Poker Face - Reviews Staffel 2
In unseren Kurzkritiken schildern unsere Autoren und Autorinnen ihren ersten Eindruck von einer Episode in Form einer kurzen Review. Nutzt die Gelegenheit, eure Meinung zu diesen Folgen von "Poker Face" kundzutun und mit uns zu diskutieren.
#2.01 Es geht um den Fuß

© Peacock TV LLC. Poker Face; MRC II Distribution Company, L.P. All rights reserved.; Sarah Shatz/Peacock
"Poker Face" ist mit Staffel 2 zurück und diesmal bekommen wir sogar 12 Episoden angeboten. Das bedeutet wieder viele Rätsel, viele bekannte Gastdarsteller*innen und hoffentlich wieder gute Unterhaltung. Ich bringe mal gleich eine kleinere Enttäuschung vorweg. In der ersten Staffel hat mir gut gefallen, dass wir eine gewisse Rahmung des Geschehens mit dem Auftakt und dem Finale hatten. Das waren jeweils sehr persönlich auf Charlie (Natasha Lyonne) zugeschnittene Episoden, die sie als Mensch mehr erklärt haben und die aber natürlich auch insgesamt begründet haben, warum sie quer durchs Land reist. Der Auftakt diesmal geht gleich ins erste Rätsel und wir erleben Cynthia Erivo in der ersten von fünf Rollen, die sie in dieser Episode übernommen hat. Charlie hat dann erst relativ spät ihren ersten Auftritt und wir sind bei dem Ausgangspunkt, dass sie weiterhin auf der Flucht vor Beatrix Hasp (Rhea Perlman) ist und regelmäßig ihre Auftragskiller auftauchen. Ja, das fand ich an dieser Front etwas wenig, zumal ich schon zum Ende der ersten Staffel etwas skeptisch war, ob die erneute Flucht (wenn jetzt auch vor einem anderen Gegner) zu wiederholend wird. Das konnte hiermit erstmal nicht entkräftet werden. Schauen wir daher nochmal auf das Rätsel der Folge. Für Erivo war das natürlich eine großartige Geschichte. Sie ist eine der Schauspielerinnen, die nicht erst dank "Wicked" in aller Munde ist, auch so hat sie sich inzwischen schon sehr schauspielerisch profiliert. Dann hier Fünflinge zu spielen, die auch so extrem unterschiedlich sind, das hat ihr Spaß gemacht, aber uns Zuschauenden natürlich ebenfalls. Insgesamt fand ich die inhaltliche Gestaltung nicht herausragend, weil die Themenwahl eher zu offensichtlich war und mit Erbstreitigkeiten auch zu oberflächlich. Aber es hat dennoch wieder Lust gemacht, einfach all die Inhalte zu entdecken, wer wen so spielen wird und wie Lyonne jeweils mit ihnen harmonieren wird.
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#2.02 Überreste

© Peacock TV LLC. Poker Face; MRC II Distribution Company, L.P. All rights reserved.; Sarah Shatz/Peacock
Die zweite Episode hat mir inhaltlich gezeigt, was mir zum Auftakt etwas gefehlt hat. Wir haben in den zentralen Gasthauptrollen Giancarlo Esposito und Katie Holmes. Zu ihr komme ich später nochmal, erstmal möchte ich bei Esposito als Bestattungsunternehmer Fred Finch bleiben, der im Zusammenspiel mit Lyonnes Charlie für mich die Highlights der Episode ausgemacht hat. Während Erivo zuvor in so vielen Rollen gespielt hat, haben wir hier ein Duo, das zudem intellektuell auch auf einer Wellenlänge ist. Denn Fred hat sein Verbrechen nicht im Affekt begangen, sondern sehr raffiniert und vorausschauend geplant. Letztlich werden ihm zwar Eitelkeiten zum Verhängnis, die ihn wieder sehr menschlich gemacht haben. Aber abseits davon war es nahezu das perfekte Verbrechen und ohne Charlies zufällige Anwesenheit, weil ihr Auto Tommy (Kevin Corrigan) für die Requisiten eines Films angezogen hat, wäre der Mord wohl auch nie aufgeklärt worden. Das ist zwar oft in der Serie der Fall, aber hier extrem zugespitzt und das hat es so klasse gemacht. Während Charlie perfekt gespielt hat, mit Fred zu sympathisieren, aber ihm eigentlich schon auf den Zahn zu fühlen. Wie er irgendwann merkt, wie gefährlich sie ist und gegen sie spielt, das war ein richtiges Katz-und-Maus-Spiel. Top! Kommen wir also eben nochmal zu Holmes als Greta und damit Mordopfer. Die Rolle war schon lustig für sie. Auch wenn eine erwachsene Frau, so wirkte sie naiv wie ein junges Mädchen und das hat sie letztlich auch das Leben gekostet, weil sie nicht wusste, wen sie da eigentlich geheiratet hat. Da man Holmes ja doch viel zu selten auf dem Bildschirm sieht, war es erfrischend, sie in so etwas ganz anderem zu erleben und dann auf eine Art auch wieder doch nicht, denn mit ganz viel Fantasie war sie Joey Potter in ihren nervigsten Momenten. Zuletzt darf auch die Interpretation von "Ring My Bell" nicht unerwähnt bleiben. Die war exakt genial für den Charakter und das ganze Lied wurde clever eingebunden.
#2.03 Fang den Verräter!

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Hatte ich mich noch etwas beschwert, wie die Staffel startete, so geht es jetzt genau an den Punkt, der vorher für mich auch gut funktioniert hätte, aber so im Nachhinein kann ich auch verstehen, dass Rian Johnson und sein Team es noch etwas nach hinten geschoben haben. Hasp ist nicht mehr die Bedrohung vom Telefon oder die, die ihre Auftragskiller losschickt, nein, sie taucht in Persona auf und hat eine Bitte an Charlie. Diese soll ihr den Verräter in ihren Reihen verraten. Diese unerwartete Kooperation führt mitten hinein in eine Razzia, die gewaltig schief geht. Hier war es clever, auf die übliche Stilistik der Serie zurückzugreifen und einen Cut zu machen, der uns wieder an den Anfang führt, aber aus einer ganz anderen Perspektiven. Denn es gibt nicht nur einen Verräter, es gibt auch einen Spitzel innerhalb des FBIs. Gut, dass es nicht Luca Clark (Simon Helberg) ist, den wir in Staffel 1 doch schon gern gewonnen haben. Stattdessen haben wir den Auftritt von Daniel Clyde-Otis (John Mulaney), der sich auch wieder als würdiger Gegner erweist. Seinen guten Freund Luca, Hasp und den Oberboss Don Hooper (Chris Bauer) so hinter Licht zu führen, das verlangt schon etwas. Charlie hatte es auch schwer, weil sie ihm zunächst nicht persönlich begegnet. Auch wenn ihr Bullshit-Radar auch durch das Telefon funktioniert, aber wir Menschen lügen ständig und überall, dementsprechend macht es für sie schon einen Unterschied, jemanden immer besser kennenzulernen und dann das Bullshit-Radar anders einschätzen zu können. Die Episode war insgesamt auch recht kurz und kam mir auch knackig vor. Das Rätseln, wer Verräter und Spitzel sind, hat zwar nicht bis zum Ende angehalten, aber die Serie findet bekanntlich immer Wege, dennoch bis zum Ende Spannung einzubauen. Letztlich ist Charlie auch ein freier Mensch. Erstmals sitzt ihr niemand im Nacken und sie deutet einfach blind auf eine Landkarte, um ihre nächste Destination zu benennen. Ich wollte die Abkehr von der altbekannten Struktur, also wird es nun interessant, was ihr neuer Antrieb wird.
#2.04 Menschenblut geleckt

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Ob Joe Exotic für diese Episode ein bisschen Geld erhalten hat? Es war schon offensichtlich, dass er für Gator Joe (Kumail Nanjiani) die Inspiration war. Um es nicht ganz so plump deutlich zu machen, wurden die Tiger noch gegen Krokodile ausgetauscht und fertig war die Tarnung. Für mich persönlich war das zu meinem Schaden, denn Krokodile sind echt furchtbar. Wenn in meinen Alpträumen Tiere vorkommen, dann sind es immer Krokodile. Zwar war Daisy bedingt durch die ständigen Beruhigungsmittel tatsächlich ein halbwegs zahmes Exemplar, aber oh weh. Inhaltlich fand ich die Episode bedingt überzeugend. Ich fand es auf jeden Fall interessant zu sehen, wie Charlie jetzt ohne Schrecken im Nacken agiert und prompt quasi wieder undercover geht, wie sie es schon für Luca getan hat. Sie zieht da offenbar etwas an. Während Charlie sich sonst eher an die Menschen bindet, hat dann hier die Tierliebe zugeschlagen. Ich fand es an sich auch clever, wie der Todesfall und die Ermittlung zusammengeschnitten wurden. Meistens ist Charlie ja schon längst ein Teil des Geschehens, obwohl wir sie noch nicht sehen. Hier war es regelrecht ein Wettlauf gegen die Zeit, indem Charlie Daisy befreien wollte und parallel Fran Lamont (Gaby Hoffmann) kindische Rache nehmen wollte. Dass es Joe dann an den Kragen gegangen ist, das war nicht mal beabsichtigt. Aber gerade weil das alles ein Unfall war, war es auch eher belanglos. Zumal ich die Darstellung der Rolle Fran schade fand. Sie wurde anfangs eingeführt als echt toughe Polizistin, die ihren Dienst verübt, auch ohne, dass sie eine offizielle Anerkennung dafür braucht. Aber wie sie sich über die Jahre der Preisverleihung entwickelt hat, das war regelrecht verzweifelt und wie weiter oben schon gesagt: kindisch. Gerade mit der Darstellerin hätte ich sie mir bis zum Ende gerne als den Charakter gewünscht, den wir anfangs kennengelernt haben. So hatte Charlie einfach wenig zum Interagieren auf Augenhöhe. Kurzweilig war die Episode natürlich trotzdem.
#2.05 Der Lokalmatador

© Peacock TV LLC. Poker Face; MRC II Distribution Company, L.P. All rights reserved.; Sarah Shatz/Peacock
Der Prolog dieser Episode war echt lang, was mir wiederum die Zeit gegeben hat zu rätseln, in welcher Funktion Charlie wohl bei den Cheesemongers gelandet ist. Ich hatte irgendwie auf das Nussknacker-Maskottchen getippt, leider nein. Sie war das (ziemlich faule) Ballmädchen. Aber die ganze Attitüde stand ihr natürlich sehr. Umgekehrt fand ich aber, dass ihr durch den langen Prolog wenig Zeit gelassen wurde, sich emotional richtig an die Beteiligten zu binden, wie es sonst schnell schon mal passiert. Mit Rookie Felix (Brandon Perea) hat sie eigentlich nur ein Gespräch, aber das hat aufgrund ihres eigenen Drogentrips wohl dafür gesorgt, dass sie sofort spürte, da stimmt was nicht. Umgekehrt war es dann aber reizvoll, dass sie und Lokalmatador Russ Waddell (Simon Rex) eine leicht flirtende Atmosphäre miteinander geschaffen haben. Das passte insofern gut, als dass es Waddells ehrgeizigem Charakter entsprach, dass er von Charlie letztlich geschlagen wurde. Sie hat ihn mit einem vermeintlichen Scout geködert, er hat den Super-Schlag mit mehr als 100 Meilen pro Stunde ausgepackt und ab ins Gefängnis. Das war dann schon charmant, dass Waddell seine Niederlage fair anerkannt hat. Ansonsten war die Episode nicht groß spektakulär, zumindest inhaltlich nicht. Köstlich amüsiert habe ich über den niedrigen IQ der anderen Baseballspieler aber auf jeden Fall. Aber was sollte Gil Birmingham in dieser Episode? Das war ja völlig vergeudet. Zum Abschluss noch ein paar Worte zur Stimme über den Funk, die Charlie immer Good Buddy (Steve Buscemi) nennt. Mit dem zweiten Gespräch ist nun klar, dass er möglicherweise ein durchgängiger Begleiter wird. Charlie werden durch seine ruhige und einfühlsame Art jedenfalls viele Dinge über sich selbst klar.
#2.06 Pfannkuchen-Joseph

© Peacock TV LLC. Poker Face; MRC II Distribution Company, L.P. All rights reserved.; Ralph Bavaro/Peacock
Was für ein gemeiner Titel, vor allem wenn man bedenkt, dass die Episode in sich als eher harmlos herausgestochen hat. Damit ist gemeint, dass wir nicht den Tod eines Menschen betrauern müssen, stattdessen hat Rennmaus Joseph das Zeitliche gesegnet und ja, er war danach platt wie ein Pfannkuchen. Aber so überraschend brutal der Serientod war, so sehr spiegelt der Titel auch die Faszination der Episode wider. Auch wenn Charlie unsere Antagonistin Stephanie (Eva Jade Halford) an einer Stelle Pippi Langstrumpf nennt, aber für mich hat sie extreme Wednesday Addams-Vibes ausgestrahlt. Aber allgemein im Horrorgenre wurde ja schon oft mit unschuldig wirkenden Mädchen gespielt, die es faustdick hinter den Ohren haben und Stephanie hat das großartig repräsentiert. Ich habe mir auch schnell Halfords bisherige TV-Credits angesehen und es gab bislang nur einen Auftritt bei der ABC-Serie "Will Trent". Sie ist damit wirklich ganz frisch im Business und da ist es schon sehr beeindruckend, wie sie mir regelrecht Gänsehaut beschert hat. Auch wenn David Krumholtz und Margo Martindale auch in dieser Episode zu sehen waren, aber an die wird sich da groß keiner mehr erinnern, denn Stephanie hat alles beherrscht. Es war schon lustig, wie Charlie es ausgerechnet mit ihr aufnehmen musste. Nachdem sie Good Buddy vorher noch gesagt hatte, dass sie mal an einer Privatschule jobben will, um wieder die kindliche Perspektive auf die Welt zu gewinnen, wurde sie eines Besseren belehrt. Stephanie war nicht zu unterschätzen, weil einfach eine echte Soziopathin. Aber Charlie hat sie mit ihren Schwächen geschlagen. Auch wenn es letztlich ein vermeintliches Happyend gibt, aber es ist eine aufregende Idee, dass Charlie und Stephanie sich in einer Off-Screen-Zukunft weiterhin in den Wahnsinn treiben. Hiermit haben wir jetzt auch die Halbzeit der Staffel erreicht und es hat mir gefallen, dass wir eine Episode hatten, die die Wandelbarkeit der relativen starren Serien bewiesen hat.
#2.07 Ein letzter Job

© Peacock TV LLC. Poker Face; MRC II Distribution Company, L.P. All rights reserved.; Sarah Shatz/Peacock
Charlie in love und ich in love mit dieser Episode. Nachdem es vergangenes Mal mit der kindlichen Perspektive auf die Welt nicht geklappt hat, ist Charlie also weitergezogen und arbeitet erstmal als Fahrerin eines Lieferdiensts. Dort ist sie die Arbeitskollegin von Jenny (Geraldine Viswanatan), die ein riesiger Fan von RomComs ist. Für mich persönlich war das genial, war Viswanatan doch in der Hauptrolle von "The Broken Hearts Gallery" zu sehen, einer meiner liebsten RomComs der letzten Jahre. So schließen sich manchmal Kreise. Umgekehrt haben wir Kendall Hines (Sam Richardson) und Bill Jackson (Corey Hawkins), gute Freunde seit frühen Tagen und beide in einem Supermarkt beschäftigt und große Freunde von Heist Movies. Es war schon lustig und charmant, wie auf beide Genres immer wieder Bezug genommen wurde und wie auch beide inhaltlich umgesetzt wurden. Charlie liefert nämlich Essen für Bill aus und es ist quasi Liebe auf den ersten Blick. Das war das erste Mal seit langem, dass sie richtig losgelassen hat und nicht auf der Hut war. Leider meinte es das Schicksal nicht gut mit ihm. Die Szene mit dem Weihnachtsmann, der sich als toter Bill entpuppte, war schon sehr makaber, aber passte gut zum anderen atmosphärischen Teil der Episode, der mehr auf die Action und die raffinierten Strategiezüge ausgelegt war. Die Serie hält sich relativ die Waage zwischen Täter, die man wirklich nicht leiden kann und die, die eher in etwas geraten, obwohl sie es gar nicht wollen. Kendall ist genau so eine Rolle, denn hätte er nur ein klein wenig mehr in sich und seine Fähigkeiten als zukünftiger Drehbuchautor geglaubt, dann wäre all das nicht passiert. Juice (James Ransone) war ein echter Widerling und seine ganze Art ist Kendall über den Kopf gewachsen, der dann auch keinen Ausweg mehr kannte. Am Ende schwankt man zwischen Mitleid und Genugtuung dafür, dass er Bill nicht zugestehen konnte, es mit seiner Kündigung eigentlich nur gut gemeint zu haben. Letztlich kennt die Episode auf menschlicher Ebene nur Verlierer. Inhaltlich gehörte sie aber zu den Gewinnern.
#2.08 Der glitschige Georgier

© Peacock TV LLC. Poker Face; MRC II Distribution Company, L.P. All rights reserved.; Ralph Bavaro/Peacock
Auf jedes Hoch im Leben folgt wieder ein Tief, war das nicht so? "Poker Face" hat sich das auch zu Herzen genommen, denn diese Episode, deren Titel mich schon verwirrte, hat mich insgesamt nur wenig überzeugt. Dabei war der ganze Inhalt eher ungewöhnlich und hat innerhalb des Serienverlaufs definitiv Alleinstellungsmerkmale. Zum einen gibt es diesmal keinen Mord aufzuklären, denn die anfängliche Sequenz rund um Regina (Melanie Lynskey) ist Teil einer Betrugsmasche, die Alec bzw. eigentlich Guy (John Cho) mit seiner Crew schon ewig durchzieht, um sich selbst zu bereichern. Charlie stolpert quasi zufällig darein, weil sie wie Regina ein Opfer werden soll, doch ihr Bullshit-Radar sprang ja gefühlt alle drei Sekunden an, wie es bei Betrügern eben so ist, wenn sie sich durchs Leben lügen. Genau das hat dann dafür gesorgt, dass Charlie die Wahrheit über Guy erfährt und in seine Masche hineingezogen wird. Dementsprechend war das Leitelement dann eher, dass Charlie es sich zur Aufgabe gemacht hat, ihm wieder zu entkommen, dabei zu überleben und im Idealfall ihm das Handwerk zu legen. Unterstützung bekommt sie von Manny (Joel Marsh Garland), der von Guy extrem mies behandelt wird und sich damit beeinflussbar zeigt, um menschlich von Charlie eingenommen zu werden. Die Episode hatte ihre Tiefe, gerade bei allem, was über Reginas Schicksal posthum ausgepackt wird, aber manchmal macht es einfach nicht Klick. Ich bin durchaus fasziniert, in tiefe menschliche Abgründe zu blicken, siehe Stephanie zwei Episoden zuvor, aber Guy hatte für mich kein Profil und so stellte sich zu früh eine gewisse Belanglosigkeit ein. Dennoch habe ich mich abschließend gefreut, wie Charlies Scharfsinn sich mal wieder durchgesetzt hat.
#2.09 Mietvertrag des Todes

© Peacock TV LLC. Poker Face; MRC II Distribution Company, L.P. All rights reserved.; Ralph Bavaro/Peacock
"Poker Face" meets "Only Murders in the Building", das fasst diese Episode wohl am besten zusammen. Charlie will mal New York City ausprobieren und nimmt Good Buddys Angebot an, in seiner Wohnung unterzukommen. Mit den ganzen Bewohnern und auch dem Vermieter Otto (David Alan Grier), die wir kennenlernen, sind die Parallelen zur Hulu-Produktion immer deutlicher geworden. Aber es sind nur die äußeren Zutaten, die sich so ähnlich sind, ansonsten funktioniert "Poker Face" einfach anders, denn wir wissen wie immer, wer der Mörder ist. Aber diesmal war das Spezielle, dass Charlie zum einen ein Gefühl von Sesshaftigkeit empfunden hat und zum anderen war Kate (Alia Shawkat) echt so unsympathisch, dass ich regelrecht mitgefiebert habe, wie Charlie ihr irgendwie das Handwerk gelegt bekommt. Gleichzeitig war die Handlung für mich auch eine der Tragischsten der Staffel. Anne (Lauren Tom) und ihre Enkelin Maddy (Awkwafina) hatten eine echt süße Oma-Enkelin-Beziehung. Die zweite Liebe für Oma Anne war dann der erste Störfaktor, aber wer hätte gedacht, dass sich alles so entwickeln würde? Mir hat es echt das Herz gebrochen, für Maddy, die mit ihrem Kontakt Ricardo (Angel Rosario Jr.) auf dem rechten Weg war. Zudem hatte sie alle Fertigkeiten, um sich eigentlich zu befreien, aber Kate hatte dennoch die Trumpfkarte. Dann natürlich das gebrochene Herz für Anne, die danach ihre Wohnung auf Lebenszeit nicht mehr als Zuhause empfinden konnte. Letztlich haben mir am besten die Szenen gefallen, als Kate sich ihrer selbst so sicher war, nur um dann einen Rückschlag zu erleben. Charlie hat diese Hochnäsigkeit für ihren finalen Plan echt genial ausgenutzt. Auch wenn ich mich eigentlich mit Spoilern bei "Poker Face" nicht wirklich befasse, aber dass Patti Harrison als Alex nicht nur einmal zu sehen sein wird, das war mir bekannt. Dementsprechend wirft dieser erste Auftritt nun gewisse Fragen auf. Diese schief gegangene nette Geste mit dem Kaffee war zu bedeutsam, aber gleichzeitig war sie doch nichtssagend. Da bin ich also mal gespannt, was nun noch kommt. Ob Charlie vielleicht in New York City bleibt?
#2.10 Das große Pumpen

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Ja, Charlie bleibt in New York und ja, das ermöglicht nun weitere Interaktionen mit Alex. Es war schön, dass es so schnell Antworten gab und sich hier offenbar zum Staffelfinale etwas zusammenbraut, was abseits der sonstigen Anthologie-Struktur pro Episode einen gemeinsamen roten Faden hat. Deswegen war ich insgesamt auch wieder sehr interessiert bei der Stange, auch weil es so viel zu entdecken gab. Charlie ist also immer noch im Apartment von Good Buddy, doch 100% ist sie nicht willkommen. Noreen (Myra Lucretia Taylor) war stellvertretend dafür, dass der Auszug von Anne ihr übel genommen wird. Das war wohl für Charlie auch so ein Warnschuss, sich Gedanken zu machen, sich nicht überall einzumischen, wo ihr Bullshit-Radar anspringt. Dass sie ausgerechnet in der Phase dann der Gym Buddy von Alex wird, war da genau kontraproduktiv, weil die direkt mehr hinter dem Tod von Rodney (Jason Ritter) vermutet. Das Casting von Ritter und seiner Ehefrau Melanie Lynskey wurde bereits im Vorfeld angekündigt und wie cool wäre es doch gewesen, sie in einer Episode zu sehen. Ob nun auf ihren Wunsch oder ob sie von Anfang an nicht für eine Episode vorgesehen waren, ich weiß es nicht, aber zurück zu Rodney. Ich konnte ihn zwar als Figur nicht richtig einschätzen, aber sein Tod war ja mal wieder Marke brutal. Da wären wir dann auch bei Brick (Method Man), der das Fitnessstudio leitet. Hier hat dann irgendwie "The Boys" grüßen lassen, denn Brick war eindeutig ein Homelander-Verschnitt. Das grundlegende Thema der Episode war schon etwas pikant, denn der Mangel an Muttermilch ist bekannt, der Missbrauch hier war also tragisch genug, aber es war ein Comic Relief, wie in diesem von Testosteron schwirrenden Fitnessstudio eigentlich alles emotionale Kleinkinder waren. Wegen Alex' Hartnäckigkeit wird Charlie jedenfalls doch wieder in eine Mordermittlung hineingezogen. Sie gerät über die ganzen Episoden dabei relativ wenig in Lebensgefahr. Hier war es wieder soweit und wie sie Alex auf sich aufmerksam gemacht hat, genial. Am Ende sind die beiden Figuren auch im Fokus. Sie sind nun offiziell Freundinnen, was Charlie so klar zuletzt in Las Vegas hatte und was für sie weiter die Sesshaftigkeit unterstreicht. Die Frage ist nur, was ist die Funktion von Alex? Charlie hat sie noch bei keiner Lüge erwischt. Ist das wirklich so rein positiv für ihren Charakter zu sehen oder umgekehrt: ist Alex die erste Person, bei der das Bullshit-Radar nicht funktioniert? Das bleibt spannend.
#2.11 Der Tag des Leguans

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Die Episode war vor allem am Anfang extrem geschickt gemacht, denn ich habe doch total gedacht, dass wir jetzt durch einen Fall in die Vergangenheit von Alex eintauchen. Da wir durch die Perspektive des Leguans (Justin Theroux) mitbekommen, dass er Alex als Sündenbock ausguckt, hätte es gut sein können, dass sie vielleicht einen Deal mit dem Teufel eingegangen ist und deswegen nun Charlies Hilfe braucht. Stattdessen befinden wir uns in der Gegenwart und Charlie ist selbst auf der Hochzeit zugegen, um Alex bei einem neuen Standbein, dem Hummerverkauf, zu helfen. Da war ich dann schon mal reingelegt worden. Aber auch danach muss ich sagen, Respekt, wie sich die kleinen Puzzleteilchen der ganzen Staffel hier noch einmal begegnen, weil es einen größeren Plan gab. Dass Bräutigam Kirby (Haley Joel Osment) der Sohn von Hasp ist, das kam völlig unerwartet, genauso wie dann die Einbindung vom FBI, sodass wir Luca Clark wiedersehen und Darville (Lili Taylor) und Annie Milligan (Taylor Schilling) neu kennenlernen. Letztlich ging es bei dieser Episode weniger um die klassische Fallstruktur, die wir sonst kennen, stattdessen war sie mit allen Elementen eine Vorbereitung für das große Staffelfinale. Dennoch ist diese Episode nicht nur funktionell wichtig, ich fand sie spannend. Mit der Flucht von Charlie und Alex, hin zu Hasp, haben wir jetzt auf jeden Fall den Teppich ausgerollt, dass da noch einiges passieren kann.
#2.12 Endstation

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Wurde ich in der letzten Episode noch reingelegt, so lag ich wenigstens mit meiner Skepsis gegenüber Alex richtig. Auf der einen Seite finde ich es extrem schade, dass Charlies Entscheidung, sich auf eine neue Beziehung einzulassen, diese Wendung nimmt. Auf der anderen Seite war es in dieser Welt von "Poker Face" einfach unrealistisch, dass da eine Figur ist, die so rein ist, dass sie niemals lügt. So erfahren wir, dass Alex ganz im Gegenteil das absolute Mastermind ist, das in Charlie seinen Endgegner gesehen hat. Auch wenn es extrem interessant war, in Rückblenden die Begegnungen der beiden noch einmal aufgearbeitet zu sehen, weil wir nun Alex' jeweilige Motivation kennen, so muss ich doch sagen, dass für mich die Faszination eines Auftragskillers dieses Kalibers irgendwann verloren gegangen ist. Es gibt das oft in Serien, dass der Täter ewig lang erklärende Monologe bekommt, aber da verliert man mich leider immer etwas. Natürlich will ich Antworten haben, aber ich will auch etwas Mysteriöses, das stetig erhalten bleibt, damit die Rolle nicht verzweifelt oder austauschbar wirkt. Das war hier also etwas mein Wehmutstropfen, wenn ich auch keinesfalls verschleiern will, dass das Gegenspiel zwischen Alex und Charlie durchaus funktioniert hat. Letztlich haben wir es aber abgehakt, wer zuletzt alles hinter Charlie her war. Nun haben wir aber einen neuen Gegner, das FBI. Nach dem Fiasko rund um Hasp, hat Charlie nun wieder einen Grund, auf der Flucht zu sein, um ihrer eigenen Verhaftung zu entkommen. So ist Staffel 3 vorbereitet, aber mal sehen, ob das wirklich sinnvoll ist, diese zu bestellen. Die Gaststars sind immer spannend, genauso zu rätseln, in welcher Funktion Charlie auftauchen wird, aber ansonsten fehlt über die 22 Episoden hinweg ein wenig Abwechslung. Das würde sich mit einer weiteren Staffel als Eindruck sicherlich verstärken. Was mich aber in jedem Fall an Staffel 3 reizen würde, das wäre die Aussicht, dass Luca sicherlich wieder eine Rolle spielen wird, denn eins ist am Ende klar geworden, er ist die konstanteste Beziehung von Charlie. Aber auch Good Buddy könnte noch geschickt eingebunden werden.
Die Serie "Poker Face" ansehen:
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Lena Donth - myFanbase
Zur "Poker Face"-Reviewübersicht
Kommentare
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Aktuelle Kommentare
25.11.2025 19:51 von chili.vanilli
Malice: Malice
Hab die Serie jetzt beeendet und schon lange keinen so... mehr



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28.11.2025 00:19 von Sonia
F.B.I.: F.B.I.
Es wird immer abstruser... Jetzt sehe ich, dass die FBI... mehr