge offen sind und zumindest ich mir erhofft habe, dass nicht nur Randall im Mittelpunkt stehen würde. So gehen also gefühlt zwei Drittel der Folgendauer damit drauf, ich habe es nicht gestoppt, dass wir fiktive Alternativvergangenheiten erleben, die zunächst einmal völlig überflüssig erscheinen, weil wir ja als Zuschauer wissen, wie das Leben von Randall und der Pearsons allgemein verlaufen ist. Als Randall anfing, ein zweites Alternativszenario zu schildern, dachte ich mir nur, bitte nicht noch einmal das Ganze von vorn. Ich muss es leider so sagen, diese unterschiedlich verlaufenden Handlungen mit durchaus übereinstimmenden Begebenheiten schienen für mich eine reine Zeitverschwendung zu sein. Positiv allein daran war jedoch der Kontext, in dem sich Randalls Alternativszenerien abspielten, nämlich seine therapeutische Sitzung mit Dr. Leigh. Die Auseinandersetzung der beiden über das Erzählte war für mich auch das Spannendste an der Handlung und ich hätte wahrscheinlich noch besser mit der Folge leben können, hätte sich das Gespräch ohne die gezeigten fiktiven Rückblicke mehr als Kammerspiel in Form einer Episode der ausgezeichneten Serie "In Treatment" dargestellt, der es stets gelang, pro Folge eine Psychotherapeutische Sitzung abzuhandeln, die fast ausschließlich einen Dialog von Therapeut und Patient zeigte. Ich will mich auch gar nicht groß über weitere Details des Gesprächs auslassen. Wir haben es alle gesehen, Randall konnte offenbar seiner Mutter Rebecca nie richtig verzeihen, dass sie ihn nicht früher darüber aufgeklärt hat, dass sie bereits kurz nach seiner Geburt im Wissen über seinen leiblichen Vater William war. Das kam überraschend, wurde aber von Dr. Leigh ganz hervorragend aus Randall herausgekitzelt. Doch als ich dachte, damit hätte die für mich quälende Folge mit dieser Erkenntnis und dem Rat an Randall, dieses Thema mit Rebecca nun auch zu klären, eine schon fast versöhnliche Wendung zum Ende erhalten, wurde es nur noch schlimmer.

Emotionale Erpressung

Schon im Verlauf der vergangenen Episoden, insbesondere auch der der letzten, wurde mir Randall zunehmend unsympathisch. Aber mit dem Ende der Folge hat er dann wirklich jeden Rest an Sympathien bei mir verspielt. Die Art und Weise wie er Rebecca am Telefon förmlich dazu gezwungen hat, der von ihm vorgeschlagenen Therapie zuzustimmen war einfach nur eine schäbige, emotionale Erpressung. Entschuldigt bitte, wenn ich das so sage, aber das war nicht nur egoistisch, das war schon widerlich. Auch wenn es nicht direkt angesprochen wurde, so ist sich Rebecca meines Erachtens durchaus bewusst, dass Randall sie nicht nur mit der Nummer "ich war immer ein guter Sohn und habe nie etwas dafür verlangt" (warum sollte man überhaupt etwas dafür verlangen?) überzeugen wird, sondern ihr war auch das schlechte Gewissen in Bezug auf das zu lange gehütete Geheimnis klar. Das ist zumindest in meinen Augen der ausschlaggebende Grund ihrer Zusage. Das ist einfach ungeheuerlich und mich wundert es nicht, warum wir aus Zukunftsblicken bereits wissen, dass insbesondere Kevin nicht mehr mit Randall reden wird. Einmal ganz davon abgesehen, dass wie so häufig Miguel in solche Entscheidungen überhaupt nicht eingebunden wird. In Randalls Alternativszenerien seiner Vergangenheit spielte dieser passenderweise auch allenfalls eine Randfigur.

Schlechtes Timing

Schon in den vorangegangenen beiden Staffeln wurden die diversen Handlungssträngen in der letzten Folge vor dem Finale ausgebremst. War es in Staffel zwei der Rückblick auf Déjàs Leben, ging es in Staffel drei um die Ehe und das Kennenlernen von Beth und Randall. Nun also wieder die Fokussierung auf einen Charakter und erneut ist es Randall. Auch wenn man inzwischen damit rechnen konnte, bin ich erneut davon enttäuscht, dass dies so angewendet wurde. Kann man solche Folgen nicht einfach etwas früher platzieren und den weiteren Figuren zum Staffelfinale mehr Raum geben? Das allein hat mir nach kurzer Zeit, als der Fokus der Episode klar wurde, das Anschauen zusätzlich verdorben.

Und sonst?

  • Um auch etwas Positives zu den "Was wäre gewesen, wenn…"-Szenen zu sagen: mir gefiel es, dass uns bekannte Szenen aufgegriffen wurden, die durch die Anwesenheit von Jack verfremdet wurden. Außerdem habe ich mich sehr über einen weiteren Gastauftritt von Ron Cephas Jones gefreut, auch wenn dessen Szenen keinen wirklichen Mehrgewinn brachten. Interessant auch die unterschiedlichen Partner und Kinder von Kate oder der Rollen- bzw. Charaktertausch der Pearson-Brüder in Randalls Szenarien.
  • Wie kann man bitte auf die Idee kommen "Mission to Mars" mit zwei parallelverlaufenden geraden Linien zu zeichnen?
  • Beth brachte es wieder einmal passend auf den Punkt: "Und dafür bezahlen wir ihr (Dr. Leigh) soviel Geld?"
  • Mandy Moore gebührt für Ihre Darstellung der Rebecca in allen Zeitebenen wirklich endlich eine Auszeichnung.
  • Es wird Zeit, dass die deprimierenden Entwicklungen der letzten Folgen endlich einmal wieder mit etwas Positivem aufgelockert werden. Es ist inzwischen teilweise wirklich schwer erträglich, dass den Hauptcharakteren in keinerlei Handlungsstrang etwas Positives widerfährt.

Fazit

Sterling K. Browns Schauspielkünste in Ehren, aber wie man nach dieser Folge noch irgendwelche Sympathien für Randall aufbringen soll, ist mir ein Rätsel. Dessen emotionale Erpressung ist für mich sein charakterlicher Tiefpunkt. Die Episode und deren Erzählansatz waren wohl gut gemeint, ich musste mich jedoch vom Anfang bis zum Ende durchquälen. Für mich die bislang schwächste der gesamten Serie, vielleicht geblendet von Randalls schrecklichen Verhalten. Ich hoffe nun inständig, dass das nun anstehende Staffelfinale davon wieder Einiges wettmachen kann und zugleich schafft, die Spannung und Freude auf die neuen Folgen im Herbst über den Sommer hinweg aufrecht zu erhalten.

Jan H. – myFanbase

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