Bewertung

Review: #1.03 Lege deine Wahrheit dar

Foto: Luna Blaise, Manifest - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Luna Blaise, Manifest
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Die dritte Episode drückt wieder mächtig aufs Tempo, weil in so ziemlich jeder Beziehung Fortschritte gemacht werden. Man wird als Zuschauer jetzt also voll vereinnahmt und hat immer mehr Lust auf die kommenden Episoden.

"I feel helpless enough as it is."

Ben möchte gerne etwas tun und den mysteriösen Begebenheiten rund um den Flug 828 auf den Grund gehen. Dafür braucht er seiner Schwester, weil diese quasi offiziell ermitteln kann und ihn mitnehmen soll. Natürlich interessiert sie besonders der Tod von Kelly, der Ende der letzten Episode ziemlich rüde der Garaus gemacht wurde. Die Ermittlungen waren jetzt nicht besonders spannend, aber die Richtung, die eingeschlagen wurde, ist durchaus interessant. Mit der Redewendung "Own your truth" wird hier deutlich gemacht, dass die Stimmen im Kopf wohl doch bestimmte Absichten haben. Nur welche? Ben stellt ja erst mal folgende, nachvollziehbare Frage: "What if this calling got her killed?" Das ist natürlich auch nur Spekulation, aber der Eindruck ist im Moment schon, dass diese Stimme bzw. Intuition gute Absichten hat, auch wenn die Wege verschlungen sind. Das schließt natürlich noch lange nicht aus, dass ein mögliches großes Ziel etwas ganz anderes ist. Mit guten Taten kann man auch erst mal Vertrauen schaffen. Der Fall löst sich schließlich auch so auf, dass Bens Spekulation wohl erst mal nicht zutrifft. Das war nicht unbedingt zu erwarten, aber von allen Dingen, die in dieser Episode vorangeschritten sind, war die Geschichte um den Mordfall für mich am wenigstens interessant, weil emotional letztlich kein wichtiger Charakter involviert wurde. Insofern hat die Geschichte nur deutlich gemacht, dass die Menschen vom Flug 828 alle irgendwie geführt werden. Wie, warum und vor allem wer in welcher Intensität sind alles noch offene Fragen, die aber Lust auf die nächsten Episoden machen. Und mit den Untersuchungen von Saanvi ging es an anderer Stelle auch diesbezüglich voran.

"It's the same marker Cal has."

Offenbar befindet sich im Körper der 828-Passagiere eine biologische Besonderheit, die nicht nur Saanvi neugierig macht sondern auch die Zuschauer. Hat der Zeitsprung zu einer Anomalie gesorgt, die vielleicht besondere Fähigkeiten (das Voraussehen der Zukunft zum Beispiel) ermöglichen? Oder hat man es hier mit ganz anderen Kräften zu tun, die Richtung Überwachung gehen? Das ist ebenfalls nur spekulativ, aber nach drei Episoden ist das schließlich auch die Absicht einer solchen Serie. Man wird mit kleinen Informationen gefüttert und kann mit diesen wenigen Puzzleteilen noch nicht absehen, welches große Bild sich ergibt. Die Motivation, schnell neue Teile zu erhalten, ist aber hoch. Es gefällt mir auch, dass man immer nur kleine Fortschritte macht, weil man so den Eindruck bekommt, dass man es hier mit einer durchgängigen und komplett durchdachten Geschichte zu tun hat, deren einzelne Fäden dann auch zusammen kommen. Auch fühlt es sich viel realistischer an, wenn man mit kleinen Neuigkeiten langsam voran kommt, statt in einer Episode plötzlich einen Part enorm voran zu bringen und den Rest zu vernachlässigen, obwohl dieser nicht schläft. Das verstärkt die Neugier nur noch mehr.

"You can't put yourself through that again."

Auf der emotionalen Ebene geht man wieder intensiv auf Michaela ein, die den Autounfall, bei der ihre Freundin Evie umkam, zu verarbeiten versucht. In den Rückblicken hat man zumindest erkennen können, dass sie richtig handeln wollte. Inwieweit sie aber wirklich schuldlos ist, wie Jared ihr nochmals eintrichterte, kann man noch nicht sagen. Da gibt es auch noch offene Fragen. Im Zuge des "Own your truth" scheint sich da aber auch noch etwas zu verbergen, was vielleicht noch nicht mal Michaela selbst versteht. Auch das bleibt spannend. Der Besuch bei der dementen Mutter von Evie war übrigens sehr tragisch und emotional toll in Szene gesetzt. Mir lief da ein Schauer den Rücken hinunter.

"You and me, it's us against the world."

Emotional wurde es auch bei den Stones Zuhause. Ben und Grace versuchen immer noch, ihre Ehe wieder in normale Bahnen zu bringen, was trotz Graces Entscheidung für Ben nicht einfach wird, wenn es sich für sie wie ein Betrug an ihrem neuen Freund anfühlt. Ben hat seinerseits damit zu kämpfen, dass er fünfeinhalb Jahre verpasst hat, in denen Grace nicht ausschließlich allein zurecht kommen konnte. Man merkt, dass es in ihm brodelt, er aber gleichzeitig auch vollstes Verständnis hat. Das wird uns auch noch eine ganze Weile beschäftigen.

Etwas einfacher haben es da die Kinder, weil diese schneller über ihren Schatten springen können. Cal trifft auch seinen besten Freund Kevin, der nun aber schon fünfeinhalb Jahre älter ist als er und inzwischen mit Olive zusammen ist. Das war jetzt ein bisschen sehr einfach, auch hier noch mal einen emotionalen Konflikt einzubauen, als wenn alle nur in einem Dorf wohnen und es keine anderen Menschen gäbe. Man muss fast froh sein, dass der Freund von Grace nicht auch noch der ehemals beste Freund von Ben ist. Auf der positiven Seite ist dafür aber die emotionale Szene zwischen Olive und Cal hängen geblieben, in der sie noch mal deutlich macht, dass zwischen den beiden trotz des Altersunterschiedes alles noch wie früher sein kann. Die Zwillingskonstellation macht mich weiterhin neugierig und insbesondere Olive gefällt mir als Charakter, selbstbewusst, bestimmt und zielstrebig.

Schnipsel

  • Ich hatte bisher gar nicht darauf geachtet, aber natürlich ist es bei der Serie eine gute Idee, kleine Symbole oder Codes zu verstecken. In dieser Episode war es recht offensichtlich und ich werde in Zukunft genauer darauf achten. Bei der Verfolgungsjagd in der Mall zeigte eine Uhr im Hintergrund zufällig gerade die Zeit 8:28 Uhr an. In den Kommentaren darf gerne gesammelt werden, wenn es noch mehr solche Kleinigkeiten gegeben hat.
  • Jared versucht Michaela den Rücken frei zu halten, wird aber von oberster Stelle dazu ermuntert, seine ehemalige Verlobte auflaufen zu lassen und nicht zu unterstützen. Natürlich wird ihm dabei auch gedroht, dass er seinen Job verlieren könnte. Der Klassiker. Von oben immer drohen, wenn man selbst denken sollte. Die Szene, in der er die Karte zerreißt, vermittelte ein Gefühl der Genugtuung. Michaela kann sich vorerst auf Jared verlassen.

Fazit

An vielen Stellen gibt es kleinere Fortschritte und die sind allesamt interessant, gut umgesetzt und machen neugierig. Das Tempo weiß dabei zu gefallen. Man nimmt sich Zeit fürs Emotionale, entwickelt alle Geschichten parallel schrittweise weiter und schafft so ein Gefühl von nachhaltigem Storytelling. Einzig fehlt noch ein "Oh mein Gott"-Moment, aber der darf auch noch ein paar Episoden auf sich warten lassen. Summa summarum 7/9, weil das Potenzial noch groß ist und die Geschichte um die Aufklärung des Mordfalles nicht so beeindrucken konnte.

Emil Groth - myFanbase

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