Bewertung

Review: #8.02 Erst Chopin, dann Chanel

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And Just Like That...
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Man kann nicht unbedingt sagen, dass ich Juhu gerufen habe, als die Verlängerung um eine zweite Staffel von "And Just Like That..." bekannt wurde. Eher habe ich das Gegenteil gerufen. Aber es stand natürlich auch fest, dass ich die zweite Staffel gucken werde, auch weil ich neugierig war, als es hieß, es soll mehr wie "Sex and the City" sein. Bei der zweiten Episode der Staffel hatte ich dann aber doch ein paar 'Schwierigkeiten', das zu erkennen. Vielmehr glaube ich, dass man jetzt nochmal einen Teil ernsthafte Themen angeht und man als Überthema Veränderungen jeglicher Art bedienen will.

The Real Deal ist eigentlich the Steal Deal

Ich möchte gerne mit Charlotte anfangen, weil ich diese Handlung erst doof fand oder viel zu aufgebauscht und man dann doch mal einen Bogen geschlagen hat, der zeigen wird, wie sehr Charlotte als Mutter gereift ist. Ich fand schon bei "Sex and the City", dass sie diejenige ist, die sehr verträumt ist und sich manchmal nicht mit dem auseinandersetzen will, was aber (leider) Tatsache ist. Während in der ersten Staffel Rock zu sich selbst gefunden hat, erst einmal zumindest, geht man diesen Weg jetzt auch mit Lily, allerdings eher in die musikalische Richtung. Ich fand das ziemlich einleuchtend, dass sie jetzt langsam aber sicher zum Teenager wird, worauf ja auch schon in der ersten Staffel hingearbeitet wurde und man jetzt eine richtige Entwicklung dahingehend erkennen kann. Ich persönlich habe dabei aber auch erkannt, dass Charlotte ähnliche Muster wie bei Rock aufzeigt, die mich etwas genervt haben. Ich verstehe vollkommen, dass es auch für sie als Mutter eine Umstellung bzw. auch in gewisser Weise eine Art neuer Lebensabschnitt ist und sie sich dran gewöhnen muss, dass Lily nun mehr Wert auf andere Dinge legt, die ganz offensichtlich auch ihre Persönlichkeit und späteren Berufswunsch formen, aber Charlotte wirkt schon arg wie ein Kleinkind, dass das nicht akzeptieren will.

Weniger verständlich fand ich daher zunächst einmal die Kommunikation zwischen den Goldenblatts mit Lily selbst. Man hat mit der Aussage: "finde einen Weg, dir das E-Keyboard selbst zu beschaffen", eine Erziehungsmaßnahme gezeigt, die Lily zur Eigenverantwortung bringen soll. Allerdings haben sowohl Harry als auch Charlotte versäumt, gewisse Grenzen aufzuzeigen. Lily trifft in meinen Augen somit eigentlich keine Schuld, dass sie ihre teuren Kleider bei the Real Deal verkauft hat. Man könnte noch damit argumentieren, dass die von the Real Deal nicht dem nachgekommen sind wegen ihres Alters zu fragen, aber Lily hat einen Weg gefunden, selbst für das aufzukommen, was sie haben wollte. Aufgelockert wurde die Szene dann noch von Rocks Kommentar, der einfach herrlich gepasst und mich zum Grinsen gebracht hat. Es war aber auch klar, dass Charlotte ein riesiges Tamtam um dieses eine Kleid gemacht hat, das wohl am Ende nur als Erinnerung für sie gedient hätte. Gut gefallen hat mir daher echt die fast apathische Eden, als Charlotte endlich den entsprechenden Laden gefunden hat, bei der ich mich in den ersten Sekunden gefragt habe, wie sie an den Job als Verkäufer*in gekommen ist und wie schlecht die anderen Bewerber*innen wohl waren und ob das vielleicht auch schon eine Vision für die Zukunft der kommenden Generation sein soll? Wer weiß.

Für mich hat sich Carrie mal wieder als echte Vermittlerin herausgestellt, die Charlotte nicht nur in den Laden begleitet hat, sondern ihr eigentlich die Dinge gesagt hat, die ihr selbst vor Augen lagen und sie nicht erkennen konnte. Carrie hat für mich dadurch mal wieder gezeigt, dass sie in sich gereift ist und sie als Nicht-Mutter aber durchaus eine mutterähnliche Figur darstellt, an die man sich gerne und guten Gewissens wendet. Ich bin gespannt, ob Carrie auch weiterhin diese Position einnehmen wird, denn hin und wieder wird sie von Nöten sein.

"Ich will nur die Donnerstage"

Wo wir doch schon mal bei Carrie als in sich gereifte Persönlichkeit sind, bleibe ich doch auch gleich mal bei ihr. Ich fand den Kuss zwischen ihr und Franklyn im Staffelfinale doch schon sehr überraschend und fast zu spontan, da ich die (möglichen) Anzeichen eines Interesses seinerseits gar nicht wahrgenommen habe und dementsprechend auch überrascht war, dass sie noch immer was miteinander haben und das war auf einer Ebenen, die mir durchaus gefallen hat. Vielleicht hat mich Carrie in der Mutterserie deshalb immer so genervt, weil sie sich in meinen Augen immer gleich in feste Beziehungen gestürzt hat. Man merkt ihr im Bezug auf Franklyn deutlich an, dass sie damit besser zu fahren scheint. Mich hat deshalb auch dieser ganze Vagina-Wellnessmist aufgeregt. Auf mich wirkte es so, als wolle man das nur als Füllmaterial nehmen, denn den ganzen Sinn dahinter fand ich fast zu kindisch und mir hat – wie man ja am Ende wieder feststellen musste – die Kommunikation gefehlt. Deswegen empfand ich es auch so, dass man Carrie für die Schließung eigentlich als Sündenbock benutzt hat, um Franklyn raus- und Aidan wohl wieder reinschreiben zu können. Dahingehend bin ich auch ein bisschen von Franklyn enttäuscht. War er doch in der letzten Episode noch so tough, dass er kein Problem damit hatte, dass sie nur die Donnerstage wollte und jetzt kommt er damit um die Ecke, dass er die restlichen Tage leiden würde. Mir war das leider etwas zu doof, auch wenn man hier sicherlich die Sensibilität der Männer darstellen wollte. Vor allem hat mich dann auch gewundert, dass er Carries Frage wegen des Podcasts so schnell abgetan hat, war er es doch, der unbedingt mit ihr alleine weitermachen wollte. Dennoch hat mich gefreut, dass sie im Guten auseinandergegangen sind. War ja nicht immer so bei Carrie, aber ich denke, der Tod von Big hat sie reifer gemacht, weil er eben ihre große und wahre Liebe war und sie jetzt definitiv zu wissen scheint, was sie will und was nicht.

Das schien mir bei Seema nicht ganz der Fall, was ich fast ein bisschen schade finde, da sie mir in der ersten Staffel mehr als gestandene Frau vorkam, die zwar immer noch auf der Suche nach dem Richtigen ist, sich aber auch nicht allzu sehr da reinquatschen lässt. Ich fand ihre Reaktion nach Juan Joses Aussage etwas überzogen, aber ich denke, dass sie sich da mehr ertappt als beleidigt gefühlt hat, da sie ja wirklich schnell Zed in der letzten Episode hat stehen lassen. Aber wie sich gezeigt hat, hat sie recht behalten und ich glaube, den sind wir los, für mich sah das nun endgültig aus. Aus scheint es auch bei Nya und ihrem Mann zu sein, was ich nicht unbedingt bedauere und Nya hat schon mehrmals deutlich gemacht, wie ihr Standpunkt in der Kindersache ist. Mal sehen, wie es bei ihr weitergeht, denn sie ist mir ein bisschen zu isoliert zu den anderen.

"Wenn du verhaftet wirst, schafft sie es noch, mir die Schuld zu geben"

Während wir im Auftakt miterlebt haben, dass Lisa eine Working-Mom ist, schneidet man durch Herbert ein Thema an, bei dem man mittlerweile weiter im Denken sein sollte. Man hat durch Herbert das Thema Rassismus bedient bzw. wie sich People of Color in der Gesellschaft zu benehmen haben. Irgendwie fand ich das erschreckend, da sich Herbert ganz normal verhalten hat und der Taxifahrer sich nicht. Interessant fand ich dann aber auch, dass Lisa mal der Ansicht ihrer Schwiegermutter war, auch wenn man da natürlich auch die Ironie erkennen konnte, warum sie es ist. Mal sehen, ob das noch weitere Auswirkungen hat, da Lisa eben eine Working-Mom ist und man auch die Sache mit Herbert hoffentlich nicht nur mal so angerissen hat, damit man in "And Just Like That..." nicht nur ein weiteres aktuelles und wichtiges Thema auf der To-Do-Liste behandelt und abgehakt hat.

"Ich weiß deine Nummer nicht"

Ich gestehe, dass Che nicht mein Lieblingscharakter ist und ich habe in dieser Staffel noch immer das Gefühl, Sara Ramirez spielt es zu derb. Derb in der Hinsicht, dass Che so oder so unsympathisch wirkt und durch die aktuelle Handlung oder eher beginnende Handlung sehe ich da keine Veränderung – zumindest keine positive. Che wirkt auf mich auch in dieser Episode dominant und ichbezogen und man merkt bei Miranda, dass sie alles andere als glücklich ist, Che aber auch nicht im Weg stehen will, während Che das alles als Selbstverständlichkeit nimmt. Während die Figur im Auftakt noch verletzlich war, was ich vollkommen verstehen konnte, scheint das schon wieder vergessen zu sein und alles dreht sich um Che. Mich hat daher nicht gewundert, dass Miranda überaus panisch war, nicht Ches Nummer zu wissen und ich denke, dass man hier einen gewaltigen Stein ins Rollen bringt, denn mit Ches Ehe zu Lyle hat man bei Miranda weitere Zweifel gesät, ob diese Beziehung Halt und Beständigkeit haben wird oder ob es sich wirklich nur um Sex drehen wird, was ich fast vermute, da Che überhaupt nicht an einem ernsthaften Gespräch interessiert zu sein scheint. Vielmehr kommt es mir hier wie Verdrängung vor und obwohl wir noch am Anfang der Staffel sind, aber auch bekannt ist, dass auch David Eigenberg wieder als Steve mit von der Partie ist, habe ich die Vermutung, dass Miranda über kurz oder lang ins Grübeln kommen könnte, was sie an Steve hatte. Und Che? Che wird sich für ihre TV-Show oder die Pilotfolge entscheiden müssen, ob es das und Tony Danza (ich musste tatsächlich zweimal hinschauen) wert sind, ihre Wurzeln zu verleugnen.

Fazit

Man hat definitiv interessante und wichtige Themen angeschnitten, die es absolut wert sind, auch erzählt zu werden, dennoch habe ich das Gefühl, dass man doch mehr darauf gesetzt hat, diese wichtigen Themen einfach dann auf der To-Do-Liste abzuhaken. Ich täusche mich hoffentlich, denn man hat mit dieser Episode definitiv eine Richtung eingeschlagen, die sich über die ganze Staffel ziehen könnte. Ich fand es dennoch schade, dass man gewisses Füllmaterial genutzt hat, um mögliche folgende Sachen besser erklären und einbauen zu können und mir fehlt das Freundschaftselement, was "Sex and the City" ausgemacht und "And Just Like That..." noch (mehr) ausmachen sollte.

Daniela S. - myFanbase

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