Bewertung

Review: #6.10 Verkalkuliert

Foto: Seattle Firefighters - Copyright: Disney+
Seattle Firefighters
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Okay, sprechen wir von einem Lauf! Auch diesmal habe ich die neue Episode von "Seattle Firefighters - Die jungen Helden" mit einem wohligen Gefühl beendet. Alle Intentionen in der Folge hatten etwas und ich habe auch das Gefühl, dass das Tempo gerade genau richtig anzieht, damit niemand vom Entertainment-Zug abspringt.

Fangen wir mal mit der Liebe in der Luft an. Nun gab es also den ersten Kuss zwischen Andy Herrera und Eli Stern. Auch wenn ich bei ihm charakterlich noch gewisse Vorbehalte habe und mich manchmal frage, ob er nur gut mit Worten kann, aber ob dahinter auch was steckt, so bleibt für mich felsenfest, dass die Chemie einfach gigantisch ist. Deswegen hat diese kurze Szene zwischen ihnen mir hervorragend gefallen. Ich glaube auch, dass sie für Andy einen Zünder darstellt. Sie war wirklich zuletzt sehr harmoniebedürftig und wollte immer überall Frieden und Verständnis stiften. Aber… in gewissen Punkten muss eben auch auf den Tisch gehauen werden. Andy hat sich Respekt genug verschafft, den darf sie auch mal nutzen. Liebe in der Luft war diesmal auch wieder bei Maya Bishop und Carina DeLuca. Man merkt einfach, dass Danielle Savre und Stefania Spampinato sehr gut eingespielt sind, denn sie waren grandios zusammen und ich mochte auch die dargestellte Entwicklung. Es ist noch schwierig, aber gleichzeitig hat man speziell an Carina auch bemerkt, wie schwierig es auch ist, nur wütend zu sein. Deswegen war die schönste Szene natürlich, als Carina einfach der Kopf auf Mayas Schulter fällt. Das ist für sie Zuhause, sie kann sich gar nicht groß wehren. Bei Maya wiederum war es herzzerreißend, dass sie solche Sorge hatte, dass der Moment einmalig bleibt. Ich hoffe doch sehr, dass es ein wichtiger Durchbruch war. Klar ist aber auch, es muss noch wirklich geredet werden, denn Carina vermutet aus verletzten Gefühlen heraus noch zu viel, aber Maya hat ja wirklich an die Hand bekommen, was das Problem ist.

Von Maya geht es ganz natürlich zu Jack Gibson über. Es war schon lustig, die beiden in dieser Episode zusammen zu sehen und herrlich vom Drehbuch, die beiden Figuren sich selbst darüber lustig machen zu lassen. Nicht nur die Station 19-Familie wurde durch sie durch die Hölle geschickt, sondern wir Zuschauer*innen auch. Aber beide wirkten auf eine Art sehr losgelöst in dieser Episode und wenn ich an die bisherige Reise denke, soooo angenehm! Jack hat aber auch mit seiner biologischen Schwester Brooke zu tun. Ich bin froh, dass sich da jetzt was tut und ich fand auch die Andeutungen spannend, wie Brooke ihre Familienleben empfunden hat und auch noch empfindet. Sie hatte das, was Jack gerne gehabt hätte, glücklich war sie aber auch nicht. Natürlich eignet es sich für einen Vergleich nicht völlig, denn er ist missbraucht worden, bei Brooke gehe ich davon jetzt mal nicht aus. Dennoch finde ich es logisch, dass bei Jacks biologischer Familie unterschwellig etwas passiert ist, was vielleicht einer sensibleren Persönlichkeit wie Brooke sehr zugesetzt hat. Denn sie hat dementsprechend immer gemerkt, etwas stimmt nicht und es möglicherweise alles auf sich bezogen. Vielleicht sind sich Jack und Brooke auch wirklich die ähnlichsten; die Anzeichen wurden zuhauf verteilt. Nun wird eben spannend, wie sie es zusammen hinbekommen und wann der Rest nachgezogen wird. Da könnte es noch einige gewaltige Knalls geben. Sollte es aber jetzt so sensibel wie mit Brooke angegangen werden, dann trotz aller wahrscheinlichen Dramatik, ja gerne!

Bei Travis Montgomery sind wir ganz offensichtlich auch an einem Wendepunkt angekommen. Zuletzt war der Wahlkampf etwas runtergeschraubt und es gab auch schon länger keine direkte Konfrontation zwischen ihm und Michael Dixon (wobei wir ja nicht wissen, was er angesichts von Natasha Ross' Aktion vielleicht bringen wird). Auch diesmal war es inhaltlich etwas dünn, weil wir immer nur Zusammenschnitte von den Radiointerviews bekommen haben, was keine thematische Einordnung erlaubt hat. Der Schwerpunkt lag auch vielmehr darauf, dass Travis in den Umfragen erstmals Dixon überflügelt. Auch wenn das im Grunde das Ziel war, denn man kann den Gegenkandidaten schlecht aus dem Weg räumen, wenn man nicht irgendwann beliebter ist, aber es war ein klarer Realitätscheck für Travis. Er hat sich bislang immer in diese Kampagne reingehangen, er wollte ankommen, er wollte all das, was alle anderen Kandidaten auch wollen, nur eben eins nicht: tatsächlich Bürgermeister werden. Je realer das aber wird, desto weniger kann er den Gedanken verdrängen, dass er sich vielleicht doch in dem Amt wiederfindet. Ich habe wirklich noch gar keine Ahnung, wie "Seattle Firefighters" das auflösen will, denn umgekehrt wäre Dixon als Bürgermeister wirklich eine Katastrophe. Aber ich kann mir eben auch nicht vorstellen, dass Travis wirklich Bürgermeister wird. Man hat es ja auch an seiner Reaktion gesehen, als er nach dem stressigen Tag auf der Wache auftauchte, um dort jeden Moment aufzusaugen. Wenn er gewinnt, dann wird er einen geliebten Job nicht mehr ausführen können, das ist unmöglich. Da ich nicht denke, dass Travis so konzentriert über eine ganze Staffel hinweg rausgeschrieben wird, wird noch irgendetwas um die Ecke kommen und ich bin gespannt.

Das Hauptgewicht der Episode lag aber auf dem Simulationstraining, das den Konflikt mit Sean Beckett weiter zuspitzt. Nachdem es letztes Mal schon interessante Ansätze in Bezug auf die familiären Verbindungen gab, erfahren wir nun durch Lieutenant Cooper, der von Beckett ausgebildet wurde, was für ein toller Kerl er ist. Es war offensichtlich, dass Cooper das wirklich so meinte und man hat es ja auch im Umgang miteinander gemerkt. Zwar konnte ich Andy nicht wirklich zustimmen, dass Beckett losgelöster als sonst wirkte, weil seine Ansagen für die jeweiligen Simulationen wie ein Roboter runtergesprochen wirkten, so war es eine andere Nuance durch Coopers Perspektive. Was natürlich umso mehr die Frage aufwirft: was ist alles passiert? Warum ist Beckett nicht mehr der Mann, der sicherstellt, dass Cooper mit Sirenen rechtzeitig im Krankenhaus erscheint, um sein erstes Kind auf der Welt willkommen zu heißen? Auch wie er über Sarah sprach, war offensichtlich, dass er sie gut kennt und dass er dem Paar mit der Hochzeit das völlige Happyend gönnt. Natürlich ist mir bewusst, dass wir Ansätze dieses Verhaltens bei Beckett schon hautnah erlebt haben, wenn ich mich nur erinnere, wie er sich für Andy und die anderen eingesetzt hat, als sie gerade missbraucht worden war. Aber alles Gute ist sofort wieder von einer Maskerade überdeckt worden, die sich hinter Sexismus, Arroganz, Mobbing etc. versteckt hält. Das alles auf den Alkohol zu schieben, wäre mir zu billig, also muss dahinter mehr stecken.

Ich vermute, dass wir auf eine Zielgerade in Bezug auf Beckett einbiegen (also hoffe ich zumindest!), dass wir endlich Antworten bekommen. Klar ist aber auch, der Rückhalt innerhalb von Wache 19 bröckelt zusehends. Speziell in Robert Sullivan, der nach seiner anonymen Anklage nie mehr etwas in diese Richtung gewagt hat, und in Andy hatte er immer zwei Unterstützer, die noch die Stimmung hochgehalten haben. Aber eben diese beide mussten nun realisieren, dass sie einen rückfällig gewordenen Captain haben und unter seinem Befehl stehen. Ich verstehe auch, dass es mit der Überführung nicht einfacher geworden ist, denn die erste Maßnahme durch Natasha ging ja gehörig schief. Aber locker lassen wird nun niemand mehr, zumal eben Theo Ruiz wie eine tickende Zeitbombe im Hintergrund fungiert. Eine kleine Explosion gab es jetzt schon und ich fand es eine grandiose Wahl, dass bei dem Streitgespräch zwischen Beckett und Theo alle anwesend waren. Es ist nicht länger ein Disput unter einzelnen, sondern alle wissen Bescheid, alle sind ein Teil davon und alle spüren somit ein Päckchen der Verantwortung auf ihren Schultern. Theo mag am Ende nicht recht behalten, dass Beckett wirklich durch eine Fahrlässigkeit die Explosion herbeigeführt hat, aber es steht außer Frage, dass ihn betrunken bei echten Ansätzen unzumutbar ist. Mir tat Beckett schon leid, dass er Cooper letztlich verloren hat. Es wird auch bei ihm selbst eine Unsicherheit da sein, ob er vielleicht verantwortlich war, aber gerade deswegen sollte die Entscheidung, dass genug sein muss, aus ihm selbst heraus kommen. Denn wenn ihn der Tod eines recht wichtigen Menschen nicht umkehren lässt, was dann überhaupt?

Fazit

"Seattle Firefighters" bietet erneut eine Episode mit durchgehend guter Unterhaltung an. Ihr fehlen vielleicht in der Summe die Highlights, aber überall stimmt die Richtung, überall wurde das Tempo angezogen und zu kritisieren gab es da auch nicht viel. In dieser Verfassung hätte ich gerne täglich eine neue Folge zu bestaunen.

Lena Donth – myFanbase

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