Bewertung

Review: #3.11 Die Liebe zieht die Unschuld an

Einige Handlungsstränge sind in diesem Frühlingsfinale eskaliert, manche heftiger, manche weniger heftig, als man es vielleicht erwartet hätte. Langweilig wurde es jedenfalls nicht.

"There is one thing i know: When a door closes, a window opens. You just gotta find that window."

Nachdem sich Toby und Nikki in der letzten Folge wenig überraschend getrennt haben, muss Toby sich nun mit dieser Trennung auseinander setzen. Ich hätte hier nicht gedacht, dass wir ihn so am Boden sehen würden und war hier sehr gerührt von der darstellerischen Leistung, da Toby mir ungemein Leid tat. Gut, dass Lucas Grabeel ein begabtes Kerlchen ist, wissen wir ja, aber ich war trotzdem überrascht ihn so zu sehen. Toby macht dann auch in kürzester Zeit einige der typischen Trennungsphasen durch und bei seinem Satz "I don't want to learn from this, I just want to be with her." konnte wohl jeder mit ihm mitfühlen. Ich bin allerdings mehr als gespannt, wie dieser Handlungsstrang jetzt fortgeführt wird. Zunächst war ich geschockt, als Toby im Begriff war, Nikki nachzufliegen. Natürlich ist auch diese Reaktion mehr als verständlich, trotzdem war man natürlich erleichtert, als er sich letzten Endes dagegen entschloss. Stattdessen schnappte er sich kurzerhand das nächste Flugzeug nach...Trommelwirbel...Island. Okay, na warum nicht. Ich hoffe jedenfalls, dass wir von "Switched at Birth" eine gewohnt realistische Fortführung dieser Handlung sehen. Denn so wahr die Worte von Kathryn gegenüber Toby auch waren, so ist die Umsetzung des "Alles wird gut, es wird sich dieses offene Fenster finden"-Vorhabens nicht so leicht und braucht vor allem seine Zeit. Natürlich möchte ich Toby nicht die ganze restliche Staffel lang heulend am Boden sehen, aber wenn er freudestrahlend mit einer blonden Isländerin wiederkäme und kein Wort mehr über das Ganze verlieren würde, hielte ich das dann doch für etwas zu überzogen.

"I was so scared. And then something changed. I guess I just saw him as a person." - "You're gonna be a great doctor."

Daphne ringt immer noch mit der Entscheidung, das Medizinstudium anzutreten. In dieser Folge kommt es zu einem Grunddilemma, das wohl jeder Arzt auf die eine oder andere Art und Weise kennt: Sie gerät in Verlegenheit, jemanden zu behandeln, den sie eigentlich nicht behandeln möchte. Dabei handelt es sich, das Ganze ist hier natürlich eine Extremsituation, um denjenigen, der sie damals überfallen hat. Dieser Konflikt wurde schon in einigen Fernsehformaten aufgegriffen (man erinnere sich an eine Folge bei "Dr. House", in der Dr. Chase große Probleme damit hat, einen tyrannischen Politiker zu behandeln) und bleibt doch immer brandaktuell. Daphne wird hier klar: Sollte sie Medizin studieren, könnte ihr das noch häufiger passieren –wenn es auch ein ungewöhnliches Pech ist, dass sie ausgerechnet demjenigen helfen muss, der sie selbst einmal überfallen hat.

Ich hätte es verstanden und mir gut vorstellen können, wenn Daphne sich doch noch umentschieden hätte. Doch stattdessen springt sie über ihren Schatten und hilft ihrem damaligen Übeltäter in einer unglaublich intensiven und großartigen Szene. Da sieht man auch mal, dass Daphne tatsächlich das Zeug dazu hat, Ärztin zu werden und nicht nur einen Moment des unfreiwilligen Heldentums für sich verbuchen kann.

Ich fand es auch ganz angenehm, dass das Liebesdreieck um sie, Jorge und Campbell keinen allzu großen Raum einnahm, wobei ich glaube, dass das noch interessant werden kann, sollte Daphne tatsächlich noch länger in der Klinik arbeiten. Außerdem wird das Thema mit Campbell und seinem Rollstuhl sicherlich auch noch weiter aufgegriffen und auch darauf bin ich gespannt. Für diese Folge war es allerdings erst einmal wichtig, dass Daphne ihre Entscheidung trifft, weiterhin in dieser Klinik mit der schönsten und stilvollsten Notaufnahme, die ich jemals gesehen habe (und um eine Privatklinik kann es sich ja wohl kaum handeln, wenn dort heroinsüchtige Ex-Gefangene ein- und ausspazieren) zu arbeiten und danach Medizin zu studieren. Dazu kann ihr auf jeden Fall schon einmal gratuliert werden.

"Every interaction that I have had with them has made me wonder why you wanna be a part of it." - "I'm sitting here helping you stake out your ex-boyfriend's girlfriend. What am I doing? Why do I keep doing these things for someone who thinks I'm a complete idiot."

Ein anderer Handlungsstrang spitzte sich in dieser Folge viel mehr zu, als ich jemals gedacht hätte. Dabei fing das Ganze relativ harmlos an: Bay bittet Tank, ihr dabei zu helfen, der mysteriösen neuen Internetfreundin von Emmett auf die Schliche zu kommen. Natürlich, was sonst. Man muss es Tank wirklich hoch anrechnen, dass er dabei mitmacht, auch wenn die Detektivspielerei natürlich sehr spaßig aussieht. Während die beiden die falsche Mandy observieren, geraten sie in einen Streit über Tanks Bruderschaft. Dieser Streit war natürlich überfällig und man kann Bay wirklich gut verstehen. Trotzdem war mir unwohl dabei, weil ich das Gefühl hatte, hier wurden etwas zu künstlich Probleme provoziert, um Bay nur noch mehr in Emmetts Arme zu treiben.

Nach der Verwechslung – als man die Cheerlaederin sah, vermutete ich, dass die beiden sich gänzlich geirrt hatten – kommt es dann auch dazu. Doch erst einmal erfahren wir, dass sich hinter der ganzen „Mandy“ doch tatsächlich Matthew verbirgt, der sich an Emmett dafür rächen wollte, ihn verraten zu haben. Mit dieser Wendung hätte ich NIEMALS gerechnet – ich fürchtete schon kurz, es handelte sich bei der Cheerlaederin um eine bloße, langweilige Verwechslung – und ich war begeistert von ihr, einfach, weil sie so überraschend kam. Emmett konnte einem in dem Moment einfach nur Leid tun. Er hatte in den letzten Wochen viel in diese Beziehung investiert, mehr als einen Streit mit Melody in Kauf genommen, nur um dann so enttäuscht und blamiert zu werden. Doch etwas Gutes hatte das ja immerhin: Seine und Bays große romantische Szene.

In dem Moment, als Tank Mary Beth glücklich erzählte, er habe der Bruderschaft gekündigt und Bays Worte verstanden, schwante mir Böses und ich ahnte, dass just in jenem Moment etwas zwischen Emmett und Bay passieren würde. Und das tat es dann auch. Allerdings doch noch etwas extremer als erwartet. Die Liebesgeständnisse waren für den Zuschauer natürlich kaum überraschend, aber dass die beiden sofort miteinander schlafen würden (zumindest sah es sehr danach aus, als ob sie auf dem Weg dahin wären und nachdem Bay in der letzten Folge schon nach einem kurzen Kuss mit Tank so etwas andeutete, kann man dies wohl annehmen), hätte ich nicht gedacht. Tank tat mir in diesem Moment unglaublich Leid. Und besonders von jemandem wie Bay, der vermeintlich zweimal betrogen wurde und so sehr auf das Thema Treue sensibilisiert war, ist diese Aktion natürlich unter aller Sau. Es ist zwar rein theoretisch möglich, dass Bay und Tank wieder zueinander finden, viel wahrscheinlicher ist aber, dass das passiert, was ich schon in der letzten Review befürchtete: Dass man ihn, der so ein sympathischer Charakter war und für Bay so ein toller Kumpel hätte sein können, hiermit schon wieder aus der Serie schmeißt.

Und trotz alledem, trotz der Vorhersehbarkeit, was Tank anbelangt, und trotz der Tatsache, dass das Ganze nach den langen Wochen und Monaten umeinander Herschleichen VIEL zu plötzlich kam, war der Moment zwischen Emmett und Bay ein absoluter Gänsehaut-Moment. Denn diese beiden gehören einfach zusammen und ich hoffe, dass jetzt durch das Betrügen von Tank nicht ein neuer Wermutstropfen in diese Beziehung gebracht wurde. Wir werden es sehen.

"You play dirty, I play dirty."

Die für mich immer noch interessanteste Storyline im Moment hatte in dieser Folge nicht mehr allzu viel Platz, was aber auch in Ordnung war. Regina kämpft immer noch mit ihrem mittlerweile uneingeschränkt ekelhaften Boss und auch dies eskaliert in dieser Folge. Es war natürlich klar, dass es nicht gut gehen würde, die Bewohner ihrer Nachbarschaft heimlich über die nicht ganz vorteilhaften Geschäfte zu warnen. Dass das Ganze gleich darin münden würde, dass Wes Regina feuert und ihr einen Haufen Schulden anhängt, kam wiederum überraschend. Dass dies dazu führen würde, dass Regina am Ende der Folge sogar schon Steine durch das geschlossene Fenster geworfen werden, war schockierend und noch überraschender. So heftig dieser Handlungsstrang ist, so halte ich ihn für unglaublich realistisch und tragisch und bin darum umso gespannter darauf, wie es nun weitergehen wird. Wir wissen, wie stark Regina ist, doch Wes und sein Riesenunternehmen scheinen im Moment eindeutig die Übermacht zu sein, die sie mittlerweile sogar gegen ihre eigenen Freunde aufgehetzt hat.

"That review was written by some wannabe-writer with her own unfinished 'herotica" gathering dust in some drawer somewhere."

Und ganz nebenbei muss Kathryn noch damit umgehen, dass jemand einige Kapitel ihres zukünftig erscheinenden Buches im Internet veröffentlicht hat und sie prompt negative Rückmeldungen erhält. Es war natürlich nahe liegend von John, hier Renzo zu verdächtigen, doch ich hätte es ihm niemals zu getraut und war sehr froh, als sich der Verdacht als falsch herausstellte. Renzo ist wirklich ein unglaublich liebenswerter Charakter und es ist schön zu sehen, wie er Kathryn immer wieder ermutigt und ihr als unglaublich treuer Freund zur Seite steht. Viel mehr kann man hierzu eigentlich nicht sagen.

Fazit

Eine wirklich ereignisreiche Folge, die als Frühlingsfinale super geeignet war und einen definitiv in Atem hielt. Man freut sich auf jeden Fall schon auf die kommenden Folgen und es ist mehr als genug (Drama-)Potential vorhanden.

Klara G. - myFanbase

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