Bewertung

Review: #4.05 Bilderbuchliebe

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Bin ich eigentlich allein mit meiner Meinung, dass die aktuellen Geschichten "all over the place" sind? Dabei will ich gar nicht sagen, dass mir die Folge nicht gefallen hat, aber mir fehlt ganz einfach der Fokus auf einzelnen Handlungen. Stattdessen bekommt man einen Gemischtwarenladen, der zwar eine große Auswahl bietet, von allem aber nur eine kleine Stückzahl bereithält. Positiv anzumerken ist jedoch der direkte zeitliche Anschluss an die vorherige Folge, was sogar auf alle zeitlichen Ebenen zutrifft.

Den vermeintlich größten "Sprengstoff" hielt das erste Familien-Dinner im neuen Haus der Pearsons nach Jacks Tod bereit. Ich bin ein großer Fan von diesen Familientreffen. Man kann es sogar noch weiter fassen und es generell auf Serienfolgen übertragen, in denen eine Vielzahl an Hauptcharakteren an einem Ort zusammentreffen. Diese meist kammerspielartigen Szenen, denen die Figuren nicht entkommen können, bieten einfach ein großes Potential an packenden, dicht erzählten Geschichten, in denen gerne auch lang schwelende Konflikte aufbrechen und zur Sprache kommen.

Im Fall des Dinners sind es mitunter viele Kleinigkeiten, die den Reiz der Szenen ausmachen. Aus beiläufigen Bemerkungen werden Hinweise gestreut und vermeintlich harmlose Begebenheiten führen zu intensiven und emotionalen Momenten. So ist Kates Bemerkung gegenüber Rebecca bezüglich Miguel fast ein wenig untergegangen. Für uns ist es jedoch ein wichtiges Puzzleteil darüber, wann denn nun genau der Zeitpunkt war, als Rebecca und Miguel sich auch emotional annäherten. Daher wiederhole ich auch gerne noch einmal meinen Wunsch nach einer Miguel-zentrierten Episode, die wirklich längst überfällig ist. Mein Highlight war jedoch Beth, die gleich den Anstoß für mehrere Themen gab. Ihr in ihren Augen harmloses Gastgeschenk löste bei den Pearsons zwar schmerzliche Erinnerungen an Jacks Vorliebe für "Hot Sauce" aus, führte jedoch in Zusammenhang mit dem Bezug zu Beths Vater auch zu einer Art Erlösung und zumindest vorübergehenden Entkrampfung des Abends. Insbesondere Rebecca, aber ich denke auch den Rest der Familie, hatte sie damit in ihr Herz geschlossen. Auch in Bezug auf die Hochzeit von Kevin und Sophie nahm Beth eine entscheidende Rolle ein, war sie es doch, die aus ihrer Sicht völlig unbedarft die Frage stellen konnte, um die sich die Pearsons zuvor umständlich herumdrückten. Leider konnte mich die Erklärung, wie es zu der spontanen Hochzeit kam, nicht so sehr überzeugen. Aus meiner Sicht fehlt es einfach an emotionalen Zugang zu Kevin und Sophie in der Vergangenheit. Wir haben sie in dem Alter bislang kaum bis gar nicht zusammen erleben können und auch Kevins Entwicklung zum Schauspieler, geschweige denn sein Weg nach New York, blieb uns bisher verborgen. Vielleicht war es einfach keine gute Idee der Autoren, dieses Thema gerade jetzt noch einmal aufzurollen. Und wenn ich es mir recht überlege, dann hatten sie auch grundsätzlich in Sachen Sophie kein besonders glückliches Händchen. Ein von mir nicht zum ersten Mal vorgetragener Kritikpunkt. Am spannendsten war für mich jedoch die Schlussszene. Und damit meine ich jetzt gar nicht den emotionalen Moment, als Kate das Klavier als Geschenk von Randall (und Kevin) an Baby Jack erhielt. Es waren vielmehr Kates und Rebeccas gemeinsamer Blick auf die Fotos des damaligen Abends und ihre rätselhaften Äußerungen zu Kates damaligen Freund Marc. Was es wohl damit auf sich hat? Möglicherweise könnte das Vorgefallene ein entscheidender Auslöser für Kates Gewichtsprobleme sein? Schließlich war sie in der Kindheit und Jugend zwar bereits pummelig, aber noch weit entfernt von ihrem jetzigen körperlichen Umfang.

Auch an anderer Stelle spielte Beth eine zentrale Rolle. Es offenbart sich, dass Randalls Panikattacken keinesfalls ein Einzelfall in der Familie, sondern erblich veranlagt sind. So sind davon nicht nur erstmals Tess, sondern in der Vergangenheit auch William und dessen Mutter betroffen. Einmal mehr habe ich mich über ein Wiedersehen mit William gefreut, das erneut zeigte, dass gerade er und Beth eine ganz besondere und vertrauliche Beziehung hatten, obwohl sie ihm anfangs stets sehr skeptisch gegenüberstand. Mir gefiel es sehr gut, wie Beth in der Gegenwart Randall und Tess davon überzeugen konnte, auch das Gute an ihren Attacken zu sehen. Auch die Offenbarung von Tess gegenüber ihren Eltern war wichtig, auch wenn mir diese Entwicklung rund um Tess wieder einmal zu kurz kam. Von dem kurzen Auftritt Déjàs nach dem ersten Aufeinandertreffen ihrer Pflegeeltern mit Malik will ich da gar nicht weiter sprechen. Das war hier einfach zu viel und bedarf einer intensiveren Auseinandersetzung. Geärgert hat mich an der Handlung um die Panikattacken jedoch Randall. Ich finde es zwar nachvollziehbar, dass er ein schlechtes Gefühl hat, dass er die Veranlagung an seine Tochter vererbt hat, dennoch verstehe ich seine Uneinsichtigkeit in Bezug auf die von Beth vorgeschlagene Therapie nicht. Er ist sich seiner Attacken und deren Auslöser doch sehr wohl bewusst und umso unverständlicher ist mir, weshalb er darauf beharrt, es ginge ihm gut. Ich hoffe sehr, dass uns hier nicht schon der nächste Streit zwischen Beth und ihm ins Haus steht. Davon hatten wir doch nun wirklich genug.

Während die Geschichten um die Panikattacken noch einen kleinen Bezug zum Dinner in der Vergangenheit hatten, habe ich diesen in Bezug auf die Gegenwartshandlung um Kevin jedoch vermisst. Vielleicht hätte man sich diesen also besser für eine andere Folge aufgehoben. Ich bin nach wie vor noch etwas zwiegespalten was Kevin und Cassidy angeht. Es ist mir einfach zu offensichtlich, dass man ihre Figur sicher nicht nur deshalb eingeführt hat, damit Kevin sie wieder mit ihrem Mann Ryan zusammenbringen kann. Wobei es mir derzeit einfach nur gut gefällt, wie mit der gesamten Situation umgegangen wird. Der Fokus scheint wirklich darauf zu liegen, Kevin als Vermittler einzusetzen. Zumindest kann ich keine Anzeichen einer emotionalen Anziehung zwischen ihm und Cassidy erkennen. Die Szenen zwischen Kevin und Ryan gefielen mir ebenfalls und ich kann Ryans Erklärung für sein Verhalten vollends verstehen. Ich habe mich aber auch mit Kevin darüber gefreut, dass Ryan Cassidy und damit ihre Ehe noch nicht aufgegeben hat. Dennoch bin ich skeptisch, ob es wirklich dazu kommen wird. Ein humoristisches Highlight boten noch diverse Szenen mit Kevin und Nick. Gerade Nicks sarkastische Bemerkungen zu seinem Neffen ließen mich mehrfach laut auflachen, sei es gemeinsam vor ihren Wohnwagen sitzend oder Nicks Äußerung, Kevin habe eine seltsame Beziehung zu Menschen. Und trotz ihrer Unterschiede, funktioniert dieses Duo einfach hervorragend und ich hoffe, es werden uns noch viele solcher Szenen erwarten. Dennoch finde ich es weiterhin auch seltsam, wie wenig Interesse an Nick offenbar vom Rest der Pearsons besteht.

Fazit

Man verzettelt sich ein wenig zu sehr in zu vielen Handlungen auf einmal. Etwas mehr Fokus würde den Geschichten gut tun und auch in ihrer Entwicklung intensiver wirken lassen. Es wäre doch einfach zu schade, wenn man das jeweilige Potential verschenken würde.

Jan H. – myFanbase

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