Bewertung

Review: #5.14 Des Teufels Lohn

Wenn du glaubst, DEIN Beziehungsleben sei chaotisch, dann sieh dir diese Episode an und denk noch einmal darüber nach. Emma trifft auf Milah, der Mutter ihrer ersten großen Liebe Neal und gleichzeitig die Ex-Lebensgefährtin ihrer zweiten großen Liebe Captain Hook. Dann müssen sich Emma, Milah und deren Ex-Ehemann Mr. Gold, der sie getötet hat, auch noch an den Händen halten, um eine Barriere zu überwinden. Uuuuunangenehm.

Diese Folge weist einen außerordentlich hohen Anteil an bitterer Ironie auf. Das beginnt damit, dass Milah in der Unterwelt bzw. in "Underbooke", wie Regina diesen Ort treffend nennt, als Schülerlotsin für die Sicherheit von Kindern verantwortlich ist. Sie, die ihren eigenen Sohn im Stich gelassen hat und mit einem Piraten durchgebrannt ist. Im ersten Moment möchte man sagen: "Hades, du bist ein fieser Mistkerl, aber einer mit schwarzem Humor". Im nächsten Moment wird man nachdenklich und traurig, als uns Mr. Gold daran erinnert, dass diese Kinder tot sind und in der Unterwelt festsitzen. Wie sind diese armen Wichte gestorben und was belastet sie so, dass sie nicht weiterziehen können? Wer so jung stirbt, hat sicher eine Menge Unerledigtes im Gepäck, aber es kommen ja nicht alle Kinder in die Unterwelt. Also was hat es mit den Underbrooke-Kindern auf sich? Daraus allein könnte man eine eigene Serie machen, allerdings eine extrem düstere.

Milah hofft, dass sie dadurch, dass sie bei der Rettung von Hook hilft, Erlösung findet und zu ihrem Sohn in die bessere Welt kann, um ihn endlich wiederzusehen und um Vergebung zu bitten. Ehrlich gesagt bezweifle ich, dass das funktioniert hätte. Sicherlich sind die Spielregeln der Erlösung sehr komplex und individuell, aber den Ex-Geliebten, für den man den Sohn verlassen hat, zu retten, um zu dem Sohn in die bessere Welt zu können, erscheint mir auf gewisse Weise eigentlich auch wieder sehr selbstsüchtig. Milah dreht den Spieß einfach um - sie hat ihre Familie damals für Hook verlassen, nun will sie durch Hook zu ihrer Familie zurück -, aber es ist eben immer noch derselbe Spieß.

Die Rückblicke bestätigen noch einmal die Eindrücke, die wir früher schon von Milah gewonnen haben. Sie war unglücklich in der Ehe mit Rumpelstilzchen, der es an Abenteuerlust, Mut, Autorität und Charme vermissen ließ und als feiger Kriegsdeserteur verschrien war (zumindest die Sache mit dem Mangel an Abenteuerlust, Autorität und Charme hätte ihr aber schon vor der Hochzeit und vor seiner Flucht aus dem Krieg klar gewesen sein müssen). Milah fand ihr Leben langweilig, einengend und belastend. Dafür konnte Baelfire absolut nichts, aber er musste es ausbaden. Ich glaube Milah, dass sie das bereut, aber ich bin mir nicht sicher, ob sie die richtigen Schlüsse daraus gezogen hat. Vielleicht bekommt sie ja noch einmal eine Chance, denn es heißt ja "Fluss der verlorenen Seelen", nicht "Fluss, der absolut unmöglichen Wiederkehr".

Die größte Ironie spielt sich um Mr. Gold/Rumpelstilzchen ab. Eine seiner schockierendsten Eigenheiten, das Beanspruchen von Erstgeborenen, hat sich daraus entwickelt, dass er selbst einen solchen Deal eingegangen ist, allerdings mit seinem Zweitgeborenen. Dass ich so etwas erwartet habe, kann ich nicht behaupten. Hier sehen wir mal wieder eine Wendung der gelungenen Art. Rumpelstilzchen wollte damals, als Cora ihm ein gemeinsames Kind versprochen hat, den Deal aushebeln, indem er seinen Vertragspartner Fendrake umbrachte, aber in der Unterwelt existiert Fendrake noch und somit auch der Vertrag, der auf Hades überschrieben wurde.

In der letzten Szene dieser Folge sehen wir einen Mr. Gold, der sich plötzlich in der Rolle seiner früheren Opfer wiederfindet. Mr. Gold steht jetzt vor Hades, wie unzählige Menschen einst vor Rumpelstilzchen oder später Mr. Gold standen. Gold ist jetzt derjenige, der durch einen grausamen Deal, den er unter dem Zwang der Umstände eingegangen ist, an den Fäden eines mächtigen, gnadenlosen Puppenspielers hängt. Der Puppenspieler Hades will Mr. Gold ganz offensichtlich benutzen, um die Gäste aus Storybrooke langfristig zum Bleiben zu bewegen, allerdings ohne deren Gastgeschenk, das der Herrscher der Unterwelt überhaupt nicht in seinem Reich gebrauchen kann: Hoffnung.

Ich empfinde kein Mitleid mit Mr. Gold. Dieses Schiff ist schon weit über den Fluss der verlorenen Seelen bis zur Widerling-Insel abgefahren. Aktuell kenne ich keinen Seriencharakter, der zweite Chancen so mit Füßen tritt wie Mr. Gold und dermaßen verzweifelt an Macht festhält, dass er dafür wirklich alles andere fallen lässt. Dass er jetzt seine eigene Medizin kosten muss, könnte man locker verkraften, wären da nicht die eigentlichen Opfer: Belle und ihr ungeborenes Kind. Es hatte sich ja bereits durch die eher untypische Nach-Sex-Szene im Staffelhalbfinale angedeutet, dass Emilie de Ravins Schwangerschaft in die Serie eingebaut wird. Dies bewahrheitet sich nun.

Damit kehren wir zurück zur bitteren Ironie. Als Rumpelstilzchen damals den Deal abschloss, war er mit Milah verheiratet, mit der er sowieso niemals ein zweites Kind bekommen hätte, da sie ihn kaum mehr in ihrer Nähe ertragen konnte. Trotzdem war dieser Deal für Milah der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, oder auch einfach eine gute Entschuldigung, um sich endgültig von Rumpelstilzchen abzuwenden. Jahre später machte er Familienpläne mit Cora, die ihn damit aber nur austrickste. Coras falsche Versprechungen brachten ihn dazu, Fendrake zu töten, was wiederum zufolge hatte, dass Hades den Vertrag in die Finger bekommen konnte. Die Frau, die nun letztlich von dem Deal betroffen ist, will wirklich mit Rumpestilzchen/Mr. Gold zusammen sein, liebt ihn und hat ihm immer wieder vergeben. Diese neue Storyline hat eigentlich alles: sie ist überraschend, spannend, dramatisch, schockierend - schließlich geht es um ein ungeborenes, unschuldiges Leben – und führt vielleicht endgültig zum Fall von Mr. Gold, der dann bitte länger anhält und wirkliche Konsequenzen hat.

Apropos Konsequenzen. Hades wählt Snow (wir erinnern uns, dass Mary Margaret ja so nun genannt werden will), Emma und Regina dazu aus, anstelle der drei Seelen, die durch sie erlöst wurden, in der Unterwelt zu bleiben. Damit hat sich die Idee mit dem geteilten Herzen erst einmal erledigt. Liegt der Schlüssel zur Rettung unserer Helden jetzt wirklich in dieser seltsamen Geschichte von der lebendigen, aber zerbrochenen Zauberschreibfeder? Na ja.

In einer ganz kleinen Nebengeschichte findet Regina heraus, dass Daniel an dem besseren Ort ist. Hat eigentlich schon jemand nach Grahams Grab geguckt? Oder dem von Marian? Von Ruth? Ich interpretiere es vorläufig mal so, dass Daniel hier exemplarisch gezeigt wird und unsere Helden die Grabsteine aller ihre nächsten Verwandten und Freunde, die bereits aus dem Leben geschieden sind, absuchen. Die meisten, wenn nicht sogar alle, dürften erfolgreich weitergezogen sein.

Reginas Rettung des Pferdes und Rückgewinnung der Kontrolle ihrer magischen Kräfte in der Unterwelt, ist für mich die seltsamste Szene dieser ganzen Folge. Sie wirkt so zusammenhanglos. Plötzlich ist da ein Pferd, das verletzt am Boden liegt, Regina findet dies furchtbar und kann ihre Kräfte wieder benutzen. Haben Tiere auch unerledigte Dinge, die sie in der Unterwelt halten? Irgendwie fällt es mir schwer, diese Szene einzuordnen. Hat sie noch einen tieferen Sinn oder war sie jetzt ein (kitschiges) Mittel zum Zweck? Zum Glück war der Rest der Episode besser.

Maret Hosemann - myFanbase

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