Bewertung

Review: #5.03 Der Quarterback

Foto: Lea Michele & Chris Colfer, Glee - Copyright: 2013 Fox Broadcasting Co.; Eddy Chen/FOX
Lea Michele & Chris Colfer, Glee
© 2013 Fox Broadcasting Co.; Eddy Chen/FOX

Es ist inzwischen fast drei Jahre her, dass Cory Monteith gestorben ist. In Episode #5.03 The Quarterback hat man sich zwangsweise auch damit auseinandersetzen müssen und seinen Charakter Finn Hudson verabschiedet. Das war dermaßen emotional, dass meine Autorenkollegin Alex nicht in der Lage war, eine Review zu verfassen. Und auch ich habe lange gebraucht, einen Kopf dafür zu finden, weil man sich ein erneutes Anschauen der Episode fast schon nicht antun wollte. Jetzt ist es aber endlich mal an der Zeit, diese Review-Lücke zu schließen, zumal es sich bei der Episode um eine der emotionalsten der gesamten Serien handelt, die von der ersten bis zur letzten Minute zu Tränen rührt.

"How do you measure a year?

Die Autoren haben eine ganz hervorragende Entscheidung getroffen, wie sie die Episode umsetzen wollen. Mit dem wunderbaren "Seasons of Love" setzen sie sofort einen emotionalen Einstieg, der die Beerdigung darstellt. Das geht sofort unter die Haut und ist insofern gut gewählt, weil man sich inhaltlich nun eben nicht mit der Beerdigung auseinander setzen muss, was für alle Beteiligten wahrscheinlich noch schwerer gewesen wäre, das noch mal zu erleben. Stattdessen widmen man sich fortan einen Monat nach der Beerdigung den verschiedenen Typen von Trauer, die jeder auf seine Weise durchlebt. Auch das ist insofern eine tolle Entscheidung gewesen, weil man schöne Erinnerungen und Trauer miteinander verbinden konnte und es den Darstellern eventuell auch ein wenig geholfen hat, mit der Realität außerhalb der Serie besser zurecht zu kommen.

"You have to keep on being a parent even if you don't have a child anymore."

Nachdem Mercedes gleich mit ihrem Song zu Tränen rührte, kam für mich der erste emotionale Höhepunkt, als Burt, Carole und Kurt das Zimmer von Finn aufräumen und von ihren Erinnerungen erzählen und einfach nur tiefe Trauer und Verzweiflung zum Ausdruck bringen. Schon Burts "I should have huged him more" war enorm bewegend, zumal dieser "Hätte ich doch"-Selbstvorwurf so oft existiert und die Hinterbliebenen auffrisst. Es nimmt doppelt mit, weil Burt sich ja als ganz hervorragender Vater etabliert hat und er sich jetzt an den wenigen Momenten aufreibt, an denen er vielleicht etwas überreagiert hat. Kurt schafft es dann auch sehr gut, seine Trauer zum Ausdruck zu bringen, aber das ist natürlich nichts im Vergleich zu Carole, die als Mutter natürlich in der stärksten Verbindung zu Finn steht und den krassesten Verlust zu verkraften hat. Ihre Worte gehen so unter die Haut, weil sie so viele Ängste von Eltern formuliert, die in der Vorstellung schon weh tun.

"You're a miserable cold-hearted bitch."

Auf ganz andere Weise verarbeitet Santana ihre Trauer und diese aggressive Art passt natürlich voll zu ihrem Charakter. Sie projiziert ihre Emotionen als Wut auf Sue, der es ebenfalls schwer fällt, das richtige Maß zu finden und die sich wie so oft in ihren Alltag mit ihren Beleidigungen flüchtet, nach Santanas Attacke (die selbst dann ihren Trauermoment hat und schön von Kurt getröstet wird) dann aber einsieht, dass Santana recht hatte und sie Finn nie so gewürdigt hatte, wie er es verdient hätte. Auch Jane Lynch schafft es hier wieder, aus ihre Rolle auszubrechen und ihren weichen Kern zu zeigen, ohne dabei unwirklich zu wirken. Auch das war emotional, auch wenn es nicht ganz so rührselig war. Aber das ist vollkommen in Ordnung, weil es dadurch um so glaubhafter ist und auch eine gewisse Abwechslung und für den Zuschauer fast schon Erholung darstellt.

"You don't have to be scared to have feelings."

Ebenfalls eher aggressiv aber vor allem vollkommen orientierungslos reagiert Puck, der nur eine völlige Leere fühlt und ohne seinen Freund nicht wirklich weiß, was er nun tun soll. Er ertrinkt seinen Kummer im Alkohol und versucht durch symbolische Aktionen seinen Kummer zu verarbeiten, indem er beispielsweise den Baum klaut und dann eben auch als Hauptverdächtiger gilt, sich die Jacke von Finn angeeignet zu haben. Sein Gespräch in der Umkleide mit Coach Beiste war auch intensiv, weil sie selbst auch leidet, aber versucht, für Puck da zu sein, der wirklich nur noch ein Häufchen elend ist. Es war schön, dass sich mit der Neupflanzung Perspektive ergeben hat und Beiste Puck somit helfen konnte.

"I think that I don't need brief counselling."

Eine sehr enge Bindung hat natürlich auch zwischen Will und Finn bestanden und bei Mr. Schue hat man auch eine Storyline gefunden, die passender kaum hätte sein können. Will versucht natürlich, die Kinder aufzufangen, ihnen zu helfen und für sie da zu sein und vergisst dabei sich selbst vollkommen. Er ignoriert seine eigene Trauer, behauptet, dass er irgendwie ganz gut zurecht käme und noch nicht mal geweint hätte. Auch das ist sehr nachvollziehbar und passt zu Will. Dass er es ist, der sich die Jacke genommen hat, war auch nicht so überraschend. Aber darum ging es letztlich auch nicht. Emma hatte den richtigen Eindruck und Will überkommt es (zum Glück) dann am Ende der Episode doch noch. Sein bitterliches Weinen ist noch mal so herzzerreißend, dass mir selbst jetzt beim Schreiben wieder ein paar Tränen in den Augen stehen. Für Will war Finn fast wie ein Sohn, er hat das Potenzial erkannt und auch wenn er sich in der letzten Staffel eine zeit lang sehr kindisch Finn gegenüber verhalten hat, so war doch immer klar, dass Will in Finn sich selbst gesehen hat. Dieser Verlust hat ihn sehr mitgenommen und das Rauslassen der Trauer, dieser unbeschreiblichen Emotionen war ebenfalls ein wichtiger Schritt für Will.

"I've had it all planned out."

Ebenfalls sehr intensiv war das Auftreten von Rachel bzw. Lea Michele. Diese hat ja sowohl in der Rolle als auch in der Realität ihren Freund verloren und dadurch noch mal mehr mit dem Ereignis zu kämpfen als alle anderen. Dass sie es geschafft hat, sich dieser Aufgabe zu stellen und ihre Emotionen vor der Kamera noch mal zur Schau zu stellen, ist wirklich krass. Allgemein ist die Episode ja so mitreißend gewesen, weil man letztlich wusste, dass hier alles echt ist und jede Träne gar keinen Knopfdruck bedurfte. Man kann also gar nicht anders als mitweinen, während man perfiderweise anderen bei ihrer Trauer zuschaut. Als Rachel ihren Song vorträgt, brechen erneut alle Dämme und auch beim Gespräch mit Will, das mit Finns Spruch sogar noch einen kleinen humoristischen Moment hatte, ist man einfach nur überwältigt von seinen eigenen Emotionen.

"He's dead and all we got left is gonna be his voice in our heads."

Diese Episode #5.03 The Quarterback hat auch drei Jahre nach der Erstausstrahlung nichts an Emotionalität verloren und gehört zu einer der ganz großen Episoden von "Glee", die auch deutlich macht, welche Kraft diese Geschichten haben und mit wie viel Sensibilität die Themen erzählt wurden. Danke dafür. Besser hätte man solch ein reales, tragisches Ereignis nicht verarbeiten können. Außerdem habe ich größten Respekt vor den Darstellern, die sich dieser Aufgabe gestellt haben und hier sicherlich gar nicht so viel spielen mussten. Man muss schon sehr weit weg vom Wasser gebaut sein, wenn einen diese Episode nicht zu Tränen gerührt hat. Bei der Erstausstrahlung habe ich damals fast durchgeheult und auch jetzt, drei Jahre später, geht es mir immer noch enorm nah, obwohl man den Menschen Cory Monteith selbst kaum kannte und der Charakter Finn letztlich fiktiv ist. Trotzdem findet man sich selbst in der Umsetzung wieder, bekommt das emotionale Innenleben der Charaktere (und Schauspieler) intensiv präsentiert und ist involviert von der ersten bis zur letzten Sekunde.

Emil Groth - myFanbase

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