Poker Face - Reviews Staffel 1

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In unseren Kurzkritiken schildern unsere Autoren und Autorinnen ihren ersten Eindruck von einer Episode in Form einer kurzen Review. Nutzt die Gelegenheit, eure Meinung zu diesen Folgen kundzutun und mit uns zu diskutieren.

Episode #1.01 Mit verdeckten Karten

Foto: Dascha Polanco & Natasha Lyonne, Poker Face - Copyright: 2022 Peacock TV LLC. All Rights Reserved.; Phillip Caruso/Peacock
Dascha Polanco & Natasha Lyonne, Poker Face
© 2022 Peacock TV LLC. All Rights Reserved.; Phillip Caruso/Peacock

"Poker Face" hat mich vor allem wie eine Motte vom Licht angezogen, weil Rian Johnson dank "Knives Out: Mord ist Familiensache" und "Glass Onion: A Knives Out Mystery" in aller Munde ist und auch mich inhaltlich mit den beiden Filmen im Stile von Agatha Christie überzeugt hat. Daher war ich einfach gespannt, wie sich so ein ähnliches Konzept in Serienform umsetzen lässt, ohne gleich eine Procedural-Serie sein zu müssen. Natasha Lyonne als Hauptdarstellerin zu gewinnen, die eine Serie mit wechselnden Fällen quasi alleine tragen muss, das ist schon clever, denn sie ist eine begnadete Alleinunterhalterin, alleine schon wegen ihrer Präsenz und ihrer markanten Stimme. Sie hat mich als Charlie Cale, der wandelnde Lügendetektor, auch sofort begeistert. Ihre Inszenierung ist zunächst etwas schnodderig, was ich aber gerade deswegen genial fand, weil parallel aber ihr Herz auf dem rechten Fleck nicht zu leugnen war und weil sie so eher unterschätzt wurde. Auch wenn Sterling Frost Junior (Adrien Brody) durchschaut hat, wer Charlie ist, so hat er darum herumarbeiten wollen, dass sie Lügen durchschauen kann, und hat sie dadurch katastrophal unterschätzt. Auch wenn ich den Fall recht offensichtlich fand und mir auch schon früh klar war, welchen Beweis Charlie am Ende als schlagend nehmen wird, so war ich dennoch von der ganzen Konstruktion der Episode nicht enttäuscht. Charlie hat eben so eine unkonventionelle Art wie Daniel Craig als Benoit Blanc, die immer unberechenbare Elemente möglich macht. Richtig gefreut hat mich aber auch die Reunion von Lyonne und Dascha Polanco, die sich durch "Orange Is the New Black" kennen. Dass sie auch so vertraute Freundinnen waren in ihren Rollen, hat schön gepasst. Die gesamte Episode dient dazu, dass Charlie nun in die Flucht geschlagen ist und sich von dort aus weitere Ermittlungen ergeben. Ich bin gespannt, was alles noch kommen wird und was wir noch so über sie erfahren werden. Lust auf mehr ist also definitiv vorhanden!

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Episode #1.02 Das Los

Foto: Colton Ryan, Poker Face - Copyright: 2022 Peacock TV LLC. All Rights Reserved.; Evans Vestal Ward/Peacock
Colton Ryan, Poker Face
© 2022 Peacock TV LLC. All Rights Reserved.; Evans Vestal Ward/Peacock

"Poker Face" lässt mit der zweiten Episode bereits eine klare Stilistik erkennen, die aber natürlich für die restliche Staffel nicht in Stein gemeißelt sein muss. Dennoch finde ich es interessant, dass Johnson hier eine andere Taktik als in seinen Filmen wählt, denn wir kennen jeweils den oder die Täter. Von daher macht der bisherige Reiz für uns nicht aus, mitzurätseln, wer es denn nun war, sondern eben umgekehrt ein Auge darauf zu haben, wie Charlie auf die Lösungen kommt. Zumal es für sie auch nicht darum geht, die Täter der Polizei zu übergeben, denn schließlich ist sie eine Frau auf der Flucht. Was ist also ihre Motivation? Ich glaube nicht, dass Charlie eine Frau auf der Suche nach Gerechtigkeit ist. Stattdessen scheint bislang der Schlüssel zu sein, dass sie eine Verbindung zu komplexen Frauenfiguren knüpft, in dem Fall die zurückgezogen lebende Truckerfahrerin Marge (Hong Chau). Mit Cliff (Benjamin Bratt) im Nacken hätte Charlie bei jedem anderen wohl das Gaspedal durchgedrückt und keinen weiteren Gedanken an den bedauerlicherweise getöteten Damian (Brandon Micheal Hall) verschwendet. Doch die unkonventionelle Begegnung mit Marge hat sie geprägt, ähnlich wie es im Auftakt ihre Freundschaft zu Natalie getan hat. Meine Bewunderung für sie ist auf jeden Fall schon gestiegen, denn Charlie ist schon richtig mutig. Ich fand es aber auch eine clevere Wahl, ihr nach Sterling und Cliff einen völlig anderen Gegner an die Seite zu stellen. Jed (Colton Ryan) ist sehr simpel gestrickt und dennoch hat er eine Cleverness an sich, die ihn umgekehrt auch so gefährlich gemacht hat. Hier auch Lob an Ryan, den ich im vergangenen Jahr in "The Girl from Plainville" schon gesehen habe. Er hat echt was drauf und hat mit seiner Art Charlie sehr gut ergänzt. Ich bin schon gespannt, welche Gegner und Freunde Charlie auf dem nächsten Stopp begegnen.

Episode #1.03 Die Plateauphase

Foto: Lil Rel Howery, Poker Face - Copyright: 2022 Peacock TV LLC. All Rights Reserved.
Lil Rel Howery, Poker Face
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Vegetarier und Veganer hätten vor dieser Episode besser eine Triggerwarnung geschaltet bekommen, denn das texanische BBQ wird in aller Breite zelebriert. Doch inmitten dessen ist der eher sensible George (Larry Brown), der von Charlie gleich drei Kinderfilme für einen gemeinsamen Filmeabend angeboten bekommt, die sich mit dem Schlachten von Schweinen auseinandersetzt, so dass er danach ein geänderter Mann ist. Das wurde aber künstlerisch wirklich herrlich dargestellt. Als Charlie wegen eines faschistischen Hundes (kein Witz!, da waren wirklich gewisse Tendenzen zu erkennen…;-)) bei der BBQ-Firma jobben muss, bekommt sie von George in fast schon poetischer Weise die Kunst des geduldigen Grillen gelehrt. Als er dann später ein Todesopfer wird und Charlie auf ihre unnachahmliche Weise zu ermitteln beginnt, ist es wirklich sehr passend, wie sie in genau der Wesensart von George agiert und fleißig an den verschiedenen Holzarten schnuppert. Dazu dann auch die Hintergrundmusik, die perfekt Charlies Gedankenprozesse einfängt und schon gibt es ein wirklich angenehmes Gegenwicht zu der typischen texanischen Lebensart. Es war auch wieder lustig, auf die bisherigen parallelen Strukturen zu achten, denn wieder ist es ein Lebewesen, das Charlie als lebender Lügendetektor in Gang setzt. Nachdem der Hund bis dato sich wahrlich keine Freunde gemacht hatte, war es ein echter Überraschungsfaktor, dass ausgerechnet er Charlies Herz doch noch erweicht hat, so dass sie auf die Spur kommen konnte, dass sich George nicht selbst getötet hat. Weiterhin habe ich wieder fleißig gerätselt, was Charlie wohl auf die richtige Spur bringen wird und für mein persönliches Erfolgserlebnis hatte ich mit den fehlenden Zuggeräuschen auf der Radioaufnahme recht. Das ist wirklich ein sehr spannender Punkt in der Serie. Aber obwohl wir den Mordfall wieder gleich als Erstes eingespielt bekommen haben, wurde uns dieses Mal eine wichtige Sache verborgen. Taffy (Lil Rel Howery) ist kein Einzeltäter, sondern das eigentliche Mastermind ist Mandy (Danielle Macdonald). Macdonald ist für mich ohnehin eine Art Geheimtipp. Ich habe sie bislang schon in sehr unterschiedlichen Rollen erlebt und sie hat immer eine Präsenz, die hängen bleibt. Sie hat Taffy schnell in den Schatten gestellt und war für Charlie die reizvollere Gegenspielerin.

Episode #1.04 Rest in Metal

Foto: Benjamin Bratt, Poker Face - Copyright: 2022 Peacock TV LLC. All Rights Reserved.
Benjamin Bratt, Poker Face
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Auch wenn es keine feministische Serie ist, so ist schon auffällig, was für tolle Schauspielerinnen bislang gefunden werden konnte. Nachdem mich nun in der Episode zuvor Danielle Macdonald begeistern konnte, so ist diesmal Chloë Sevigny an der Reihe. Sie hat einfach so eine herrliche rotzige Art, die dennoch immer genug Raum für Verletzlichkeit lässt. Damit war die Metalqueen, deren Erfolgszeiten schon lange vorbei sind und die für den nächsten Hit buchstäblich über Leichen gehen würde, eine doch wirklich passende Rolle für sie. Insgesamt war es dennoch bislang die schwächste Episode in meinen Augen, auch wenn das eher auf einem Gefühl beruht und sich weniger an konkreten Aspekten festmachen lässt. Die Spielzeit der Folge war bislang am kürzesten, vielleicht ist es also tatsächlich schon eine Gewöhnungssache, dass zuvor mehr Zeit war, alle Nuancen auszuarbeiten. Vielleicht ist es aber doch auch Sevignys Rolle, da ich Ruby Ruin als sehr einfachen Menschen bezeichnen würde. Mit Al (John Darnielle) und Eskie (G.K. Umeh) hat sie dann auch noch zwei Bandkollegen, die noch einfacher sind und sich gegenseitig übertrumpfen zu wollen scheinen, wer sich zuerst des Mords verrät. Da die drei zusammen eher ein Chaosclub darstellten, war Ruby im Vergleich zu den anderen Gegnern von Charlie bislang die harmloseste Gegenspielerin. Eine Sache ist mir aber stark ins Auge gefallen. Es ist ja immer so, dass Charlie zum Zeitpunkt des Mordes schon vor Ort ist, wir aber immer erst im Nachhinein erfahren, wie sie in die Geschichte eingebunden wurde. Diesmal war sie wirklich extrem nah am Geschehen dran, weswegen es schon echt amüsant war, in welchen Szenen sie wo im Hintergrund war und wie sie das aus ihrer Perspektive wahrgenommen hat. Und natürlich auch, wie sie eine Mentorin für Gavin (Nicholas Cirillo) werden konnte. Elsie alias Murder Girl (Emily Yoshida) wiederum könnten wir zu Only Murder in the Building schicken. Sie wurde hier geschickt als Gegengewicht zu Charlie genutzt, da diese bekanntlich keine Zuschauer oder Zuhörer braucht. Aber jedem das seine. Für Charlie hat es auf jeden Fall ein Nachspiel, denn Cliff ist ihr nun wieder dichter auf den Fersen.

Episode #1.05 Time of the Monkey

Foto: Simon Helberg, Poker Face - Copyright: 2022 Peacock TV LLC. All Rights Reserved.
Simon Helberg, Poker Face
© 2022 Peacock TV LLC. All Rights Reserved.

Beruhigend, dass der wandelnde Lügendetektor Charlie sich menschlich auch so vertun kann. Obwohl sie wahrscheinlich noch nie so viel 'Bullshit' von sich gegeben hat, um eine Lüge zu markieren, so ist sie gleichzeitig doch von den vermeintlich coolen älteren Damen Irene (Judith Light) und Joyce (S. Epatha Merkerson) um den Finger gewickelt worden. Ich konnte sie aber gut verstehen, denn obwohl wir ja sehen, wie Irene mit der Deckung von Joyce Ben aka Gabriel (Reed Birney) tötet, hatten die beiden etwas an sich, was fasziniert. Zum einen lassen sie Alt sein trotz zunehmender körperlicher Einschränkungen lässig aussehen, zum anderen ist ihre ewig währende Freundschaft eine echte Inspirationsquelle. Dementsprechend ist nicht nur Charlie, sondern auch wir als Zuschauer*innen in ihren Bann gezogen worden. Es war auch interessant, weil Charlie sonst eher über einen außenstehenden Faktor, meist eher Sympathie mit dem Opfer, in die Ermittlung hineingezogen wurde. Nun musste sie aber ausgerechnet gegen die ermitteln, der ihre Sympathien eigentlich galten. Man hat deutlich gemerkt, wie lange sich Charlie auch gegen die Erkenntnis gewehrt hat, was dann in dem herrlichen Dialog mit FBI-Agent Luca Clarke (Simon Helberg) mündet, wo diskutiert wird, ob die echte UN oder die Modell-UN (und dementsprechend mit Kinder beteiligt) schlimmer ist, in die Luft zu sprengen. Letztlich darf Charlie aber noch am eigenen Leib spüren, wie schlimm die beiden Damen wirklich sind und alles endet in einem finalen Showdown, der diese insgesamt perfekt überspitzte Episode beendet. Für mich war aber klar das Highlight, Merkerson in einer solch krass anderen Rolle als in "Chicago Med" zu sehen. Ihrer Joyce will ich selbst im Hellen nicht begegnen…

Episode #1.06 Theater des Todes

Foto: Natasha Lyonne & Audrey Corsa, Poker Face - Copyright: 2022 Peacock TV LLC. All Rights Reserved.; Sara Shatz/Peacock
Natasha Lyonne & Audrey Corsa, Poker Face
© 2022 Peacock TV LLC. All Rights Reserved.; Sara Shatz/Peacock

Damit haben wir nun also den Staffeltiefpunkt erreicht. Man kann sich die Episode immer noch gut anschauen, das will ich nicht verneinen, aber sie hat sich über den Verlauf der Ereignisse hinweg zu wiederholend angefühlt. Zum einen haben wir wieder ein Duo, diesmal Kathleen Townsend (Ellen Barkin) und Michael Graves (Tim Meadows), das den perfekten Mord geplant hat und ähnlich wie in #1.03 zeigt sich dann erst später, dass alles zusammen geplant war. Natürlich war das noch ein guter Faktor, dass die beiden alternden Stars, die dringend auf neue Kohle angewiesen sind, das Schauspiel ihres Lebens abziehen, damit es im Nachhinein so aussieht, als hätten sie sich gegenseitig etwas Schlimmes gewünscht, wovon dann unglücklicherweise Ava (Jameela Jamil) das Opfer wurde. Aber das konnte ich dennoch weniger zu schätzen wissen, weil es in der ganzen Motivik für die Serie nicht neu wirkte. "Poker Face" hat bislang in einer gleichbleibenden Grundstruktur immer noch Elemente gefunden, die jede Episode für sich einzigartig machen. Das ist nun erstmals nicht gelungen. Aber ich hatte auch nicht den Eindruck, dass Charlie besonders gut drauf war. Sie war schon sehr anti gegen die Schauspielerei auf der Theaterbühne und hat sich ständig lieber Ohrenstöpsel reingesteckt. Eigentlich ist sie nur hängen geblieben, weil Phil (Chris McKinney) die Schuld in die Schuhe geschoben werden sollte. Es war also insgesamt ein eher lustloserer Auftritt, vor allem wenn man bedenkt, dass Charlie dann auch fast bis zum Ende denkt, dass Kathleen das Opfer ist. Also insgesamt eine solide Episode, aber die, die bislang am leichtesten zu vergessen ist.

Episode #1.07 The Future of the Sport

Foto: Jack Alcott, Angel Desai & Natasha Lyonne, Poker Face - Copyright: 2022 Peacock TV LLC. All Rights Reserved.; Phillip Caruso/Peacock
Jack Alcott, Angel Desai & Natasha Lyonne, Poker Face
© 2022 Peacock TV LLC. All Rights Reserved.; Phillip Caruso/Peacock

Nach dem kleinen Durchhänger zuletzt hat in dieser Episode wieder mehr gestimmt, zumal sie es eben geschafft hat, ins Muster etwas Neues einzuflechten. Während wir also den gealterten Rennfahrer Kyle Owens (Tim Blake Nelson) kennenlernen, bei dem es offensichtlich scheint, dass er den jüngeren Konkurrenten Davis McDowell (Charles Melton) aus dem Weg schaffen will, zeigt sich am Ende doch, dass alles ganz anders war. Mit dem Riverdale-Star Melton ist aber auch wirklich jemand gecastet worden, der den neuen Superstar der Szene in seinem Charme und seiner vermeintlichen Bescheidenheit sehr gut zu verkörpern weiß. Es geht uns als Zuschauer*innen da wohl nicht alleine so, denn auch Charlie wird eingewickelt. Nicht restlos, aber zumindest so sehr, dass sie sich ihm anschließt, als er sein Auto untersuchen will, nachdem Katy Owens (Jasmine Aiyana Garvin) in diesem schwer verunglückt ist. Das ist auch das Spannende an Davis. Nachdem er weiß, dass Charlie der Lügendetektor ist, arbeitet er offensiv damit. Er nutzt die Wahrheit für sich, um nicht lügen zu müssen und das, was er weiß und was er für seine Interessen genutzt hat, das kann so unter den Tisch fallen. Blöd nur, dass Charlie ein Gespräch zwischen Davis und einem Jungen belauscht, sonst wäre ihr Bullshit-Radar vielleicht gar nicht angesprungen. Über den Staffelverlauf hinweg fällt mir auch deutlich auf, dass ich dann besonders unterhalten werden, wenn Charlie auf einen ähnlichen klugen Kopf trifft, so dass es wie eine Auseinandersetzung auf Augenhöhe wirkt. Ich glaube auch, dass Davis am Ende nur sein hitziges Temperament zu Fall gebracht hat. Denn sein Intellekt war schon clever genug. Und es war ungünstig, dass Charlie so eine gute Schülerin ist und sein gewagtes Fahrmanöver gegen ihn verwendet, denn mit seinem trägen Abschleppwagen kommt er da nicht so schnell hinterher. Am Ende hat mir eben auch gefallen, dass Davis vielleicht nicht die gesetzliche Strafe einholt, aber Charlie hat sich in seinen Kopf mit Selbstzweifeln eingenistet. Das ist wahrscheinlich sogar das, was ihm viel mehr zusetzt, als sich irgendwo verantworten zu müssen, denn da würde Davis ja wieder sein Charme helfen. In dem Sinne eine klug inszenierte Episode, die ich sehr rund fand.

Episode #1.08 Das Orpheus-Syndrom

Foto: Luis Guzmán & Natasha Lyonne, Poker Face - Copyright: 2022 Peacock TV LLC. All Rights Reserved.; Karolina Wojtasik/Peacock
Luis Guzmán & Natasha Lyonne, Poker Face
© 2022 Peacock TV LLC. All Rights Reserved.; Karolina Wojtasik/Peacock

Gemäß dem Titel erinnerte diese Episode wirklich an eine griechische Tragödie. Ich fand sie sehr bedrückend, denn wie Laura (Cherry Jones) nach und nach alle aus dem Weg geräumt hat, wenn man gerade in den Kern der Figur vorgedrungen war, das hat schon gesessen. Besonders deutlich war das sicherlich bei Arthur (Nick Nolte), der wie Orpheus gerne in die Unterwelt wollte, um dort seine Schuldgefühle bezüglich der toten Lily (Rowan Blanchard) zu verarbeiten. Die Sympathien für seinen Charakter waren sicherlich auch schnell da, weil er zu Charlie so eine enge Beziehung geknüpft hat. Deswegen war es auch für sie so erschreckend, als sie ihn tot gefunden hat und auch nicht bleiben konnte, ohne ihre Identität dafür hätte preisgeben zu müssen. Laura ist letztlich wie die Medusa-Skulptur gewesen, die Arthur angefertigt hat. Sie wusste mit ihrer Art, die Menschen einzuwickeln und in ihre Falle zu locken. Die Medusa-Figur wird in der Forschung viel beleuchtet, da sie in einer Weiterentwicklung durch Ovid als von Poseidon vergewaltigt gilt und deswegen zur Rachefigur wird. Auch Laura wird so ein Motiv zugewiesen, dass sie eben unbedingt die Firma LAM retten wollte, doch selbst wenn sie Arthur und Max (Tim Russ) damit auch etwas Gutes tun wollte, es stellt sich die Frage, wie lange man Straftaten wirklich rechtfertigen kann. Ohne Frage war Laura aber wirklich beeindruckend gespielt, zumal sie schließlich von ihren Schuldgefühlen auch eingeholt wird und ihr 'gerechtes' Ende findet. Hut ab für diese Episode, die eben nicht nur viel mit Figuren und Geschichten aus der griechischen Mythologie gespielt hat, sondern stilistisch wirklich einer Tragödie ähnelte. Für mich war die Episode nur etwas zu lang geraten, was auch an der Stimmung gelegen haben mag. Denn der Humor war dieses Mal sehr runtergefahren.

Episode #1.09 Escape from Shit Mountain

Foto: Joseph Gordon Levitt & David Castaneda, Poker Face - Copyright: 2022 Peacock TV LLC. All Rights Reserved.; Phillip Caruso/Peacock
Joseph Gordon Levitt & David Castaneda, Poker Face
© 2022 Peacock TV LLC. All Rights Reserved.; Phillip Caruso/Peacock

Wir gehen langsam auf den Showdown der Staffel zu und man merkt es dieser Episode an, da Charlie buchstäblich zweimal von den Toten auferstehen muss. Es ist immer wieder herrlich, wie sie das letzte Wort hat, selbst wenn man eigentlich schon längst denkt, dass es nun doch wirklich kein Zurück mehr geben dürfte. Die Episode beginnt jedoch damit, dass Charlie auf ihrem Flucht-Roadtrip in den Bergen ankommt, was ihr gewaltig auf den Zeiger geht, denn vor sie sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht. Ausgerechnet dort lässt sie sich aber auf eine feurige Romanze ein, was sie verhältnismäßig lange an einen Ort bindet, bis auf einmal der Winter einkehrt und auch die Affäre mit einem Schwall Eiswürfel ausgetreten wurde. Während sonst immer klar war, dass Charlie irgendwie schon vor Ort ist, wenn sich der Mord/oder sonstige Straftat ereignet, hatte ich nicht damit gerechnet, dass sie wirklich diejenige war, die Trey (Joseph Gordon-Levitt) erwischt hat. Weil sie wurde wirklich begraben, unter der Erde, das konnte doch nicht Charlie sein! War sie eben doch, denn wie eine Katze scheint sie sieben Leben zu haben. Und so kracht mit der Kleptomanin Morty (Stephanie Hsu) mitten in die gefährliche Dynamik zwischen Trey und seinem Kumpel Jimmy (David Castañeda). Dass Gordon-Levitt auch fies kann, das ist bereits bekannt, aber Castañeda kann das eben auch, weswegen ich länger gerätselt habe, wie genau die Dynamik zwischen den beiden Männern aussieht. Jimmy wirkte wie das Opfer der Beziehung, weil er von Trey immer ausgenutzt wird, aber es hätte ja dennoch sein können, dass er eigentlich die dunklere Seite hat. Das hat es natürlich auch so spannend gemacht, gerade als sich auch die Duos Morty/Trey und Charlie/Jimmy gebildet haben. Bei Morty fand ich es schade, dass sie doch so naiv ihr Leben verloren hat. Sie war Badass, da gab es nie einen Zweifel dran und wie sie den Mordfall aufgeklärt hat, Respekt. Sich dann aber wieder so stupide von Trey austricksen zu lassen? Hmm… Es hat natürlich für die Story gepasst, denn während Morty mit Charlies Geldbörse und damit auch Identität ihr Ende findet, wird Charlie selbst zu Jane Doe. Es war schon lustig, wie extrem sie sich gefreut hat, als das in ihr eingesickert ist. Hat man sich jemals schon jemanden so freuen sehen, eine unbekannte Person zu sein? Nur blöd, dass Cliff das Spielchen schon durchschaut hat…

Episode #1.10 Der Haken

Foto: Natasha Lyonne, Poker Face - Copyright: 2022 Peacock TV LLC. All Rights Reserved.
Natasha Lyonne, Poker Face
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Das Staffelfinale steht an und es war einem Finale wirklich würdig. Zum einen, weil die meisten Überraschungen geboten wurden. Zum anderen weil es die Episode war, die völlig losgelöst von einem Muster funktioniert hat und deswegen auch sehr persönlich wurde, speziell für Charlie. Letztlich finde ich aber, dass es die Folge von Cliff ist. Während ich ihn anfangs für einen Spielball der Frosts hielt (was er im Grunde auch war, bis es ihm eben zu bunt wurde), entwickelt er hier ein ganz eigenes Profil. Es ist wirklich absurd, wenn man sich vor Augen führt, dass er über ein Jahr (!!!) Charlie verfolgt hat und sie ihm immer so gerade eben noch entwischen konnte. Ja, da habe sogar ich Mitleid mit Cliff bekommen, denn im Gegensatz zu Charlie hatte er währenddessen nicht noch Mordfälle zu lösen, war also alles etwas langweiliger. Und irgendwo in diesem Jahr hat er beschlossen, dass er sein eigener Boss wird. Ich fand es an der Stelle auch gut, dass es nicht nur ein naives Vorhaben war, sondern dass er sich wirklich als clever und vorausschauend entpuppt hat. Als er Charlie nach ihrer zweimonatigen Reha abfängt und mit nach Atlantic City nimmt, war augenscheinlich, wie geschickt er mit ihr kommuniziert hat, damit ihr Bullshit-Radar nicht anspringen konnte. Er hat es wirklich begriffen und daher Charlie erst auf seine Spur gebracht, als es schon zu spät war. Ebenso überraschend war aber Sterling Frost Senior (Ron Perlman), den man akustisch zum Staffelauftakt kennengelernt hat und der alleine über seine Stimme eine Präsenz ausgestrahlt hat, die wirklich Angst einflößend war. Nun also mit Charlie gemeinsam zu lernen, dass sie völlig umsonst über ein Jahr auf der Flucht war, weil der gute Mann seinen Sohn durchschaut hat und ehrliche Fürsorge für sie hat, das war schon heftig. Aber eine gute Wendung, dass diese böse Präsenz ein so gutes Herz hat (nur Cliff gegenüber nicht…). Dann lernen wir auch Emily (Clea DuVall), die Schwester von Charlie, kennen und auch wenn es nur Andeutungen waren (und man hier noch viel mehr rausholen kann), ist schon zu erahnen, wie viel Charlie kaputt gemacht hat. Denn wir haben sie ein Jahr lang erlebt und wissen, dass sie ein gutes Herz hat, was muss sie also alles getan haben, dass Emily das für sich und ihre Tochter Shasta (Willa Dunn) nicht sehen kann? Eine tolle Rückkehr war auch Luca, der dank Charlie seinen Aufstieg geschafft hat. Bei ihm könnte ich mir gut vorstellen, dass er auch in der zweiten Staffel eine Rolle spielt. Zwar hat Charlie wieder einen Job bei ihm ausgeschlagen, aber so einen FBI-Agenten an der Hand zu haben, der einem wohlgesonnen ist, da gibt es Schlimmeres. Richtige Bekanntschaft werden wir wohl auch mit Beatrix Hasp (Rhea Perlman) machen, die bislang auch nur eine ominöse Stimme ist und quasi die neue Sterling Frost ist. Ich bin noch etwas skeptisch, ob es so clever ist, eine so ähnliche Ausgangssituation zu schaffen, dass sich Charlie jetzt wieder auf die Flucht begeben muss. Natürlich ist es das Beste, um die Stilistik der Serie aufrecht erhalten zu können, aber nur die zweite Staffel selbst wird beweisen können, ob das nicht zu wiederholend wirkt. Insgesamt aber eine tolle erste Staffel mit vielen großartigen Gastdarstellern und einer glänzend aufgelegten Natasha Lyonne!

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#1.08 Das Orpheus-Syndrom
#1.09 Escape from Shit Mountain
#1.10 Der Haken

Lena Donth - myFanbase

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