Bewertung

Review: #6.09 Wer du wirklich bist

Foto: Seattle Firefighters - Copyright: Disney+
Seattle Firefighters
© Disney+

Nach der letzten wirklich starken Episode ist es erfreulich, dass auch die neue Folge mit einer ganz anderen Erzählart dennoch ebenfalls zu überzeugen weiß. Es sind nicht so herausstechende Highlights wie zuletzt, aber es sind schöne Richtungen zu erkennen, die die hoffnungsvolle Stimmung weiter hochhalten.

Nachdem in der vergangenen Woche Maya Bishop voll im Zentrum stand und dafür Carina DeLuca nicht zu sehen war, erleben wir diesmal ein praktisch umgekehrtes Bild, so dass sich die beiden Episoden in dieser speziellen Storyline wie zwei Seiten einer Medaille anfühlen. Jetzt erleben wir eben Carina und wie es ihr geht. Natürlich wird auch ihr Alltag im Krankenhaus von den Erlebnissen überschattet sein, aber speziell die geöffnete Klinik bei Wache 19 ist natürlich noch einmal eine andere Herausforderung, weil es eigentlich Mayas Hoheitsgebiet ist. Deswegen war es schön, dass ihre beiden Partner im Sinne der Klinik, Jack Gibson und Ben Warren, sie so freudig begrüßt haben, denn sie ist eben auch ein Teil der Familie und hat schon ihren Fußabdruck hinterlassen. Patientin Pam hat ihr auch sichtlich gut getan, denn sie war so entwaffnend ehrlich mit ihrer Schwärmerei, dass es Carina einfach gut getan haben muss. Auch wenn es natürlich erstmal nur die Äußerlichkeiten sind, die eine Rolle gespielt haben können, so ist in solch einer angespannten Situation alles an Bestätigung wohltuend. Wie ernst man das mit Pam jetzt aber nehmen muss, keine Ahnung, deswegen würde ich den Blick eher auf die finale Szene werfen, weil mir dieser Zwischenstand sehr sinnig erscheint. Maya will intensiv die Versöhnung vorantreiben, aber Carina ist noch nicht bereit dazu. Ich bin da voll bei ihr, sehe aber in ihrer Argumentation einen Knackpunkt, wo man sie vielleicht zu fassen bekommen kann. Denn sie hat Maya vorgeworfen, dass sie die Therapie vor allem für den Job gemacht hat. Ein aus Carinas Sicht sicherlich berechtigter Vorwurf, weil für Maya nahezu ein Jahr lang nur der wirklich wichtig zu sein schein. Carina war aber bei dem Gespräch mit Dr. Diane Lewis nicht dabei, wir als Zuschauer*innen aber schon und mein individueller Eindruck war doch deutlich, dass Maya mit ihren Gedanken nur bei ihrer Ehefrau war. Zwar war es ein Argument, dass sie nur mit Dianes Zustimmung in den Job zurückkehren darf, aber dennoch war es später kein Thema mehr, Carina aber dafür permanent. Das zeigt schon die richtige Gewichtung. Carina hat aber alles Recht, so vorsichtig zu sein, denn die Erlebnisse haben Spuren hinterlassen. Nach diesen beiden Episoden wäre es für mich jetzt der nächste logische Schritt, dass sie sich in Ruhe zusammensetzen und reden, damit beide wirklich auf einem aktuellen Stand sind und dann darf neu bewertet werden.

Jack und Bens Aufgabe war in dieser Episode nicht groß, sie waren ein wenig Ying und Yang in Bezug auf Carina und ihren Flirt. Ich fand es aber sinnig, dass vor allem Jack diese besorgte Gefühle hatte. Zum einen weil ihm Carina und Maya als Paar im vergangenen Jahr sehr ans Herz gewachsen sind, aber zum anderen auch wie er es konkret ausspricht, dass er sich von der Familie entfernt hat, auch weil er dachte, sie nicht zu verdienen. Jetzt ist er zurück und sieht am Himmel die Gewitterwolken brodeln. Seine Angst ist für mich gut nachvollziehen. Auch wenn es eher lustig inszeniert war, so hat sich dahinter doch mehr verborgen. Mich würde es daher auch nicht wundern, wenn Jack viel investieren wird, die Versöhnung herbeizuführen. Dann wird irgendwann auch spannend werden, ob er sich weiterhin als potenziellen Samenspender sieht, denn ich fand es schon schade, dass das wegen anderer Ausrichtung unter den Tisch fallen gelassen wurde.

Auch wenn ich Eli Stern, der Andy Herrera und Travis Montgomery auf dem Rettungswagen begleitet, ziemlich unsinnig fand, weil es für den Wahlkampf beispielsweise überhaupt keinen Mehrwert hatte, so finde ich es am Ende der Episode gut, dass ein Date in Aussicht steht. Ich fand es etwas anstrengend, dass es bislang nicht richtig vorwärtsgeht, aber das war jetzt ein größerer Schritt. Ich fand auch die Szene im Bad wieder sexuell sehr aufgeladen, was weiterhin für eine extrem gute Chemie spricht. Es wird sicherlich interessant, wie sich die Dynamik zwischen Eli und Andy ändert, wenn sie fernab der Wache sind und es nur um sie beide geht. Bislang ist es noch recht klar verteilt, weil Andy immer genervt tut, seine Aufmerksamkeit aber schon genießt, während er viel plappert (schon auch intelligent und überzeugend), aber deutlich mehr schwärmt als sie. Hier ist also viel drin und ich hoffe, dass es nicht gleich wieder ausgebremst wird. Dennoch darf der Wahlkampf an sich nicht vergessen werden, denn auch einen möglichen Rodeoritt von Travis hätte ich nicht uninteressant gefunden. Victoria "Vic" Hughes' Tanzeinlage dazu fand ich jedenfalls herrlich; es wird sowieso Zeit, dass sie mal wieder richtig singen darf, sie ist da einfach göttlich.

Überraschend positiv habe ich diesmal auch Sean Beckett wahrgenommen. Nachdem er gleich so auf Klinikpatient Vince reagiert hat, dachte ich erst, dass es an dem Alkoholiker lag, durch den er sich vielleicht ertappt fühlte. Oder ich hielt es auch für möglich, dass es tatsächlich eine direkte Verbindung gab, aber eben nicht verwandtschaftlich, sondern eher in dem Sinne, dass Vince hätte aufdecken können, dass Beckett gerade dem Alkohol zugedacht ist. Die verwandtschaftliche Beziehung war dementsprechend eine echte Überraschung. Ein wenig konnte man über die Beckett-Dynamik schon rauskriegen. Es sind vor allem wohl Männer, die gerne alles mit sich ausmachen und dadurch zunehmend vereinsamen. Kein Wunder, dass Beckett da das Abziehbildchen von Vince ist. Genauso logisch war es aber auch, dass er so besorgt um seinen Alkohol war und ihm die Vorhaltungen gemacht hat, an die er sich selbst genauso wenig hält. Es eben immer leichter an anderen das zu erkennen, was man an sich selbst nicht mag, als sich selbst mal in die Pflicht zu nehmen. Dementsprechend passte auch die Szene mit Robert Sullivan wieder, denn dieser hat Beckett immer noch nicht aufgegeben und er musste Vince und seinen Captain nur wenige Minuten miteinander agieren sehen und wusste genau Bescheid. Insgesamt würde ich also sagen, guter Ansatz bei Beckett, aber ich möchte dennoch nicht jede Episode damit enden, ihn trinken zu sehen. Ich denke, wir haben jetzt alle verstanden, dass er am Ende ist und Hilfe braucht.

Zuletzt haben wir noch den Handlungsbogen rund um Theo Ruiz und Vic. Den fand ich gleich aus mehreren Gründen sehr angenehm. Erstens ist es bislang die durchgängigste Storyline für Theo, der wirklich auf eigenen Beinen stehen darf. Zweitens wird eine Brandserie angedeutet, die einen sehr spannenden Hintergrund haben könnte, Thema Gentrifizierung. Drittens fand ich den Konflikt zwischen Theo und Vic sehr erwachsen gelöst. Er hat sich ihr gegenüber nicht angemessen verhalten, aber sie haben am Ende mit allen Punkten auf dem Tisch darüber diskutiert und sich wieder versöhnt. Das ist ungeheuer angenehm und bestärkt mich in den beiden als Paar. Ansonsten finde ich auch, dass Theos Verhalten in den Konflikt nachvollziehbar war. Es fiel der Begriff 'Code Switching', was ich aus meiner linguistischen Ausbildung sehr gut kenne. Dass dieses sprachliche Wechseln, um sich eine Situation anzupassen, auch auf das ganze Verhalten psychologisch übertragen werden kann, erscheint sinnig. Denn es war wirklich so, dass mit dem Betreten des Ladens von Tomás Silva Theo zu einem anderen Menschen wurde. Zumindest für uns als Zuschauer*innen, weil wir ihn nur innerhalb des CFDs kennen. In der letzten Folge war er noch sehr professionell bemüht, aber diesmal hat er einfach losgelassen. Mir war zwar das Machogehabe zwischendurch echt zuwider, aber bei Vic waren sie auch an der falschen Adresse. Deswegen erschien mir auch die Entschuldigung von Tomás am Ende ehrlich, weil er auch gemerkt hat, dass die beiden ebenbürtig sind. Theos kulturelle Herkunft wurde so deutlich in den Vordergrund gerückt und das finde ich gut, weil es die Latinx-Kultur so gut in den Vordergrund rückt, was mit Andy noch nicht so deutlich angegangen wurde. Es ergibt sich also ein rundes Bild mit neuen Seiten, mit Fehlverhalten, aber auch mit viel Reflexionsbewusstsein.

Fazit

Die Serie findet thematisch diesmal etwas andere Schwerpunkte und schließt speziell bei Carina DeLuca und Maya Bishop einen Kreis. Aber sie hat bietet auch für die Zukunft Gutes an, wobei ich besonders Sean Beckett und Theo Ruiz nennen will. Der Teppich ist also ausgerollt, dass es gut weitergehen kann.

Lena Donth – myFanbase

Die Serie "Seattle Firefighters - Die jungen Helden" ansehen:

myFanbase integriert in diesem Artikel Links zu Partnerprogrammen (bspw. Amazon, Apple TV, WOW, RTL+ oder Joyn). Kommt es nach dem Aufruf dieser Links zu qualifizierten Käufen der Produkte, erhält myFanbase eine Provision. Damit unterstützt ihr unsere redaktionelle Arbeit. Welche Cookies dabei gesetzt werden und welche Daten die jeweiligen Partner dabei verarbeiten, erfahrt ihr in unserer Datenschutzerklärung.


Vorherige Review:
#6.08 Ein sicherer Ort
Alle ReviewsNächste Review:
#6.10 Verkalkuliert

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier mit anderen Fans von "Seattle Firefighters" über die Folge #6.09 Wer du wirklich bist diskutieren.