Bewertung

Review: #6.02 Superposition

Foto: Tyler Posey, Teen Wolf - Copyright: MTV/Jaimie Trueblood
Tyler Posey, Teen Wolf
© MTV/Jaimie Trueblood

Etwas fehlt und ich kann es nicht genau benennen... Doch, eigentlich kann ich das, und es wäre zu einfach, nun jede Woche auf den Zug aufzuspringen, den "Teen Wolf" mit der Grundhandlung des Vergessens und Ausradierens bietet. "Teen Wolf" ist nicht vergessen und die Erinnerung wird niemals ausradiert. "Teen Wolf" ist eine mutige Serie, spannend, gruselig, lustig, mitreißend, die es in ihren besten Zeiten mit jedem Vertreter des Genres aufnehmen konnte. Eine Serie, die mich jahrelang mit jeder Episode an den Computer gefesselt und dazu angeregt hat, mit leuchtenden Augen und funkelnden Fingern in die Tasten zu hauen. Um die Highlights zu würdigen. Spekulationen anzustellen. Erklärungsansätze zu finden. Und vor allem, Spaß zu haben. Dann verunglückte Dylan O'Brien schwer am "Maze Runner"-Set. Monate der Sorge, ohne ein Lebenszeichen von ihm persönlich. Meilensteine in der "Teen Wolf"-Seriengeschichte fanden ohne ihn statt. Die Verkündung vom Ende der Serie. Die letzte Comic Con. Die letzte Staffelpremiere. Es fühlte sich an wie ein Abschied. Stiles ist nicht nur der Mensch inmitten der Wolfspopulation, die verkörperte Menschlichkeit in "Teen Wolf", Scotts bester Freund, Sheriff Stilinskis ganze Familie, Lydias Seelenverwandter, Maliaa Anker, Stiles bzw. Dylan O'Briens Bildschirmpräsenz ist auch mein Anker in "Teen Wolf".

Wie soll es nun also weitergehen? Ist darauf zu hoffen, dass Dylan vor seinem Unfall mehr gedreht hat als die erste Episode der sechsten Staffel? Besteht die Möglichkeit, dass er seit seinem Unfall im Geheimen ans "Teen Wolf"-Set zurückgekehrt ist und wir Stiles bald schon wiedersehen werden? Schwer zu sagen. Über die aktuelle Episode zu schreiben, stellt mich jedenfalls vor ein Problem. Und das liegt nicht nur – aber auch – daran, dass wir uns mit Superposition und Schrödingers Katze in die Physik und Quantenmechanik begeben. Das liegt vor allem daran, dass "Teen Wolf" mehr und mehr dazu übergeht, die Handlung in die Hände der neuen Generation zu legen. Die mich leider nicht mitreißt.

Erste Generation

Scott, Lydia und Malia spüren jeder für sich, dass ihnen etwas oder jemand fehlt. Es fehlt ihnen etwas, das so fest zu ihnen gehört wie ein Teil von sich selbst. In diesen Szenen geht es erstaunlich schnell voran. Scott erkennt, dass er wahrscheinlich niemals zum Werwolf geworden wäre, wenn er in der schicksalshaften Nacht nicht von seinem besten Freund zu einem Erkundungstrip in den Wald geschleppt worden wäre. Malia wird klar, dass die Kojotin in ihr viel stärker die Oberhand hätte, wäre da nicht jemand gewesen, der ihre menschliche Seite in der Welt verankert hätte. Und in Lydia regt sich ein Gefühl der Liebe. Da war jemand, der an ihre Seite gehörte. Die Art und Weise wie Lydia diese Aussage trifft, einfach so, ganz unspektakulär, hat mich völlig von der Seite erwischt und doch auch wieder nicht. Hat Lydia Stiles schon lange geliebt, und war er ihr nur zu nahe, als dass sie es bemerken konnte? Musste sie ihn erst verlieren, um zu spüren, dass sie ihn vermisst?

Die drei Hauptfiguren leben ganz klar in einem Leben, das intensiv von Stiles' Existenz beeinflusst ist. Scott wäre ohne Stiles an seiner Seite vermutlich immernoch der scheue Asthmatiker auf der Ersatzbank. Sicher wäre er nicht mit Lydia und Malia befreundet, denn beide wurden durch Stiles in sein Leben geführt. Malia wäre noch immer als Kojotin im Wald unterwegs, gäbe es die Verbindung zwischen Sheriff Stilinski und dem besten Freund seines Sohnes nicht. Wir haben hier keine einschneidenden Veränderung im Leben der Hauptfiguren wie in "One Tree Hill" #4.10 Nachricht von Keith, wo Lucas Scott vor Augen geführt wird, wie sehr er im Leben seiner Lieben fehlen wird, würde er an einem bestimmten Punkt sterben. Eine "Was wäre wenn"-Situation wie z.B. in "Supernatural" #2.20 Wie es ist und wie es niemals sein sollte haben wir hier auch nicht. Dort wurde thematisiert, welche Art Leben Sam und Dean Winchester geführt hätten, wenn ihre Mutter nie gestorben wäre. Stiles ist aus Scotts, Lydias und Malias Leben nicht komplett ausradiert und sein Verschwinden ist so frisch, dass sich noch keine deutlichen Konsequenzen ergeben haben.

Nur bei Familie Stilinski scheint das anders zu sein, denn Stiles' Mutter, Claudia Stilinski gehört ganz lebendig und wie selbstverständlich zum Leben des Sheriffs. Aber so schön es war, den Sheriff einmal so glücklich zu sehen, so sehr lief mir ein kalter Schauer den Rücken runter. Nicht nur, dass ich nach all der Zeit in Beacon Hills lieber eine andere Frau an der Seite des Sheriffs sehen würde, die Stilinski-Family-Feels, die hier auf uns zukommen, werden herzzerreißend sein!

Zweite Generation

Während sich die erste Generation mit dem Vermissen beschäftigt, kommt das Hinterfragen oder besser gesagt, das Durchschauen des Vergessens Liam, Mason und Corey zu. In der Schule war Physik das Fach, das ich so schnell abgewählt habe, wie ich nur konnte. Deshalb verstehe ich hier gerade soviel, dass Superposition aus der Welt der Quantenmechanik stammt und mit etwas zu tun hat, das sich Katzenzustand nennt. So liebenswert das klingt, es geht dabei darum, dass "mehrere Einzelzustände überlagert und jeweils mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit präsent sind". Soweit, so kompliziert. Corey tritt anscheinend, wenn er sich unsichtbar macht, in eine für alle anderen unsichtbare Parallelwelt ein, in der die Ghost Rider durch die Schulflure der BHHS stapfen und Schüler massakrieren. Es finden also Dinge gleichzeitig statt, die aber nicht für jeden präsent bzw. zu sehen sind. Damit eröffnet sich einige Möglichkeiten.

Wichtig ist, dass Mason 1a in Physik ist, denn so erfahren nicht nur seine Freunde, sondern auch wir, dass sich die physikalische Existenz, also die körperliche Anwesenheit einer Sache oder eines Menschen dadurch verändern kann, ob und wie man sie wahrnimmt. Dadurch, dass Corey die Bibliothekskarte sehen kann, ist sie da. Dadurch, dass er mit ihr in die sichtbare Parallelwelt wechselt, ist sie auch für die anderen da. Dadurch, dass der Computer einen Namen auswirft, erinnern sich die anderen an den Schüler. Dadurch, dass sie sich erinnern, erscheint sein Foto wieder auf der Karte. Lydias Banshee-Fähigkeiten werfen zwar den Namen "Stiles" aus, aber dieser weckt bei niemandem eine Erinnerung. Muss es der volle Name sein, der die Erinnerung wachruft?

Randnotizen

  • Coach Finstock wie er leibt und lebt! Orny Adams ist einfach jederzeit eine Bereicherung für die Serie. "Go Gays!" war übrigens, wie er bei Twitter erzählt hat, ein improvisierter Ausruf, und wenn man weiß, dass Dylan O'Brien in der Regel der einzige ist, der mit Improvisationen bei "Teen Wolf" davonkommt, freut man sich gleich umso mehr für und mit Orny für diesen kleinen Triumph.
  • "What the hell is a Stiles?" Feiert die Serie ihren Abschied bereits mit einem Best-Of der eigenen Sprüche innerhalb der letzten Staffel?
  • Wie lange haben wir schon keine Shirtless-Szene mehr von Tyler Posey gesehen? Mit all den vielen Tattoos, die er mittlerweile hat, dürfte er Jeff Davis ganz schön in die Verzweiflung getrieben haben. Umso schöner, dass der True Alpha höchstpersönlich hier doch mal wieder als Eye Candy zum Einsatz kam.
  • Ist der neue Lehrer der Nazi-Alpha?

Fazit

Diese Review hat lange auf sich warten lassen, nicht nur für euch Leser, sondern auch für mich selbst. Die Episode war nicht schlecht, ganz und gar nicht, es ging in einem ordentlichen Tempo voran. Coach war dabei, Deaton war dabei. Sheriff Stilinski hatte einen unbezahlbar glücklichen Moment mit seiner Frau. Die Dreierkombi aus Scott, Lydia und Malia war erfrischend, aber das echte "Teen Wolf"-Gefühl wollte bei mir nicht aufkommen. Ich hoffe, das wird nächste Woche wieder anders.

Nicole Oebel - myFanbase

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